Val Bregaglia im Sommer 1903

Anlagen (aussen & innen), Dioramen, Gebäude, Figuren, Schienen, Autos, sonstiges Zubehör

Moderator: Marcel

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Stoffel
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Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Hallo zusammen,

nach nun rund 15 Jahren Abstinenz vom Basteln und vom BBF habe ich im Winter wieder mit kleinen Fingerübungen begonnen und erlaube mir, wieder einmal einen Thread zu eröffnen. ;D

Wir sind zwischenzeitlich gezügelt und die Bahn durfte vom Keller auf den Estrich. Jetzt soll eine kleine, aber glaubwürdige "Spielbahn" her, die gute Laune macht. Nun ist es ja gar nicht so einfach, im Massstab 1:22,5 einigermassen realitätsnah zu bauen. Will ich bei RhB in IIm bleiben, bedeutet das einen Mindestradius von gut 4 Meter (Vorbild: 100m auf der Stammstrecke).
Na, da bekommt man doch in einen Raum von 9m x 9m schon einmal einen Kreis, ab 30m x 10m kommt es dann ganz gut. :lach:

Was also tun ? Massstab wechseln ? Nein, nicht wieder ! Inspiriert von diversem Fotomaterial vom Bau der Albulabahn habe ich eine Idee aufgegriffen, die mir vor 20 Jahren schon einmal durch den Kopf spukte. Es soll eine Eisenbahn-Baustelle im Hochgebirge in 600mm-Spur (IIf) werden. Das Thema habe ich bislang noch nirgends in der Umsetzung gesehen. :wink:

Habe ich so was schon einmal gemacht ? Nein ! Habe ich eine Ahnung, wie man das umsetzen kann ? Nein ! Beste Voraussetzungen ! Dann kann ich es bestimmt. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: „to boldly go where no man has gone before“ oder so ähnlich.

Idee: :idea:
Die Anlage soll aus Segmenten bestehen, relativ klein und leicht sein, um vielleicht auch einmal transportiert werden zu können. Weniger ist mehr ! Sie soll die Baustelle der Verlängerung der Engardinlinie durchs Val Bregaglia in Richtung dem italienischen Chiavenna darstellen.

Wer sagt hier "die wurde nie gebaut" ? :evil: Häää ? Besserwisser ! Spassbremse ! :flop: So kommt wenigstens kein Nietenzähler auf das dünne Eis an irgendwelchen Details herumzumeckern. :mrgreen: Und es gibt sie doch. :twisted:

Hier der Plan für die drei Landschaftssegmente….

Landschaftssegmente (Stoffel)
Bild

Die Bahn kommt von der Talseite (links) aus dem Tunnel Maloja III. Das Trassee verläuft auf einer Stützmauer und über ein kleines Lehnenviadukt. So weit ist das Trassee und die Kunstbauten bereits für den Meterspurbetrieb vorbereitet mit entsprechenden Abmessungen und einem Radius auf dem Viadukt von 4,4m. Auf Segment drei ist die Baustelleneinrichtung mit Schöpfe für den Maloja IV Tunnel. Der macht aufgrund von Störzonen mächtig Ärger und dauert etwas länger. Das Ganze spielt sich in der Nähe der Passhöhe auf vielleicht 1800m ü.NN ab.
Der Betriebsablauf ist simpel. In Maloja IV wird abwechselnd mit dem Bohrgerät oder ein paar leeren Hochkastenkippern eingefahren, die gut befüllt wieder herausgezogen werden. (Dazu sollen die Landschaftssegmente mittels weiterer Funktionssegmente zu einem Kreis mit kleinem Schattenbahnhof geschlossen werden.)

Soweit die Idee. Alles Weitere wird man sehen .... :roll:

Stoffel
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Schrauber
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Schrauber »

Guten Morgen

und Welcome back :mrgreen:
Bin schon gespannt, was du wie umsetzt.
Bis dahin
Gruß Tomas (Schrauber)



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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Trambahner »

Guten Morgen Stoffel

Wie schön nach so langer Zeit wieder von Dir zu hören.

