Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Gestern und heute hatte ich ein klein wenig Zeit und bin den Ratschlägen von Dampfrudi zum Thema "Lagerung und Unwucht" gefolgt. Davon kamen per Telefon gleich so viele und so geballt, dass ich kaum mit notieren hinterher gekommen bin. Herzlichen Dank dafür!

Zerdröseln wir die Problemchen 'mal in Teilbereiche: Lagerung und Unwucht. Hier erst einmal zur Lagerung.

Rudi hatte den Verdacht, dass einige meiner vier Lager für die Schneckenwelle nicht so den wahren Kooperationswillen zeigen bzw. die nötige Harmonie vermissen lassen ;-) . Sein Tipp war, mindestens das dritte Lager, eventuell sogar die beiden mittleren Lager außer Gefecht zu setzen. Ein anderer Tipp war, eine Art Hardy-Scheibe zwischen Motor und Schnecke zu setzen oder zumindest die Schneckenwelle von der Motorachse zu entkoppeln.

Der Tipp mit den mittleren Lagern erschien mir nicht so gefährlich, da die sehr harte 2mm-Stahlwelle auf rund 70mm dann "freilaufende" Länge nicht allzu viel Unfug treiben kann und die Schneckenwelle ja vorwiegend axial belastet wird (wofür die "offene" Hülse weiterhin sorgt). Ich hab's dann erst einmal mit zartfühlendem Aufreiben der Lager probiert (also Schnecke 'runter, aufreiben, versäubern, Schnecke aufkleben, warten, testen). Das war schon deutlich besser! Daher habe ich mutig noch einmal die hintere Schnecke abgenommen, die mittleren Lager so weit aufgerieben, dass die Welle garantiert nicht mehr anliegt :-) und die Schnecke wieder aufgeklebt. Während der Wartezeit habe ich gleich ein neues hinteres Lager angefertigt und eingelötet. Dann habe ich die Schwungmasse noch einmal um ein paar Hundertstel Millimeter abgedreht, um meine jüngsten Schleifspuren auszumerzen, und den ganzen Salat montiert.

Mit leichter nervlicher Anspannung wanderte dann die Hand zum Regler...

Und siehe da! Alles prima! Ohne Achsen ist bis 15 Volt am Motor "Ruhe im Blechkarton", danach gibt es hochfrequente und sehr niederwellige Unwuchten, die von der meinerseits verknorzten Schwungmasse kommen, aber deutlich weniger als vorher.

Neuer Versuch: Schwungmasse abbauen und wieder anbauen. Immer noch alles okay! Dabei müssen allerdings die zwei Klemmschrauben abwechselnd jeweils ein wenig mit gleichem Druck immer weiter angezogen werden.

Dritter Test: Hinterachse einbauen. Unbelastet: prima, alles leise, keine Störgeräusche. Mit Last, also Gewichtsdruck auf die Achse: Ein minimales "Schnarren" bei Vorwärtsfahrt, rückwärts nicht. Grübel... woran könnte das nun wieder liegen?

Also erstmal weiter: Vorderachse einbauen. Ohne Druck: Alles prima. Vorwärtsfahrt mit Druck: Ebenfalls alles bestens. Hinter- und Vorderachse bei Vorwärtsfahrt belastet: super. Nun zur Rückwärtsfahrt. Vorderachse unbelastet: Alles bestens. Vorderachse belastet: Ein übel schnarrendes Geräusch, das an eine Kreissäge erinnert und gemein laut ist :-( . Dieses Geräusch tritt auf, egal, woher die Last kommt, also auch, wenn einfach nur kräftig von der Seite her auf die Achsenden gedrückt wird.

Also: Achse gewendet, nochmal getestet: Genau das selbe Ergebnis: vorwärts leise, rückwärts höllisch laut. Zahnrad angeschaut, Schnecke angeschaut - nichts zu sehen. Spiel geprüft: stimmt auch unter Druck. Spiel vergrößert: Geräusch wird nicht anders.

Ich denke unterdes, dass die Ursache an einer Kombination aus zwei Faktoren liegt, also beispielsweise Druck der Schnecken-Zahnringe auf das Schneckenrad in Verbindung mit der Drehrichtung und dem nun "offenen" zweiten Lager. Druck auf den Dreipunktlagerungskäfig ergibt keinerlei Unterschied, alles bleibt im grünen Bereich. Der ist also unschuldig und seine Lagerung auch. Eine Alternative wäre noch, dass irgend etwas mit den GHW-Schneckenräder nicht stimmt. Das halte ich jedoch für nicht so wahrscheinlich, da das Phänomen auch bei gewendeter Achse auftritt.

