Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

Regenwalde5c
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von Regenwalde5c »

Hallöchen.
Wenn noch Bilder oder Maße der Lok gebraucht werden, ich hab am 03 & 04.08 dienst auf der 38 2267, bin also im Museum und kann da bei bedarf mal an die 74 gehen.
Gruß Alexander
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ZeTo74
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Alexander

Herzlichen Dank für das freundliche und kollegiale Angebot.
Wie es der Zufall will, haben wir das Wochenende vom 25.05.2024 genutzt, um uns neben dem Gartenbahntreffen in Bochum-Dahlhausen intensiv um die Lok 74 zu kümmern. Ich habe nun meine dort entstandene Foto- und Maßsammlung nochmal durchgeschaut; Stand heute fehlen mir derzeit keine Angaben. Aber wie es in der Praxis so ist – kaum beschäftigt man sich mit einem Detail, sieht die Lage ganz schnell wieder anders aus…
Wenn der Fall dann doch eintreten sollte, komme ich gerne auf Dein Serviceangebot zurück und würde eine scheue Anfrage starten. Im Rahmen Deines Lokdienstes auf der 38 bist Du ja ggf. doch öfter mal vor Ort und damit deutlich näher dran… :lol: :wink:

Danke vorab und viele Grüße ganz aus dem Süden
ZeTo74
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Buntbahner

Fortsetzen möchte ich mit den Anbauten Schornsteinsattel und Kesselbändern.

Nach Diskussionen mit Bertram Heyn über die vorbildgerechteste Schornstein-Ausführung hatte ich mich u.a. für das Zukaufteil 30168 von Trackside entschieden. Nachteil dabei war, dass dieser Messing-Sattel für einen Rohrdurchmesser von 60mm ausgelegt ist, ich jedoch einen 48mm-Kessel verwende. Also war entsprechende Anpassarbeit mit der Feile vonnöten.

Für die das Modell der 74er werden insgesamt 3 Kesselbänder benötigt. Gewählt habe ich hierfür gestanzte Messing Blechstreifen MS63 halbhart, in der Dimension 3 x 0,5mm. Vorgebogen wurden sie, noch grob zugeschnitten, über ein Messingrohr mit etwas geringerem Durchmesser als der Kessel, um eine Klemmspannung zu bekommen. Nach dem Ablängen auf die passende Solllänge wurde die Rückseite leicht verzinnt und am Kessel anhand der dort schon angebrachten Positionsriefen ausgerichtet und fixiert.
Vom Kesselscheitel beginnend, zur Unterseite hin verlötet, erschien mir dies als besserer Lösungsansatz wie eine alternative Verklebung mit Loctite, da diese sonst bei später folgenden, weiteren Lötarbeiten ein hitzebedingtes Risiko zur Auflösung des Klebers bedeutet hätte.

Das Ergebnis sieht nun mit je zwei Bildern wie folgt aus:


Bild 81: Der Schonsteinsattel, seitliche Ansicht, angepasst auf Kesseldurchmesser 48mm (ZeTo74)
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Bild 82: Schonsteinsattel, Einsatz ohne Innenring, von vorne gesehen (ZeTo74)
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Bild 83: Verlöteter Kesselring Nummer 3 (unmittelbar vor dem Führerstand der Lok positioniert) (ZeTo74)
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Bild 84: hier die Kesselringe Nummer 2 und 3 im Verbund mit dem Sanddom (ZeTo74)
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Buntbahner

Kleiner Exkurs zum Thema Niete(n), speziell dem Ablängen auf Soll-Länge.

