wie geht es eigentlich deinem Derrick - und deiner sowie deiner Söhne Spielfreude?
Ich möchte nochmal an deinen schönen Bericht anknüpfen, weil ich kürzlich ein paar interessante Bilder von Einsatzorten solcher Kräne aus dem Marmorabbau bei Carrara gefunden habe. Ich hatte ja in deinem Bericht damals schon auf die dortigen Kräne hingewiesen, und du hattest eigene Bilder aus dem Tessiner Granitabbau beigesteuert (btw: stammen die aus dem Maggiatal, oder woher genau?).
Michael-Trambahner hatte ja angemerkt, dass dein Kran fantastisch aussieht, aber die (Arbeits=Spiel-)Höhe leider ziemlich knapp sei. Nun, für dein absolutes Anlagenniveau stimmt das sicher, aber er steht ja (zumindest auf dem 3 Jahre alten Fotostandort) zum Glück vorn am Anlagenrand, wo er mühelos aus den unergründlich tiefen Abgründen des Fußbodens seine Lasten emporhieven kann ans Licht der Spielwelt ... Also ich denke mir bei deinem Foto fotos/data/7729/1017Derrick_90.jpg einfach vorne eine solche Abbruchkante samt Tiefe hinzu, und schon ist die mehr als vorbildhafte Höhe da (und ich vermute mal stark, deine Söhne haben das genauso praktiziert ?!). - Nach dieser Vorbemerkung passen die folgenden Bilder (und/bzw. Links zu weiteren Bildern) der Einsatzsituationen in den Marmorbrüchen besser.
Ich war selber zweimal dort, 1979 und 1980 *), und zwar jeweils für einige Wochen, ganz oben auf dem Monte Cervaiole (aktiver Abbau/ jetzt = Fa. Henraux /neben dem Monte Altissimo, oberhalb der Gemeinde Serravezza =etwas südöstlich von Carrara). Die Brüche des Cervaiole sind wohl die abenteuerlichsten, mit den höchsten glatten Bruchwänden. Und von oben schaut man noch herab auf die älteren Brüche der Altissimo-Wand oberhalb von Azzano, =die cave della Tacca Bianca, wo u.a. auch Michelangelo selber etliche seiner Blöcke ausgesucht hat. Dort sieht man auch noch die Reste der abenteuerlichen Steilabfuhrrampen der Lizzatura-Technik mit Schlitten und Hanftauen früherer Zeiten ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Steintransport#Lizzatura

Lizzatura con cavatori (Abfuhr auf Schlitten, mit Steinbrucharbeitern). Wird gelegentlich noch demonstrationshalber nach alter Manier vorgeführt. In früheren Zeiten allerdings mit Hanftauen! Am Monte Altissimo unterhalb der Tacca Bianca findet man noch etliche eigens dafür angelegte=gemauerte Steilrampen mit teils überhöhten Kurven (wie antike Bobbahnen anmutend ...), die steil abwärts durchs Gelände führen. Und an passenden Stellen findet man dazu in die Marmorwände eingelassene konische überdimensionale Marmordübel, um die die Hanftaue (die gelegentlich auch mal gerissen sind ...) geführt wurden (mit den entsprechenden alten eingegrabenen Schabrillen ...). - Heutige LKW´s (deren "Ladefläche" nur aus zwei dicken Holzbalken-Auflagen auf dem Chassisrahmen besteht) fassen ein Vielfaches der Steinmenge von obigem Foto. Und als ein einziger ganzer Block (von ca. 20 t - der unbefestigt einfach nur durch sein Gewicht festliegt). Der dazu nötige Verlad ist natürlich nur mit Derricks o.ä. möglich. - Abenteuerlich aber genauso die Abfahrt der beladenen LKW´s vom Berg, zuerst oben auf extrem steiler enger Schotterstraße (mit nur wenigen Ausweichstellen!), bis auf halber Höhe die asphaltierte kleine schmale Passstraße erreicht ist. Auf den Foto-Links (unten) findet man einige Eindrücke davon.
*) Anlass waren damals zwei inoffizielle privat organisierte Steinbildhau-Camps. Wir durften uns oben auf dem Cervaiole (ca. 1500m) im alten aufgegebenen dormitorio, dem Schlafhaus der Arbeiter einrichten, das ansonsten nur noch tagsüber als Kantine diente. Jedenfalls konnten wir die gesamten Abbauvorgänge samt Sprengungen hautnah erleben ... einfach abenteuerlich, kurz gesagt - und auch heute noch immer gefährlich. Nicht umsonst ist die kleine Passstraße, die heute die LKW-Abfuhr aufnimmt, gesäumt von kleinen Wegkreuz-Marterln tödlich verunglückter Arbeiter ...
Aber nun zu den Derricks: damals habe ich sie leider nicht mit Modellbau-Augen wahrgenommen, sonst hätte ich sie sicher fotografiert. Das wäre auch insofern interessant, als sie ihren fixierten Standort ja nach einiger Zeit wieder verändern müssen, wenn das Material drumherum weggearbeitet ist
(die alten Zahnspitzen des Cervaiole von 1980 z.B. existieren inzwischen längst nicht mehr, der ganze Gipfel ist enorm geschrumpft). Ich hatte ja damals geschrieben, die Kräne hingen wie Spinnen in den hohen abweisenden weiss-glatten Schnittwänden - so habe ich sie jedenfalls in Erinnerung. Sie waren teils in luftiger Höhe auf schmalen Absätzen montiert, die beiden Stabilisierungsarme direkt in den Wänden verankert.
Also was ich mit den folgenden Bildern zeigen möchte, sind keine neuen Derrick-Typen - die sind eigentlich genau von Sigi´s Sorte. Sondern einfach ihre abenteuerlichen möglichen Einsatzpunkte - die man so leider kaum im Modell wird umsetzen oder nachbilden können.

