Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Wer sich diesen Thread bisher so durch liest, könnte leicht den Eindruck gewinnen, dass ich nur am Computer sitze und plane und ansonsten andere für mich schaffen lasse. Das ist nicht ganz so ;-) .

Heute habe ich ein erstes Urmodellchen für die kleine Lok gebastelt - für die Kesselventile. Die sehen bei der 99021 etwa so aus wie bei der "Jacobi" des Frankfurter Feldbahn-Museums.

Bild

Bevor ich damit begonnen habe, musste ich erst ein wenig grübeln, denn ich bin ein fauler Hund und hatte daher keine Lust, zwei spiegelbildliche Teile zu bauen. Eigentlich führt daran jedoch kein Weg vorbei. Der Anschlussstutzen für die Leitung liegt meist vorne - und zwar auf beiden Seiten der Lok. Und wie auf dem Vorbildfoto zu sehen ist, ist der senkrechte Teil des Ventils unten länger als oben, wo er bündig mit dem waagerechten Zylinder abschließt.

Ich habe das wie folgt gelöst: Der senkrechte Zylinder erhält auf beiden Seiten die Verlängerung. Am Gussteil wird dann jeweils einer der Überstände abgesägt und -gefeilt. Und der Blindstopfen sowie der Anschluss mit der Überwurfmutter werden separat gegossen und dann passend in Bohrungen eingelötet.

Zunächst wollte ich auch die Aufspannscheibe separat machen, damit die Schraubenkopflage stimmt. Aber diese Scheibe ist mit 0,4mm nur arg dünn, und das hätte im Guss leicht Kummer geben können. Darum habe ich mich zu dem kleinen Kompromiss entschlossen, dass einmal zwei Muttern und einmal eben nur eine oben stehen. Ich hätte mir vielleicht doch ein Vorbild mit vier Aufspannschrauben suchen sollen :-) .

Hier das Ergebnis mit dem nicht ganz eingesteckten Blindstopfen:

Bild

Zunächst habe ich die Aufspannscheibe gedreht, aber am Dorn stehen lassen. Da habe ich dann auf dem Teilapparat 1mm-Bohrungen für die Schraubenköpfe angebracht. Dann wurden die Drähte eingelötet, auf die gleiche Länge gebracht (etwa 0,5mm) und in Sechskantform gefeilt. Zuletzt habe ich die Scheibe mittig aufgebohrt und bei innen steckender Bohrer-Rückseite (als Versicherung gegen Bauteilverluste) abgestochen.

Dann habe ich den Hauptzylinder samt allen Muttern und Scheiben bis zur Welle des Handrads gedreht und dabei hinten gleich einen 1,6mm starken Ansatz stehen lassen. Das ist der Teil, den ich in der folgenden Skizze oben rechts hellgrau hinterlegt habe.

Bild

Die Sechskante habe ich mit 0,5mm und 1mm starken Sägeblättern, der Vertikaleinrichtung und dem Teilapparat gefräst und dabei darauf geachtet, dass sie nicht alle im gleichen Winkel stehen. Ebenso wurde der unten links grau markierte Teil weg gefräst.

Dann habe ich in einen 2,5mm-Vierkant ein 2mm-Loch gebohrt (mehr oder minder mittig und quer zur Längsachse) und ab der Bohrungsmitte den Vierkant abgesägt. Dann wurde der Halbkreis auf 2,2mm aufgefeilt und dort der gedrehte, senkrechte Teil des Ventils angelötet. Das geht prima, wenn man das Drehteil zunächst im Futter lässt und den Vierkant schön lang, denn so lassen sich die Teile leicht rechtwinklig ausrichten.

@fido: Ja, der 40 Watt-Kolben hat dafür gereicht ;-) .

Das Drehteil wurde im nächsten Schritt dann so gekürzt, dass es auf beiden Seiten gleichmässig etwa 0,9mm über den waagerechten Zylinder hinausragt. Die Bohrung hat 1mm Durchmesser und wurde auf beiden Seiten ein wenig angesenkt.

Bild

Der abgesägte Vierkant wurde dann auf passende 2,2mm dünn gefeilt und flugs in die Ausfräsung am waagerechten Zylinder gelötet. Das ist auf dem Foto gut zu erkennen ( <schäm> ).