Ich verwende grundsätzlich Messing-Halbrundniete als geklebte oder verlötete Nietimitationen mit unterschiedlichen Kopf- & Schaft-Durchmessern und Längen, vorzugsweise aber
- Durchmesser Nietschaft 1,0 mm
- Durchmesser Nietkopf 1,8 mm
- Schaftlänge Niet 6 mm

Bild 85: kleine Auswahl der zum Einsatz kommenden Niete (ZeTo74)
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Damit die Gegenseite aber nicht zur störenden “Igel-Landschaft“ wird, muss der Schaft entsprechend auf die Blech- bzw. Wanddicke abgelängt werden. Ziel ist dabei, möglichst bündig mit dem Grundkörper abzuschließen, um einerseits Platz zu gewinnen, aber auch, um ein potentielles Kurzschluss- und Verletzungsrisiko bei nachfolgenden Arbeiten durch die abgezwickten Enden zu vermeiden.

Als meine Methode der Wahl hat sich mit der Zeit folgendes Vorgehen entwickelt:

Beispiel 1, Kesselniete: analog zur Kesselwandstärke habe ich einen Messing L-Winkel mit 1,0 mm Materialstärke gewählt, der mit dem Nietdurchmesser 10x gebohrt wurde. Unterlegt wurde dieser Winkel für Deckungsgleichheit schon beim Bohren mit einem Messingblech, dessen Löcher auf Kopfdurchmesser aufgeweitet wurden. Um das Ganze mit den positionierten Niete sicher in den Schraubstock zu bekommen, kommt noch ein Alu-Vierkantrohr darunter. So wird die Bestückung mit den Niete wesentlich einfacher, kann dies doch umgedreht “auf dem Kopf“ erfolgen, wodurch ein Herausfallen verhindert wird.

Bild 86: Niete im 10er-Pack positioniert und eingespannt zum Ablängen (ZeTo74)
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Bild 87: Niete provisorisch mit der Kneifzange eingekürzt (ZeTo74)
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Bild 88: mit dem Fräser mit dem Fräser auf Winkelstärke 1,0 mm = Soll-Länge gebracht
(ZeTo74)
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Bild 89: der Ertrag eines Fräs-Umlaufs = 10 gekürzte und gleich lange Niete (ZeTo74)
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Bild 90: anpassbare Vorrichtung für eine oder mehrere Blechstärken von 0,8 mm (ZeTo74)
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Beispiel 2, variable Blechanzahl: um die Niete auch für eine oder mehrere Messingblechstärken mit je 0,8 mm passend hinzubekommen, hatte ich auf einem der Ätzbleche (siehe Bild 32) bereits modulare Teile vorgesehen:
1.) Level 1 - Grund- bzw. Gegenplatte ohne Nietlöcher
2.) Level 2 - Kopfplatte mit 10 Aussparungen für die Nietköpfe
3.) Level 3 - n mal anwendbar, Fräs- Bzw. Schaftplatte mit 10 Aussparungen für die Nietschäfte

Kopf- und Fräsplatten wurden dabei minimal kleiner wie die erforderlichen Durchmesser geätzt, um Maß-Ungenauigkeiten durch die technisch bedingten Unterätzungen zu vermeiden. Die benötigten Durchmesser wurden dann durch vorsichtiges Aufbohren per Hand auf das Sollmaß erreicht.

Nach dem Einfädeln der Niete wird das Ganze dann unverrutschbar verschraubt und im Schraubstock eingespannt. Die seitlichen Auflagen der Klemmbacken unterstützen die Fräsvorrichtung beidseitig über die gesamte Länge, womit eine enorme Stabilität erreicht wird. Weiter Vorteil dieses Verfahrens ist: einmal das Fräsniveau und den Weg für den Ablängvorgang dank der immer gleichen Einspannsituation bestimmt, können diese voreingestellt für jeden Fräsdurchlauf repetitiv wieder verwendet werden.

Ansonsten ist das Vorgehen identisch mit dem in vorgenannter Bilderserie gezeigten Ablauf: vorab mit der Kneifzange grob einkürzen, abfräsen, mit einem Durchtreiber ausdrücken – nächste Serie…

Bild 91: Vier-Blechkombi mit 10 Niete, vorbereitet zum Ablängen auf eine Schaftlänge von 2x 0,8 mm (ZeTo74)
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Beispiel 3, sichtbare Gegenseiten: um den zweiten Nietkopf auf der Gegenseite bei sichtbaren Bauteilen nachzubilden, hatte ich bis anhin noch keine brauchbare Lösung und habe dies daher immer zu vermeiden bzw. kaschieren versucht. Inspiriert durch den neue Maßstäbe setzenden Baubericht des Münzel-Krans von Frithjof - fspg2 – bin ich jedoch auf die Abrundung der beiden Enden eines eingelöteten Drahtstifts mittels Finierfräsern aufmerksam geworden.