Ein sehr spannender Ansatz und eine gute Grösse für den Wiedereinstieg.

Ich sehe schon die diversen Baubahn Züglein ihre Runden drehen.
Ist geplant die Strecke in einem Gefälle zu bauen? Das macht zwar den Kreis schwieriger,
wäre aber noch vorbildgetreuer, bzw. könnte betriebliche Einschränkungen, Vorschriften nach sich ziehen.
Gruss
Michael

The man who never made a compromise never build a model railroad
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Stoffel
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Hallo Thomas und Michael,

besten Dank für das freundliche „welcome back“.
Bin schon gespannt, was du wie umsetzt.
Und ich erstmal. :roll: Derzeit habe ich in Bezug auf ganz viele Dinge noch überhaupt keine Idee. Das Thema ist nicht ganz einfach darzustellen. Wir werden sehen ob und welche Lösungen so kommen. :roll:

Ist geplant die Strecke in einem Gefälle zu bauen?
Über das Gefälle habe ich lange nachgedacht. 8) Ja, es macht die kleine Anlage noch ein wenig reizvoller. Es bringt aber auch einen weiteren Schwierigkeitsgrad in die Sache – vor allem da auf der Rückseite der Segmente ein kleiner zweigleisiger „Schattenbahnhof“ entstehen soll. Ich will mir die Option offen halten, dort auch mal automatisiert das Lökchen vom einen zum anderen Zug fahren zu lassen: einmal mit Beladung, einmal ohne. Ob das gelingt ? Keine Ahnung, wir werden sehen. :nixweiss: Zusammengefasst: ich habe die Sache mit dem Gefälle verworfen. Es ist mir zu riskant :oops:


Entwurf Segment 1

Es geht hier ja um experimentellen Modellbau. :wink: Nix mit CNC, rapid prototyping usw. – eher kreativ eine Menge Farbe aus dem Handgelenk heraus oder so ähnlich. Dennoch macht eine gewisse Vorplanung schon Sinn. Das erste Segment hat mit einer üblichen Platte aufgrund des alpinen Themas nicht viel zu tun. Es wird bei einer Tiefe von 45cm immerhin 60cm hoch. Mir spukt auch noch die Idee durch den Kopf mit einem 2 ½ - dimensionalen Hintergrund (von 20cm bis 30 cm) die Wirkung weiter zu verstärken…. :roll:

Mein altes Corel (2014 :stumm: ) ist nicht in der Lage 3D zu planen. Und ich noch weniger. :( Also mache ich es die altertümliche Methode mit Höhenlinien, diversen Ansichten und einem Raster, anhand dessen dann verschiedene Punkte auf´s Sperrholz übertragen werden können …..


Plan Segment 1 (Stoffel)
Bild


Aus Gewichtsgründen entsteht die Konstruktion des Segments aus 6mm starkem Sperrholz in rahmenloser Skelettbauweise. Alles ist nur geklebt mit Parkettleim, von dem mir ein freundlicher Handwerker vor ein paar Jahren eine grössere Menge hinterlassen hat. Mit jedem Geländeprofil wird die Konstruktion verwindungssteifer. Den Rest erledigt dann die Landschaft (hoffentlich :gruebel: ).

Stoffeline, die mit dem Staubsauger bewaffnet den Hobbyraum erstürmt, meint dazu nur: „Du wolltest doch was mit Modellbau machen, wozu dann diese komische Kiste ?“ :evil: Also erkläre ich es, was später noch Folgen haben wird….. :help:


Segment 1: Rohbau (Stoffel)
Bild


Hier ist das Segment bereits vorverdrahtet. Zugegeben, die beiden Voltmeter (Spannung Schiene und Spannung Steuerung) sind nur Mäusekino. Da sollten eigentlich immer um die 22V und 5V angezeigt werden. Zwei Anzeigelämpchen hätten es auch getan, aber ein bisschen Show-Effekt muss sein ;D …..


