Versuche im Landschaftsbau

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Moderator: Marcel

teppichbahn
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich hatte ja schon länger überlegt, wie man größere Felsen besser und einfacher nachbilden könnte. Großflächig gipsen und dann ritzen hat bei mir nicht funktioniert, damit habe ich nie zufriedenstellende feine Texturen hinbekommen, vom Aufwand ganz abgesehen. Eine Basis aus Güssen mit Fertigformen klappte besser, aber es war immer eine elende Stückelei und langwieriges Ritzen der Verbindungselemente. Und ich war natürlich enorm eingeschränkt durch die Strukturen der arg begrenzten Auswahl an Fertigformen. Besonders größere, relativ flache Abbruchkanten waren so schwierig umzusetzen.

Auf der Hand liegt natürlich, selbst Steine abzuformen, zum Beispiel mit Silikon. Das ist allerdings relativ aufwändig und teuer. Das Silikon kostet Geld, man muss langwierig in mehreren Schichten arbeiten und hinterher die labbrigen Formen irgendwie stabilisieren. Vor allem aber kann man nicht selbst die Formen gestalten, sondern nur Steine abformen, wie sie sind. Selbst wenn ich irgendwo schöne meterhohe Felsen fände, würde ich die nicht nach Hause tragen und abformen wollen. Für eine Felswand müsste ich also wieder stückeln wie bisher, nur mit mehr Aufwand und fragilen Formen.

Deswegen hatte ich über Knete als Form nachgedacht. Kostet fast nichts, man kann daraus gleichzeitig die Gussform und den Rahmen zur Stabilisierung herstellen. Und man kann nach Herzenslust Steine in die Knete drücken, bis man eine Struktur hat, die einem gefällt, in beliebiger Größer und immer wieder korrigierbar.

ich hatte sowas ja schon Stoffel vorgeschlagen. Aber bevor ich anderen Leuten irgendwelche unausgegorenen Ideen aufschwatze, sollte ich sie erst einmal selbst testen.

Also habe ich mir die billigste Knete besorgt, die ich auf die Schnelle finden konnte, für 3 Euro das Kilo. Dann bin ich zur Baumscheibe vor der Haustür und hab mir dort ein paar Schottersteine geklaut:

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Ein Kilo Knete hab ich gleich zur Gipsform zum Testen verwurstet:

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In die Form hab ich in zwei Minuten ohne Sinn und Verstand die Steine reingedrückt und dann die Form mit Gips ausgegossen:

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So einfach hab ich noch nie Gipsteile aus der Form entfernt, das ist sonst immer friemelig und oft bricht irgendwas ab. Und die Form könnte ich gleich für den nächsten Guss wiederverwenden, identisch oder in zwei Minuten neu texturiert. Ich bin begeistert, wie gut sich die Knete macht.

Inzwischen lege ich Wert auf robuste Bauweisen, deswegen folgte Tiefengrund und eine dunkle Grundierung aus der Sprühdose. Damit hat man auch gleich Schatten und die Struktur des Gusses ist besser zu sehen:

Bild

Ich vergesse beim Basteln meist völlig, auch mal einen Blick auf's Vorbild zu werfen. Deswegen habe ich mir diesmal für die Kolorierung Stoffels Bild am Landwasserviadukt angesehen, um mich so gaaanz ungefähr an den Farben zu orientieren. Also ein paar Acrylfarben drüber und zum Schluss sehr vorsichtig Washes auf Alkydharzbasis:

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Fazit ist für mich jedenfalls, dass ich zukünftig zum Gipsen nur noch Formen aus Knete verwenden werde. Die Fertigformen kommen auf den Müll und selbst Ritzen lass ich bleiben. Mit der Methode könnte ich an einem Wochenende quadratmeterweise Felsen herstellen. An dem Felsteil hier habe ich insgesamt etwa eine Stunde verbracht, plus eine Nacht für den Gips zum Trocknen. Mit meiner Stückelmethode vorher war ich tagelang nur damit beschäftigt, unzählige Abgüsse von den Fertigformen zu machen, bevor ich überhaupt anfangen konnte.