Nun habe ich hinten die Aufspannscheibe aufgeschoben und dahinter ein plan gedrehtes Rohr 2,5mm mit ca. 0,45mm Wandung. Das Ventil benötigt diesen starken Anguss-Durchmesser, weil die Scheibe sonst eventuell nicht mehr gut ausfließen würde. Diese Teile habe ich von der Anguss-Seite her verlötet.

Die Welle und Nabe des Handrads musste ich ziemlich überproportionieren (die Welle hat 1mm statt 0,8mm Durchmesser). In die Nabe habe ich um 90° versetzt zwei 0,5mm-Löcher gebohrt (quer zur Längsachse) und dort Drahtstücke eingelötet. Das Rad selbst aus 0,8mm-Draht habe ich mir auf 3mm-Rundmaterial gewickelt (etwa fünf Ringe) und dann zwei Mal 360° heraus gesägt. Die Speichen wurden gleichmässig gekürzt, schräg angefeilt und dann von hinten mit dem Rad verlötet - und zwar mit reichlich Zinn, damit der Ring später auch ausfließt.

Der Blindstopfen und der Rohranschluss sind Dreh- und Frästeile aus 2mm-Rohr mit 0,5mm-Wandung, in die jeweils ein Stück 1mm-Draht eingelötet wurde. Auf so große Längen lassen sich so kleine Durchmesser nicht gut drehen oder nur Schritt-weise aus dickem Material, darum dieser Umweg.

Hier kommt der allseits beliebte Größenvergleich. Bitte schön, klein wegen Unschärfe:

Bild

Jetzt noch ein bisschen putzen und nacharbeiten, und schon bin ich wieder eine Sorge los :P . Ich bin ganz stolz auf mein uraltes und ausgeschlabbertes Drehbänkchen, dass es dieser Herausforderung noch gewachsen war.

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Mi 15. Aug 2007, 23:22, insgesamt 2-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Holzwurm
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Holzwurm »

Hallo Thomas
Tolle arbeit und so präziese dokumentiert.
Gut das meine Töchter bei Oma auf dem Bauernhof sind.
(Meinem zukünftigen Domizil mit viel Platz,große Scheune,alter Schweinestall,
usw.) Die sache hat leider einen haken "kein DSL".
Aber eigentlich wollte ich damit sagen, daß sogar meine Töchter 9 + 10 Jahre
deine arbeiten bewundern.Und zu meinen bisherigen arbeiten in 1:12 sagen
Was ? es geht auch noch kleiner?
MfG
Reiner der Schreiner
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Auch heute fand sich ein bisschen Zeit, um an den Teilen für die kleine 99 021 weiter zu werkeln.

Der Puffer (1)

Die Lok hatte eher Feldbahn-typische Puffer mit einem außen liegenden Balancier. Die Kupplungen wurden nicht mit einer Spindel und Kastenmuttern, sondern mit Spannschlössern angezogen (!). Ebenfalls sehr eigen: An beiden Enden des Balanciers waren wohl Haken und Ösen mit Gehängen, nebeneinander angeordnet - das ist auf dem Vorbildfoto am Anfang des Threads gut zu erkennen. Das werde ich mir allerdings nicht antun ;-) .

Der Korbpuffer hatte drei Streben - je eine eine rechts und links sowie eine unten. Die Balancierhebel lagen wahrscheinlich ober- und unterhalb der rechten und linken Strebe und oberhalb der unteren. Schaut 'mal auf diese Skizze.

Bild

Bei dieser Konstruktion werden mit einer Fliege zwei Klappen erschlagen oder so ähnlich :-) . Die Wickelfeder zwischen dem oben grau hinterlegten, beweglichen Teile des Pufferschafts und dem Gleitstein des Balancierhebels (unten grau) sorgt dafür, dass sowohl der Pufferteller einfedern kann als auch die Kupplung gestreckt werden kann - für Modellbahn-Zwecke nicht so schlecht.

Bevor wir zu der Wickelfeder kommen, geht's aber erst einmal mit dem Korb los. Dafür habe ich mir aus Ms58, 1mm stark, diese Abwicklung ausgesägt und versäubert. An den richtigen Stellen, wie sich gleich zeigen wird, wurden teils vorne und teils hinten sehr tiefe Kerben mit etwa 100° Winkel eingesägt und -gefeilt.

Bild

Unten in den Kerben sollte noch eine kleine Vierkant-Vertiefung sein, die habe ich hier flugs mit dem Metallsägeblatt einer kleinen Bügelsäge angebracht. Bevor das erste Loch gebohrt wird oder der erste Sägeschnitt erfolgt, müssen natürlich alle Linien, Bögen und Punkte angerissen und markiert sein.