Kurz gesagt – die Dinger sind bestellt – jetzt werde ich nur noch ein bisschen damit üben müssen…
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von fspg2 »

Hallo ZeTo74,

ein kleiner Tip zum Verrunden der Drahtstifte.
Anfangs hatte ich die Drahtstücke mit einer watenfreien Zange schräg abgelängt und nach dem Einlöten mit Finierfräsern des entsprechen Drahtdurchmessers bearbeitet. Durch die Schräge des Drahtendes hat sich dabei der Halbrund-Fräser oftmals seitlich verkantet. Das Ergebnis sah dann nicht überzeugend aus. Zum Teil hat die Drahtspitze den dünnwandigen Finierfräser auch zerstört.
Ein gerade abgetrenntes Drahtende lässt sich deutlich besser bearbeiten. Vielfach habe ich mit einem nächst größerem Fräser angefangen und den "Nietkopf" vorverrundet und danach mit dem richtigen Durchmesser ein gutes Nietbild erhalten.
Die Drehzahl habe ich, soweit es die kleine Handbohrmaschine erlaubte, reduziert.
Wenn sich der Finierfräser einmal mit dem Messing verstopft hat, konnte ich ihn meist mit einem Holzstab wieder säubern.

Finierfräser säubern (fspg2)
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Viel Erfolg - ich bin auf Deine Ergebnisse gespannt :!:
Viele Grüße
Frithjof
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Buntbahner

Nach der Methode nun die Anwendung.

Um die markante, vorderste Nietreihe nachbilden zu können, habe ich ein größeres Format mit Schaftdurchmesser 1,4 mm gewählt. Immerhin 27 Niete werden benötigt, die nach dem vorgestellten Verfahren auf eine Schaftlänge von 1,1 mm gekürzt wurden.

Bild 92: neue Serie für die erste Kesselnietreihe (ZeTo74)
Bild


Die einzelnen Bohrungen der Nietreihe wurden mit der Rundfeile leicht aufgerieben, um das Einfädeln zu erleichtern. Der leichte Grat vom Fräsvorgang am Nietschaft wurde bereits beim Ausdrücken aus dem Fräswinkel gebrochen und bedarf nahezu keiner Nacharbeit.
Drei Bohrlöcher am Kesselfuß werden nicht benötigt und daher wieder zugelötet.

Bild 93: die vorbereitete Nietreihe (ZeTo74)
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Bein Einfädeln ist etwas Geduld gefragt, schließlich erfordert jeder Niet zwei Vorgänge. Beim ersten Mal wird die Passgenauigkeit geprüft und beim zweiten Mal wird es dann, in der Regel mit einem Tröpfchen Loctite Ernst.
Anpressen, aushärten lassen, fertig, weiter zur Nächsten…

Bild 94: das Ergebnis nach 27 Einsetzvorgängen – die Nietreihe ist komplett (ZeTo74)
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Die gekürzten Niete dienen allerdings nicht nur als Imitationen der Nietköpfe, sondern werden auch als “echte“ Verbinder genutzt. Als Beispiel hierfür dient der Turbogenerator aus Messingguss, der zwischen Dampf- und Sanddom seinen Platz finden soll. Nach Anbringen der entsprechenden Bohrungen für die Halterungen und spätere Leitungsführung werden zwei unterschiedliche lange Füßchen (bei verschiedenen Durchmessern des Generators platziert) und weitere sechs Niete benötigt. Auf dem nachfolgenden Foto sind die geätzten Halter jeweils von vorne und hinten abgebildet, die Knicklinien auf der Unterseite (linker Halter) sind dabei gut erkennbar.

