im November des Jahres 2007 begann ich hier im Bereich Anlagenbau & Zubehör damit, den Bau unserer Modulanlage zu beschreiben. Diesen Thread habe ich vor einigen Wochen geschlossen, da ich irgendwie den Faden verloren hatte - ich wusste einfach nichtmehr wie ich weiterschreiben soll. Was tun wenn man den Knoten nicht finden kann? Richtig - man fängt von vorne an!
Wer dennoch der Meinung ist unseren Leidensweg und meine partielle Sturköpfigkeit aus erster Hand miterleben zu müssen, dem sei die Studie des alten Threads nahegelegt!
Prolog
Alles begann wie eingangs erwähnt im Jahr 2007. Im Herbst hatten wir denn Entschluss gefasst eine Modulanlage zu bauen, welche auf verschiedenen Ausstellungen gezeigt werden sollte.
Streng genommen handelt es sich eigentlich um eine Segmentanlage, da die einzelnen "Module" nicht vollkommen beliebig miteinander kombinierbar sind - immerhin kann man im weiteren Sinne von einem "modularen" System reden.
Die Module sollten in den damals vorhandenen VW T4 passen*, leicht aber dennoch stabil und verzugsfrei sein.
Da es sich um unsere erste Modulanlage handelt haben wir beim Bau - trotz Studium von Fachliteratur - einige Fehler gemacht, auf welche im Laufe des Textes eingegangen wird. Wir sind momentan dabei diese Fehler nach und nach zu beseitigen.
*Inzwischen brauchen wir einen Transporter plus Anhänger für die Anlage, womit bewiesen wäre: Modulbau macht abhängig, artet aus und gefährdet die sonstige Freizeit!

Das Modulsystem
Da wir sehr oft mit Bühnenplatten mit Aluminiumrahmen arbeiten wurde die Idee geboren diese als Basis/Rahmen zu verwenden. Vorteilhaft ist die hohe Stabilität bei relativ geringem Gewicht.
Da die Rahmen standardmäßig als 2x0,5m und 2x1m Rahmen gebaut werden, brauchten wir uns keinen Kopf um eine eigene Modulnorm machen. Als Anlagenhöhe wurde 600mm festgelegt, was in erster Linie auf eine kinderfreundliche Präsentation abzielte. Inzwischen wird die Anlage jedoch i.d.R. auf 1000mm SOK angehoben.
Die ersten Module habe ich noch bei mir im Zimmer gebaut. In die Rahmen wurden 22mm Spannplatten eingesetzt, was uns sehr stabil erschien - ein Entschluss den wir noch bitter bereuen sollten.
Hier sieht man eine der Aufnahmen für Steckfüße, welche standardmäßig am Rahmen befestigt sind. Zum Höhenausgleich kann man entweder Variofüße verwenden oder die Füße etwas herauslassen und anschließend wieder festziehen.
Wie man sieht haben wir mit 2x0,5m-Platten angefangen. Ursprünglich wollten wir auch nichts breiteres bauen, lediglich Ansatzbretten sollten entgleisende Fahrzeuge auffangen und Reliefbauten aufnehmen - aus heutiger Sicht schon interessant was für Ideen wir damals so hatten... .

Die Klemmen zum verbinden der Rahmen stammen ebenfalls aus dem Bühnenbau, sind aus Aludruckguss und greifen in das Spezialprofil der Rahmen und sitzen - wenn erstmal verschraubt - bombenfest!
Die ersten Gleise werden verlegt
Wir hatten uns ursprünglich für die Verwendung von LGB-Glei entschieden, da wir nicht zuviel Zeit in den Selbstbau von Gleisen investieren wollten. Außerdem sind vorallem die Weichen in Vergleich zu anderen (natürlich dafür auch qualitativ und optisch besseren/schöneren) Weiche recht günstig, was bei der avisierten Anlagengröße nicht gerade unbedeutendes Entscheidungskriterium war (langsam und Schritt für Schritt machen war damals vor allen nicht meine Stärke

