Hallo,
ich wollte noch etwas genauer zeigen, wie ich meinen Löwenzahn baue. Viele meiner Botanik-Experimente machen mir zwar Spaß, enden aber nicht unbedingt mit Ergebnissen für echte Modellbauer. Den Löwenzahn würde ich aber trotz Mändeln in den Details auch den Leuten hier mit Fine-Scale-Ambitionen andrehen. Und herzustellen ist er halt unglaublich simpel.
Das ist das Rohmaterial für meinen Löwenzahn: kleine Plastikpalmen, 20 Stück für 1,50 Euro:
Sieht nach nix aus, aber damit kann man sich eigentlich fast fertigen Löwenzahn erschummeln. Wie meist bei billigen Sachen aus China gibt's keine eine Produkt-ID, und die Verkaufslinks wechseln jeden Tag. Falls jemand von euch Interesse an den Dingern hat, kann ich aber gern Tips geben, wo man sie gerade herbekommt.
Von den insgesamt vier Schichten Blätter schneide ich von oben eine, zwei oder drei ab, je nachdem wie groß der Löwenzahn werden soll. Dann frisiere ich mit dem Föhn, je nachdem, ob die Blätter eher platt oder geschwungen sein sollen.
Wie ich kürzlich gelernt habe, gibt es zwei Wuchsformen, Sonnen- und Schattenform. An kargen und trockenen Standorten, also vor allem in einer Steinwüste, liegen die Blätter eher flach auf dem Boden, an fruchtbaren streben sie geschwungen nach oben. Ich habe hier eher die Schattenform gewählt.
Der Haltedraht für die Pflanzen hat 0,8 mm Durchmesser, die angeklebten Stängel sind aus 0,4mm-Draht. Ich tupfe den dicken Draht in Aktivator, den dünnen in Sekundenkleber, so hält alles sofort bei Berührung und nach zwei Minuten ist alles fertig. So sehen zugeschnittene und geformte Blätter sowie Drähte aus:
Danach drücke ich die Drähte durch das Loch in der Mitte der Blätter und fixiere alles zusätzlich mit Sekundenkleber. Dadurch sind die Drähte sowohl verklemmt als auch verklebt, also hinterher praktisch unzerstörbar. Nach einer Grobfrisur der Stängel sieht das ganze so aus:
Dann forme ich die Blüten durch Tupfen abwechselnd in Sekundenkleber und Fine Turf. Das dauert nur ein paar Sekunden pro Blüte und durch etwas Druck auf die Unterlage beim Tupfen bekommt man eine eingermaßen runde und abgeflachte Form. Wenn mal eine Blüte danebengeht, kann man sie einfach wieder abziehen, solange der Kleber nicht vollständig getrocknet ist, und einen neuen Versuch machen. Auch die Struktur der Oberseite haut ganz gut hin:
Als nächster Schritt folgt die Lackierung, alle Pflanzen in einem Sprühvorgang ohne Trocknungszeiten: Erst Kunststoff-Haftvermittler, damit hinterher die Blätter beliebig misshandelt werden können, ohne dass etwas abplatzt. Dann eine Farbgrundierung in gedecktem Grün, Mittelton in hellem Oliv und Lichtern in Gelb:
Per Hand male ich noch die Stängel heller und tupfe vorsichtig etwas Weiß auf die Oberseiten der Blüten auf. Das Weiß soll nicht alles zukleistern, sondern nur später die Spitzen der Blütenblätter strahlender erscheinen lassen:
Zum Schluss lasiere ich die Blüten mit transparentem Gelb, wie immer vermeide ich deckende Farben. Zum einen bekäme man durch das Acryl sonst eine gummiartige Oberfläche, zum anderen würden die darunter liegenden Schattierungen nicht mehr durchscheinen und die Struktur wäre optisch weg. Auch andere Blüten bemale ich nur mit transparenten Farbem.
Optimal für den Zweck wären vermutlich die modischen Contrasts Paints, aber ich hab keine Lust, mir riesige Farbsammlungen zuzulegen wie die Miniaturmaler. Ich würde eine Acrylfarbe empfehlen, die nur gelbe Farbpigmente enthält, nicht auch weiße zur besseren Deckkraft. Explizit transparente Farben funktionieren so, aber auch viele Farben, die für die Airbrush konzipiert sind.
Teilweise deute ich in der Mitte der Blüte noch einen Hauch Orange an, bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich vorbildlicher wirkt:
Natürlich passt einiges noch nicht ganz. Zum Beispiel kommen Größe und gezackter Umriss der Blätter zwar ganz gut hin, aber die erhabene dreidimensionale Struktur ist zu dick und zu ausgeprägt, die echten Blätter sind ziemlich flach und dünn. Außerdem scheint eine sehr gezackte Form eher typisch für trockene Standorte zu sein, inmitten einer grünen Wiese ist das nicht so vorbildlich.
Aber insgesamt machen sich die Dinger gut, die Massenproduktion ist kein Problem und die Pflanzen sind sehr robust einsetzbar. Ich finde, mit ein paar einzelnen oder auch vielen Löwenzahnpflanzen lässt sich fast jede Szenerie auflockern.