Bild 95: Materialliste für den Turbogenerator (ZeTo74)
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Für den Einbau vorbereitet, steht der Turbogenerator mit gebogenen Halterungen für den Fototermin bereit. Die Knicklinien wurden für eine bessere Stabilität leicht verzinnt und nachgeschliffen, jedes Füßchen ist mit einem Niet am Generator festgelötet worden, wobei auf der rechten Seite zusätzlich ein Distanzring eingebracht wurde.

Bild 96: Turbogenerator bereit zur Montage (ZeTo74)
Bild


Für die Endmontage werden neben den vier Bohrlöchern im Kessel nun nur noch die verbleibenden vier Niete benötigt, die in diesem Fall eingelötet werden. Das Resultat sieht dann so aus:

Bild 97: Turbogenerator auf dem Kesselscheitel zwischen den Domen platziert (ZeTo74)
Bild


Noch eine Anmerkung für die Freunde des Todtnauerlis, der Schmalspurbahn Zell-Todtnau.
Waren bisher die Modellnachbildungen der zuletzt vor der Stilllegung noch eingesetzten vier Triebfahrzeuge recht rar,
so hat sich nun am Markt erfreulicherweise etwas getan.
Am Gartenbahntreffen 2024 in Bochum-Dahlhausen hat Ed´s Gartenbahn seine Neuerung, den Fuchs Triebwagen
HSB 187 012, vorgestellt. Diskussionen hierzu ergaben, dass auch die Umsetzung als grün-beige Ursprungsvariante T15
der Zell-Todtnau möglich ist. Die Konstruktionen mit den hierfür erforderlichen und doch umfangreichen Anpassungen
sind mittlerweile abgeschlossen, Anfang/Mitte 2025 soll geliefert werden.
Hierzu gibt es einen Artikel im Gartenbahnprofi, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

https://gartenbahnprofi.de/WPblog/eds-g ... -der-spur/
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Buntbahner

Manchmal kann man sich mit den scheinbar einfachsten Dingen komplett vertun. So geschehen mit dem Bauteil Glocke.
Schon sehr früh war ich über ein Messingguss-Läutewerk gestolpert, das mir auf Anhieb gut gefallen hat und optisch
absolut dem Vorbild entsprach.
Also spontan gekauft - ohne weiter darüber nachzudenken (was soll denn da schon schief gehen…?) und frei nach der
Devise: Standardbauteil Glocke – klassischen Vierfüßler drunter – Montage – fertig.

Nachdem ich den noch fehlenden Unterbau zwar bei Modellherstellern gesehen hatte, aber leider so nicht erhalten konnte,
dann halt etwas aufwändiger: ab ins Zeichentool, dann auf die Fräse, Nachbearbeitung, Messingrohling passend biegen
und zusammensetzen.

Bild 98: Vierfüßler-Glockenunterbau als Fräs-Rohling (Unterseite) und fertig gebogen (ZeTo74)
Bild


Schon die nachfolgende Passprobe des Unterbaus auf dem Kessel zeigte auf den ersten Blick, dass die Größenverhältnisse
einfach nicht stimmig waren. Vielleicht doch nicht ganz so einfach?

Also genauer hingeschaut und aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommene Vorbildfotos nochmal miteinander
verglichen. Denn leider ist die Glocke samt Unterbau bereits seit der Außerbetriebnahme in Todtnau nicht mehr auf dem
Original vorhanden und auch an den Folgestandorten nicht mehr angebaut worden. Und siehe da – Pustekuchen und von
wegen Vierfüßler, so wie es je nach Foto und Betrachtungswinkel zunächst noch ausgesehen hatte!

Bild 99: Vergrößerung Glocke samt Unterbau im Zustand kurz vor Betriebsende Zell-Todtnau (ZeTo74)
Bild


Eine doch recht eigenwillige Konstruktion – so bisher noch nicht gesehen!
OK – also wieder ins Zeichentool eingestiegen und in Ruhe überlegt, wie sich diese Überraschung in die Praxis umsetzen ließe.