Macht die Kerben nicht zu schmal - denn Ihr habt keine zwei Biegeversuche! Die Sache muss auf Anhieb klappen, sonst bricht selbst ausgeglühtes Ms58 (oder wie auch immer das härtere Messing jetzt heißt ;-) ). Nachbiegen in Maßen geht natürlich. Ausgeglüht habe ich natürlich vor dem Biegen, damit ich die Oberflächen auf Korundschleifpapier mit 800er Körnung wieder blank ziehen konnte (und die Kanten blank feilen).

Eine "Dummy-Pufferbohle" mit 1mm-Bohrungen an den richtigen Stellen hilft bei der genauen Ausrichtung der Kröpfungen in allen drei Dimensionen. Wie Ihr sehen könnt, bin ich hier bei der linken Aufspannplatte noch nicht ganz soweit. Und die blöde Delle rechts muss natürlich auch noch weg.

Bild

Die richtige Kröpfung ist erreicht, wenn bei dem mittig eingesteckten Stift durch die seitlichen Aufspannteile des Korbs die Bohrungen der "Pufferbohle" gut und voll zu sehen sind - ohne nachbiegen oder festhalten. Natürlich müssen die Streben auch in der 90°-Ebene "sitzen" und die Aufspannplatten gerade liegen.

Im nächsten Schritt habe ich die vordere Gleithülse mit einem nahezu unsichtbaren Absatz gedreht. Diese winzige Nase dient dazu, dass die Hülse halbwegs gerade in der Stirnseite des Korbs liegt. Wenn die Hülse eingelötet wird, sollten die oberen Kröpfungen auch gleich zugelötet werden.

@fido: Ja, ja, nur 40 Watt :-) .

Sagte ich schon, dass ich ein fauler Hund bin? Ach ja. Darum werde ich dieses Teil und die anderen Pufferteile samt passendem Balancierhebel gießen lassen. Daher musste ich eine Zugabe von rund 2% bei den Maßen einrechnen.

Bild
Das oben links bei der seitlichen Strebe nahe der Gleithülse ist kein Materialbruch - ich habe keine Ahnung, wo die dunkle Linie her kommt. Wahrscheinlich ein Anzeichnungsrest.

Nach dem Einlöten der Hülse habe ich die Bohrung von beiden Enden her konisch so aufgeweitet, dass die Pufferstange gut und gerne um 10° in alle Richtungen kippen kann (mit einer Schlüsselfeile, links herum gedreht). Da die Stange auch hinten geführt wird, schadet das gar nichts, sondern spart nach dem Guss enorm viel Zeit - und dem Gießer Kummer beim Ausformen. Wo genau die Formtrennebene allerdings anzusetzen ist, muss ich noch klären. Ich hätte sie am liebsten parallel zu den Aufspannplatten in deren Mitte, um Trennnähte entlang der Streben zu vermeiden.

Nachdem meine Kleine nun schläft, werde ich mir eine Büchse Feilenfett Marke "Schläfst-Du-wohl" mit Anti-Quietsch-Garantie schnappen und die Sechskante für die Aufspann-Muttern feilen :P .

@Holzwurm: Meine Beiträge sind - sofern ich nicht vorwarne - meist noch ISDN-tauglich. Danke für die Zustimmung!

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Herzfelder Strassenbahn
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Herzfelder Strassenbahn »

Hallo Thomas,

es ist immer ein Gewinn Deine Bauberichte zu lesen, sie sind verständlich, ausführlich, mit hoher Qualität bebildert und mit dem richtigen Humor :lol: , der uns dran erinnert, das wir es mit einem Hobby zu tun haben - wenn auch auf höchst professionellen Niveau :!: :!:

:respekt: :respekt: :respekt: und ich freu mich auf den Baufortschritt!

