ich habe am gleichen Haus zwei alte Porzellan-Isolatoren gefunden:
(Interessant ist auch der alte Putz, die Tür und das Dach im Vordergrund)
Der gezeigte Freileitungs-Mast wurde etwa 1970 installiert (laut eines Zeitzeugen).
Die alten Masten waren recht einfach gebaut. Eine Rechteckige Metallstange bekam am oberen Ende eine ebenfalls rechteckige, waagrechte Stange, auf der die beiden Isolatoren befestigt wurden.
Der Mastabstand war allerdings wesentlich kürzer als heute. Zusätzliche, meist mit einem Holzmast versehene Strommasten (oder fachlich korrekt: Freileitungsträger) wurden zwischen die einzelnen Häuser gestellt.
Das Foto ist aktuell hier aus Tegernsee und fast alle Häuser haben noch die Einspeisung über die Dachständer.
Es wurden nur im Laufe der Zeit mal die Isolatoren und auch die Freileitungsseile gewechselt.
Auf manchen Dachböden ist die Einspeisung noch die Originale aus den 30er oder 40er Jahren (letztes JH).
die vielen Infos zum Thema Stromtransport finde ich ausgesprochen spannend. Kommt halt aus der Steckdose. Dachte ich bisher.
Die Glühbirne ist zwar schon vor 150 Jahren erfunden worden, aber die dazugehörigen Kraftwerke erst fast 50 Jahre später.
1891: Im fernen Europa unternimmt ein junger Deutscher namens Oskar von Miller einen Aufsehen erregenden Versuch. Er generiert Strom angetrieben von der Wasserkraft des kleinen Flusses Neckar. Transformiert ihn von 55 auf 15.000 Volt und schickt ihn auf die Reise. 175 Kilometer weit hat er die erste Überlandleitung nach Frankfurt am Main gebaut. Eine Sensation, deren Wellen über den Atlantik schlagen. Kann man irgendwo im Netz zum Thema Westinghaus/Edison finden
Dank Thomas Hinweis wissen wir jetzt auch, in welchem Haus damals der Neckar-Strom angekommen ist. Aber Scherz beiseite. Ich denke die Elektrifizierung Deutschlands hat erst weit nach der Jahrhundertwende begonnen. Vorher wird in den Städten Gasbeleuchtung verbreitet gewesen sein.
Auf dem Land noch wesentlich später. Gab es vor dem 1. WK schon elektrische Eisenbahnen in Kinderzimmern? LGB jedenfalls nicht. Märklin vielleicht.
In Amerika ist der Strom erst Anfang der 3oer Jahre in der Provinz angekommen. Normalerweise gab es dann höchstens eine Glühbirne pro Raum.
Hierzulande gab es - teilweise noch bis in die 7oer Jahre - diese Glühbirnen Fassungen mit der angebauten Steckdose, in die man den Volksempfänger (Radio) oder den Trafo der Eisenbahn stöpseln konnte.
Ich werde mich mal in der Nachbarschaft bei den älteren Leuten umhören, was denen zum Thema Beleuchtung zu ihrer Jugendzeit einfällt.
Hallo,
Märklin zeigte 1891 auf der Leipziger Frühjahrsmesse eine komplette Modelleisenbahn mit Gleisbögen und Kreuzung sowie einem Zug in heutiger Nenngröße I (1:32) mit Uhrwerkantrieb. Das gilt offiziell als Geburtsstunde der Modelleisenbahn im heutigen Sinne, also eines Komplett-Systems.
Das war aber falsch. Lutz hatte wohl schon 1880 Spielbahnen produziert.
Die erste Schienen-Spielzeugbahn von Hess soll aus dem Jahr 1868 stammen.
Die erste elektrisch betriebene Modellbahn gab's schon 1882 (Ernst Plank, Bayerische Landes-Gewerbeausstellung).
Quelle: der "Battenberg", Band "Blechspielzeug-Eisenbahnen", 1982, ISBN 3-87045-203-X.
Beste Grüße,
Otter1 hat geschrieben:Die Glühbirne ist zwar schon vor 150 Jahren erfunden worden, aber die dazugehörigen Kraftwerke erst fast 50 Jahre später.
Warm aber eben nicht heiß : Erstes öffentliches Kraftwerk in Deutschland 1885 in Berlin (Markgrafenstraße) - das Grundstück (direkt gegenüber dem Schauspielhaus am Gendarmenmarkt) gehört noch heute einem ortsansässigen Stromanbieter.
Otter1 hat geschrieben:Ich werde mich mal in der Nachbarschaft bei den älteren Leuten umhören, was denen zum Thema Beleuchtung zu ihrer Jugendzeit einfällt.
Ältere Leute ... - na gut, dann darf ich mich wohl schon mit dazu zählen ? Ich habe Anfang der Achtziger als Lehrling selbst noch (mit Steigeisen bewaffnet) Isolatoren an Masten und Hauswände geschraubt. `Ne Freileitung ist nach wie vor billiger, als ein Erdkabel und selbst die Telekom lässt heute noch Luftkabel installieren. Wäre ja auch Quatsch, wegen ´ner DSL-Leitung die Strasse aufzureißen.
Die Seile (Leitungen) wurden übrigens ausgesprochen liebevoll an den Stützern (Isolatoren) befestigt - da gab´s wilde (und genormte) Knotentechniken ... - ´ne Quälerei ähnlich wie beim Bootsführerschein .
Ältere Leute ... - na gut, dann darf ich mich wohl schon mit dazu zählen?
Nee. Da musst Du noch etwas jünger sein als ich.
