und Jene, die es werden wollen oder sonst interessiert sind: hier kommt der Bericht über mein jüngstes Werk. Nachdem ich hier modellbau/viewtopic.php?t=7533&postdays ... c&start=60
das Ei gelegt habe, sprich, der Rollout stattfand, muss ich auch wie versprochen darüber gackern. Das tue ich rückblickend, begonnen hat der Bau im Mai 2007.
Da war zunächst die Vorbildrecherche. Es handelt sich um einen 1907 beschafften Wagen der Waggonfabrik Herbrand in Köln. Köln für Schwaben? Das hängt mit der Verstrickung mit der WEG zusammen, die auch mehrere Bahnen im Rheinland betrieben hat. 1906 war die Härtsfeldbahn um 20 Km verlängert worden, über die Landesgrenze (unerhört!) bis Dillingen.
Bis dahin hatten die ersten beiden konventionellen PW genügt. Nun war ein besonderer Wagen zusätzlich nötig. Das Besondere ist der auf der rechten Perronhälfte eingebaute Abort. Diese seltene Anordnung verleiht dem Wagen ein etwas ungewöhnliches Aussehen.
Der Abort sei laut Seidel 1920 nachträglich eingebaut worden. Nach anderen Quellen (und meinem Eindruck von der Konstruktion) ist er von Beginn an so vorhanden gewesen. Grund: die Bayerische Post verlangte ein größeres Postabteil, so dass im Inneren für das Örtchen kein Platz war. Wie auch immer, wer mal musste, musste durch den Zug zum Packwagen turnen. Dieser lief deshalb auch immer mit dem Perron Richtung Personenwagen. Wegen des Albaufstieges auch immer mit der Bremskurbel bergab: das bewirkte, dass die Härtsfeld- Zugkompositionen immer eine bestimmte Richtung hatten.
Nach (nicht ganz) tausend Worten hier nun endlich Bilder vom Vorbild:
Vorbild Perronseite (aus Seidel Brücke) (Max 25 Kmh)

Vorbild Trittbrettseite (aus Seidel Brücke) (Max 25 Kmh)

Zusätzlich standen mir wenige weitere Bilder und die schlechte Kopie von der Ablichtung einer Originalzeichnung eines GPw ähnlich den beiden genannten ersten PW (mit offenem Perron) zur Verfügung. Und viele hilfreiche Informationen von Jürgen Ranger von der HMB. Herzlichen Dank!
Ich nahm die Maße von den Bildern ab (Anhaltspunkt: Raddurchmesser 700 mm, Spurweite 1000 mm), ermittelte die Proportionen, wie Lage der Rungen und Fenster, und fertigte eine maßstäbliche Zeichnung. Ich erspare Euch die Maßtabelle, wer nachmessen will - bitte PN.
Das Fahrgestell enstand unter Verwendung der Achslagerhalter von Reppingen (die Ausschnitte wurden tiefer dekolletiert) und fast maßstäblicher 9x4 /0,5 mm U-Profile von Hartmann (Dittelbrunnn) für die Längsträger. Das Rahmenwerk wurde zunächst genietet und dann hart verlötet. Daran kamen die Rungen, in die vorher die 0,6er Löcher für die Bretterbefestigung gesetzt worden waren. Das sah dann im September 07 so aus (Achtung Kritik: abgesoffenes Bild, ich bitte um Verzeihung):
Baugruppe 1: Metallbau (Max 25 Kmh)
Gefederte Achsen, funktionale Kurbelhandbremse, vorbildgetreue gefederte Puffer und Kupplungen sowie ein funktionaler Wagenübergang sind bei mir Standard, habe ich an verschiedenen anderen Stellen schon geschildert (Liblarer Wagen, OW 374). Trittbretthalter sind von MiHa.