Segment 1: Vorverdrahtet (Stoffel)
Bild


Insgesamt ist die Reihenfolge der Bauschritte vielleicht etwas unüblich. :oops: Die Elektrik/Steuerung ist bereits fertig. Dazu später mehr ……

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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Kellerbahner »

Hallo Stoffel,

na, den ersten Schritt bzw. (Bild)Titel kenne ich (doppelt) gut 😉:

Das erste Segment

Segment 1: Rohbau

und bin auch schon auf Deinen Weiterbau gespannt.

Deine Entscheidung keine Steigung zu bauen, was auf dem Bild Segment 1: Rohbau perspektivisch zwar anders aussieht, ist für den einfacheren Betrieb im hoffentlich späteren Schattenbahnhof sicher besser …

… im Val Bregaglia 😊.

Für das viel Freude am Weiterbau,

Kellerbahner
Schaffe, schaffe, Häusle baue ...
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Stoffel
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Hallo Kellerbahner,
keine Steigung zu bauen, was auf dem Bild Segment 1: Rohbau perspektivisch zwar anders aussieht
Tja, wenn Du den Gegner nicht besiegen kannst, musst Du ihn verwirren. :P Der Effekt kommt da her, dass die Front zur Seite abfällt. Grundsätzlich meine ich, sollte man horizontale Kanten möglichst meiden.




Ein paar Worte zum Thema der geplanten Steuerung und Elektrik …….

(@ Marcel: Du mögest mir diesen kleinen Abschweif verzeihen. Es lohnt nicht, einen neuen Fred auf dem anderen Brett aufzumachen und die Dinge bleiben hier zusammen. Danach geht´s auch wieder mit Anlagenbau weiter – versprochen. :oops: )

Ein Wiedereinstieg nach anderthalb Jahrzehnten ist so eine Sache. Ich war es gewohnt, die Züge über den Rechner zu steuern und hatte für IIm eine Art „Spielpartner“ programmiert. Das muss doch hier genauso gehen. Das alte Zeugs ist doch bestimmt noch tipptopp…. :idea: :lupe:

Tatsächlich, die alte Zimo-Basis aus 1999 funktioniert noch tadellos. Na also, geht doch. :!:
Mmmh, schlechter sieht es mit dem 486er aus (Baujahr 1991). Der will wohl nicht mehr. Heee, wie kann das sein ? :< Der war mal sauteuer und ist ein europäisches Produkt, nichts aus Fernost. Sowas kann doch nicht nach 30 Jahren schon defekt sein ? …..

:< :< :< … doch es kann.

Also bin ich siegesbewusst zum Computerhändler meines Vertrauens: „ich brauche einen Laptop als 486er-Emulator mit DosBox, Borland C++ 3.1 (1987) und einen USB nach RS 232-Adapter. Denn damit kenne ich mich aus“. :idea: :top: Gesagt hat er nicht viel. Der Blick reichte. Ungefähr so: „schon verrückt, was hier alles frei herum laufen darf“ :oops:

O.k., ich habe mir dann das Zeugs selbst organisiert. DosBox läuft, Borland C++ läuft, aber ein USB nach RS 232 ist unter 16 bit nicht mehr zum Laufen zu bekommen. Ich habe verstanden…. :sniff:

…. und mich über Monate in MS Visual Studio C++ eingearbeitet. Sehr harzig und mühsam. :?

Soweit die Vorgeschichte. Lange habe ich überlegt, ob ich die Weichensteuerung und Besetztmeldung über das DCC-Signal schicke, womit die Anlage dann eine Zwei-Draht-Verkabelung gehabt hätte. Sehr komfortabel. :D

Letztlich habe ich mich dann aber dagegen entschieden :bindagegen: und noch einen 5V-Bus vorgesehen, an dem diverse Arduinos hängen. Das gibt zwar ein paar wenig Kabel mehr, aber die Sache wird noch viel einfacher und ich spare mir die DCC-Empfänger /-Sender.

