Der Urheber des schönen Bilds bei Drehscheibe online, Detlef Schikorr, hat mir freundlicher Weise die Wiedergabe seines Fotos der PV 22 in Ponferrada (León) von 1972 gestattet.

Foto: © 1972 Detlef Schikorr, Link: Großbild (262 kB).
Da das Originalbild etwas zu groß war für das BBF, habe ich es ein wenig beschnitten und als Graustufen-PNG abgespeichert, um weitere Kompressionsverluste zu vermeiden.
Die freundliche Genehmigung sollte aber nicht die einzige Freude des Tags bleiben. Wenn der Postmann zweimal klingelt, bedeutet das normaler Weise die Annahme eines Pakets für die auswärts arbeitenden Nachbarn. Gestern "flatterte" hingegen mir selbst einiges gut verpackte Metall ins Haus: die neuen Gussteile für die 99 021 (und noch ein paar andere).
Der Gießer hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die verbleibenden Kümmernisse sind mir zuzuschreiben. Urteilt selbst an Hand der in den kommenden Tagen folgenden Bilder. Heute geht es erstmal los mit der Vervollständigung der
Rauchkammer
Bei den Gussteilen waren unter anderem auch die Spitzenlichthalter. Den vorderen Halter mit seinen zwei Stiften vorne in den Einsatz der Rauchkammer-Stirnwand einzulöten, war noch keine große Herausforderung. Etwas mehr Grips erforderte schon das Auflöten der doch sehr massiven Laterne von Dieter Schiede, die ich hier schon einmal gezeigt habe.
Zum Glück leben meine Tochter und ich (beide große Freunde des Künstlerbedarfs) in nahezu vollkommener Gütertrennung. So fanden sich zwei gleiche Bleistiftspitzer mit genau passender Höhe, um die Rauchkammer-Stirnwand beim Lötvorgang zu halten.

Das Problem beim Löten dürfte klar sein. Die Rauchkammerteile sind aus 0,4 mm-Blech und haben kaum Masse. Die Laterne ist groß und schwer und bringt einiges Gewicht auf die Briefwaage. Also habe ich nach der Ausrichtung der Teile alles reichlich mit Lötwasser benetzt und zwei nicht zu kleine Schnipsel Lötdraht an passender Stelle (bei dem Schlitz) aufgelegt. Dann habe ich schön langsam die Laterne - und nur die - mit der Flamme erhitzt, bis das Lot floss. Da strahlte die Laterne schon so viel Hitze aus, dass es den Halter (und nur den) gleich "mitgerissen" hat.
Als nächstes musste ich innen an der Bohrung der Laterne für die Glühlampe und am Halter ein wenig nachfräsen, damit die von mir angepeilte 6,3 Volt-Glühlampe da gut von unten hinein passt. Glühlampe? Jawohl, meine Herrn. Ich bin ein erklärter Feind des ganzen Warmweiß-LED-Murks'. Ohne einen auch ausgeschaltet sichtbaren Glaskolben macht mir eine Petroleum-Funzel keinen Spaß, und bei Lichteffekten wie bei einer Gasentladungslampe schon gar nicht. Funzel! - nicht Scheinwerfer!
Das nächste Bild zeigt das definitiv komplizierteste Teil der ganzen Lok, den Halter für das vordere Nummernschild. Alleine die Berechnung (lang ist's her) hat einige Stunden gefressen. Die Montage stellte sich als sehr schwierig heraus. Immerhin sollten die sechs Bohrungen für die Aufnahme des Schilds in drei Ebenen genau stimmen. Auch die gerade Anbringung des Knebels und Rads für den Rauchkammertür-Verschluss darunter war nicht so ganz ohne.

Das Schild ist auch einen Tipp wert. Im Original waren die Reichsbahn (alt)-Schilder aus Messing gefräst. Im Modell werden sie meist geätzt. Das klappt aber nur bis zu bestimmten Materialstärken gut, hier sind es 0,3 Millimeter. Nach dem Tiefätzen bleiben also nur 0,15 mm Trägermaterial. Das ist - zurück gerechnet auf das Vorbild - zu wenig. Das Schild wird zu labil und sieht obendrein falsch aus. Daher habe ich das Ätzteil von Thomas Engel mit 0,3 mm-Blech unterfüttert. Hier sind zwei Seiten schon versäubert, zwei fehlen noch. Wichtig: Beim Verlöten darf kein Lot an die Ziffern gelangen, sie dürfen auch nicht mit der Bürste oder dem Glashaar-Radierer bearbeitet werden (oder nur ganz leicht). Sonst ist's leider Essig mit der Scharfkantigkeit.

Kommen wir zum nächsten Tipp. Die Airbrush-Pistole beziehungsweise Sprühdose hat einen großen Vorteil und einen großen Nachteil: Sie arbeitet mit hohem Druck. Daher kann es leicht geschehen, dass der Farbnebel nicht gleichmässig in jede Hinterschneidung eindringt und sie färbt. Bei dem Schild mit seinem Halter haben wir genau diesen Fall. Daher habe ich die gesamte Rauchkammerfront und das Schild hinten vor dem Verlöten mit Pariser Oxyd geschwärzt und bei der Gelegenheit auch gleich noch die Einschub-Bohrung für die Glühlampe unten am Spitzenlicht. Anbauteile wie der Rauchkammertürverschluss oder die Speiseventile sollen bei meiner Lok Messing-farben bleiben. Da war ich also vorsichtig. Und natürlich darf auch kein Brüniermittel an die Ziffern des Schilds geraten. Darum habe ich die Vorderseite sorgfältig mit Maler-Kreppklebeband abgeklebt, bevor ich geschwärzt habe. Langes Gebabbel, zwei Bilder:

Die Anbringung des Schilds war eine ganz üble Quälerei. Die Ziffern nach der Lackierung wieder blank zu bekommen, ist hingegen trivial - ich habe das schon getestet. Der aktuellste Tipp stammt von Thomas Engel. Nicht zu lang nach der Trocknung des Lacks die Oberflächen mit einem scharf gefeilten Stück Messingblech abziehen - das klappt besser und sieht besser aus als das Abschleifen oder Abziehen mit dem Dreikantschaber (es sei denn, dessen Schneiden sind völlig glatt, und das sind sie zumindest bei mir nur selten, trotz häufigem Abziehen).

Das große Loch für die Kabel der Glühlampe liegt nun - nahezu unsichtbar - hinter dem Schild. Das ist jedoch ein anderes Thema, das ich hier auch noch besprechen werde. Für heute langt es mit einem Bild des einen Speiseventils. Natürlich sind mir bums beide Sechskant-Verschluss-Schrauben für oben weg geklingelt



Beste Grüße,