Bild 100: Einzelteile für Glockenhalterung neu (ZeTo74)
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Bild 101: Glockenteile vorgebogen und gesandstrahlt (ZeTo74)
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Bild 102: Die neue Glocke als komplettes Teil (ZeTo74)
Bild


Recht zufrieden mit dem Ergebnis erfolgte nun die erneute Passprobe auf dem Kessel.

Doch weit gefehlt – wieder passte die Optik nicht!
Das ganze Glockenkonstrukt war zwar im Verhältnis Unterbau/Glocke in sich stimmig, aber das hilft letztlich dann wenig,
wenn der Gesamteindruck im Modell zu wuchtig, als auch die Abstände zum Schlot und Dampfdom eindeutig zu gering
ausfallen…

Bild 103: Glocken-Versuch Nummer 2 – zwar hübsch… (ZeTo74)
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Bild 104: … aber im Vergleich mit den anderen Aufbauten leider etwas zu gross geraten! (ZeTo74)
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Also wieder nichts – mit der zugekauften Glocke so nicht machbar!
Und jetzt kam dann der Arbeitsschritt, der vielleicht bereits ganz zu Anfang angebracht gewesen wäre: die Dimensionen
anhand der Vorbildfotos errechnen und das gesamte Gebilde komplett redimensionieren.

Bild 105: Die Teile für Anlauf Nummer drei (ZeTo74)
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Bild 106: Die Glocke als Drehteil mit dem bereits zusammengebauten Unterbau (ZeTo74)
Bild


Bild 107: alte und neue Glocke im direkten (Größen-)Vergleich (ZeTo74)
Bild


Bild 108: die neue Glocke am Bestimmungsort (ZeTo74)
Bild

So – jetzt passt es endlich, wieder ein Schritt weiter!

Allerdings zeigt das Beispiel gut, wie schnell man sich, auf simplen Annahmen beruhend, vergaloppieren kann und wieso
im Modellbau gut Ding einfach seine Zeit braucht – aber dafür ist es auch “nur“ ein Hobby!
:D


Noch eine weitere Anmerkung für die Freunde der Schmalspurbahn Zell-Todtnau:
In meinem letzten Forum-Beitrag hatte ich bereits berichtet, dass Ed de Bruijn erfreulicherweise das Modell des Fuchs
Triebwagens HSB 187 012 in der grün-beigen Ursprungsvariante als T15 der Zell-Todtnau herausbringen wird.

Nun erfolgte von Ed´s Gartenbahn auf der Willkommen-Seite die zusätzliche Ankündigung (https://edgb.nl/?lang=de),
dass auch die drei zugehörigen MEG- Personenwagen im selben Farbton mit den Betriebsnummern 81, 82 und 83 und
optionaler Jägermeister-Werbung auf den Markt gebracht werden. Die Auslieferung soll mit Beleuchtung, geschaltet
über Decoder, und Kugellager-Speichenrädern erfolgen.
Zumindest für mich geht damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, womit ich meine Selbstbau-Aktivitäten dann auf
andere Projekte (wie das 74erle hier…) konzentrieren kann.

Von Ed´s Gartenbahn wurden dankenswerterweise folgende Screenshots vom Entwicklungsstand der Modelle zur Verfügung gestellt:

Bild 109: Ensemble aus Triebwagen T15 mit einem der 3 Personenwagen (ZeTo74)
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Bild 110: Fuchs-Triebwagen T15 der Zell-Todtnau (ZeTo74)
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Bild 111: Umbau-Personenwagen Zell-Todtnau (ZeTo74)
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Re: Todtnauerli – Nachbau Lok 74 der Lokalbahn Zell-Todtnau

Beitrag von ZeTo74 »

Hallo Buntbahner

Weiter soll es nun mit den beiden Kesselanbauteilen “Speiseventil“ rechts/links gehen.
Hier eine 05/2024 gemachte Detail-Aufnahme vom Original der Lok 74 im Museum Bochum Dahlhausen:

Bild 112: Original-Speiseventil Lok 74 (ZeTo74)
Bild


Da ich diese Teile aus Messing leider nicht im einschlägigen Zubehörhandel finden konnte,
war wieder mal die Frage – wie und aus was am besten selbst herstellen?