Gruß Bert
Decker
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Decker »

N'abend!
theylmdl hat geschrieben: Macht die Kerben nicht zu schmal - denn Ihr habt keine zwei Biegeversuche! Die Sache muss auf Anhieb klappen, sonst bricht selbst ausgeglühtes Ms58 (oder wie auch immer das härtere Messing jetzt heißt ;-) ). Nachbiegen in Maßen geht natürlich. Ausgeglüht habe ich natürlich vor dem Biegen, damit ich die Oberflächen auf Korundschleifpapier mit 800er Körnung wieder blank ziehen konnte (und die Kanten blank feilen).
Ahh... die hohe Kunst des Messingsbiegens. Wie gerne hätte ich diesen Beitrag schon gestern gelesen: Da hatte ich versucht, mir aus ausgeglühten "Flachprofilchen" die Teile für einen "Schieberiegel" zurechtzubiegen. Allerdings funktionierte das bei zwei Biegungen im Abstand von 1 mm nicht so recht und gab entsprechend Bruch :-(

Vielen Dank auch von mir für die ausführlichen Beschreibungen. Hier lernt man was.

Viele Grüße,

Marcus
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

@Bert und Marcus: Danke für Eure lobenden Worte.
Auch heute fand sich ein wenig Zeit, um am Puffer weiter zu werkeln.

Der Puffer (2)

Gestern hat das Feilenfett seine Wirkung gezeigt, sodass ich die "Schrauben" bzw. "Bolzen" einlöten und die Nuten an der Aufspannseite verlöten konnte. Dabei tat ein Sperrholzbrettchen als Abstandshalter gute Dienste. Hier ein später Schnappschuss von der Werkbank:

Bild

Nach getaner regulärer Arbeit ging's dann heute an den Kreuzkopf bzw. Gleitstein oder wie auch immer das Dingens heisst, das Balancierhebel und Pufferstange verbindet und in's Lot bringt. Da ich zwar eine Vertikaleinrichtung, aber nur Kreissägeblätter habe (mehr würde die alte Maschine wohl auch nicht verkraften), habe ich mir mit allerlei Zustellerei das Leben versüsst. Zuvor wurde ein 2mm-Loch in ein Stück 8mm-Rundmaterial gebohrt.

Bild

Der Teilapparat ist derzeit mein zweitbester Freund :-) . In einigen "ca. 0,7mm Schritten" (vertikal) habe ich die vier Kanten auf Quadratform gefräst. Denn leider hat die Vertikaleinrichtung der Unimat U3 keine Nullpunktarretierung in genau senkrechter Lage :-( . Beim Quer-Schneiden hätte es also leicht Murks geben können.

Pi mal Daumen zentriert habe ich dann - ohne Umspannen - die Bohrung für die Lagerzapfen der Balancierhebel angebracht. Dazu musste nur der Teilapparat um 90° versetzt auf den Support gespannt werden. Ein Zentrierbohrer - ganz vorsichtig angesetzt - hat mir dabei verraten, ob ich mit meinen Schätzungen arg weit daneben liege.

Dann wurde an dem unterdes wertvollen Stück der hintere Absatz rund gedreht.

Bild

Das 2mm-Rundmaterial für die Dorne - und zugleich Angüsse - habe ich ohne Ausspannen direkt im (abgenommenen) Futter mit der Flamme eingelötet. Das ist kein Problem, denn wegen des hinten abgedrehten Teils gibt's keinen guten Wärmeübergang, und das Futter wurde dabei nicht merklich warm.

Nach dieser schändlichen Tat wurde die mittlere Bohrung wieder zu einer solchen gemacht.

@fido: Mit dem 40W-Kolben wär's wahrscheinlich auch gegangen :-) .

Bevor ich das Ergebnis zeige - heute habe ich mich mutig gefühlt und darum auch gleich den Pufferteller gebaut. Dazu habe ich eine Scheibe aus 2mm-Messing mit einem 3mm-Loch versehen und kreisrund ausgesägt (mehr oder minder). Da ich einen etwas ausgenudelten Bohrer genommen habe, konnte ich mit dem Schraubstock bzw Hämmerchen einen vorgedrehten 3mm-Stift mit einem 2mm-Sackloch an einer Seite einpressen bzw. -schlagen - ganz ohne Lot.

Diese Kombination wurde dann in die Drehbank gespannt und mit dem Kegelsupport (10°-Winkel) vorgedreht. Für das Foto habe ich 'mal alles ein wenig umgespannt - also so solltet Ihr's nicht unbedingt unbedingt einrichten, aber sonst wäre vom Drehteil nichts mehr zu sehen gewesen. Außen rund drehen und anfasen war natürlich auch noch im Programm.

