bereits seit einigen Jahren hatte ich mir immer mal wieder vorgenommen auch (Vollbahn-) Eisenbahnfahrzeuge zu bauen.
Während mein gesamtes Hobbyinteresse den Vollbahnen ebenso wie den Straßenbahnen gilt, schien die Hürde im Maßstab 1:22,5 hin zur Vollbahn immer groß.
Dadurch, dass ich schon seit ca. 2 Jahren auch Straßenbahnen mit Regelspurvorbildern auf mehr oder weniger selbst zusammengenagelten 64 mm-Gleisen betriebe habe ich mich zumindest mal mit der Regelspur an sich weiter auseinandergesetzt.
Die Platzfrage ist bei Vollbahnfahrzeugen noch etwas dringlicher als bei Straßenbahnen. Man benötigt dafür sinnvoller weise Radien, die im Gegensatz zur Straßenbahn nicht wirklich für den fliegenden Aufbau in der engen Stadtwohnung geeignet sind. Daher dürfte wohl feststehen, dass die Vollbahn (vorerst mal) eher eine Ergänzung zur Straßenbahn ist und sich z.B. auf potentiellen Brücken über die Straßenbahn oder an Umsteigeknoten präsentieren wird.
So wollte ich mich dann tatsächlich – mal so zum Ausprobieren – an ein Vollbahnfahrzeug heranwagen.
Also ging es an die Vorbildsuche. Da man sich ja für den Anfang eher was Kleines suchen sollte, konzentrierte ich mich dabei in erster Linie auf ein Nebenbahnfahrzeug. Die diversen Typen von Triebwagen oder Schienenbussen bieten sich dazu geradezu an.
In die nähere Auswahl kamen der Uerdinger Schienenbus der Bundesbahn, der LVT der Reichsbahn oder der ETA 150.
Da die vielen Nieten des Uerdingers schon eine Herausforderung für sich gewesen wären, blieben noch die beiden anderen.

Von den beiden anderen sammelte ich etwas Material. Da mir für den Leichtverbrennungstriebwagen der Deutschen Reichsbahn als erstes eine brauchbare Zeichnung in die Hände fiel, war das mein Vorbild.
Den ETA habe ich erstmal aufgeschoben


Bevor man aber anfängt zu bauen, bietet es sich an, das Vorbild mal näher zu betrachten.
Ab den 50er Jahren war auch die Reichsbahn in der DDR darum bemüht, den Betrieb auf ihren Nebenbahnen billiger und vor allem Personal sparender abzuwickeln.
Dazu entwickelte man einen Schienenbus.
Ab Anfang der 60er wurden diese Fahrzeuge dann in Serie gebaut. Die ersten Exemplare hatten noch eine breite Frontscheibe, die von zwei um die Ecke gehenden gewölbten Scheiben umgeben war.
Die späteren Fahrzeuge hatten der Einfachheit halber eine dreigeteilte Front aus geraden Scheiben.
Diese ist im Modell nicht nur einfacher umzusetzen, sondern.
Nach der Wende wurden die Fahrzeuge nochmals saniert und bis 2004 im Betrieb bei der DBAG eingesetzt. Durch Neufahrzeuge und natürlich Streckenstilllegungen infolge von Abbestellungen in den neuen Bundesländern waren sie entbehrlich geworden.
Heute verkehren noch einige Exemplare im Museumsverkehr, wie das oben abgebildete, das ich im Sommer 2011 in Gotha fotografiert habe.
Zwischenzeitlich soll es noch zu Regeleinsätzen auf der von EGP eigenwirtschaftlich betriebenen Strecke Neustrelitz – Mirow kommen. Leider musste ich bei meinem Besuch im August mit einem NE81 vorlieb nehmen

Bei meinem eigenen Fahrzeug, das dankenswerterweise keine für den Anfänger schweren Schraubenkupplungen oder Puffer aufweist, wollte ich auf die im Wesentlichen aus dem Straßenbahnbau bekannten Materialien zurückgreifen. Außerdem sollten sich auch die Kosten für das Fahrzeug in Grenzen halten.
Da die Teile aber alle etwas größer sind, wagte ich den Versuch, das komplette Fahrzeug aus MDF zu bauen.
Der Verzicht auf das sonst für den Wagenkasten verwendete Polystyrol bot sich an, da keine besonders dünnen Stege o.ä. zu berücksichtigen waren.
Da ich an diesem Testobjekt in mehrerlei Hinsicht nur recht sporadisch arbeitete habe ich während des Bauprozesses leider nur sehr wenige Bilder gemacht.

Das ist ein Großteil aller Einzelteile, die aus MDF 3 mm gefräst wurden.

Die Fensterscheiben entstanden aus 2mm Acrylglas und wurden in die Fensteröffnungen eingesetzt

Wie schon von der Straßenbahn her bewährt entstanden die etwas filigraneren Teile auf der Lasermaschine.

Hier ist der Rohbau des Fahrzeuges zu sehen. Boden und Wagenseiten werden durch L-Leisten zusammengehalten, wie dies bereits von meinen Straßenbahnen her bekannt ist.
Als weitere Einheiten sind das Dach zu nennen und die beiden Frontunterteile.
Diese sind für das Foto nur zusammengestellt.
Sie wurden alle in derselben Art, wie ich mit den Dächern Verfahre in Form gefeilt und dann mit dem Wagenkasten verklebt.
Die Oberteile der Front, sie sind oben im Teilesatz zu erkennen, wurden an ihren Stegen eingeritzt und geknickt.
Sie mussten später an ihren Seiten von den überstehenden Resten befreit werden und wurden Verschliffen und verspachtelt.
An der unteren Seite der Wagenseiten musste gut 1mm weit die obere Schicht abgetragen werden. Hier wurden die Verblendungen für die Klappen und Lüftungsgitter, welche gelasert wurden eingesetzt.

Das nächste Foto, entstand schon nach der Lackierung.
Die Lackierung selbst war auch eine Herausforderung, so dachte ich zu erst. Denn glattes MDF zu lackieren, ohne dass man es später als solches erkennt hatte ich zuvor nie gemacht.
Nachdem das komplette Fahrzeug wurde mit Schnellschleifgrund behandelt und nach dem Anschleifen mit Spritzspachtel überzogen.
Vorerst muss das Fahrzeug noch ohne Antrieb auskommen, soll aber bei Bedarf nachgerüstet werden.

Hier ist die unterkante der Seitenwand zu sehen, die ich oben beschrieben habe.

Der Einstiegsbereich. Die Türöffner und Griffe wurden wie auch die Lampenringe gelasert und mit Chromlack behandelt.

So zeigt sich der TrieWa nun als fertiges Fahrzeug. Naja fast.
Die große Beschriftung hat mir ein Maxdorfer Reichsbahnfan mit Schneidplotter im Büro gemacht. Für die kleineren Beschriftungen an der Unterseite suche ich noch nach einer Lösung. Da stößt man nämlich an das Problem, dass man weiß nicht auf Folie drucken kann.

Hier mal ein Größenvergleich mit einer Straßenbahn. Insbesondere die größere Breite des Vollbahnfahrzeuges fällt auf!
alla hopp!