Hallo Buntbahner,
Der Baumbau war ein Kapitel bei der DLEG aus dem nie was wurde. Zwei Versuche Bäume selbst zu bauen scheiterten. Einmal daran, dass ich beim Laubbaum mit der Gestaltung des Blattwerks nicht zufrieden war und, zum anderen, weil ich nie Zeit dazu fand eine angefangene, kleine Tanne weiter zu bearbeiten, weil immer was anderes wichtiger war.
Da das Segment aber einen Ausschnitt der SHE nachstellen soll, siehe die Vorlage im Büchlein „Harzer Schmalspurspezialitäten“ und damit Tannen eine Hauptrolle in der Landschaftsgestaltung spielen, müssen Tannenbäume her.
Kaufen oder bauen

? Vor „Kaufen“ schreckten mich die Preise und das ziemlich künstliche Aussehen der Tannen ab und „Bauen“ ist ja das Motto im BBF also – Mut zur Lücke ... und erst mal Lesen.
Das Ergebnis der Suche nach „Bäumen“ im BBF kurz zusammengefasst Michael (600mm) hat vor einiger Zeit sich dafür interessiert:
Die Baumrecherche ergab rund 10 Seiten an Treffern. Et voila - das ist die Auswahl:
Ganz aktuell schildert Rudolf mit seinen Bildern von der OEA (2.12.07) seine Planungen zum Baumbau:
modellbau/viewtopic.php?t=7068&postdays ... e&start=10
Er malt gerade Bäume und macht sich später an welche im Hintergrund
Leo baut Bäume nach der Drahtmethode (11.6.07) mit sehr schönen Tannenzapfen und Bewohnern

:
modellbau/viewtopic.php?t=6625&postdays ... me&start=0
Im gleichen Thread hat Hans-Peter (Bremsklotz) auch seine Nadelgewächse (auch nach der Drahtmethode) vorgestellt.
Thomas schlug Naturmaterialien für die Benadelung vor
Windbergbahn schilderte seine Not mit winterlichen Bäumen (21.2.07):
modellbau/viewtopic.php?p=243352&highli ... ume#243352
Rainer (RailroadSheppard) und Kollegen diskutierten heftig konstruktiv über Naturmaterialien und deren Konservierung für Modellbäume (4.8.06):
modellbau/viewtopic.php?p=236476&highli ... ume#236476
Die Grundlage dafür war Thomas´ Vorschlag in Form der Stinkkresse (1.8.06):
modellbau/viewtopic.php?p=236055&highli ... ume#236055
Erich hatte am 17.2.05 angefangen seine selbstgebauten Laubbäume zu präsentieren:
modellbau/viewtopic.php?t=2902&postdays ... me&start=0
leider inzwischen ohne Bilder im BBF. Bahnhans hat seine verdrillten Stämme ergänzt und Jan seine Belaubungsmethode mit Tillandsien.
Schrauber stellte am 26.5.05 seine Birke vor:
modellbau/viewtopic.php?t=3166&postdays ... e&start=30
Waldbahner hat am 9.4.05 seine Methode vorgestellt, wie er zu drei Fichten gekommen ist:
modellbau/viewtopic.php?t=2828&postdays ... e&start=50
Und in den Modellbautechniken ist ein Eintrag zu finden von Bahnhans und Erich über ihre Fichten zu finden (30.1.05; s.o.):
modellbau/viewtopic.php?t=2812&postdays ... me&start=0
2007 scheint also ein bisschen das Jahr des Baumbaus zu sein. Um dem nun, jetzt zur Weihnachtszeit, noch einen Tannenbaum hinzuzufügen

, hier mein Bericht über meinen Baumbau als ersten Schritt zu Begrünung des Segments nach Harzer Vorbild.
Jedoch sind mir verdrillte Kupferkabel oder verlötete Drähte bis jetzt doch ein wenig zu kunstvoll. Die Verwendung von natürlichem Material (Äste, Zweige) käme in Frage aber da ich gerne mit Holz arbeite, habe ich mich für Harztannen aus Stäben aus dem Baumarkt entschieden. Solch eine Basis kommt ja einem Baumstamm ja auch ziemlich nahe. Leo und Rainer haben auch vor kurzem über Ihre Bäume im BBF berichtet und die Herstellung ihrer sehr schönen Bäume (bei Leo mit Bewohnern !) kurz beschrieben.
Also ran´ an den eigenen Stamm