Bild

Wie heisst es so schön: "Ich bin der Dreher eilig, was ich nicht dreh', das feil ich". Hmmja, hier habe ich die Ausrundung des Puffertellers außen auch gefeilt bzw. gedrechselt und mit Schleifpapier geglättet. Achtung: Das ist kein Tipp zum Nachmachen und sehr gefährlich! Die Rückseite wurde ein wenig ausgedreht, um einen besseren Materialfluss zu erreichen.

So, nun fehlen nur noch die Bilder der fertigen Teile. Wegen Trivialität habe ich die Scheibe hinten am Pufferschaft-Absatz nicht mit abgelichtet (Durchmesser außen 5,2mm, innen 2mm, Stärke 0,8mm).

Bild

Bild

Nun fehlen nur noch die Balancier-Hebel - die passende Kupplung könnte ich gerade günstig bekommen :P .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Leider geht's mit dem Puffer nicht vorwärts, denn a) habe ich allerlei anderes zu tun und b) scheint der Gießer nun den wohlverdienten Urlaub angetreten zu haben. Daher kann ich weder die Balancierhebel-Hälften bauen noch die Angüsse für die vorhandenen Teile setzen, denn dazu benötige ich noch ein paar Auskünfte.

Zum Glück gibt's aber noch genug anderes zu tun. Zunächst werden aus Gründen der Kostenteilung nun schon die meisten Teile aus 0,4mm-Neusilber für das "Modellfahrwerk" geätzt werden. Dieses wird mit einer listigen Anordnung über den Antriebsblock gestülpt bzw. anders herum, der Block aus 0,8mm-Wasserstrahl-Teilen dort hinein geschraubt :-) .

Die Rahmenwangen (auch des Modellteils) und die Pufferbohlen werden aus Stabilitätsgründen auch in 0,8mm gestrahlt. Dennoch blieben ohne Kleinkram und ohne die Zylinder-Befestigungen (die hatten keinen Platz mehr) 44 verschiedene Beschlagteile mit einer Gesamtstückzahl von 117 übrig. Das will erst einmal sauber zusammen gezeichnet und -gesetzt sein ;-) .

Jetzt ist die Vorlage unterwegs, also heißt es hoffen, dass ich nicht zu oft um die Ecke gedacht habe.

Ferner habe ich unter der Woche - das ist meist recht entspannt - der Conrad-Filiale einen Besuch abgestattet. Mit Ausnahme von zwei der vier Bundkugellager für die Achsen und zweier Schiebeschalter habe ich auch alles bekommen, was ich wollte. Zwei Bundkugellager musste ich da schon kaufen, sonst würden keine neuen nachbestellt - verrückte Welt...

Dazu noch ein Tipp: Conrad führt so manches, was in den Print-Katalogen nicht aufgeführt wird - und auch die Website hilft nicht immer weiter. Aber fragen kostet ja nichts außer Zeit. Und so bin ich auch zu Low ESR-Elkos gekommen, die Roger mir anempfohlen hat (ESR = "Equivalent Series Resistance"). Wer sich schlau machen will, was es mit diesen Elkos auf sich hat - es gibt eine gute Erklärung beim Elektronik-Kompendium: http://www.elektronik-kompendium.de/sit ... 810091.htm .

Den zuletzt gezeigten Schaltplan kann ich nun "im Trockenen" testen - mit allem außer dem Fahrwerk, aber das braucht's zunächst nicht. Wenn dank Rogers goldenen Tipps die neue Schaltung funktioniert, kann ich durch die Platzersparnis als Puffer-Kapazität 6.700 bis sogar 9.700µF einsetzen, das klingt schon recht freundlich.

Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Ich habe nämlich keine Digital-Zentrale, mit der ich den Decoder und den Sound-Chip programmieren könnte. Also muss ich mir erst einmal ein Opfer in der Nähe suchen, das mir hilft ;-) . Mit einer Liste der gewünschten CV-Werte habe ich schon begonnen.

Von Andreas kam noch ein goldener Tipp, den ich mit seinem Einverständnis hier beschreibe und Euch wärmstens an's Herz lege.

Ich erwähnte ja schon, dass die kleine Lok aus sehr vielen Teilen bestehen wird. Natürlich schreibe ich ganze Romane mit bei der Konstruktion. Aber genau so wichtig ist - nun lacht mich bitte nicht aus, ich meine das völlig ernst - eine genaue "Buchhaltung" über die Teile, deren Stückzahl, Bezeichnung und Fortschritt. Denn sonst blickt da irgendwann niemand mehr durch, auch der Konstrukteur nicht!

