Hallo,
ich habe wieder ein paar Bäume gebaut, zwei Fichten und eine Rotbuche. Alle drei Bäume sind mit unter 70cm etwas kleiner, da sie oben auf einem "Berg" stehen sollen. Und 1-Meter-Bäume auf einem 1-Meter-Berg wirken wahrscheinlich nicht so gut.
Beim Bau lag mein Augenmerk diesmal darauf, die Bäume noch robuster zu machen. Besonders bei den Laubbäumen hatte ich da ja Schwierigkeiten. Meine Fichten hielten bisher zwar prima, aber mit Gewalt ziehen sollte man an den einzelnen Fasern trotzdem nicht.
Die Rohlinge sind wieder komplett aus Metall gebaut. Wie immer versuche ich, sie schon so zu drehen, dass an der Form außer dem Kaschieren der Drähte nichts mehr gemacht werden muss.
Bei den Fichten habe ich diesmal darauf geachtet, die unteren Äste dicker zu drehen mit einer Verjüngung zur Spitze hin. Auch einige größere nach unten hängende Zweige habe ich gleich aus Draht mitgedreht statt sie später separat mit feinem Draht, Kokosfasern oder aufgeschossenem Gras nachzubilden. Dadurch wird alles stabiler und es sind unregelmäßige Wuchsformen mit längeren Zweigen und Lücken möglich. Besonders in den Bergen sehen die Vorbildfichten doch meist arg gerupft aus, die beiden neuen werden also auch ziemlich zerzaust.
Die Rotbuche sollte ebenfalls kein klassischer Solitär à la Kaiserbuche oder Dorflinde werden, sondern ein ein mitteljunger Baum mit eher schlankem Wuchs und nur vereinzelten tief stehenden Ästen, wie er in Gruppen oder Reihen neben den Gleisen oder auch im lichten Wald stehen könnte. Der Baum soll so flexibler einsetzbar sein, Solitäre sind ja auch in der Natur eher selten.
Die Stämme bestehen wieder aus ineinander gesteckten Messingrohren und Gewindestangen. Das ist so robust, dass das Biegen bei der Buche eine Herausforderung war:
Ich habe versucht, die Krone recht licht zu formen, aber darauf geachtet, dass von oben gesehen keine Lücken entstehen. Um Sonnenlicht wird im Wald gekämpft, solche Lücken wären also unrealistisch. So sieht der Drahtrohling für die Buche dann nach der ersten Grobfrisur aus:
Die Hauptäste sind aus jeweils einem Draht gedreht und auch kleinere Zweige mit Draht modelliert. So kann ich zum Schluss, wenn ich den Gesamteindruck beurteilen kann, alles in eine für mich stimmige Form bringen. Besonders der obere Bereich, wo die dicken Drähte enden, ist nicht ganz einfach zu drehen, ohne dass entweder der Übergang sichtbar bleibt oder die Äste unrealistisch dick werden.
Die Rindenstruktur bilde ich ausschließlich mit Leim, Sand und bei den Fichten etwas feinem Holzstreu nach, auch die Wurzeln sind wieder gleich aus Draht mitgedreht. So können die Stämme auch Hammerschläge aushalten. Bei der Buche sorgen zwei Schichten Acrylbinder für eine glattere Oberfläche. Für maßstäbliche Glätte wäre wahrscheinlich noch ein weiterer Durchgang nötig gewesen, aber ich wollte etwas mehr Textur erhalten.
Lackiert habe ich wie immer mit Sprühdosen in diversen Farbtönen, um mit kleinen Sprenklern eine gleichmäßige, aber trotzdem lebhafte Textur zu erreichen. Horizontales Trockenbürsten sorgt für eine Borkenstruktur, die es bei der Buche nicht gibt, deswegen habe ich das nur bei den Fichten vorsichtig gemacht.
So sehen die fertigen Fichten und der lackierte und in Form gebrachte Rohling der Buche aus:
Bei den Fichten habe ich die kleinen Zweige wie zuvor mit Sprühkleber befestigt. Erster Durchgang mit 12mm-Fasern, dann nach unten fönen und zur temporären Fixierung grob lackieren. Der zweite Durchgang mit 6mm-Fasern, nicht nach unten fönen und alles in vier Farbtönen aus der Dose final lackieren. Dann zum Fixieren mit Isopropanol sowie Leim und Acrylbinder einsprühen. Die Fixierung scheint gut zu funktionieren, man kann überall ziehen und zupfen, ohne dass etwas abgeht.
Bei der Benadelung der Fichten habe ich wieder eine Lektion gelernt: Sprühkleber nicht unter 5 Grad verwenden, da leidet die Haftung ganz enorm. Gut, wenig überraschend, werden einige sagen, bei Frost sollte man sowas halt sein lassen, aber ich bin ziemlich ungeduldig. Naja, jetzt ist eine Fichte eben etwas klumpig geworden. Das Fine Turf habe ich nicht mit Leim+Acrylbinder fixiert, die feinen Flocken halten auch so. Nur einen großzügigen Auftrag mit Klarlack habe ich spendiert, um die durch den Sprühkleber klebrigen Oberflächen zu versiegeln.
Bei der Buche habe ich nur punktuell an den Spitzen der Drähte 12mm-Fasern aufgeschossen, um die Verzweigungen der Drahtstruktur weiterzuführen:
12mm-Fasern verhalten sich ja unabhängig vom (Nichtprofi-)Begraser nicht optimal und fallen eher entlang der Feldlinien als dass sie geschossen werden. Deswegen habe ich später noch nachgearbeitet und nach unten oder hinten zeigende Fasern abgeschnitten.
Ich habe auf Volkers Anregung auch versucht die Fasern von einer Platte anstelle des Begrasers aufzuschießen. Das funktioniert leider mit 12mm gar nicht. Bevor die Fasern abheben gibt's eher einen Spannungsdurchschlag. Ohne Unterstützung durch die Schwerkraft geht's also nicht. Mein Greenkeeper hat übrigens inzwischen 55kV, aber ich merke keinerlei Verbesserung zur 35kV-Version. Das Geld kann man sich sparen.
Die Heki-Blätter habe ich ebenfalls mit Sprühkleber angebracht, diesmal bei deutlich über fünf Grad. Die Belaubung wird so schön luftig und war in einer Viertelstunde erledigt; sehr wenige an Ästen hängengebliebene Blätter waren mit ein paar Pinselstrichen entfernt:
Die Buche habe ich ebenfalls mit Isopropanol, Leim und Acrylbinder fixiert. Sehen tut man davon nichts und die luftige Struktur hat auch keinen Schaden genommen. Dafür habe ich jetzt endlich einen robusten Laubbaum und kann realistisch Bäume ineinander stellen, ohne Angst zu haben, dass ich Zweige abreiße oder für vorzeitigen Laubfall sorge.
Und zum Schluss noch drei Bilder von verschiedenen Seiten:
Insgesamt bin ich mit der Buche ganz zufrieden, auch wenn die Heki-Blätter noch nicht wirklich realistisch sind. Die Krone ist etwas transparenter als in der Realität, aber mit gefällt es so. Ich habe jetzt auch vor Laubbäumen deutlich weniger Respekt, die Buche ging (nach Modellbaumaßstäben) relativ fix und ohne größere Schwierigkeiten von der Hand.