Hallo zusammen,
nachdem die sprachlichen Aspekte ausreichend behandelt wurden, vielleicht noch ein paar Worte zur Herstellung des "chairman's chair".
Es begann mit einer CAD-Zeichnung, nachdem ich Bilder und einige Maße eines passenden Vorbilds im Web gefunden hatte. Das CAD hilft mir, ein Gefühl für die Proportionen zu bekommen und liefert dann auch die benötigten Zeichnungen in 2D. Da ich den Stuhl "zu Fuß" bauen wollte, habe ich mich im CAD auf die großen Teile beschränkt.
Die senkrechte Achse ist ein 2 mm starker Stahlstift. Die Messinghülse besteht aus einem Stück Rohr, das hart auf ein 0,2 mm-Reststück gelötet ist.
Nachdem ich die Form grob mit der Schere ausgeschnitten hatte, ließ sich das Teil mit einer langen M2-Schraube und -Mutter im Dremel fixieren und in Form schleifen. Die Platte ist am Außenrand gerade noch 0,1 mm dick. Achse und Hülse wurden anschließend weich verlötet.
Grundmaterial für die gekreuzten hölzernen Füße war Furnierholz, das ich mit Sekundenklaber getränkt und dann abgeschliffen habe, um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Ausdrucke der Zeichnungen auf selbstklebendem Papier dienen als Lehre für den Laubsägeschnitt.
Vorsichtshalber ist ein Teil mehr entstanden.
Das senkrechte Teil, in dem die Füße stecken, besteht aus drei Lagen Furnier, die wiederum mit CA getränkt sind. Das Schichten war notwendig, damit die Fasern in der richtigen Richtung verlaufen. In das "Sandwich" habe ich dann parallel zur Faserrichtung ein 2 mm-Loch gebohrt, grob mit der Laubsäge vorgeschnitten und dann wie zuvor beschrieben im Dremel in Form geschliffen. In das verbliebene Stück habe ich eine Schraube zur Hälfte eingeschoben, deren herausragendes Ende ich dann im Schraubstock spannen und so die Schlitze für die Füße frei Hand mit der Diamanttrennscheibe schneiden konnte.
Als nächstes wurden die Füße eingeklebt und das senkrechte Teil bündig abgeschnitten. Das gekreuzte Verstärkungsblech entstand aus selbstklebender Kupferfolie, die ich mit der Nagelschere ausgeschnitten habe. Ein paar Nadelstiche deuten Schrauben an.
Die Rollen sollten einigermaßen identisch sein. Ich habe dafür 2 mm starke Messingstreifen verwendet, die ich mit etwas Abstand zueinander fixiert und darauf dann ein halbrundes Messingprofil hart gelötet habe. Entlang der Lücken kann man nun das Halbrundprofil durchschneiden und ein paar Zehntel schmäler als die Streifen feilen. Die Streifen habe ich dann weich verlötet.
Damit erreicht man eine nahezu identische Form bei allen vier Teilen.
Nach dem Bohren der Löcher für die senkrechten Drehachsen, dem Ablängen und schleifen lassen sich die Teile wieder thermisch lösen (klingt doch viel besser als entlöten).
Messingnägel dienen als senkrechte Achsen.
Die Sitzverstärkungsplatte besteht aus Unterlegscheiben und einem Stückchen 0,1 mm-Blech, die ihre Form wiederum im Dremel erhalten haben. Die Schraubenimitationen sind 0,6 mm starke Kupferdrähte mit verrundeten Enden.
Für die Armlehnen ließen sich wiederum die gedruckten Lehren verwenden.
Die Ledersitze bestehen aus 2 und 3 mm dickem Hartschaum. Auch hier dienen 0.6 mm starke Kupferdrähte als Distanzstücke und Schraubenimitation.
Die Farbgebung begann mit einer Mischung aus Revell 364 grün seidenmatt und 51 blau glänzend. Nach dem Trocknen und anschleifen folgte eine Mischung aus Lukas Cryl Künstlerfarben Ultramarin und Umbra grün. Nach dem Trocknen habe ich nochmals ganz leicht geschliffen und die Oberfläche mit der Fingerkuppe abgerieben, um den lederähnlichen Eindruck zu erzielen.
Bis zum Wochenende in Schenklengsfeld!
Gruß,
Volker