Die Besetztmelder sind super simpel. Die Weichen werden über Servos angetrieben. Ich meine, es wurde hier im Forum schon darüber berichtet. :roll: Den Einstellwinkel kann man per Protokoll mitteilen. Wenn man den Arduino so programmiert, dass innert 10ms der Servo nur 1 Grad weiterläuft, wird das vorbildgerecht und absolut geräuschlos. Dann braucht es nur noch ein simples Protokoll über die RX/TX-Schnittstelle, damit die Arduinos sich mit dem Laptop unterhalten können. Wichtig dabei: wie in der Schule, es redet immer nur einer, und zwar nur, wenn er gefragt wird ! :twisted:


Besetztmeldung und Weichensteuerung (Stoffel)
Bild


Mein alter „Elektronik-Turm“ ging zum Altmetall. Heute geht das einfacher. Mittels des alten Zimo-Gerätes habe ich mir nun ein neues Basisgerät gebastelt, in dem alles drin ist (Basisgerät, Netzteile, Schnittstellenadapter etc.)......


Neue Basis (Stoffel)
Bild


Auf dem nagel-neuen Gebraucht-Laptop läuft nun ein einfaches grafisches Programm, mit dem dann eines Tages alles gesteuert werden kann. Im Grunde finde ich es sogar praktischer über Tasten zu arbeiten als mit der Maus. Am wichtigsten: Space = Sammelstopp. :biggrin: Alles simpel. Es passt weder exakt in die Epoche, noch ist die Mosaiktafel vorschriftengerecht. Aber es tut. :P


Steuerung am Laptop (Stoffel)
Bild


Der Probeaufbau für die Steuerung funktioniert fein. Abgehakt. Weiter zur Landschaft …..
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Hallo zusammen,

es geht nur langsam voran. Scheinbar nie enden wollende Versuche zum Felsenbau verschlingen viel Zeit. Bislang gab es dabei viel Schatten und wenig Licht. :-| Der Hobbyraum ist gut gefüllt mit diversen kleinen Brettchen und Hartschaumstückchen, auf denen alles Mögliche probiert wurde.
Immerhin sind die Träger für die Kunstbauten soweit und im Vordergrund wachsen die ersten Testfelsen. Bis hierher bringt das Segment bereits 7,4 kg auf die Waage. Ich muss aufpassen, dass es nicht zu schwer wird. :roll:

Beim Landschaftsbau verhaut man sich gerne in Bezug auf den Massstab. Insofern habe ich mir eine 2m-Messlatte gebastelt, die Ihr künftig vermutlich noch des Öfteren sehen werdet. :tongue:


Bild




Bild



Doch dann…

Es hätte ein gemütlicher Abend im Ristorante um die Ecke werden können. (wenngleich der Chef dort für seinen Rufnamen „Peppino“ viel zu alt ist und sich auf seinen Taufnamen Giuseppe rückbesinnen sollte – oder noch besser Peppone :twisted: ). Stoffeline, die über das Thema Val Bregaglia gelegentlich mitdenkt, meint auf einmal: „ja, das Bergell ist doch bekannt für seine Granit-Massive“.

GRAAANNIIITTT ?
:abgelehnt: :evil: :frown: :nein:

Das kann ich gar nicht gebrauchen. Der Abend ist versaut. Ich will Kalksteinfelsen ! Die machen einfach bessere Laune als der düstere Granit. Tja, Augen auf im Strassenverkehr.....
Das Bergell (Val Bregaglia) ist tatsächlich eine Granit-Überschiebung. Gibt es da vielleicht Einmuldungen aus Lias- oder Trias-Kalk ? Die Karten, die ich so im Netz finde, sehen nicht vielversprechend aus. :( :x

Es geht wohl nicht anders: ein kleiner Ausflug in die Geologie der Alpen ….

