Hallo, Freunde der 99 021!
Entspannt Euch wegen des Türschlosses. Das war nun sooo schwierig nicht. Selbst gebaut habe ich ja kaum etwas daran. Es sind Ätzteile aus 0,4 mm-Neusilber. Die sollten die meisten wohl abgesägt, abgekantet und eingelötet bekommen. Ich traue mich gar nicht, das zu sagen, ich hab's jedoch schon von Hand in 1:22,5 (zum Beispiel an der "alten" Plastik-99 021) und ohne Gehäuse auch schon in H0 gebaut (dann aber mit viel dünnerem Draht

). Für die Türscharniere habe ich damals 0,8 mm-Rohr benutzt.
Jetzt habe ich jedoch für Euch eine echte
Sensation!
Ich habe eine noch existierende und
gut erhaltene Schwesterlok der 99 021 gefunden. Sie steht in Westspanien im Eisenbahnmuseum in Ponferrada (León) und war noch bis 1970 im Betrieb, nachdem sie 1920 gebraucht für 27.456,30 Peseten gekauft wurde.
Lasst Euch von den Unterschieden und Umbauten nicht täuschen. Es ist ganz sicher eine fast baugleiche Maschine mit kleineren Abweichungen. Sie wurde laut dem Museum 1903 mit der Fabriknummer 138 von Freudenstein & Co. gebaut (die 99 021 hat die Nummer 194 und ist Baujahr 1904).
Die Wiedergaberechte habe ich (noch) nicht. Hier jedoch ein Link zu einem
Foto der Nummer 22.
Danach ist es mir gleich noch geglückt, ein weiteres, noch viel besseres Foto der Lok in guter Auflösung von Frank Niepelt bei dem
Fotoportal Panoramio zu finden (und woanders drei weitere, nicht so dolle Fotos). Frank Niepelt gibt als Fabriknummer 188 an, was möglich wäre, das angebliche Baujahr 1908 jedoch nicht (weil Freudenstein da schon drei Jahre mit O&K fusioniert war).
Dass die Kohlenkastenverlängerungen angeflickt sind, ist gut zu erkennen. Vielleicht mussten deswegen die Wassereinfüllstutzen nach vorne versetzt werden. Die Form des (sehr großen) Dampfdom-Mantels entspricht noch der ursprünglichen Ausführung der 99 021 und ist auf der Typenskizze der G.O.E. auch so eingezeichnet. Der vordere Pufferbohlen-Vorbau samt dem Umlaufblech dürfte auch nachträglich angebaut sein. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die Rahmenwangen nicht gleich durchgegangen sein sollten.
Diese Fotos sind ein Geschenk des Himmels. Meine Vermutungen haben sich zwar weitgehend als richtig erwiesen, aber ein paar kleine Unterschiede gibt es bei den Originalteilen doch - gerade noch rechtzeitig, um sie zu berücksichtigen.
Ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich mein Spanisch auffrische, ein Wörterbuch einpacke und einen Billigflug buche... Bedenkt bitte, dass es bei dem von mir betriebenen Aufriss darauf kaum noch ankommt. In dem Museum stehen noch etliche andere wunderbare Exponate, wie ich unterdes weiß. Hier ein Link zu einer
360°-Ansicht der Haupthalle des alten Bahnhofs.
Wenn meine Annahme stimmt - und das dürfte sicher der Fall sein - ist der Fund spektakulär. Der Witz ist, dass es keine Lieferlisten von Freudenstein & Co. mehr gibt, darum konnte diese Maschine bisher nicht mit der 99 021 in Verbindung gebracht werden. Für mich ist besonders gut, dass die Bilder die Lok in neuen Perspektiven zeigen. So ist zum Beispiel bei Frank Niepelt die originale Wurfhebelbremse zu erkennen. Auch gut: Die Waschluke vor der Führerhaus-Stirnwand vorne auf 45°. Wenn man weiß, dass da eine ist, ist sie auch auf den Bellingrodt-Fotos zu erkennen.
Heute Abend werde ich erst einmal versuchen, mit dem Museum in Kontakt zu kommen, und natürlich hoffe ich, dass sich Frank Niepelt bei mir meldet. Drückt bitte die Daumen. Profifotografen wie er machen oft mehr Bilder, als sie zeigen. Mit dem Exponat könnte beispielsweise die Anordnung der Kesselarmaturen ohne Zweifel bestimmt werden. Ansonsten bin ich sehr zufrieden, wie genau ich die Details geschätzt oder abgemessen habe.
Begeisterte Grüße trotz Grippe,