Als Mindestradius hatten wir uns von Vornherrein für den R3 von LGB entschieden. Der ist zwar auch nicht all zu groß, aber dafür passen 90° grad noch auf ein halbwegs händelbares Modul.
Der erste Gleisplan. Ursprünglich war geplant eine Anlage für vorbildnahen Punkt- zu Punkt-Betrieb mit drei Bahnhöfen als großes U zu bauen. Als Endbahnhof sah ich es damals nicht als notwendig an direkt in Gleis 3 einfahren zu können, vielmehr sollte Gleis 3 nur als Umfahrgleis für Gleis 2 dienen - der nächste fatale Fehler, wie sich in den nächsten Jahren zeigen sollte, in denen der Bahnhof zunehmend als Durchgangs- und Kreuzungsbahnhof genutzt wurde.
Auf die 22mm Spannplatten wurden 100mm breite und 4mm starke Fußbodendämmplatten aus Styrodur geleimt, welche als Schalldämmung und zusammen mit den sehr hohen LGB-Schwellen als Bahndamm fungieren sollten. Wer verschiedene Vorbilder kennt weiß, das Bahndämme nicht zwangsläufig sehr hoch oder im 45°-Winkel ausfallen müssen.
Die Gleise sollten an den Modulübergängen mit Thielverbindern verlascht werden, dass sieht sehr gut aus - kostet aber auch verdammt viel Zeit, wie sich noch herausstellen sollte!
An dieser Stelle äußerte man dann im alten Thread auch schon erste Begedenken zu Gleisplan, Gegenbögen und Echtkupplungen (was sich Gott sei Dank bis heute nicht bestättigt hat) und den Gleisabständen. Allerdings war ich damals noch ziemlich beratungsresistent.


Heute räumen wir vielen damals von mir gemachten Versäumnissen nach und auch wenn es etwas spät kommt, so will ich mir an dieser Stelle bei Fido und Housefred bedanken, welche damals (obwohl wir uns noch nicht näher kannten) versuchten mich aufs richtige Gleis zu bringen, indem sie gute und konstruktive Kritik äußerten, mich aber gleichzeitig auch immer motivierten dran zu bleiben und eine sehenswerte Anlage zu bauen!
Die erste Ausstellung...
...auf der wir unsere Module dabei hatten war zum Advent in den Gewölben in der Festung Mark, eine Veranstaltung die im Jahr 2007 das erste Mal stattfand und sietdem zu einem festen Termin für uns geworden ist, zumal die Zusammenarbeit mit den dortigen Organisatoren von Jahr zu Jahr besser funktionierte und die Räumlichkeiten immer besser werden (2007 fand die Ausstellung mehr oder weniger auf einer Baustelle statt, da ein Großteil des Gebäudes noch saniert wurde). Übrigends war dies die erste und letzte Ausstellung mit 2x0,5m-Modulen mit mehr als zwei Gleisen!

Die Gleise ziehen um
2008 zogen dann die Gleise des Bahnhofs Altenroda in neue 2x1m-Module um. Ebenso entstanden im Januar die ersten beiden Module des Bahnhofs Bad Gernrieder. Da wir schon bei den ersten drei Modulen Probleme hatten diese nach dem Bau aus meinem Zimmer zu kriegen (in Einzelteilen trägt sich das alles so schön rein, aber mit einem 2x0,5m Platte aus dem ersten Stock nach unten ist ohne "Kaufhaustreppen" nicht so toll