Also führt der Weg in die Universitäts-Bibliothek zum Studium der Literatur. Dort habe ich diverses Buchmaterial gesichtet. Alles natürlich in der Annahme, dass die Geologie wenig innovativ ist und alles das, was da vor Jahrzehnten beschrieben wurde, heute noch so herumliegt bzw. steht. :lach: Zwei Bücher sind besonders ergiebig. Eine Pflicht-Lektüre für jeden, der eine Eisenbahn in den Schweizer Alpen baut. :D

:arrow: [1] Hsü, Kenneth J.; Briegel, Ueli: Geologie der Schweiz, Birkhäuser Verlag, Basel, 1991.
:arrow: [2] Cadisch, Joos; Niggli, Ernst: Geologie der Schweizer Alpen, Verlag Wepf & Co., Basel, 1953.


Bild



[1] beginnt auf Seite 165 bereits mit der Überschrift „Die Bergeller Granite“ :evil: und schreibt:
Im Gegensatz zu anderen Gebirgsgürteln kennen wir in den Alpen sehr wenig Granitintrusionen. Der Bergeller Granit ist der einzige Pluton der Schweizer Alpen. Die Intrusion zwischen dem Maloja und dem Mera Tal wird durch drei spättertiäre Verwerfungen begrenzt ….

Bei [2] hört sich das noch dramatischer an unter der Überschrift „Das Bergeller Massiv“ auf Seite 67:
In das grosse Deckengewölbe, welches nördlich der Wurzelzone verläuft, und in die Wurzelzone selbst, ist gegen Ende der alpinen Gebirgsbildung im Gebiet zwischen Bergell (Val Bregaglia), Val Masino und Val Malenco eine mächtige Masse intermediären und sauren Magmas eingedrungen, die zum syn- bis spätorogenen, sialischen Magmatismus der alpinen Gebirgsbildung gehört. …

….. Der Bergeller Batholith (von rund 25 km Durchmesser) durchbricht als Intrusivkörper in souveräner, disruptiver Art und Weise die kristallinen Kerne und die mesozoischen Hüllen der Adula-, Tambo-, Suretta- und Margna-Decke und durchschneidet diskordant die alpinen Strukturen dieser Deckenregion.

O.k., ich verstehe nicht viel. Sagen wir mal so viel: es hat ganz wenig Granit in den Alpen. Nur genau da, wo ich das Zeugs nicht brauchen kann, liegt so ein Brocken herum. :| Ausserdem waren die Alpen schon fast fertig, als da irgendwer noch einen Eimer Magma hingegossen hat, aus dem dann irgendwie Granit wurde. Alles mysteriös. Sollten die Geologie-Bücher vielleicht ein Fake sein ? :roll:

Da aber [1] weiter schreibt……
Drei typische kalk-alkalische Gesteine chrakterisieren je drei Intrusivkörper: die Tonalite, die Granodiorite und die Leukogranite.
…. keimt doch wieder Hoffnung auf. Ich verstehe es zwar nicht ganz. Kalk oder Nicht-Kalk, das ist hier die Frage. :idea: Also noch weiter ins Eingemachte.....

[2] erklärt mir die „basics“. Irgendwie gibt es wohl drei Gesteinsgruppen: magmatische Bildungen (Eruptiva), sedimentäre Bildungen (eben zum Beispiel Kalkstein aus dem Lias und Trias) und metamorphe Bildungen, also Gesteine, die durch Druck und Temperatur umgewandelt wurden. Dann wird dort noch ganz viel mehr kluges Zeugs geschrieben….

