ich hatte ja schon länger überlegt, wie man größere Felsen besser und einfacher nachbilden könnte. Großflächig gipsen und dann ritzen hat bei mir nicht funktioniert, damit habe ich nie zufriedenstellende feine Texturen hinbekommen, vom Aufwand ganz abgesehen. Eine Basis aus Güssen mit Fertigformen klappte besser, aber es war immer eine elende Stückelei und langwieriges Ritzen der Verbindungselemente. Und ich war natürlich enorm eingeschränkt durch die Strukturen der arg begrenzten Auswahl an Fertigformen. Besonders größere, relativ flache Abbruchkanten waren so schwierig umzusetzen.
Auf der Hand liegt natürlich, selbst Steine abzuformen, zum Beispiel mit Silikon. Das ist allerdings relativ aufwändig und teuer. Das Silikon kostet Geld, man muss langwierig in mehreren Schichten arbeiten und hinterher die labbrigen Formen irgendwie stabilisieren. Vor allem aber kann man nicht selbst die Formen gestalten, sondern nur Steine abformen, wie sie sind. Selbst wenn ich irgendwo schöne meterhohe Felsen fände, würde ich die nicht nach Hause tragen und abformen wollen. Für eine Felswand müsste ich also wieder stückeln wie bisher, nur mit mehr Aufwand und fragilen Formen.
Deswegen hatte ich über Knete als Form nachgedacht. Kostet fast nichts, man kann daraus gleichzeitig die Gussform und den Rahmen zur Stabilisierung herstellen. Und man kann nach Herzenslust Steine in die Knete drücken, bis man eine Struktur hat, die einem gefällt, in beliebiger Größer und immer wieder korrigierbar.
ich hatte sowas ja schon Stoffel vorgeschlagen. Aber bevor ich anderen Leuten irgendwelche unausgegorenen Ideen aufschwatze, sollte ich sie erst einmal selbst testen.
Also habe ich mir die billigste Knete besorgt, die ich auf die Schnelle finden konnte, für 3 Euro das Kilo. Dann bin ich zur Baumscheibe vor der Haustür und hab mir dort ein paar Schottersteine geklaut:

Ein Kilo Knete hab ich gleich zur Gipsform zum Testen verwurstet:

In die Form hab ich in zwei Minuten ohne Sinn und Verstand die Steine reingedrückt und dann die Form mit Gips ausgegossen:

So einfach hab ich noch nie Gipsteile aus der Form entfernt, das ist sonst immer friemelig und oft bricht irgendwas ab. Und die Form könnte ich gleich für den nächsten Guss wiederverwenden, identisch oder in zwei Minuten neu texturiert. Ich bin begeistert, wie gut sich die Knete macht.
Inzwischen lege ich Wert auf robuste Bauweisen, deswegen folgte Tiefengrund und eine dunkle Grundierung aus der Sprühdose. Damit hat man auch gleich Schatten und die Struktur des Gusses ist besser zu sehen:

Ich vergesse beim Basteln meist völlig, auch mal einen Blick auf's Vorbild zu werfen. Deswegen habe ich mir diesmal für die Kolorierung Stoffels Bild am Landwasserviadukt angesehen, um mich so gaaanz ungefähr an den Farben zu orientieren. Also ein paar Acrylfarben drüber und zum Schluss sehr vorsichtig Washes auf Alkydharzbasis:

Fazit ist für mich jedenfalls, dass ich zukünftig zum Gipsen nur noch Formen aus Knete verwenden werde. Die Fertigformen kommen auf den Müll und selbst Ritzen lass ich bleiben. Mit der Methode könnte ich an einem Wochenende quadratmeterweise Felsen herstellen. An dem Felsteil hier habe ich insgesamt etwa eine Stunde verbracht, plus eine Nacht für den Gips zum Trocknen. Mit meiner Stückelmethode vorher war ich tagelang nur damit beschäftigt, unzählige Abgüsse von den Fertigformen zu machen, bevor ich überhaupt anfangen konnte.
Und auch große Formen "um die Ecke" sollten problemlos machbar sein. Dazu würde ich erst eine Seite nach unten legen, ausgießen, den Gips anziehen lassen, die Form drehen und die nächste Seite ausgießen.