Loco-Tracteur (Baubericht)

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Moderator: GNEUJR

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kastenlokker
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von kastenlokker »

Hallo Gerhard,

Das wird ganz offensichtlich ein sehr schönes Modell!

Dem äußeren Erscheinungsbild nach müßte dieser "Locotracteur" doch eigentlich genauso gut auch der Gattung der Kastendampfloks zugeordnet werden können - ist es die Fa. Kittel und das Prinzip des Stehkessels, die da eine Sonderstellung beanspruchen?

Servus, Thomas
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dampfsachse
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von dampfsachse »

Hallo Thomas,

in der Literatur werden die Kittel`schen Kleinlokomotiven den Tracteuren zugeordnet.
Eine Sonderstellung nehmen sie in jedem Falle ein. Hier meine Erklärung:
Eugen Kittel hatte die äußere Form und Gestalt seiner Loco-Trakteure exakt ihren Einsatz- und Betriebsbedingungen angepasst. Die Kleinlokomotiven waren im Schmalspur- wie auch im Regelspurbetrieb für den Localbahn-Personenzugdienst konstruiert. Und sie waren für den Einmannbetrieb vorgesehen, d. h. der Lokführer war auch gleichzeitig Heizer und Schaffner. Am Zielbahnhof angekommen, wurden die Loks jeweils an die neue Spitze des Zuges umgesetzt. Deshalb der völlig symmetrische Aufbau mit zwei vollständig ausgebauten Führerständen und zwei Feuertüren. Für die Durchführung der Funktion des Schaffners waren die beiden Übergangstüren vorgesehen, um auf kürzesten Wege von der Lok in die Personenwagen zu gelangen. Im Rangierdienst konnte der Lokführer den Kuppelvorgang exakt kontrollieren. Im Fahrdienst stand der Lokführer immer an der Spitze des Zuges und konnte das gesamte Fahrgeschehen gut überwachen. Wären da nicht die Mehrbelastungen durch drei Arbeitsplätze gewesen, der reine Fahrdienst konnte die Lokführer damals schon begeistern. Eugen Kittel hatte damit einen vollständig neuen und funktionsgerechten Lokaufbau geschaffen.
Eine Sonderstellung nehmen diese Lokomotiven auch bei mir ein, weshalb diese interessanten Lokomotiven es mir Wert sind, als Echtdampfmodell nach gebaut und somit erhalten zu werden, zumal einige von mir ehemals aus Sicherheitsgründen doppelt hergestellte Kesselteile vom Bau des Kittel-Dampftriebwagens noch vorhanden waren. Allerdings habe auch ich eine andere Kesselausführung von vornherein ins Auge gefasst. So soll die Feuerung vom Topf- auf einen Rohrbrenner umgestellt und durch die zusätzliche Anordnung von Heizrippen am Brennerrohr und Rauchabzug die Verdampferleistung wie beim Vorbild erhöht werden.
Es hofft, Deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben -
Gerhard.

PS.:Oftmals sind es die Exoten unter den Lokomotiven, die unsere Aufmerksamkeit finden.
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kastenlokker
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von kastenlokker »

Hallo Gerhard,

danke für die Klarstellung bzw. genaue Unterscheidung des Locotracteurs von der Kastendampflok.
Nun, bis auf die nicht gegebene gleichzeitge Schaffnerfunktion und die dadurch bedingten Stirnseitendurchgänge waren viele Kastendampfloks auch Einmann-bedient.
Dann war halt die Feuertüre seitlich an der Feuerkiste, und der Führerstand relativ mittig auf dieser Seite bei der Feuertür, wie z.B. bei der Chiemseebahn-Lok, mit recht guter Übersicht auf die Strecke und nach allen Seiten. Und Kastenloks mit zwei Führerständen gab´s ja auch - gut, die werden vermutlich dann meist tatsächlich mit zweitem Mann = Heizer gefahren sein.
Die Sache mit den zwei Feuertüren macht dann auch verständlich, warum diese Locotracteurs zwingend Stehkessel benötigen - bei Langkesseln wären zwei Feuertüren ja nur an ein und demselben Ende möglich, aber unsinnig.
Und warum eigentlich der ausgefallene Name "Locotracteur"?

Servus, Thomas
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Henner (Henry)
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von Henner (Henry) »

kastenlokker hat geschrieben:Hallo Gerhard,

danke für die Klarstellung bzw. genaue Unterscheidung des Locotracteurs von der Kastendampflok.
...
Und warum eigentlich der ausgefallene Name "Locotracteur"?