Der Monte Cervaiole mit seinen hohen Abbruchwänden, gesehen von Azzano. Oben an den senkrechten Flanken könnten z.B. Derricks montiert sein.

Oben im Steinbruch. Links ein Fuß eines Derrick. Rechts zwei (von hunderten? tausenden?) Umlenkrollen der überall "umherschwirrenden" und sirrenden Stahl-Sägeseile der heutigen Abbautechnik

Nochmal ein etwas näherer Blick auf die Wände von unten

Und so könnte dort ein möglicher Standort samt Weitblick aussehen (hinüber aufs Meer Richtung Elba)

Stillgelegter Derrick im Cervaiole-Steinbruch
Hier noch einige Links, aus deren Seiten die Bilder sich nicht separat herauslösen lassen - also etwas Geduld beim Klicken bzw. Scrollen, es kommen auch ein paar Derricks:
http://www.mazzus.it/images/Fotoindex/M ... es/79.html
Hier sind nur die ersten vier (vermutlich etwas älteren) Bilder wichtig.
http://www.villen-toskana.de/blog/a-58/ ... rrara.html
... mit kurzer Beschreibung der wichtigsten Orte und Brüche
http://www.escursioniapuane.com/itinera ... erario=120
Wanderweg über den Cervaiole-Gipfel, 20 Bilder. Bild 10=Derrick, 11=Cervaiole-Gipfelzahn, 14=cave della Tacca Bianca, von oben gesehen
http://flickriver.com/places/Italy/Tuscany/Arni/
Wunderschöne Stimmungsfotos verschiedener Fotografen/Bildhauer/Wanderer aus den Alpe Apuane/den Brüchen von Carrara, Azzano, Cervaiole. Hier sind auch ein paar Derricks dabei, auch sehr kunstvolle Derrick-Detailfotos... Die (aufgegebenen) Brüche werden offenbar immer mehr auch von Kletterern aufgesucht - auch das ein ebenso abenteuerliches Unterfangen. Abseilen ist sicher kein Problem dort - Hochsteigen in den aalglatten Schnittwänden umso mehr ... Auch an einem Derrick kann man das Abseilen üben ...
Ich hoffe, ich sprenge nicht zu sehr den Rahmen des Threads mit diesen Ausführungen, mit denen sich für mich auch starke persönliche Erinnerungen verbinden.
Servus, Thomas
PS: Fast hätte ich noch vergessen, nochmal auch auf Robert´s/bertels interessanten etwas jüngeren Thread zum selben Thema hinzuweisen:
modellbau/viewtopic.php?t=9289&postdays ... tart=0[img][/img]