:arrow: Ich kürze es mal unwissenschaftlich ab: Magma auf Kalkstein, Metamorphose, Kalkstein futsch. :roll:

Doch jetzt wird es spannender. :!: Kommen wir zurück zu [1]. Hier wird ab Seite 157 das Engadiner Fenster beschrieben. Da ist die Rede von…
oberpenninischen Schiefermassen, die durch schmale Lager von Diabas, Triasdolomit, Liaskalk und Radiolarit getrennt werden.
Aha, Triasdolomit und Liaskalk :!: :idea: Genau das habe ich gesucht. Jetzt fragt sich nur noch, wo da die Trennung zwischen dem Bergeller Granit und dem Engadiner Dolomit verläuft und…… :<

……. ich stelle fest, dass ich alles sehr viel einfacher hätte haben können. :< :< Man muss sich nur die beiden Klettergarten am Maloja ansehen (https://www.filidor.ch/de/kletterfuehre ... ten-maloja ):
• Richtung Norden blickend links ist am Westhang der Klettergarten „La Cresta“ mit Gneisfelsen :? (auch irgend so ein metamorphes Zeugs)
• Weiter rechts am Südhang liegt der Klettergarten „Spluga“ mit Kalksteinfelsen :D

Die Welt ist wieder in Ordnung. :D Offenbar liegt die Baustelle in dem Teil des Bergell, der zwar dem Val Bregaglia zugehört, geologisch aber dem Engadin zuzuordnen ist. Womöglich an der Spluga :!: :?: :idea: !?

Weiter geht´s. Nun können Kalksteinfelsen gebastelt werden…. (wenn ich nur schon genau wüsste, wie das geht)

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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Hallo miteinander !

Es geht weiter. Schreiten wir zum Kalksteinfelsen – Teil II. :D

Wie man das so macht, habe ich mich zunächst mit dem beschäftigt, was andere so treiben. Teppichbahn hat z.B. hier wirklich einen tollen Fred für den Einstieg beschrieben (viewtopic.php?t=14246 grosse Anerkennung, toller Thread. Damit kann man was anfangen :!: ). Auch andere haben tolle Ergebnisse erzielt. :top:

Aber ein bisschen habe ich auch oft die Wahrnehmung, dass wir alle aus unserer H0-Kindheit versaut sind. Ich habe irgendwie ein Störgefühl, wenn in Spur II die gleichen Felsen herumstehen, wie in H0, kann es aber zunächst nicht weiter beschreiben. :gruebel: Vermutlich, weil in Spur 0 genauso gebaut wird wie in H0, in I genauso wie in 0 usw. Das soll gar nicht die Leistung der Modellbauer schmälern. Es sieht alles klasse aus, aber vermutlich ist das wie mit den Fischstäbchen: wer die Dinger als Kind mit Heinz Ketchup geliebt hat, wird das sein Leben so lang essen :o – auch wenn Fischstäbchen mit Sauce Tartare womöglich viel geschmackvoller sind :ja: (und wahrscheinlich noch schneller dick machen :? )....
.... und dennoch, ich meine, ich muss den Massstab mehr in Betracht ziehen.

Es soll Kalkstein werden – basta :evil: , orientiert an dem, was da z.B. am Albula so herumsteht. Also habe ich wochenlang Fotos von Kalksteinwänden studiert. Je nach regionaler Lage und chemischer Zusammensetzung usw. sehen die Felswände ganz unterschiedlich aus. Aber auch Wetter, Tageszeit, Winkel der Sonneneinstrahlung (oder eben nicht), Regen, Nebel, Vogel-Kacke :| etc. haben einen enormen Effekt. Irgendwie bin ich zum Schluss gekommen, dass ich mich an einer konkreten Felswand orientieren sollte ….. :roll:

Dazu sehe ich zwei Möglichkeiten:
(1) monatelanges Campieren vor der Felswand meiner Wahl, um entsprechende Fotos zu machen. Dabei sind Frostbeulen, zwei Lungenentzündungen und Rheuma vermutlich garantiert :< , sofern ich nicht vielleicht gleich von einem Problembären gefressen werde (M62 oder JJ4 oder einer deren Verwandten). Naja, dann ist das Felsthema auch egal. :tot:

(2) ich suche mir eine Felswand, von der es tausende Fotos im Netz gibt und „analysiere“ diese. Das scheint mir komfortabler. :idea: Ich habe mich für die Felswand entschieden, an dem das Landwasser-Viadukt klebt. Diese Wand dürfte wohl fast jeder kennen. Kalkstein scheint es ja auch zu sein und ob Lias- oder Trias-Kalk ist mir jetzt einfach einmal egal. :P

Ohne Bezug zur Grösse bringt das aber vermutlich auch nicht viel. Mit der Annahme, dass das Tunnelportal mit einer Höhe von 4,7m den Normalien der RhB entspricht komme ich ein wenig weiter und kann mir die Messlatte ins Bild kleben.



Bild



Kleiner Abschweif: kaum war das Bild der Messlatte vor ein paar Tagen im Forum, bekomme ich auch schon über moderne Medien (Telefon :P ) den Hinweis, die Idee der Messlatte wäre vom Bommel-Band geklaut.
Na und ? :twisted: Mir doch egal ! :twisted: :twisted: Besser gut geklaut, als schlecht erfunden ! :twisted: :twisted: :twisted:

Der guten Ordnung halber und in Würdigung des Erfinders des Bommel-Bands werde ich das Ding dann halt künftig Bommel-Latte :idea: nennen. (Ein Schelm, der Böses dabei denkt :tongue: ).

Egal, hat man nun die Bommel-Latte im Bild kann man sich auch gleich noch ein Raster dazu zeichnen bzw. Bommel-Latte und Raster nach Belieben in der Felswand herumschieben und hat es etwas einfacher, den Fels nach Struktur, Oberfläche und Farbe (Grösse der Flecken) massstäblich zu betrachten. Für so ein 2m x 2m - Raster hat man irgendwie ein Gefühl. :roll:



Bild



Zur Struktur: Kalksteine habe oftmals eine Schichtung (Sedimente) horizontal oder irgendwie schräg und Abbruchkanten durch Erosion. Bei der Landwasserwand ist von Schichtung nicht viel zu sehen. Die Erosion hat dagegen recht klare Spuren hinterlassen. In Bezug auf die Oberfläche ist die Wand mehr durch Erosion als durch Brüche geprägt, zum Teil macht sie schon fast einen samtigen / sandigen Eindruck. Insgesamt sieht es ein wenig aus wie ein riesiger Streusel-Blechkuchen. Aufgrund der Farbe tippt Stoffeline mit fachkundigem Blick auf Pfirsich-Streusel. :lach:

Farblich kann ich die Wand auf wenige Farbtöne zurückführen: ein sandiges beige, ein helles grau und honiggelb. Dazu kommen diverse Erstbesiedler (Flechten, Mose, Algen ?) in dunkelgrau / anthrazit.

So weit ist das alles fein und ich weiss nun zumindest, was ich will/brauche.......
....... und ich weiss auch schon, was alles echt übel aussieht …….



Bild :|


…. Aber darauf gehe ich gar nicht erst weiter ein. :evil: Es wird so lange geübt, bis es funktioniert. :/

Stoffel
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von Stoffel »

Felsgestaltung – Teil III :wink:

Der Massstab ist schon eine besondere Herausforderung. In Spur II benötigt man meines Erachtens eine höhere Tiefe als in H0 oder 0. Vieles sieht aus zwei Metern Entfernung toll aus. Doch aus der Nähe ? :lupe: :gruebel: Inspiriert von allem was es so gibt und ich gelesen habe, startete ich scheinbar endlose Versuche. :/ Der Plan war, eine ganz einfache aber geniale Lösung zu finden. In etwa Nestlé Instant-Fels – am besten noch aus der Sprühdose. :idea: :twisted:

Tja, es kam, wie es kommen musste. Die geniale Lösung liegt immer noch im Reich des Verborgenen. :oops: Keine einfache Lösung. Kein Ei des Kolumbus, keine Büchse der Pandora und auch nicht des Pudels Kern oder die Sauce Tartare. Nichts ist schwieriger, als die Natur nachzuahmen ! Felsstruktur und Farbgebung sind das eine, die Oberflächenstruktur das andere. Genau daran scheiterte die Glaubwürdigkeit meiner meisten Versuche. :cry: Doch von vorne …

Käuflich gibt es diverse Arten von „Knitterfelsen“ zu erwerben. Zumindest auf Fotos sehen die wirklich perfekt aus. Ich meine hier einen entdeckt zu haben: viewtopic.php?t=14352 – bitte Widerspruch, falls ich mich täusche. Nun leben diese Knitterfelsen sicher von dem hervorragenden Bedruck. Überpinseln ist da also nicht. :| Dennoch ist die Idee schon genial. Kann man, indem man feiner / kleiner knittert vielleicht einen guten Oberflächen-Effekt erzielen ? Versuch macht kluch…. :idea:

So habe ich erst einmal Stoffelines Küche gestürmt (sie war gerade nicht da :mrgreen: ) und habe alles geknittert, was mir so in die Hände fiel: Alufolie, Backpapier, Blisterpackung vom Alpkäs. Weiter ging´s mit Druckerpapier, Vliestapete, Sandpapier usw. usw. Das beste Ergebnis habe ich noch mit Sandpapier erreicht. Aber eines war bei allen Versuchen gleich: tut man Wasser (Farbe) drauf, ist alles futsch. :evil:

Dann habe ich mir die diversen Giessfelsen angeschaut. Nicht schlecht. Aber irgendwie habe ich in Bezug auf den Massstab ein Störgefühl. :frown: Ich meine, die Dinger sind eher etwas für H0 oder 0. Man bräuchte schon relativ grosse Formen und hat dann das Problem der Wiederholungen der Struktur zu lösen. Also auch nichts. Na, dann bleibt nur es „klassisch“ zu tun…. :<

Die Grundstruktur ist dabei noch am einfachsten. Dazu habe ich einfach verschiedene XPS-Platten „geschnitzt“ und zusammengeklebt. Hier muss man nicht besonders sorgfältig arbeiten. Was man da wegschneidet, kann man dort wieder dazu kleben. Nur die Struktur muss irgendwie passen.



Bild



Bild


Dann wird´s schwieriger ....
ottmar
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Re: Val Bregaglia im Sommer 1903

Beitrag von ottmar »

Hallo Steffen

wie ich sehe gehst Du wieder mit völliger Perfektion an Dein neues Thema! Ich bin wieder sehr froh etwas von Dir lesen zu können, nachdem Du anscheinend jahrelang abstinent gelebt hast. Ein Leben ohne Modellbau ist zwar machbar, aber ohne Befriedigung :-).

Das Thema Felsengestaltung ist extrem spannend und Du scheinst es entsprechen professionell einzufangen. Den überaus spannenden Thread vom Teppichbahner habe ich auch verschlungen, aber leider waren meine Bemühungen zum Scheitern verurteilt. Was habe ich gemacht: Den Kofferraum mit original Felsen vollgepackt die entsprechend von der Witterung oder Bagger herausgebrochen waren und dann vernünftig im Bauschaum eingeklebt...

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DSG641_ 009.JPG (43.6 KiB) 35725 mal betrachtet
Ansicht der Bahnhofseinfahrt von Surovas


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DSG641_ 011.JPG (46.98 KiB) 35725 mal betrachtet
typische Steine die gesucht habe, möglichst flach oder dünn und gegen den "Strich" gebrochen


DSG642_ 001.JPG
DSG642_ 001.JPG (51.08 KiB) 35725 mal betrachtet
mein Spazierweg


Viele Grüße Ottmar

und weiterhin gutes Gelingen!
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