Servus, Thomas
Um die Jahrhundertwende waren franzoesische Ausdruecke in Wuerttemberg grosse Mode, so wie heute Anglizismen. Einige haben sich bis heute erhalten wie etwa Trottoir fuer Gehweg.
Heute wuerde ein ein Marketingguru vielleicht einen Namen wie Pull-O-Matic fuer die Loks erfinden.
Regards
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dampfsachse
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von dampfsachse »

Hallo Thomas,

die ersten Dampftriebwagen mit Stehkessel und auch die ersten Traktoren (Kleinlokomotiven) mit ebensolchen Kessel lieferte die französische Firma Serpollet. Von daher die Schreibweise „Tracteur“, die Bezeichnung Loco weist wohl nur auf die Bezeichnung Lokomotive hin. Für beide Lokomotivarten, deren Kessel nicht befriedigte, konstruierte Kittel einen neuen eigenen Kessel. Der bessere Kittel-Kessel überzeugte. Nachdem vornehmlich bei den Triebwagen dieselben mit Kittel-Kesseln nachgerüstet waren, wurden zunächst in Esslingen Serpollet Wagenkästen in Lizenz gebaut und sofort mit Kittel-Kesseln ausgerüstet. Danach konstruierte Kittel den typischen Wagenkasten mit seitlich herausragenden Führerstand zur besseren Sicht in beiden Fahrtrichtungen.
Den Entwicklungsweg bei den Tracteuren habe ich schon beschrieben. Bei den Kleinlokomotiven wurde die Schreibweise „Tracteur“ einfach übernommen. Tun wir doch heute noch mit großer Vorliebe, nur hat sich die Herkunftssprache geändert.

Grüße von Gerhard.

PS.: Wieso nennst Du Dich „Kastenlokker“ und schreibst nicht „Kastenlocker“?
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von kastenlokker »

Hallo Gerhard,

oK - und die Sache mit den zwingend notwendigen Stehkesseln - wegen der 2 Feuertüren, ist die so richtig interpretiert ?!

Nun - bestimmt nicht "Kastenlocker" - ich will die Kästen ja nicht abschließen, offen sehen sie doch auch von außen viel schöner aus ... ':D'

Servus, Thomas
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dampfsachse
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von dampfsachse »

Hallo Thomas,

sagen wir mal so, der Stehkessel machte ganz einfach zwei Feuertüren möglich. Der Stehkessel als solcher war eher da. Im Gegensatz zur Henne und dem Ei, da ist das noch ungeklärt,

meint Gerhard.

PS.: Ja, ja, die alte Jahrhundertwende und das franzoesisch nicht nur im Württembergischen, wie die letzte Jahrhundertwende und das englisch!
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dampfsachse
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von dampfsachse »

Ein kleines Stück ging´s weiter,

wie sagte doch Henry so schön: da bist Du ja nicht mehr weit von einem rollfaehigem Chassis, dem ersten Meilenstein. Nun ja, da ist es.

Bild 009 (dampfsachse)
Bild
rollfähiges Chassis


Bild 008 (dampfsachse)
Bild
wie beim Original ragen die Vorderräder weit hinter die Zylinder


Bild 010 (dampfsachse)
Bild
die Zylinder warten noch immer auf ihre entgüldige Form

Vom rollfähigen Chassis zum funktionstüchtigen Laufwerk mit Antrieb sowie innerer und äußerer Steuerung ist es jedoch ein weiter Weg. Geht es auch langsam voran, so freut sich doch der

„dampfsachse“ Gerhard.

PS.: wenn da nicht die vielen Auszeiten wären!
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Henner (Henry)
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von Henner (Henry) »

dampfsachse hat geschrieben:Ein kleines Stück ging´s weiter,
... Geht es auch langsam voran, so freut sich doch der

„dampfsachse“ Gerhard.

PS.: wenn da nicht die vielen Auszeiten wären!
Langsam :) ?
Regards
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Re: Loco-Tracteur (Baubericht)

Beitrag von dampfsachse »

Hallo Henry,

wie meinst Du das:
  • Langsam :)
Der Winter wird mich schon zu einer längeren Pause zwingen! :( Derzeit stehen da aber schon andere Arbeiten an.

Einen schönen Abend wünscht
Gerhard.
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