Es kann natürlich sein, dass bei aufgesetzten Rädern nichts mehr oder weniger zu hören ist. Das tröstet mich aber nicht so recht, denn noch stimmt da etwas nicht im Getriebe.

Unter Last dreht der Antrieb aus 14 Volt unterdes noch gut eine Sekunde nach, bis er zum Stillstand kommt. Das entspricht ohne Steuerung und andere Hemmnisse etwas über 30 Zentimeter Auslauf. Ich denke, dass davon in der Praxis etwa 20 Zentimeter übrig bleiben werden.

Beste Grüße, wie Ihr seht, lasse ich mich nicht entmutigen -
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Ich schiebe Frust. Mit dem Getriebe wird das so noch nichts. Ich werde es noch einmal mit Schnecken und Schneckenrädern von Mädler probieren.

Wo Schatten ist, muss es auch irgendwo Licht geben. Eine überaus kräftige Leuchtquelle hat gestern Marco angezündet, als er mir diese Fotos geschickt hat. Das Licht zeigte sich bei mir sofort in Form glänzender Augen ;-) .

Bild
Bild: Marco alias "Flachschieber".

Mit dieser Vorrichtung hat Marco bei "aufgepratztem" Radstern in einer eigens angefertigten Form die Bohrungen für die Nietimitate der Radsterne gesetzt. Hier arbeitet sich gerade der Bohrer durch's "Fleisch".

Mit eingesetzten Nietköpfen sieht das so aus:

Bild
Bild: Marco alias "Flachschieber".

Ihr könnt Euch sicher denken, dass dieser Schnappschuss meine Stimmung bedeutend gehoben hat. An diesem Stern fehlen nur noch die Achsbohrung mit 4mm und die des Kurbel- bzw. Treibzapfens mit lächerlich kleinen 2mm.

Zum Vergleich empfehle ich noch einen Blick auf das Vorbildfoto beim ersten Posting dieses Threads - da sind zumindest sechs der Nietköpfe gut zu erkennen.

Aufgemunterte Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Kolbenfresser »

Hallo Thomas

Es ist nicht sehr erfreuflich , dass von dir zu hören. Sag uns doch bitte genauer wo das Problem liegt.


Viel Erfolg bei der Lösung deines Getriebeproblems.


Gruß

Roland
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Roland!

Welchen Teil meinst Du denn? Den mit den Radsternen finde ich sehr erfreulich, zum anderen möchte ich mich erst nach weiteren Versuchen äußern, bevor ich irgendwelche Vermutungen anstelle. Vielleicht bin ich nur zu ungeschickt.

Danke für die guten Wünsche!

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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KK
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von KK »

Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben:
Ich schiebe Frust. Mit dem Getriebe wird das so noch nichts. Ich werde es noch einmal mit Schnecken und Schneckenrädern von Mädler probieren.
.....
Ich will Dich ja nicht noch mehr frustrieren, aber ich denke, daß Du das Getriebe in dieser Konfiguration nicht völlig leise bekommst schon gar nicht in allen Drehzahlbereichen, weil:

:arrow: Der Motor am äußeren Ende sitzt
:arrow: Die starre Verbindung Motorwelle, Verlängerung über die Schnecke nie 100% rund laufen kann
:arrow: Die lange Welle Schwingungen verstärkt.

Das Hauptproblem werden gewisse Unwuchten im Motor sein. Diese machen sich beim normale Lauf des Motors nicht bemerkbar, da der Anker ja an beiden Enden gelagert ist. Und lediglich in dieser Konfiguration wird der Anker wenn überhaupt beim Hersteller gewuchtet. Da Du den Motor nun aber nur an der Stirnseite lagerst werden die Schwingungen, die vom hinteren Motorlager komme über den Hebelarm (hinteres Motorlagen bis vorderer Lagerschild) verstärkt. Das sind zum einen Schwingungen, die aus der Restunwucht des Ankers herrühren.

Die Schwungmasse an der gegenüberliegenden Seite macht die Sache auch nicht viel besser, da durch die Lange Welle die Schwingungen weiter verstärkt werden. Achtung! Aufgrund der langen Welle auch Drehschwingungen, die von leichten ungleichmäßigen Hemmungen in den Scheckengetrieben kommen.

Da Du ja an die Anordnung von Motor und Schwungmasse gebunden bist, würde ich versuchen den Antriebsstrang "Motor-1.Schnecke-Welle-2.Schnecke-Schwungmasse" schwingungstechnisch zu entkoppeln.

