altern einer Ten Wheeler

Umbauten von Industriemodellen und Bausätze von Fahrzeugen

Moderator: Martin Ristau

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Wilde 13
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Re: altern einer Ten Wheeler

Beitrag von Wilde 13 »

Mikado hat geschrieben: Viel mehr versuche ich den Zustand im Betrieb einzufangen - gepflegt, aber im Gebrauch.
Hallo Mikado,

Lehmann hat das vor Jahren (auf Bestellung :roll: ) auch mal gekonnt.
Ein Beispiel sind die Wagen dieses Rügen-Zuges.

Gruß
Wilde 13

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Mikado
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Re: altern einer Ten Wheeler

Beitrag von Mikado »

Ist mir bekannt, dass die Lehmänner davon mehr Ahnung haben als man gewöhnlich annimmt.
Wilde 13 hat geschrieben:Lehmann hat das vor Jahren (auf Bestellung :roll: ) auch mal gekonnt.
Ich habe von Lehman sogar mal eine transparente Haftgrundierung bekommen zur dauerhaften Haftverbesserung von Gebrauchsspuren. Es ist nämlich ein grosser Unterschied, ob man solche Verwitterungen auf das von LGB verwendet Polycarbonat aufbringt oder ob man Polystyrol oder gar Metall als Untergrund hat.
Ich habe bisher von Dir gelesen was Höhne so macht, oder was die Lehmänner schon gemacht haben. Welche Technik wendest Du persönlich eigentlich zum Verwittern an? Arbeitest Du eher mit dem Pinsel oder mit der Airgun? Verwendest Du Pulver zur Verwitterung? Wie fixierst Du das ganze ohne Verlust der Brillianz und der tuchmatten Oberfläche? Das würde vielleicht nicht nur mich, sondern auch Mitleser interessieren.

Ich stelle immer wieder fest, dass Otto Normalverbraucher solche gezielt angebrachte Gebrauchsspuren leider nicht begreift. Derart gestaltet Fahrzeuge gehen z.B. bei Ebay weit unter ihrem Wert weg - zum Glück, denn so kommt man zu preiswertem Bastelmaterial.... Ich habe mich entschieden meine Bahn zu meiner Freude nach den Vorbildern zu gestalten und um den Sammlerwert schere ich mich nicht. Das soll mal das Problem meiner Erben sein.
Ich gehe deshalb sogar einen Schritt weiter und veredle LGB Serienmaterial zu Unikaten. Erkennst Du woraus meine Penelope entstanden ist? Hier ist nicht nur die Farbe die zur Verwitterung beiträgt, sondern auch die Details, die die Betriebsepoche reflektieren. So habe ich die Öler auf den Schiebekasten durch feine Schmierleitungen ersetzt und die fehlenden Zischhahn sowie deren Bedienstange habe ich nachgebaut. Die für ein US-Modell nun wirklich nicht passende LGB Kupplung habe ich durch masstäblich passende von Kadee ersetzt (überprüfung der Masse der Originalkupplung im Colorado Railroad Museum) und diesen Kupplungsköpfen Schlitz und Bolzen in die Klaue eingearbeitet, damit die historisch richtige Vorgänger Kupplung (Link&Pin) auch wirklich angekuppelt werden kann. Von Ozark habe ich filigrane Hahnräder besorgt und die angegossenen Scheiben mit Gussrippe von LGB ersetzt usw. Die Spuren von leichtem Steinschlag sollen am Wellblechdach die farblichen Gebrauchsspuren ergänzen. Im grossen Funkenfänger hatte ein leistungsstarker und langlebiger Bachmann Rauchgenerator Platz, welchen ich mit einem Rauchölreservoir ausgerüstet habe, so dass die Lok 45 Minuten ohne Nachfüllung kräftig raucht. Selbstverständlich habe ich dem Modell auch einen Sounddecoder von Soundtraxx verpasst. Der adäquate Sound beinhaltet Auspuff radsynchron, Pfeife in Echtzeit, also so lange man drückt flötet der Dreiklang und kein blosses immer gleiches Abspielen wie von ner Schallplatte, Glocke auch für Dauerbetrieb, Dampfzischen, Kupplungsgeschepper, mit dem Licht heult der Turbogenerator auf, umfangreiche Standgeräusche. Das war Ende 90iger Jahre Stand der Technik und man kann die Lok mit jedem NMRA konformen DCC bespielen. Die LGB MZS Technik habe ich damals links liegen lassen. Das DCC Kastrat war damals zu simpel in den Möglichkeiten, was sich heute doch ein Stück weit gebessert haben soll.
Die Verwitterung ist dann letztlich das i-Tüpfelchen.
Ich habe keine Vitrine. Meine Modelle fahren alle in den Garten. Deshalb ist auch das technische Tuning angesagt. Die Lok soll ja über das stromlose Plastikweichenherz hinweg fahren können. Die Schleppachse habe ich deshalb mit einem Metallrad ausgerüstet in das ich ein Kugellager eingebaut habe. So nimmt diese auch Strom auf.
Auf dem Edelstahlgeleise von Revalda fährt diese Lok nun im Schneckentempo über Weichenherzen.
Gruss
Heinz
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Von welchem Lehmann Modell stammt dieses Unikat wohl ab. Hier ist sie im Miningyard meiner US Freilandanlage unterwegs.
Von welchem Lehmann Modell stammt dieses Unikat wohl ab. Hier ist sie im Miningyard meiner US Freilandanlage unterwegs.
Eine Veredelung beinhaltet nicht nur die Verwitterung, die Detaillierung, oder die Epocheprägung, sondern auch technische Details, wie die Schleppachse mit Kugellager zur Stromaufnahme auszurüsten!
Eine Veredelung beinhaltet nicht nur die Verwitterung, die Detaillierung, oder die Epocheprägung, sondern auch technische Details, wie die Schleppachse mit Kugellager zur Stromaufnahme auszurüsten!
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Wilde 13
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Re: altern einer Ten Wheeler