Andreas bevorzugt für die Wasserstrahl-Vorlagen zum Beispiel einzelne Dateien für jedes Bauteil im *.dxf-Format. Deren Dateiname setzt sich zusammen aus einer einzigartigen, zweistelligen Nummer (also führende Null bei Ziffern unter 10), der gewünschten Stückzahl (dito, also z.B. "02") und der Materialstärke × 10 mit führenden Nullen, also zum Beispiel "08" für 0,8mm.

Eine Zeichnung für ein Teil einer Serie würde also z.B. als "430208.dxf" abgespeichert (Teil Nummer 43, 2 Stück, 0,8mm-Material).

Das System reicht bei diesem Projekt nicht ganz, denn es wird Nutzen mit über 100 verschiedenen Teilen geben. Aber das Prinzip ist klasse. Ich habe mir also flugs eine Excel-Arbeitsmappe gebastelt, in der ich die Teile-Nummern für alle Teile erfasse, ferner die Bezeichnungen, Bemerkungen, den Status etc. Dabei bekommt jeder "Nutzen" sein eigenes Arbeitsblatt. Um dennoch zu einzigartigen Nummern zu kommen, kann für jede Bauteilgruppe oder besser für jeden Nutzen eine weitere zweistellige Zahl vorne hin gestellt werden.

Beim Ätzen ist die Sache natürlich ein wenig anders. Thomas Engel würde sich herzlich bei mir bedanken - oder mich eher auslachen - wenn ich ihm 'mal eben ein paar Dutzend Dateien schicke und sage "nun setz' die 'mal schön zusammen".
Bei Andreas macht das nämlich sein ausgeklügeltes Schachtelprogramm - der Computer erledigt also die üble Fleißarbeit.

In einzelnen *.dxf-Dateien nach dem richtigen Teil zu suchen - oder die später zu identifizieren - ist ebenso mühselig wie bei zusammen gesetzten Ätzvorlagen. Darum erstelle ich mir von jedem Nutzen so eine Skizze:

Bild

Das sind beispielsweise die Steuerungsteile aus 0,5mm-Neusilber. Die Zeichnung entstand einfach aus einem etwas nachbearbeiteten CAD-Bildschirmfoto. Wehe, wenn die verloren geht. Darum solltet Ihr bei solchen Monsterprojekten an einer ausgefeilte Backup-Strategie denken. Da ich leider keine wöchentlich rotierenden Backups angelegt habe, habe ich mir kürzlich einen Zeichnungsstand überschrieben, ohne es zu merken, und beim nächsten Lauf gleich mit gesichert. Mäusedreck - diese Zeichnung ist futsch! Zum Glück war es nur eine Skizze, wenn auch eine größere, keine Konstruktionszeichnung.

Beste Grüße, und demnächst mehr in diesem Theater, ääh, Thread -
Zuletzt geändert von theylmdl am Do 27. Mär 2008, 23:48, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von fspg2 »

Hallo Thomas,
welchen Achsendurchmesser hat Deine Lok. Ich könnte Dir mit Bundkugellagern (Conrad 295493 - 8x5x2,5B) aushelfen. Habe noch 10 Stück liegen.
Viele Grüße
Frithjof
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Frithjof!

Vielen Dank für Dein Angebot. Damit wird's jedoch nichts, denn ich brauche Radial-Rillenkugellager 215236 (für 4mm Achsdurchmesser, 9mm Außendurchmesser, 4mm breit, beidseitige Deckscheiben).

Das macht aber nichts, der entspannte Verkäufer hat gemeint, die Lager seien in etwa zehn Tagen wieder da. Und noch habe ich ja auch die Wasserstrahlteile nicht.

Ich sammele halt nur fleißig in etlichen Tütchen die ganzen Teile, damit ich später nicht dauernd wieder los sausen muss.

Beste Grüße,
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Heute fand sich 'mal wieder ein Stündchen, um an der kleinen Lok weiter zu werkeln. Auf dem Programm standen die nötigen Arbeiten am Decoder (Zimo MX64H) und dem Soundmodul (DIETZ microXS).

Dafür habe ich mir bei Herrn Conrad neulich doch erstmal einen Low Budget-Kolben mit 15W besorgt ( @fido: Das tut's diesmal auch ;-) - hat knapp 4,- Euro gekostet).

