Meine Lok: 99 021
Hallo!
Ein paar, die auch zwischen den Zeilen lesen, wissen es wohl schon, und andere haben danach gefragt. Ich werde nun allmählich mit dem Bau meiner ersten und wohl langfristig auch einzigen "guten" Lok beginnen, der 99 021 der Inselbahn Wangerooge. Mit der Inselbahn Wangerooge an sich habe ich's nicht so, aber die Lokomotive finde ich klasse - die und nur die soll's sein.
Ein nicht ganz so gutes Modell der Lok habe ich mir vor ein paar Jahren schon 'mal gebaut, auf Basis eines Toytrain®-Fahrgestells.

Das Modell entspricht aber gar nicht mehr meinen Vorstellungen und hat auch etliche Fehler. Daher habe ich unterdes fast zwei Jahre an einem Neubau herum geplant (und bin noch immer dabei). Fast 1.000 Teile sind schon konstruiert, ganz wenige schon gefertigt und rund 50% der zugekauften Standard-Teile im Haus. Vorsichtig geschätzt wird es der Winzling auf rund zwei- bis dreitausend Teile bringen (ohne Kleinkram wie Bolzen und Schrauben). "Winzling" deshalb, weil die Lok kaum größer ist als Marcos Feldbahn-"Anne". Die Kosten - ohne Eigenleistung - schätze ich 'mal vorsichtig auf gut 1.000,- Euro, das kann aber auch leicht mehr werden.
In diesem Thread möchte ich Euch teilhaben lassen an meinem Abenteuer. Ich lasse es gemächlich angehen, denn das wird harter Stoff. Ich vermute eine Bauzeit von mindestens zwei Jahren, es können aber auch leicht drei werden, zumal ich mich nur immer 'mal wieder so nebenher damit beschäftigen kann.
Das Vorbild
Leider ist die Quellenlage nicht sehr gut. Es gibt zwei sehr schöne Bellingrodt-Fotos (andernorts: Hermann Maey / Rudolf Klitscher, vgl. http://www.inselbahn.de/index.php?nav=1 ... n=portrait ), ein paar stark retuschierte Postkarten-Motive, eine widersprüchliche Geschichte und eine mäßige Typenskizze der GOE (Großherzoglich Oldenburgischen Staatsbahn). Gebaut wurde die Lok 1904 von den Stahlbahnwerken Freudenstein & Co. in Berlin-Tempelhof. Ein Teil der Quellen besagt, dass sie 1910 zur Inselbahn Wangerooge gekommen sei (als Gelegenheitskauf), ein anderer spricht vom Jahr 1904 selbst (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburgische_B ). Die Lok erhielt die Nr. 3 und soll sich sehr bewährt haben. Der Zweikuppler hat(te) eine außen liegende Allan'sche Steuerung, Räder mit neun Speichen und 800mm Durchmesser bei 1.300mm Achsstand, 300mm Hub und rund 11 Tonnen Dienstgewicht.
Nach 1920 (wahrscheinlich 1925, das ist plausibel) wurde die Lok zur DRG 99 021 umgezeichnet und ziemlich umgebaut - es gab einen neuen Dampfdom, eine Verkleidung der Dampfeinströmrohre und allerlei andere Änderungen. Bis zum Schluss fuhr diese Lok allenfalls mit einem Spitzenlicht (mangels Haltern unten) und - wahrscheinlich - einer Wurfhebelbremse. 1942 wurde sie nach Ochotschewska-Kolpny (Ukraine) an die Ostfront abgegeben, nachdem sie im RAW Bremen generalüberholt worden war. Damit verliert sich ihre Spur.
Alles in allem vertraue ich bei den Angaben eher unserem Forums-Mitglied Malte Werning, dem Profi für die deutschen Inselbahnen.
Die Lok hat ein paar auffallende Merkmale. Dazu gehören der hohe Kessel und das Führerhaus mit einer Grundfläche von rund 1,6 × 1,6m - das ist herzlich wenig und eher Feldbahn-typisch. Bei knapp 5m Länge dürfte sie zu den kleinsten Meterspur-Loks in Deutschland zählen. Nachgebaut werden soll die Reichsbahn (alt)-Version nach dem Umbau, also die zwischen ca. 1924 und 1942.