Der Holzbau war dann was Anderes als beim OW 374, und zwar wegen der Fenster, die eingesetzt werden mussten. Die Bretter wurden wie gehabt vorbehandelt: Lindenholzleisten von MiHa teilweise gebürstet, Lack und Alterung nach Marcels Methode. Dann wurden die Wandsegmente zusammengeklebt (ich habe durchweg Loctite 401 verwendet). Als Unterlage diente ein 0,1er Stahlblech, von dem sich der Bepp durch Biegen (möglichst nur des Blechs ;=)) wieder lösen ließ. Die Fensteröffnungen wurden ausgesägt und die Fenster aus ebenfalls vorbehandelten Leistchen (Buche Furnier) am Ort aufgebaut. Das sah dann so aus:
Wandteile auf Zeichnung (Max 25 Kmh)
Das Fenster des nun schon mehrfach zitierten Aborts kann im Bedarfsfall gekippt werden. Die Tür zum Hundeabteil hat ein mir vom Langen Thomas angefertigtes Gitter, auch einige andere Beschläge hat er mir ätzen lassen. Ätzteile alle von Thomas Engel (später noch mehr dazu), hier schon mal Beiden ein besonders herzlicher Dank! Die Hundeabteiltür (zum Öffnen, natürlich mit Hundeabteil dahinter) selbst und deren Rahmen hatte ich vergessen, schreit eigentlich auch nach Ätzteil, aber weil ich weiterbauen wollte, habe ich sie aus Konservendosenblech ausgeschnitten. Ging letztlich auch schneller.
Weil man die Hammerköpfe eh nicht so sieht, habe ich mich diesmal zur Befestigung der Bretter für Bolzen M0,6x7 / SW 1 mm von Nolte entschieden. Also eigentlich hält der Klebstoff die Bretter, die Bolzen sind mehr fürs Auge:
Hier sieht man das Ergebnis, übrigens @Langer: auch eines der seltenen Bilder einer Deiner Sackkarren:
Gepäckabteil (Max 25 Kmh)
Man sieht auch mit unbewaffnetem Auge doch deutlich den Unterschied zwischen Rundkopfnieten und Sechskantkopfmuttern. 500 Stück habe ich hineingezittert, nicht gezählt die, die mir fortgeschnippst sind. Wenigstens braucht man sie nicht suchen, man hört nur irgendwo in der Werkstatt nach dem "Schnipp" des Starts aus der Pinzette ein leises, aber deutliches "Tack" der Landung..... und mehr als einmal ein ebenso deutliches, aber lauteres "Nuts screws washers and bolts" des Autors. Alter englischer Mechanikerfluch, heißt soviel wie "Muttern, Schrauben, Unterlegscheiben und Bolzen", gleichzeitig aber auch YPE (Yellow Press English) "Verrückter schnackselt Wäscherinnen und haut ab".
Wo wir schon bei "Sch....e" sind, hier zum Abschluss des heutigen Berichtes noch ein Bildchen von der Eingangs erwähnten baulichen Besonderheit:
Der Abort (Max 25 Kmh)
Ach Mist, man sieht nicht, dass das Rohr nach unten offen ist. Rechts der Wand ist schon mal die Kiste mit dem Anfeuermaterial für den Kanonenofen. Der fehlt noch. Erstens gefällt mir der Sächsische von Squirrel zwar gut, passt aber hier nicht so recht, und zweitens ist das eigentlich nicht der Platz. Im Gepäckabteil!? Aber über dem Postabteil ist eindeutig kein Kamin.
Schauen wir mal ins Innere:
Inneneinrichtung (Max 25 Kmh)
Man beachte das Postsortierregal, an dem mit 3pt Schriftgröße die Bestimmungsorte von Aalen bis Ulm angeschrieben sind, und die Lektüre. Die Post, und die Dienstutensilien des Zugführers sowie die handelnden Personen selbst fehlen auch noch, ebenso wie der Hund fürs Abteil (das sich unter dem Postsortiertisch befindet. Hier hatte die K.Bay.Sts.Post ein Einsehen... ). Zumindest der Hund steht aber schon in Aussicht (Dank dem Langen Thomas, bin mal gespannt).
So, jetzt reichts für Heute mit dem Bildchen Schauen, über die Herstellung der Türen muss ich noch mal gesondert berichten.
Habe fertig! Soweit man bei so was jemals von fertig reden kann. Zu leicht ist der Wagen auch, aber wo Gewichte hintun? Da muss noch Bleigepäck her, die Platten wirken nicht recht vorbildgerecht.
Max 25 Kmh.