Die Klangelektronik soll in einem der Kohlekästen verschwinden. Sie braucht insgesamt acht Anschlüsse: vier für die SUSI-Schnittstelle, zwei für den Lautsprecher und zwei für den bzw. hier die Taktgeber (ich sage nur: Rock'n'Roll - also vier Viertel-Takt).

Der glückliche Zufall will es so, dass acht Buchsen im Rastermaß 2,0 Millimeter noch "bequem" (also gerade 'mal eben) durch die geplante Öffnung der Kohlenkästen passen (deren Klappe natürlich beweglich sein soll). Daher bot es sich an, stracks eine achtpolige Buchsenleiste auf den dicken Chip mit der Aufschritt "221" zu kleben.

Bild
Preisfrage: Wo ist der microXS?

Die dazu gehörige Stiftleiste wurde auf ein Stück Kupfer-kaschierter Leiterbahn gelötet. Da habe ich die Kupferschicht mit einem feinen Sägeblatt sieben Mal geschlitzt (und natürlich die Trennungen vor und nach dem Löten mit einem einfachen Vielfachmeßgerät geprüft). Dieser Halter soll später an eine innere Wand des Kohlekasten geklebt werden. Dann lässt sich der microXS mit einer Pinzette an den Drähten einfach nach oben heraus ziehen. Für eine Neubespielung muss lediglich eine zweite Steckerleiste mit Kabeln versehen werden. Sechs der Verbindungen zwischen Platine und Buchsenleiste wurden mit Draht ausgeführt, und die zwei für den Taktgeber von der Unterseite (GND / Eingang) mit Litzen. Die Drähte stabilisieren die Klebung zusätzlich.

So sieht der Micro-Spaß im getrennten Zustand aus:

Bild

Dann habe ich den Zimo-Decoder aus dem Plastik-Schächtelchen gezerrt. Völlig furchtlos wurde mit dem Cutter ein Fensterchen in den Schrumpfschlauch geschnitten, um eine 0,14mm²-Litze an den Massepad zu löten. Dafür ist eine Bleistift-Lötspitze schon zwingend erforderlich.

Bild

Damit dieses Kabel später nur geringen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist, habe ich es durch einen weiteren Schnitt in den Schrumpfschlauch geführt, wo es zwischen vier elektronischen Bauteilen sicher gehalten wird. Auch das Kabel des gemeinsamen Pluspols (das mit blauer Isolierung) habe ich durch eine stabilere 0,14mm²-Version ersetzt. Diese beiden Leitungen werden ja für die Pufferung benötigt, da erscheinen mir rund 0,1mm² Litze grenzwertig dünn, zumal die Leitungswege selbst bei diesem Zwerg deutlich länger sind als in H0.

Im folgenden Bild seht Ihr meine "SSDH" (sehr simple Decoder-Halterung). Ein 1mm-Draht drückt über ein Stückchen Moosgummi den Decoder auf die ihm zugedachte Halteplatte. An deren Seite sind kleine, hoch gebogene Nasen, die für eine passable Gerade-Stellung der Platine sorgen.

Bild

Der Draht kann nicht verloren gehen - denn während es auf einer Seite einen Schlitz zur Haltebügel-Bohrung gibt, ist auf der anderen Seite nur ein Loch. Und der Fitzel Moosgummi wird später mit Kleber gesichert. Distanzrollen werden dafür sorgen, dass die Decoder-Halterung ohne Kummer an zwei der vier Hauptbefestigungs-Schrauben (Fahrwerk- / Kessel- / Aufbau) angebracht werden kann.

Und hier habt Ihr die Sache noch einmal im "zerlegten" Zustand, sprich: mit ausgeclipstem Haltebügel.

Bild

Da ich ja alle Teile vorkonstruiert habe, weiß ich auch genau, wo die 3mm-Befestigungsbohrungen liegen müssen - ein sehr angenehmer Nebeneffekt. Dennoch werde ich die Distanzrollen erst auflöten, wenn die Gegenstücke im Haus sind - sicher ist sicher. Der Decoder hat noch keine Steckverbindung, weil ich mir noch nicht ganz schlüssig bin, wo und wie ich die anordnen soll.

Ansonsten werkele ich hier und da weiter an der Zusammensetzung der Ätzvorlagen. HarzerRoller hat im Beitrag zur HK 130 C schon ganz richtig erkannt, dass das auch einigen Grips erfordert :-) .

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am So 19. Aug 2007, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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