Dazu wäre es Ideal, wenn Du den Antriebsstrang mit einer elastischen Wellenkuplung zwischen den beiden Schnecken trennen könntest. Weiter würde ich versuchen die Schwungmasse beidseitig zu lagern.

Falls es geht würde ich den hinteren Mororschild auch noch zumindest mit einer Abstützung in zwei Richtungen mit dem Rahmen versehen.

Auf das Phänomen der durch eine Welle wnadernden Schwingungen bei automobilen Transachsengetrieben habe ich ja schon früher hingewiesen.
नमस्ते

Klaus

Member of the Association of 16mm Narrow Gauge Modellers

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Leo
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Leo »

Hallo Thomas, als alter Konstrukteur kann ich mich dem KK nur anschließen:
Den Motor von der Welle entkoppeln - z.B. mit einem aufgepressten Polyamid- Schlauch (Aquarium) und die Lager würde ich wegen der Dämpfung und guten Gleiteigenschaften aus POM machen. Eventuell die Schwungmasse auch mit einem Schlauchstück entkoppeln.
Gruß und viel Erfolg
Leo
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo,

vielen Dank für Eure Ratschläge! Dampfrudi hatte sich auch in diese Richtung geäußert.

Den Motor werde ich nicht von der vorderen Schnecke entkoppeln können, ganz einfach, weil der keine zwei Millimeter weiter nach vorne rutschen darf - da kommt dann nämlich schon die Innenwand der vorderen Pufferbohle.
KK hat geschrieben:Da Du den Motor nun aber nur an der Stirnseite lagerst...
Das ist vielleicht nicht deutlich sichtbar gewesen. Das Motorgehäuse ist vorne und fast ganz hinten am Gehäuse gelagert (in fast geschlossenen Ringen). Da rührt sich nach oben, unten, rechts oder links nichts. Der Motor ist vorne nicht fest geschraubt!

Bild

Die großen roten Punkte markieren die Bleche, die das Motorgehäuse (fast) ganz rund herum fixieren. Das Lager zwischen Motor und Schnecke dient innen vorwiegend zur Aufnahme axialer Kräfte - theoretisch könnte die Bohrung auch 2,5mm statt 2mm groß sein.
KK hat geschrieben:Dazu wäre es Ideal, wenn Du den Antriebsstrang mit einer elastischen Wellenkuplung zwischen den beiden Schnecken trennen könntest.
Da ließe sich etwas machen...
KK hat geschrieben:Weiter würde ich versuchen die Schwungmasse beidseitig zu lagern.
...und das wird schon schwieriger.

Warum läuft denn die hintere Achse schön leise in beide Richtungen, mit oder ohne Belastung, in egal welche Richtung, und die vordere (nur in einer Richtung und nur unter Last) nicht?

Ich werde da noch weiter probieren, habe im Augenblick aber reichlich anderes zu tun.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Kolbenfresser »

Hallo Thomas
Eine der zwei Stahlschnecken schlabberte auf der Motorwelle, die andere saß passabel.
Verwendest du immer noch diese Stahlschnecke?



Gruß

Roland
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Roland!

Derzeit ja, das ist die hintere bei der Schwungmasse - wo es ruhig läuft.

Ach so, hier gibt's noch 'was zu lachen. fido war vorhin bei mir und wollte sich die Geschichte natürlich auch einmal ansehen und anhören. Also Tischstrom und Licht eingeschaltet und den Regler aufgedreht.

Für etwa eine Sekunde standen wir völlig fasziniert vor dem Antrieb, bis mir einfiel, dass ich abends den Netzstecker vom Trafo gezogen hatte :P . Da die Räder ja noch nicht montiert sind und die Schwungmasse ziemlich rund ist, ist das gar nicht sooo erstaunlich, denn zu sehen gibt's von der Bewegung herzlich wenig :-) . fido war schon kurz davor "das ist doch erste Sahne" zu rufen. Zum Glück oder Pech wußte ich's ja besser ;-) .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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fido
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von fido »

theylmdl hat geschrieben:fido war schon kurz davor "das ist doch erste Sahne" zu rufen.
Hai Thomas,

erste Sahne ist Dein Fahrgestell auch mit dem aktuellen kernigen Dieselsound.

Mach doch einfach anstelle der Rauchkammertüre ein Lüftungsgitter hin und verlege den Kamin nach hinten, dann hast Du eine Diesellok und sparst noch den Sounddecoder...

:loldev:
:runningdog: Viele Grüße, fido
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