ich bin nur sehr gelegentlich als Teppichbahner mit uraltem LGB-Material aus den Achtziger Jahren tätig und habe hier eigentlich nicht viel beizutragen. Ich schaue mir aber gern andere Anlagen an, und da ist mir aufgefallen, dass es anscheinend bei den Bäumen eine deutliche Lücke zwischen kleinen und großen Spuren gibt. In H0-Foren sehe ich immer wieder sehr realistisch wirkende Selbstbauten, während bei den Großbahnern zumindest gefühlt kaum Bäume zu finden sind und die wenigen oft eher provisorisch und viel zu klein aussehen.
In Foren habe ich häufig gelesen, dass H0-Methoden in großem Maßstab einfach nicht mehr umsetzbar seien. Ich wollte das testen und habe deswegen einfach mal versucht, mit den in kleinen Spuren üblichen Techniken in 1:22,5 maßstäbliche große Bäume herzustellen.
Draht-Rohlinge (teppichbahn)

Angefangen habe ich mit Nadelbäumen. Die Rohlinge habe ich aus den üblichen Holzstäben und Blumendraht gedreht, dazu Klebeband, um eine gleichmäßige Verjüngung der Stämme zu erreichen. Verlötet habe ich nichts, das wäre mir zu viel Aufwand, und die Rohlinge sind auch so ziemlich unzerstörbar. Weiter oben, wo anstelle des Holzstabes nur noch ein dicker Blumentdraht in der Mitte ist, bleibt der Stamm natürlich biegsam, aber man muss schon etwas Kraft aufwenden.
Die Kiefer ist etwa 85 cm groß, die beiden Fichten etwa 70cm und 105cm. Das entspricht noch nicht den 40m-Fichten, wie man sie in der Forstwirtschaft oft sieht, aber man muss beim Tragen schon aufpassen, mit den Dingern nicht gegen Türrahmen oder Deckenlampen zu laufen.
Bemalung und Rindenstruktur (teppichbahn)

Die Drahtstruktur der Rohlinge habe ich mit Leim und Sägemehl kaschiert, oben fein und unten etwas gröber, bei der Kiefer am gröbsten. Die Füße der Bäume habe ich mit etwas Fimo-Masse modelliert. Bemalt habe ich das ganze mit billiger Abtönfarbe, dunkelbraun den oberen Teil der Fichten, rötlich-braun die obere Kiefer und die unteren Stämme eher in Grau. Die Rindentextur habe ich durch Trockenbürsten mit hellen Farbtönen hervorgehoben.
Anbringung von 12mm-Grasfasern (teppichbahn)

Die kleineren Aeste habe ich mit 12mm-Grasfasern nachgebildet, aufgebracht von unten bei den Fichten und von oben bei der Kiefer. Das geht übrigens auch ohne Begrasungsgerät mit einem Sieb, es dauert einfach nur länger, bis genügend Fasern zufällig die Aste getroffen haben. Die Fasern der Fichten habe ich nachträglich noch mit einem Fön nach unten ausgerichtet.
Ich habe die Fichtenäste hier recht licht gestaltet, sie ließen sich durch mehr Fasern oder eine zweite Aufbringing verdichten bzw. verlängern und dann auch noch mehr sichelförmig beschneiden.
Fertige Nadelbäume (teppichbahn)

Für die Benadelung habe ich gesiebtes Fine-Turf verwendet, bei der Kiefer vorher noch sparsam 6mm-Fasen aufgebracht. Ich hatte auch mal einfach kurze Grasfasern als Nadeln ausprobiert, aber Fine Turf gefällt mir bisher besser. Die Bezweigung und Benadelung der drei Bäume ging ziemlich fix, es ist vom Zeitaufwand eigentlich egal, ob man eine 15cm-H0-Tanne oder einen 1m-Spur2-Klopper benadelt.
Ich würde auch noch gern mit etwas mehr Farbe experimentieren, etwa einen Hauch blau-weißen Glanz von oben für die Kiefer. Beim billigen Sprühlack aus dem Baumarkt gibt's aber leider nicht viel Auswahl. Mit einem Airbrush lässt sich aber sicher noch eine Menge herausholen.
Stämme der Bäume (teppichbahn)

Kleinere Fichten (teppichbahn)

Drei kleinere Fichten mit etwa 40-60cm Höhe, die unteren Stämme muss ich noch etwas nacharbeiten.
Laubbaum (teppichbahn)

Ich habe mich, wiederum inspiriert von H0-Foren, auch an Laubbäumen versucht. Der Baum im Bild ist nur etwa 70cm groß, wirkt aber durch sein Volumen neben höheren Fichten immer noch gut. Der Stamm ist teilweise aus einem Stück Buchsbaum und sonst aus Fimo-Masse modelliert. Die Aeste sind ähnlich wie die der Fichte aus Draht gedreht und dann mit Fimo gestaltet. Der Drahtrohling hatte bestimmt an die 200 Enden, deswegen war das Anbringen der Fimo-Masse zwischen den ganzen Drähten eine ziemlich nervige Fummelei.
Die Blätter sind grob ausgesiebt von Noch und damit eigentlich nur für Birken noch mit viel gutem Willen maßstäblich. Ich finde, der grundsätzliche Eindruck einer Belaubung stellt sich trotzdem ein. Als Alternative fällt mir nur Selbermachen ein. MiniNatur hat zwar schickes Laub, aber das ist leider nur als Vlies erhältlich. Ich arbeite lieber mit losem Laub; ich finde, besonders im großen Maßstab geht mit Matten zu viel Feinstruktur verloren. Auch die in kleinen Spurgrößen oft empfohlene Filterwatte habe ich aus dem gleichen Grund nicht verwendet. Außerdem würde das MiniNatur-Zeug die Kosten des Baumes locker verdreißigfachen.
Insgesamt fand ich den Baumbau in dieser Größe für Anfänger wie mich überraschend einfach und effizient, besonders im Vergleich zu den häufig sehr fortgeschrittenen Modellbautechniken, die ich hier im Forum sehe. Nur die Ausformung der größeren Äste bei Laubbäumen mit Fimo-Masse war zwar nicht allzu anspruchsvoll, aber ziemlich nervig. Die Materialkosten sind minimal, am teuersten war noch der Sprühkleber aus dem Baummarkt, aber die 12-Euro-Dose war auch nach den vier großen Bauemen noch nicht leer.
Besonders die großen Nadelbäume verbrauchen in der Fläche überhaupt keinen Platz und stellen trotzdem eine maßstäbliche Relation her, die man sonst bei Innenanlagen meiner Meinung nach durch Landschaftsbau nur schwer erreichen kann. Ich habe auf dem Teppich mal ein paar Meter Schienen eingeschottert, begrast und mit Bäumen bepflanzt und selbst meine alten hochbeinigen Stummelwagen auf Gardinenstangen machen zum ersten Mal wenigstens entfernt den Eindruck einer Modellbahn.
Natürlich gibt's an den Bäumen noch jede Menge zu verbessern. Mit jedem neuen Baum will ich meine zuvor gebauten alle wegschmeißen, was bei mir die größte Huerde beim Aufforsten darstellt. Aber bis auf die Laubgröße bin ich noch auf keine Maßstab-spezifischen Probleme gestoßen.