:
Baumrohling (Kellerbahner)
Im Holzvorrat war noch eine 2 cm dicke Stange vorhanden. Abgelängt und, da keine Drehbank vorhanden ist, mit dem Cuttermesser geschnitzt, ergab es einen Stammrohbau der Ähnlichkeiten mit einem Pflock aus Dr. van Helsings Vampirabwehrgerätschaften

hat.
Aber wie sollten Bäume auf Styrodur halten ? Nach längerem Überlegen entschloss ich mich für die Einsteckmethode. Also Löcher in die Stämme gebohrt und Messingrohre darin verklebt:
die Verankerung (Kellerbahner)
Später werden die Stämme dann ins Styrodur gedrückt und können auch wieder entfernt werden. Außerdem ergibt sich dadurch eine gute Möglichkeit die Bäume in gelochten Brettchen einzustecken so, dass sie relativ aufrecht stehen und bearbeitet werden können.
Ein wenig Draht kommt nun doch zum Einsatz: für die Äste. Zuerst werden in den Stamm unregelmäßig (Ast-)Löcher gebohrt und von einer Rolle Kupferdraht unterschiedlich lange Drahtstücke abgezwickt und anschließend in die Löcher geklebt. Der Baumrohling sieht dann so aus:
Baumrohling (Kellerbahner)
Um eine dichte Belaubung zu erhalten wurden jetzt noch mehr Löcher gebohrt, Drähte abgezwickt und verleimt. So lange bis es gefällt.
Da der verwendete Kupferdraht ziemlich weich ist und Stamm und Äste ja noch natürlicher aussehen sollten, fing ich an die Kupferdrähte mit einem 1:1 Gemisch aus Holzleim und brauner Dispersionsfarbe einzupinseln:
Verstärkung der Äste (Kellerbahner)
Nach dem Trocknen der ersten Schicht, wurden die Äste nach dem Vorbild echter Tannen gebogen, nochmals mit der Mischung bestrichen und in das noch frisch aufgetragene Holzleim-Farb-Gemisch Sägemehl eingestreut:
Die Rinde (Kellerbahner)
In der Nahaufnahme kommt schön die körnige Struktur raus, die später zu einer möglichst naturnahen Oberfläche führen soll und außerdem dann die „Tannennadeln“ gut, durch Verhaken, halten soll:
Rindendetails (Kellerbahner)
Die Prozedur – Einpinseln mit Leim-Farb-Gemisch, dann Bestreuen mit Sägemehl – wurde zweimal wiederholt so, dass sich eine dicke Rinde bildete und gleichzeitig die Äste tragfähiger und mechanisch unempfindlicher macht:
mehr Rinde, mehr Stabilität (Kellerbahner)
Das vorläufige Endresultat sieht dann so aus:
fertiger Rohbau: Baum ohne Laub (Kellerbahner)
im Detail (Kellerbahner)
Die ganze Aktion war über einige Wochenenden verteilt, weil nach dem Aufbringen des eingefärbten Holzleims und des Sägemehls die Trockenzeiten recht lange waren. Abgetrocknet war das Gemisch zwar nach rund 2 Tagen aber durchgetrocknet war es erst nach gut einer Woche.
Das Anbringen der Äste und das wiederholte Aufbringen der Rindenstruktur erforderte etwas Geduld. In Modellbahngeschäften sah ich mir oft in den Regalen die käuflichen Bäume an

und war versucht den schnellen Weg zu gehen. Aber je mehr der Pflock baumähnlicher wird, umso befriedigender das Ergebnis