Grundsätzliches zum Modell
Das Modell soll elektrisch betrieben werden. Als Motor wird ein Faulhaber 2232 U 24SR verwendet. Der treibt über eine 2mm-Welle beide Achsen an. Die vordere Achse ist pendelnd und konzentrisch mit dieser Welle gelagert (Dreipunktlagerung). Am Ende der Welle wird eine abnehmbare Schwungmasse liegen, wie sie "Kolbenfresser" Roland heute freundlicher Weise gedreht hat. Die Achsen werden in Bundkugellagern laufen, die Schnecken-/Stirnrad-Kombinationen (eingängig, 25 Zähne, Stahl/Messing) gekapselt und mit Fettfüllung, das axiale Spiel wird über Gleitbuchsen aufgefangen.
Der Betrieb kann wahlweise analog oder digital erfolgen. Dafür dient eine Buchsen-Stiftleisten-Kombination, die eine völlige Entkoppelung der beiden Stromkreise ermöglicht (dazu später mehr). Als Decoder kommt Zimo MX64H zum Einsatz, für den Sound DIETZ microXS mit einem Lautsprecher DLS-EM (stehend nach vorne in der Feuerbüchse). Übrigens war und ist die Kabelführung bei der Konstruktion mein größtes Problem.
Die Stromabnahme wird (wahrscheinlich) je zweimal je Rad erfolgen (Radnabe mit Teller-Schleifer über Kontaktdraht zum ringisolierten Radreifen und Schleifer an der Innenseite der Spurkränze). Dazu gibt's am Ende der Sandfallrohre zwei Schienenschleifer (Steinigung erbeten, aber bitte erst gucken und probefahren und dann schimpfen).
Mangels Platz wird der Decoder nur über 4.700µF gepuffert. Der 6V-Festspannungsregler 7806 für den Seuthe-Rauchgenerator Nr. 5 und die Lampen erhält 1.000µF/2.200µF (Eingang / Ausgang).
Einige Teile werden wassergestrahlt werden (insgesamt eine ziemlich große Fläche in 0,8 und 2,0mm), und es werden etliche Ätzbleche in verschiedenen Stärken benötigt. Was gerollt werden muss, soll in Messing, der Rest in Neusilber geätzt werden. Die meisten Steuerungsteile werden in Sandwich-Bauweise aus 0,5mm-Neusilber zusammen gelötet. Alleine diese 0,5mm-Teile sind derzeit 148.
Danksagung
Schon im Vorfeld haben sich etliche Buntbahner sehr um den Zwerg verdient gemacht. Ihnen möchte ich zunächst einmal herzlich danken. Alleine hätte ich da keine Chance, und ich bin auf die Hilfe angewiesen. Die Helfer werden jeweils noch namentlich genannt - an passender Stelle.
Hinweise zur Planung
So mancher mag jetzt zu Recht sagen, der Mann hat einen Knall - warum investiert er so einen Aufriss in so einen Exoten, statt ein gängiges Modell zu konstruieren? Die Antwort ist ganz einfach. Den unglaublichen Aufriss würde mir sowieso niemand auch nur anteilig bezahlen, also suche ich mir lieber etwas aus, was mir gut passt. Ich schätze 'mal vorsichtig, dass ich mit Planung und Vorarbeiten in den vergangenen zwei Jahren gut 1.000 Stunden verbracht habe. Die Sache ist also sowieso schon jenseits von Gut und Böse.
Ich habe seit 1984 schon etliche Zweikuppler gebaut - meist in H0, teils in N, teils in IIm - und möchte diesmal die gemachten Erfahrungen nutzen - und aus den gemachten Fehlern lernen.
Bevor es nun irgendwann so richtig los geht, füge ich noch ein digital verschlimmbessertes Vorbild-Foto ein (Quelle: http://www.inselbahn.de = Sammlung Malte Werning).

Ich werde mich bemühen, die Beiträge in diesem Thread ein wenig zu sortieren, aber das ist angesichts der Fülle an Infos nicht ganz einfach. Die Planungsdaten haben unterdes die 35MB-Grenze überschritten. Vielleicht ist es am pfiffigsten, wenn ich einfach fortlaufend vom Bau berichte.
Bearbeitet 2008-02-21: Link zu Inhaltsverzeichnis hinzugefügt.
Beste Grüße,