Hallo zusammen,
es geht nur langsam voran. Scheinbar nie enden wollende Versuche zum Felsenbau verschlingen viel Zeit. Bislang gab es dabei viel Schatten und wenig Licht.

Der Hobbyraum ist gut gefüllt mit diversen kleinen Brettchen und Hartschaumstückchen, auf denen alles Mögliche probiert wurde.
Immerhin sind die Träger für die Kunstbauten soweit und im Vordergrund wachsen die ersten Testfelsen. Bis hierher bringt das Segment bereits 7,4 kg auf die Waage. Ich muss aufpassen, dass es nicht zu schwer wird.
Beim Landschaftsbau verhaut man sich gerne in Bezug auf den Massstab. Insofern habe ich mir eine 2m-Messlatte gebastelt, die Ihr künftig vermutlich noch des Öfteren sehen werdet.
Doch dann…
Es hätte ein gemütlicher Abend im Ristorante um die Ecke werden können. (wenngleich der Chef dort für seinen Rufnamen „Peppino“ viel zu alt ist und sich auf seinen Taufnamen Giuseppe rückbesinnen sollte – oder noch besser Peppone

). Stoffeline, die über das Thema Val Bregaglia gelegentlich mitdenkt, meint auf einmal: „ja, das Bergell ist doch bekannt für seine Granit-Massive“.
GRAAANNIIITTT ?
Das kann ich gar nicht gebrauchen. Der Abend ist versaut. Ich will Kalksteinfelsen ! Die machen einfach bessere Laune als der düstere Granit. Tja, Augen auf im Strassenverkehr.....
Das Bergell (Val Bregaglia) ist tatsächlich eine Granit-Überschiebung. Gibt es da vielleicht Einmuldungen aus Lias- oder Trias-Kalk ? Die Karten, die ich so im Netz finde, sehen nicht vielversprechend aus.
Es geht wohl nicht anders:
ein kleiner Ausflug in die Geologie der Alpen ….
Also führt der Weg in die Universitäts-Bibliothek zum Studium der Literatur. Dort habe ich diverses Buchmaterial gesichtet. Alles natürlich in der Annahme, dass die Geologie wenig innovativ ist und alles das, was da vor Jahrzehnten beschrieben wurde, heute noch so herumliegt bzw. steht.

Zwei Bücher sind besonders ergiebig. Eine
Pflicht-Lektüre für jeden, der eine Eisenbahn in den Schweizer Alpen baut.

[1] Hsü, Kenneth J.; Briegel, Ueli: Geologie der Schweiz, Birkhäuser Verlag, Basel, 1991.

[2] Cadisch, Joos; Niggli, Ernst: Geologie der Schweizer Alpen, Verlag Wepf & Co., Basel, 1953.
[1] beginnt auf Seite 165 bereits mit der Überschrift „Die Bergeller Granite“

und schreibt:
Im Gegensatz zu anderen Gebirgsgürteln kennen wir in den Alpen sehr wenig Granitintrusionen. Der Bergeller Granit ist der einzige Pluton der Schweizer Alpen. Die Intrusion zwischen dem Maloja und dem Mera Tal wird durch drei spättertiäre Verwerfungen begrenzt ….
Bei [2] hört sich das noch dramatischer an unter der Überschrift „Das Bergeller Massiv“ auf Seite 67:
In das grosse Deckengewölbe, welches nördlich der Wurzelzone verläuft, und in die Wurzelzone selbst, ist gegen Ende der alpinen Gebirgsbildung im Gebiet zwischen Bergell (Val Bregaglia), Val Masino und Val Malenco eine mächtige Masse intermediären und sauren Magmas eingedrungen, die zum syn- bis spätorogenen, sialischen Magmatismus der alpinen Gebirgsbildung gehört. …
….. Der Bergeller Batholith (von rund 25 km Durchmesser) durchbricht als Intrusivkörper in souveräner, disruptiver Art und Weise die kristallinen Kerne und die mesozoischen Hüllen der Adula-, Tambo-, Suretta- und Margna-Decke und durchschneidet diskordant die alpinen Strukturen dieser Deckenregion.
O.k., ich verstehe nicht viel. Sagen wir mal so viel: es hat ganz wenig Granit in den Alpen. Nur genau da, wo ich das Zeugs nicht brauchen kann, liegt so ein Brocken herum.

Ausserdem waren die Alpen schon fast fertig, als da irgendwer noch einen Eimer Magma hingegossen hat, aus dem dann irgendwie Granit wurde. Alles mysteriös. Sollten die Geologie-Bücher vielleicht ein Fake sein ?
Da aber [1] weiter schreibt……
Drei typische kalk-alkalische Gesteine chrakterisieren je drei Intrusivkörper: die Tonalite, die Granodiorite und die Leukogranite.
…. keimt doch wieder Hoffnung auf. Ich verstehe es zwar nicht ganz. Kalk oder Nicht-Kalk, das ist hier die Frage.

Also noch weiter ins Eingemachte.....
[2] erklärt mir die „basics“. Irgendwie gibt es wohl drei Gesteinsgruppen: magmatische Bildungen (Eruptiva), sedimentäre Bildungen (eben zum Beispiel Kalkstein aus dem Lias und Trias) und metamorphe Bildungen, also Gesteine, die durch Druck und Temperatur umgewandelt wurden. Dann wird dort noch ganz viel mehr kluges Zeugs geschrieben….

Ich kürze es mal unwissenschaftlich ab: Magma auf Kalkstein, Metamorphose, Kalkstein futsch.
Doch jetzt wird es spannender.

Kommen wir zurück zu [1]. Hier wird ab Seite 157 das Engadiner Fenster beschrieben. Da ist die Rede von…
oberpenninischen Schiefermassen, die durch schmale Lager von Diabas, Triasdolomit, Liaskalk und Radiolarit getrennt werden.
Aha, Triasdolomit und Liaskalk

Genau das habe ich gesucht. Jetzt fragt sich nur noch, wo da die Trennung zwischen dem Bergeller Granit und dem Engadiner Dolomit verläuft und……
……. ich stelle fest, dass ich alles sehr viel einfacher hätte haben können.

Man muss sich nur die beiden Klettergarten am Maloja ansehen (
https://www.filidor.ch/de/kletterfuehre ... ten-maloja ):
• Richtung Norden blickend links ist am Westhang der Klettergarten „La Cresta“ mit Gneisfelsen

(auch irgend so ein metamorphes Zeugs)
• Weiter rechts am Südhang liegt der Klettergarten „Spluga“ mit Kalksteinfelsen
Die Welt ist wieder in Ordnung.

Offenbar liegt die Baustelle in dem Teil des Bergell, der zwar dem Val Bregaglia zugehört, geologisch aber dem Engadin zuzuordnen ist. Womöglich an der Spluga

!?
Weiter geht´s. Nun können
Kalksteinfelsen gebastelt werden…. (wenn ich nur schon genau wüsste, wie das geht)
Stoffel