. Außerdem kann man zwischendurch ja noch anderen Beschäftigungen nachgehen.
Die mehrfach aufgebrachte Rindenpampe braucht zum völligen Durchtrocknen gute zwei Wochen. Danach sind die Äste ziemlich stabil und biegen sich nicht mehr, wie am Anfang der Prozedur, leicht durch.
Um den Restglanz des Holzleims in der „Rinde“ zu beseitigen wurde mit dunkelbrauner Dispersionsfarbe grundiert. Danach mit Hellbraun, Grün und etwas Schwarz und Weiß versucht der Rinde ein natürlicheres Aussehen zu geben:
bemalter Baum (Kellerbahner)
Wenn zuviel des Guten auf den Stamm und die Äste gekommen ist, wurde wieder mit dunkelbraun abgeschwächt:
bemalter Baum - Detail (Kellerbahner)
Jetzt war die Zeit für die Nadeln gekommen. Für die richtige Belaubung schaute ich mir einiges im Angebot an: Islandmoos, Flocken, MiniNatur und ähnliche Gewebe und so weiter. Da es ein stattlicher Tannenbaum ist, würde die Belaubung einiges an Material verschlingen. Um das Budget für den Baumbau nicht völlig zu überziehen entschied ich mich für Belaubungsmaterial von Heki.
Das Gewebe wurde vorsichtig, also mit, im wahrsten Sinne, Fingerspitzengefühl gedehnt, bis ein luftiges Gewebe entsteht. Die dabei abgefallenen Flocken dienen später für die Bodenbegrünung.
das Ausgangsmaterial (Kellerbahner)
Von dem nach dem Dehnen deutlich größer gewordenen Gewebe werden etwas 4 x 4 cm große Stücke abgeschnitten und vorbereitet. Ob das Gewebe ausreichend gedehnt, d.h. ausgedünnt wurde, prüft man durch Auflegen eines Probestücks auf einen Ast. Sieht es zu „wuchtig“ aus, muß noch weiter vorsichtig gezogen werden.
das Zuschneiden (Kellerbahner)
Am besten so vom großen Stück abschneiden, dass sich die kleinen Stücke gut am Ast herunterbiegen lassen. Dann geht es einfacher und hält besser. Wird um 90 Grad gedreht geschnitten merkt man´s gleich – die Zweige gehen am Ast wieder „auf“.
Am bestem vorher am Ast „trocken“ probieren. Auch um zu prüfen welche Stücke an welcher Position am besten aussehen.
rohe Zweige (Kellerbahner)
Am Anfang sah das ganze noch sehr rechteckig aus. Deshalb wurde das Geweben noch mutig weiter gedehnt, bis es fast schon auseinander fiel. Aber das Resultat war besser:
zurecht gezupft (Kellerbahner)
Die Basis war geschafft:
der Anfang (Kellerbahner)
Jetzt kommen die anderen Zweige dran. Um zu verdeutlichen wie das Belaubungsmaterial befestigt wurde in Einzelschritten.
Zuerst werden die zurecht geschnittenen Gewebestücke vorbereitet
vorbereitete Stücke (Kellerbahner)
dann wird der Ast mit einem Strang Holzleim versehen:
erste Belaubung (Kellerbahner)
dann die einzelnen Stücke aufgeklebt und durch sanftes Drücken und leichtes Verschieben befestigt:
aufgeklebte Zweige (Kellerbahner)
Wenn der Ast fertig begrünt ist, kommen die nächsten Äste dran. Falls der Platz zu eng ist, am besten einen frei lassen und sich den nächsten vornehmen.
rohe Zweige (Kellerbahner)
Nach und nach entsteht dann aus dem Baumgerippe doch noch etwas tannenbaumähnliches

:
fast begrünt (Kellerbahner)
Die Spitze erfordert besondere Aufmerksamkeit. Erstens ist weniger Platz für´s Aufkleben vorhanden, die Stücke sind jetzt, vergleichsweise, winzig und die Spitze sollte unauffällig gestaltet werden:
Baumrohling (Kellerbahner)
So sieht die Tanne ziemlich wuchtig und ein wenig unelegant aus. Also muß noch mit der Schere das Nadelwerk in Form gebracht werden:
zurecht geschnitten (Kellerbahner)
Auf das Segment aufgesteckt, hat sich die Mühe gelohnt – die erste Tanne steht. Aber sie steht noch sehr einsam in der Landschaft

. Also muß noch weiter aufgeforstet werden. Doch jetzt ist erst mal Pause für andere Dinge:
einsame Harztanne (Kellerbahner)
Und das Fazit ? Es gibt inzwischen, neben den bekannten Pfeifenreinigern, doch recht ansehnliche Bäume in 1:22,5. Die Anschaffungskosten für solch einen Baum, im Vergleich zu dem oben gezeigten, um rund 1/3 geringer

. Nach den ersten 10 Zweigen, wenn noch ungefähr 50 vor einem liegen, ist die Versuchung groß. Aber das Ergebnis belohnt. Und – er ist selbst gebaut, getreu dem Motto des BBF

.
Na, was meint ihr zu dem Weihnachtsbaum – besser einen gekauften aufstellen

Weihnachtlicher Tannenbaumgruß vom
Kellerbahner

Schaffe, schaffe, Häusle baue ...