Beitrag von Wilde 13 »

Hallo Heinz,

alle Achtung, das ist ja eine eindrucksvolle Beschreibung Deiner Modellbahner-Tätigkeit :roll:
Mikado hat geschrieben:Welche Technik wendest Du persönlich eigentlich zum Verwittern an?
Hmm, ehrlich gesagt mache ich so etwas nicht eigenhändig 8) . Meine Schwerpunkte liegen eher auf anderen Gebieten :D .

Zu Deiner "Penelope": ich schätze mal, das war eine LGB-Chloe, die amerikanische Variante des LGBchens.

Gruß
Wilde 13
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baumschulbahner
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Re: altern einer Ten Wheeler

Beitrag von baumschulbahner »

Hallo Heinz,
Wunderschön, dein Chloe/Olomana Umbau!!
Wenn du schon von Vorbildtreue schreibst, würde ich das Modell aber zumindest dem Sound anpassen, oder wie kriegst du den dreiklang aus deiner Lunkenheimer-Einklangpfeife? 8)

Ungeachtet einiger details betrachte ich Bilder deiner Loks immer sehr gern und ausdauernd, ich finde immer wieder neue "specials".

By the way: Wo kriegt man eigentlich gute Modell-Pfeifen? Ich suche schon länger nach Mehrklangpfeifen, gefunden habe ich bisher nichts..

Viele Grüsse nach Nord-Westen,
Urias
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Mikado
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Re: altern einer Ten Wheeler

Beitrag von Mikado »

Hallo Urias,
Du hast recht mit den Pfeifen. Der untere Anschnitt, das Labium, ist bei keiner dieser Modell-Pfeifen wirklich sauber dargestellt. Die Amerikaner kennen keinen Herrn Lukenheimer. Die Pfeife auf der Penelope heisst im Ozark Katalog "Domed Steam Whistle". Von Ozark gibt es auch noch eine die oben flach ist. Es ist äusserst schwierig wirklich gute Zurüstteile zu bekommen. Nun mag man annehmen, dass diese Pfeifen einstimmig sind. Dann bitte ich Dich meine angefügten Bilder aus dem Colorado Railroad Museum genau anzuschauen. Solche Pfeifen auf einem Modell würde man als einstimmig deuten und siehe da, es sind dreistimmige! Aus den Bildern kannst Du auch gleich die Abmessungen entnehmen. ein solches Teil kannst Du sehr einfach auf der Drehmaschine selber herstellen.
Ein Juwel von Pfeife findest Du im Zurüstteile Katalog von Precision Scale. Da gibt es für die Rio Grande Mikados die Fünfstimmige, welche aus einem Stück gegossen und je nach Tonhöhe der einzelnen Kammern unterschiedlich hoch ist. Frage doch mal beim train.li Stephan Flück nach. Er hat mich mal angesprochen, dass er plane von diesem Anbieter ein Sortiment zu führen. Wenn er nicht helfen kann, dann lass es Dir von Caboose Hobbies in Denver schicken. Die haben eine 20 Meter lange Wand mit Tütchen neben Tütchen, alles Zurüstteile. Wenn man sowas das erste mal sieht verfällt man fast in einen Einkaufrausch... grins
Nun möchte ich den weit gespannten Bogen wieder etwas schliessen und zur Tread begründenden Ten Wheeler zurück kehren. Eine der Ten Wheeler die dem Bachmann Modell auch Pate stand, war die Nummer 20 der Rio Grande Southern. Ursprünglich wurde sie für die Florence & Cripple Creek gebaut. Doch nach der zweiten Überflutung des Phantom Canyon wurde alles abgebaut und die Loks kamen zur RGS. Der Canyon trägt seinen Namen zurecht, so jedenfalls erschien es mir, als ich mit dem Offroader die alte Trasse hinunter fuhr. Ich habe unten eine Foto mit der Dampfdomkuppe, mitsamt Popvalves und Pfeife angefügt. Daraus sieht man, dass jetzt eindeutig eine einstimmige Pfeife auf der Lok ist.
Die Lok hat übrigens neue Besitzer bekommen und erste Kontakte mit der Lokschmiede in Strassburg USA laufen um einen Rebirth der Lok zu starten. Sie war unter anderm auch ein Moviestar, bunt bemalt als "Emma Sweany" im Wester "A Ticket to Tomahawk" in dem auch Marilyn Monroe ihre erste Rolle fand.

Hilft das etwas weiter?
Gruss
Heinz
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Dreistimmige zylindrische Pfeife
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Dreistimmige zylindrische Pfeife
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