Der "Barmer Wagen", ein BC4i, wie ihn LGB® seit den Anfängen anbietet, hat mir immer schon ausnehmend gut gefallen. Wie auf dem "Verglichen und gemessen"-Brett schon aufgezeigt wurde ( phpBB2/viewtopic.php?t=1682&start=20 ), hat das Nürnberger Modell eigentlich nur zwei Fehler: Der Fahrwerksrahmen liegt zu hoch, damit die Drehgestelle weit genug ausschwenken können, und eben die Drehgestelle sind viel zu breit.
Ich habe dennoch beschlossen, mir einen solchen Wagen komplett selbst zu bauen. Die Gründe dafür werden hoffentlich während der Berichte klar. Max 25Kmh hat ja die Latte mit seinem "Liblarer Wagen", der aus einem "Barmer" der früheren Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn umgebaut wurde, schon ziemlich hoch gelegt. Seine Fenster sind zu öffnen und die Bremse funktional. Das will erst einmal nachgeturnt sein

Über den Bau werde ich hier im BBF gleichzeitig berichten. Die Entwicklung neuer Personenwagen-Drehgestelle mit 1.200mm Radstand ist schon ziemlich weit gediehen, sobald es etwas zu zeigen gibt, stelle ich sie hier vor. Für Sensationsgierige: Zwei Drehgestelle, eines davon gebremst, werden aus 240 Ätzblechen, 40 Federblättern, 16 Gußteilen, 252 Nieten, 4 Dreh- und 4 Frästeilen sowie Draht und Kleinmaterial bestehen.
Als Anhang an dieses Posting findet sich eine Skizze, wie der Wagen wohl ausgesehen haben mag. Rot eingetragene Maße sind geschätzt oder von dem LGB®-Modell abgenommen. 10 Bildpunkte entsprechen 4mm im Modell und 1 Bildpunkt 9mm beim Vorbild.
Die Fenster
Es mag ein bißchen ulkig klingen, aber den Bau habe ich mit den Seitenfenstern begonnen. Das hat seinen guten Grund: Die werden nämlich zu Testzwecken beim Bau der Seitenwände benötigt. Der Aufbau der Seitenwände und Fensterführungen ist ein bißchen kompliziert. Diese Skizze soll ein wenig Licht in den Wirrwarr bringen:

Die linken zwei Skizzen zeigen unterbrochene Längsschnitte durch die Seitenwand, die anderen drei Schnitte von oben gesehen. Diesmal entsprechen 10 Bildpunkte einem Millimeter im Modell.
Die Fenstergläser wurden aus Vivak® mit (offiziell) 0,5mm Stärke geschnitzt. Aber ach und weh, das hat in Wirklichkeit gut 0,6mm. Auch die 0,5mm-Polystyrol-Streifen für die Rahmen (immerhin 128!) wollten nicht so recht 0,5mm dick sein. Alles in allem ergab sich eine Sandwich-Stärke von fast 1,7mm für "Glas" und Rahmen. Es sollten aber - wegen der sechs Farbschichten (jeweils Farbe und Klarlack auf Rahmen und Führung) höchstens 1,4mm sein. Also hieß es fröhlich planschleifen, was auf 280er Korundschleifpapier geschah.

Hier seht Ihr das Material und Werkzeug. Die Polystyrol-Leistchen müssen an den inneren Kanten vorgestrichen werden, bevor sie aufgeklebt werden. Das geschah mit Revell® Nr. 88 matt. Der Farbton, ein warmes Ocker, gefällt mir sehr gut für solche Rahmen.
Da die Fenster in 1mm-Nuten gleiten sollen, müssen sie bei 3mm-Rahmen 27,1mm breit und 38,9mm hoch sein. Zu wenig Spiel darf es nicht geben, weil sie sonst nicht mehr gut zu öffnen sind, zu viel auch nicht, weil sie sonst eventuell schief in den Führungen sitzen. Also heisst es genau arbeiten.
128 Profile und vier Lackiergänge später steht dann die Probe an: Wurden die Lackschichten gut geschätzt bzw. deren Stärke? Jawoll, das hat geklappt:

Gleitprobe mit 1,5mm-Profilen als Abstandshaltern
Nun hat Max 25Kmh ja von seinem Kummer mit den Fenstergurten berichtet. Hmmm... wie ließe sich das noch lösen? Nach einigem Suchen fand ich ein leider schwarzes, sehr dünnes und hochelastisches Kunstleder. Das ist gespannt nur gut 0,5mm stark und hübsch schwach genarbt. Ich will nun versuchen, um die innere, untere Wandverkleidung einen Ring laufen zu lassen: Sichtbar an der Innenseite der Innenverkleidung den "Leder"-Gurt, innerhalb der Schalung ein Stück durchsichtigen und flexiblen Kunststoff-Materials. Dadurch werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der Gurt ist immer hübsch straff, und durch die Vorspannung hält das Fenster gut in seiner Position. Wir werden sehen, ob das so klappt, wie ich mir das vorstelle.
Die Seitenwände (1)
So weit bin ich unterdes bei einer Seitenwand gediehen:

Ansicht von innen noch ohne obere Fensterführungen
Das zweite Bild zeigt sehr hübsch die Kassetten für die Fenster und die Aussparungen für die Riemen innen an der umgedrehten Innenverkleidung:

Und so sieht das von außen aus. Die Seitenwand hat noch keine Profile. Die dürfen erst nach der Anfertigung der Fensterkassetten aufgeklebt werden. Es ist absolut wichtig, dass die zunächst labilen Seitenwandteile stets auf einer absolut planen Unterlage (Spiegel, laminierter Presspan) verklebt werden. Am Schluss ergibt sich oben eine Stärke von 3, unterhalb der Fenster von 3,5mm. Das ist dann stabil genug, zumal auch das Dach noch eine stabilisierende Rolle spielen wird. Aber das ist eine andere Geschichte, die wohl erst sehr viel später folgt.

Fortsetzung folgt.
Beste Grüße,