Die erste Ausstellung fand dann, untersützt durch einige befreundete Gartenbahner, direkt in der eisenbahntechnischen Hölle des Löwen statt - in einem Autohaus!
Damals sah nicht nur die 99 7222-5 noch etwas anders aus.
Es wird grün
Der Frühling kam und draußen wurde es grün, als es schließlich Sommer wurde, erschien das Wetter stabiel genug, um im Freien bauen zu können. So grünte es bald auch auf dem ersten Modulen.
Eine zugegeben eher unübliche Arbeitsbekleidung, aber sehr zweckmäßig. Der Hut war ein Geschenk meines australischen Austauschspartners und eignete sich hervorrangend für den Modulbau bei 30° im Schatten!
Während es im Bahnhof grünte, wuchs die Strecke in Richtung Kreuzungsbahnhof. Über Nacht wurden die Module mit einer Plane abgedeckt, da die Einlagerung der Module damls eine zweimalige Drehung jedes Moduls erforderte und somit recht mühsam war!
Bald schon war der Schienenstrang bis zum dritten, als Spurwechselbahnhof geplanten, Bahnhof vorgedrungen, ehe der Gleisbau ein jehes Ende nahm. Die Module waren vorhanden, aber durch die aufwändige Lagerung und die beschränkte Transportkapazität wurde das Thema Spurwechselbahnhof vertangt - den Bahnhof gibt es bis heute nicht, aber wir planen schon wieder... .


Anschließend wurde geschottert was der Zeug hielt und erste Stecker und Kabel (ein System aus der Eventtechnik - wen wunderts) installiert und eines Nachmittags nutzten wir die Gelegenheit alle bestehenden Module mal als Anlage aufzubauen.
Es wird wieder Winter
Das Jahr verging wie im Fluge und bald wurde es wieder Winter. Bauen wollten wir an der Anlage, aber nicht wieder im Freien. Glücklicher Weise konnten wir im Ort eine alte ausgediente Turnhalle einmalig als Winterquartier nutzen.
So konnte weiter begrünt und erste Telegrafenmasten aufgestellt werden und von Zeit zu Zeit wurde auch mal ein wenig gefahren.

Zur Ausstellung am Totensonntagswochenende 2008, auf welcher die Anlage nochmals als großes U gezeigt wurde, kamen auch die ersten kleinen Bäume auf die Anlage. Sie umrahmte eine andere mit fliegendem Gleis aufgebaute IIm Anlage zum Thema Schweiz. 2009 wurde die Anlage dann erstmals als Rundstrecke aufgebaut.




2009 wurden dann alle sächsischen 1:20,3 - Fahrzeuge auf Originalkupplungen umgestellt, glücklicher Weise ergaben sich hieraus keine Probleme in Gegenbögen oder Weichenstraßen. Kurz nachdem die Umstellung abgeschlossen war nahmen wir erstmals an der JHV der IG Spur II in Schenklengsfeld teil.
(Bild: Rudolf Theuerkauf)
(Bild: Rudolf Theuerkauf)
Die herzliche Aufnahme und die netten Kontakte vor Ort bewogen uns schließlich dazu Mitglieder der IG Spur II zu werden.
Noch im selben Jahr wurden wir durch mehrere Mitglieder beim Großbahntreffen in Staßfurt unterstützt. Einige reisten außerdem nochmals zur Weihnachtsausstellung in der Festung Mark an und griffen uns dort tatkräftig unter die Arme! An dieser Stelle sei allen nochmal herzlich für ihr Engagement gedankt!

Wir bauen auf und reißen nieder, so ha'm wir Arbeit immer wieder!

(Bild: Rudolf Theuerkauf)
2010 nahmen wir dann letztmalig mit der Anlage in ihrer bisherigen Form an der JHV und am Großbahntreffen in Schkeuditz teil, um mal die Höhepunkte des Jahres zu nennen.

(Bild: Rudolf Theuerkauf)
Nachdem mit der Weihnachtsausstellung in der Festung Mark ein erfolgreicher Jahresabschluss gegeben war, wurden die Module eingelagert. Allerdings hatte ich mir in den Kopf gesetzt das Gleisbild durch Einbau einer DKW und zweier neuer Weichen zu verändern. Die DKW hierfür wollte ich selbst bauen - mein erster Gleisselbstbau, und dann auch noch eine DKW, was hatte ich mir da nur vorgenommen!