Nach längerer Suche war ich bei Herrmann Echtdampf (www.echtdampfwelt.de) mit Druckluft- und
Absperrhahn fündig geworden, die die Grundlage für mein Speiseventil werden sollten.

Bild 113: die beiden Kaufteile Druckluft- und Absperrhahn (ZeTo74)
Bild


Benötigt wurden der Drucklufthahn komplett, mit 1,2mm-Bohrung für die Anschlussleitung versehen
und rückseitig passend auf den Kesseldurchmesser rundgefeilt, vom Absperrhahn nur der Griff, eine
Verbindungshülse (Abschnitt eines Messingröhrchens) sowie der umschließende Befestigungsring
mit Bohrungen für die 6 Halteniete als Frästeil.

Vorbreitet sah dies dann so aus:

Bild 114: die vorbereiteten Haupteile für die Speiseventile (ZeTo74)
Bild


Die an sich topfebenen Befestigungsringe mussten nun zusätzlich auf den Kesseldurchmesser
angepasst werden. Dazu wurden sie zunächst aus- und damit weichgeglüht und anschließend
auf einem zum Kesseldurchmesser passenden Messingrohr ausgerichtet.
Das vom Kessel ausgefräste Bodenstück (siehe Bilder 68 und 69 im Beitrag) diente dann als
Prägestück, um die gewünschte Rundung hinzubekommen.

Bild 115: Anpassung Befestigungsring an den Kesseldurchmesser (ZeTo74)
Bild


Jetzt ging es an die Positionierung auf dem Kessel. Zuerst die horizontale Mittelpunktlinie, dann
die Senkrechte, beide mit einfachen Mittel auf beiden Seiten symmetrisch darstellbar.

Bild 116: Fadenkreuz für den Befestigungsring (ZeTo74)
Bild


Der Befestigungsring wurde ausgerichtet und mit Loctite punktbefestigt. Dies als Grundlage für
die vom Ring übernommenen Befestigungsbohrungen, wobei nach jeder Bohrung der Ring
zusätzlich mit einem Niet gegen unbeabsichtigtes Lösen vom Grundkörper und damit Verrutschen
gesichert wurde.
Nachdem alle Löcher passgenau gebohrt waren, erfolgte das vorsichtige Einlöten des Ringes mittels
zugeschnittener und aufgelegter Lötzinnstückchen als endgültige Fixierung.

Bild 117: Positionierung des Befestigungsrings (ZeTo74)
Bild


Bild 118: Befestigungsring verlötet und “genietet“ (ZeTo74)
Bild


Nach dem Verputzen der relativ weichen Lötstellen mit einem scharfen Modellbauschraubendreher
konnte diese Bauphase abgeschlossen werden.
Die filigranen Speiseventile wandern ins Magazin und werden erst nach dem Sandstrahlen des Kessels
separat und mit feinerer Düse gestrahlt, final montiert, damit es nicht zu Beschädigungen kommt.

Für den abschließenden Gesamteindruck habe ich Euch mein Bauteil aber noch mal lose aufgesetzt
und als Ganzes fotografiert:

Bild 119: die beiden fertigen Speiseventile (ZeTo74)
Bild


Bild 120: das Speiseventil (ZeTo74)
Bild


Die später Richtung Umlauf mit zu montierende Speisewasser-Anschlussleitung, für die auf der unteren
Seite die besagte 1,2mm-Bohrung vorbereitet ist, wird dann am Ventil-Ausgang noch eine quadratische
Messingflansch-Imitation als Feingussteil der Modellbahnmanufaktur Crottendorf (www.moba-shop24.de)
übergestülpt erhalten, womit das Bauteil dem Original insgesamt recht nahekommen wird.
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