Ich habe mich früher oft bei meiner Mutter erkundigt, die ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte. Das ist zwar ein wenig Off-topic, aber da es sich hier um frühere Zeiten dreht... Sie hat mir viel erzählt zu allen möglichen Umständen und Gegebenheiten aus ihrer Kinderzeit. Also, Strom und elektrisches Licht (und natürlich Vorhänge) hatten sie schon, auch Telefon und Autos. Das Ganze in Erkner bei Berlin und in der "Stadtwohnung". Meine Mutter ist deutlich vor dem Krieg geboren, wann, verrate ich nicht, denn da mache ich gleich 'mal ein "Rateschmal" draus. Da isses:
Interessanter wäre es noch gewesen, wenn mein alter Herr nicht so mit sich selbst beschäftigt gewesen wäre. Aber er hat sich leider an so gut wie nichts erinnert, was ihn nicht interessierte, und war Jahrgang 1912. Rührt vielleicht daher mein Hang zu älteren Eisenbähnchen...?
Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Fr 18. Jan 2008, 11:35, insgesamt 1-mal geändert.
es wird Jan zwar nicht viel helfen, bei der Stromzuführung in sein Häuschen,
aber ich will auch meinen Beitrag zur Besserwisserei um die Stromversorgung leisten:
„Bis zum ersten Weltkrieg waren annähernd alle Stadtgemeinden des Deutschen Reiches
mit Strom versorgt, aber noch 1918 waren 59700 kleine Landgemeinden mit etwa
15 Millionen Einwohnern nicht an eine Elektrizitätsversorgung angeschlossen."
Aus „Dem Strom des Fortschritts folgen…, Der Bau des kommunalen Elektrizitätswerks
in Ober-Ramstadt, 1907", Harald Höflein, Otto Weber/Berthold Matthäus.
Bis 1940 aber – in dem das Haus angesiedelt ist – dürfte Strom (fast) überall vorhanden sein.
Und meistens kam er von Mast zu Mast und zweigte dann zu den einzelnen Häusern ab,
zu den bereits erwähnten, aber recht primitiven Dachständern – bestehend aus
einem verzinkten Rohr, daran ein, mit einem Bügel befestigtes Winkeleisen,
mit zwei Porzellanisolatoren.
Trotzdem gab es z.B. in Darmstadt bis weit in die 50er Jahre auch noch Straßenbeleuchtung
mit Gaslaternen und gelegentlich die Laternenanzünder mit Dienstfahrrad.
@Otter
Die Glühbirnen-Fassung mit integriertem Stecker hatte zwei Gründe:
1) Man konnte elektrische Geräte auf einem Tisch betreiben über dem sich die Lampe befand, ohne lange Leitungen (Verlängerungsschnüre) durch die Stube zu legen. Sicherlich ein sehr praktischer Aspekt.
2) Häufig wurde der Grundtarif für den Strom nach der Anzahl der Steckdosen im Haushalt festgelegt. Je weniger Steckdosen, um so niedriger der Grundtarif. Deswegen gab es im Regelfall in einem Zimmer höchstens 2 Steckdosen. Mehrfachsteckdosen waren verboten. Da nutze der in eine Lampenfassung gedrehte Fassung mit Steckdosen eine Gesetzeslücke aus, denn im Sinne des Gesetzes war das keine Mehrfachsteckdose.
(Ja, ich weiß, das hat mit Selbstbau nichts zu tun - aber den einen oder anderen mag es ja interessieren)
So, damit Ihr seht, das sich Eure Arbeit (Antworten) gelohnt hat, kann ich Euch jetzt das Ergebnis zeigen.
Am WE hab ich noch einen "luftverkabelten Ortsteil" bei mir in der Nähe gefunden. Pech für mich, da ich den Mast schon mit Messing U-Profilen gebaut hatte.
Jedenfalls waren die Masten dort alle in Holz.
Jetzt kam noch meine Überlegung dazu, das ich das Haus auch mal transportieren will und damit solche Kleinteile dabei nicht abbrechen, hab ich mich für die Endverbraucherlösung entschieden - konnte somit unterhalb des Dachfirstes mit dem Mast bleiben.
Die Anschlüsse zum Hauptmast sind jetzt noch gekappt, da das Haus auf einer Grundplatte drauf steht und die umliegenden 4 Seiten (dort kommt dann der Mast, wo Strom und Telefon abgenommen werden) jeweils auch auf eine seperate Platte kommen.
Dateianhänge
Dahinter sieht man die 2 Isolatoren, von wo der Strom vom Mast da dran geht und dann ins Haus.
Telefon geht locker übers Dach in das Dachfenster.
Hallo Jan,
also Strom und Telefon geht nicht auf dem gleichen Mast!
Der Holzmast für die Stromleitung ist höher und steht auf der anderen Straßenseite als der niedrigere Holzmast für die Telefonfreileitung. Masten für Stromleitung sind bei uns im Dorf aus Holz bzw. Beton, bei Holz kommen an besonderen Stelle mit viel mechanischer Last auch sogenannte A-Masten vor, sehen so aus. Telefonfreileitung mit einzelnen Drähten sieht man höchstens noch längs von Nebenbahnstrecken. Ansonsten ist Telefon über Erdkabel oder Freileitungskabel geschaltet (dickes schwarzes Ding mit ab und an einer Schlaufe am Mast).
Bei den Isolatoren an den Freileitungen von Nebenbahnstrecken gibt es welche Weiß mit grünem Ring (Telekom-Leitung) und weiße für die Bahn.