ich habe mich an zwei neue Fichten gemacht, diesmal nicht so zerzaust wie die beiden letzten. Dabei habe ich etwas mehr Bilder von den einzelnen Schritten gemacht. Die Bäume baue ich zwar sehr ähnlich wie schon von anderen in diversen Foren ausführlich beschrieben, aber mehr Dokumentation kann ja nie schaden.
Das sind alle Materialien, die ich beim Bau der Fichten verwendet habe:

Links sind die Messingrohre und Gewindestangen, die ineinander gesteckt den Kern bilden. Die verwendeten Stangen waren natürlich länger als die Reste hier im Bild. Zum Lackieren von Stamm und Zweigen verwende ich inzwischen nur noch Sprühdosen von Montana. Da gibt es eine enorme Bandbreite von Farbtönen, und die 400ml-Dosen für 3,95 Euro sind günstiger als jede Farbe im Baumarkt. Deren Angebot richtet sich hauptsächlich an Sprayer, und die sind wohl deutlich preissensibler als Hobbyhandwerker und Modellbauer. Zum nachträglichen Hervorheben der Rindenstruktur nehme ich die abgebildete Acrylfarbe in Erdtönen. Die einzelnen Materialien sind zwar alle nicht besonders teuer, aber pro Baum komme ich insgesamt wohl doch auf über 20 Euro Rohkosten.
Gebaut habe ich zwei Fichten, die kleine wird etwa 85 cm hoch, die größere etwas über 1 Meter. Ein Ein-Meter-Baum mag riesig wirken, aber in H0 wären das gerade mal gut 25cm. Solche Fichten gibt's im Standardsortiment der Großserienhersteller, daran merkt man schon, dass das eigentlich nicht mal mittelgroße Bäume sind. Die Verjüngung der Stämme habe ich wieder mit Gewebeband nachgebildet:

Gleich am Anfang habe ich schon den ersten kleinen Fehler gemacht: Die Stämme sind unten etwas zu dick geraten, Fichten haben für ihre Höhe ziemlich dünne Stämme. Ich wickle das Gewebeband mit viel Spannung um die Metallstangen, dadurch ist es kaum wieder abzukriegen. Also habe ich es einfach so gelassen.
Als nächstes folgt das Umwickeln und Drehen von Schlaufen mit 0.64mm-Blumendraht, dabei werden die Rohlinge noch mal 15cm über die Stangen hinaus verlängert:

Nach einer ersten Grobfrisur sehen die Rohlinge dann so aus:

Für die etwas dickeren Äste unten, besonders diejenigen, die später kahl bleiben sollen, habe ich mehrere unterschiedlich lange Drähte verdrillt, so dass sich ein Ast nach außen hin bis auf eine Drahtdicke verjüngt. Ein dicker Ast, der ganz ohne Verjüngung endet, sieht ziemlich unnatürlich aus, selbst wenn er abgebrochen sein soll; das habe ich bisher bei meinen Rohlingen nicht beachtet.
Das untere Ende eines Rohlings:

Die Wurzelstruktur habe ich so weit wie möglich schon aus Draht gedreht, damit der Sockel von unten einige Kräfte aushalten kann, auch wenn der Baum mal schief im Loch steht oder angestoßen wird.
Dann wird der Stamm mit Leim eingepinselt und mit feinem Holzstreu und Vogelsand in verschiedenen Anteilen im unteren und oberen Teil bestreut. Ich nehme recht feine Streus, weil ich finde, dass die Rindenstruktur sonst schnell zu grob wirkt. Modelliermasse versuche ich inzwischen möglichst zu vermeiden, die ist mir schon abgeplatzt. Die Bäume muss ich oft sehr robust am Stamm anfassen; ohne viel Griffkraft kommt man sonst nicht gegen den 1-Meter-Hebel an, wenn man das Ding mal waagrecht halten musss. Nur die letzten Zentimeter unten habe ich mit einer Leim-Sand-Fimo-Mischung gearbeitet, aber auch da ist ja die Wurzelstruktur schon durch Draht vorgegeben. Feine Rindenstrukuren lassen sich auch in leicht angetrockneten Leim ritzen. Nach dem Trocknen des Leims habe ich die Bäume dann mit dunkelbrauner Sprühfarbe grundiert:

Von der Rindenstruktur sieht man nach dem Grundieren nicht mehr viel, die hebe ich also durch horizontales Trockenbürsten mit hellen Erdtönen wieder hervor. Der Rohling wird außerdem noch vorsichtig mit grüngrauer und rotbrauner Farbe besprüht, um ihn etwas lebendiger zu wirken zu lassen.
Danach wickle ich noch feinen Bindedraht um die Äste, um längere herunterhängende Zweige darzustellen. Das ist ein ziemlich langwieriges Gefummel und auch nicht unbedingt notwendig. Aber die Verzweigung mit dickeren langen Zweigen statt nur relativ kurzen Fasern wirkt meinem Eindruck nach realistischer. Die Wicklungen werden zusätzlich noch mit Sekundenkleber fixiert. Die beiden Sockel gehören nicht zu den Fichten und dienen nur zur Stellprobe:

Nach dem Aufschneiden und Zurechtbiegen der kleinen Schlaufen sehen die Rohlinge so aus:

Bis zu diesem Schritt ist der Rohling wenig empfindlich. Alles ist aus Draht gewickelt, Leim und Sekundenkleber geben nur zusätzliche Stabilität. Allerdings sind die feinen Äste natürlich biegsam.
Als nächsten Schritt bringe ich mit Sprühkleber 12mm-Fasern auf und richte sie mit einem Fön nach unten aus. Diesen Schritt könnte ich eventuell auch mal mit Latexbindemittel versuchen, die Klebung wäre vermutlich zugfester und billiger wäre es auch. Ich hab das Bindemittel aber bisher noch nicht sprühfähig bekommen.
Die Lackierung und gleichzeitige Versiegelung des Klebers erfolgt wieder mit grüngrauem und rotbraunem Sprühlack für lebendige Farben. Zwischendurch gibt's auch etwas matten Klarlack, der den Fasern noch den letzten Glanz nimmt. Beim Aufsprühen der Lacke bin ich großzügig, die Lackschichten geben schließlich zusätzliche Stabilität. Die große Fichte im Hintergrund ist noch ohne Fasern:

Dann noch ein paar 6mm-Fasern, diesmal ohne Ausrichten per Fön, aber mit gleicher Farbbehandlung:


Etwas von oben fotografiert, mit etwas mehr Rotbraun wären es typische Harzfichten im zeitgenössischen Borkenkäfer-Look:

Benadeln werde ich die Fichten wohl wieder mit Fine Turf. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, maßstäbliche Fasern zu verwenden, aber habe Zweifel, dass das tatsächlich besser wirkt. Der Rest Fine Turf ganz oben im Bild reicht aber nicht mehr, also muss der letzte Schritt noch etwas warten.