Und auch große Formen "um die Ecke" sollten problemlos machbar sein. Dazu würde ich erst eine Seite nach unten legen, ausgießen, den Gips anziehen lassen, die Form drehen und die nächste Seite ausgießen.
Zuletzt geändert von teppichbahn am Do 27. Feb 2025, 16:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von tim-schaechterle »

Das sieht alles schon sehr genial aus, Wie hast du denn die Blumen gestaltet?

teppichbahn hat geschrieben: Do 22. Aug 2024, 15:11 ....
So sah die Wiese dann mit den Blumen aus, der verbaute Löwenzahn ist bereits die verbesserte Version 2.0, nur ein alter Löwenzahn ist noch zu sehen, der auch gleich durch seine Klobigkeit auffällt:

Bild

Bild

...
Zuletzt geändert von tim-schaechterle am Fr 28. Feb 2025, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von Trambahner »

Die Felswand ist genial geworden.

Da denkt man es sind schon alle Modellbautechniken entwickelt und es gibt nichts mehr neues und dann kommt einer der glaubt das nicht und macht einfach nochmals etwas neues.

Schön finde ich auch dass man hier je nach alter und verwitterung des Gesteins komplett ander Texturen herstellen kann.

Über die Farbgestaltung im letzten Bild müssen wir gar nicht reden, die ist bei Dir auf jeden Fall einmahlig.

Ein weiteres Highlight in diesem Thread :-)
Gruss
Michael

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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Ja, die Flexibilität bei den Texturen ist für mich auch der große Vorteil bei der Knete (und natürlich die kinderleichte Handhabung). Ich denke, da bieten sich eine Menge Möglichkeiten an, gerade für Leute, die ein viel besseres Auge bei der Arbeit am Vorbild haben als ich.

Steine mit zum gewählten Vorbild passenden Texturen lassen sich meist irgendwie ausfindig machen, ob im Schotterbeet, am Bach oder sonst wo. Ich bin bisher so nicht weitergekommen, weil solche Steine dann fast nie eine Form haben, in der man sie – ob im Original oder als Abguss – direkt als Felsen verwenden könnnte. Aber mit der Knete kann man Texturen aus der Natur übernehmen und trotzdem die Makrostruktur der Felsen selbst bestimmen.

Tim, die meisten der Blumen habe ich in meinem Baumbaufaden schon etwas näher gezeigt. Hast du noch Fragen zu bestimmten Details? Ach so, kannst du vielleicht das Vollzitat kürzen oder löschen? Die wiederholte ziemlich lange Bilderstrecke macht den Thread etwas mühsam zu lesen.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von tim-schaechterle »

Hast du mir da einen Link zu dem Thread, das wäre super.
PS: Zitat habe ich eingekürzt
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Gleich hier nebenan, um Blumen geht's ab Seite 8 in dem Thread.
teppichbahn
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich habe angefangen, mehr der kleineren Pflanzen auf meiner Teppichanlage unterzubringen:

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Es sieht natürlich alles reichlich zusammengestoppelt aus, mit wilden Größenverhältnissen und völliger Vorbildlosigkeit. Aber zum Herumexperimentieren geht es ganz gut. Ich habe jetzt Ideen, wie ich eine Landschaft systematisch angehen kann, was funktioniert und was nicht. Und das, was funktioniert, kann ich ja wiederverwenden, weil alles nur eingesteckt ist.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von Spureinser »

Hallo ,
Teppichanlage ist gut , 90 % der normalen Modellbahner ( nicht hier im Forum ) bekommen das nicht mal auf ihrer festen Anlage hin .
Einfach klasse , perfekt
Gruß von Thomas aus den Taunusbergen
Ich fahre in Spur 1 , e + f , sowie R/C in 1:32 / MEC Idstein
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jc94
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von jc94 »

Außergewöhnlich. Und das Wort ist schwach.

Bravo x 1 000 000.
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Stoffel
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von Stoffel »

Hallo zusammen
90 % der normalen Modellbahner .... bekommen das nicht mal auf ihrer festen Anlage hin
Stimmt einerseits, zum Beispiel ich. :| :oops:
Andererseits falsch: eher 100% :!:

Das ist grosses Kino :!: Ich ziehe meinen Hut und werfe ihn ganz weit weg. Realistischer geht´s kaum und erreichbar ist das für "Normalos" überhaupt nicht mehr. :oops:


Grüsse
Stoffel
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