Leider gab es zahlreiche Probleme. Auch wenn der eigentliche Bau noch ganz gut klappte und auch die ersten Testfahrten recht vielversprechend waren, so zeigte die DKW schon bald ihre "Zerlegungsfreudigkeit" - ich hatte zu labil gebaut! So musste ich aufgrund der durch den R3-Radius in der Weiche vorhandenen Enge etliche Kleineisen kürzen oder einsparen, so das manche Fahrbahnen nur von einer Seite gehalten wurden - Satz mit X, das war wohl NIX!

Um eine dauerhafte Lösung zu schaffen wurden nun Weichen und eine DKW von Thiel verbaut. Nachdem die Nordseite des Bahnhofs umgebaut wurden war, gab die andere nach wie vor mit R3-Weichen bestückte Bahnhofsseite kein vernümpftiges Bild mehr ab, also wurde der ganze Bahnhof abgerissen und auf neuen, 13mm dicken, bedeutend leichteren und durch Verstrebungen verstärkten Spannplatten wiedererrichtet - eine Wohltat für Auge, Fahrzeuge und Rücken!

Nun war der Bahnhof Altenroda gleistechnisch gesehen fertig und wurde erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Das neue Gleisbild, Gleis 3 ist nun über zwei DKW's angebunden und kann so direkt vom Streckengleis aus erreicht werden.

Durch Verlängerung des Güterschuppengleises am südlichen Bahnhofskopf und Einbindung ist Streckengleis, wurde ein neues Abstellgleis für nicht benötigte Zuggarnituren geschaffen!

Mit zugesägten Schienenstücken und Holzleisten in Schwellengröße wurde ein neuer, breiterer Schüttbahnsteig zwischen Gleis 1 und 2 errichtet. Der dem noch nicht fertigen Bahnhofsgebäude zugewandte, Schüttbahnsteig an Gleis 2 wurde nur einseitig ausgeführt.


Der Güterschuppen wurde über ein zweites, nur für Schmalspurwagen erreichbares Gleis angebunden, welches noch eingepflastert werden sollte, davor befindet sich nun der Bockkran, sodass dieser nun nicht mehr die Durchfahrt aufgerollter Fahrzeuge durch Gleis 3 behindert.

Das Bahnhofsgebäude ist ein Nachbau des Bahnhofs Magdeburgerforth im Fläming. Magdeburgerforth war einst ein wichtiger Knotenpunkt des mit 750mm Spurweite ausgeführten Burger-Netzes. Erhaltene Loks des Burger-Netzes finden sich heute übrigends noch auf Rügen (99 4801 und 99 4802), beim Pollo (99 4644) und im Preßnitztal (99 4511).

Anschließend wurde die Anlage erstmal wieder eingelagert, um Anfang September wieder aufgebaut und im Rahmen einen mehrwöchigen "Hardcore-Bauaktion" Messetauglich gemacht zu werden... .

Modell-Hobby-Spiel 2011
Absoluter Höhepunkt des Jahres 2011 war für uns die Teilnahme an der Modell-Hobby-Spiel in Leipzig, wo wir auf dem Messestand der Dampfbahnroute vertreten waren!


Unterstützt wurden wir hierbei erneut von der IG und von einem Gartenbahner aus Jena, welcher die Anlage mit seinen wunderschönen Eigenbauten sächsicher Fahrzeuge in 1:20,3 bereicherte! Allen nochmal ein herzliches Dankeschön für die vier tollen Tage!







Fertig ist natürlich noch lange nichts, aber ich glaube man erkennt inzwischen das es kein Karussel werden soll (auch wenn die Züge des öfteren im Kreis fahren).

So, dass war's für heute! Ich hoffe ich hab jetzt niemanden gelangweilt und gleichzeitig die Vernachlässigung meiner übrigen Projekte halbwegs legitimiert!
Ein schönes Wochenende wünscht euch
Martin