Stangenpuffer basteln ohne CNC

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Moderator: fido

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Stoffel
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Stangenpuffer basteln ohne CNC

Beitrag von Stoffel »

Moin zusammen,

es sind manchmal die kleinen Dinge des Lebens, die einen zur Verzweiflung treiben. :evil: Z.B. ist die Anfertigung eines einigermaßen vorbildgerechten Stangenpuffers nicht trivial – vor allem ohne CNC, rapid prototyping o.ä. :!: Meine ersten Versuche, einen typischen RhB-Stangenpuffer zu basteln, gingen in die Tonne. :evil: :evil: Nun habe ich es nochmals ordentlich probiert. Die Schritte sind hier beschrieben, in der Hoffnung, dass der eine oder andere etwas davon für sich übertragen kann. Der Puffer entstand mit konventionellen Methoden. Ganz ohne Werkzeug geht´s aber nicht. Eine kleine Drehbank ist schon erforderlich, eine kleine Fräse zumindest hilfreich. Ich stelle das ganze mal unter Modellbautechniken ein. Das ist keine Bauanleitung, sondern soll mehr eine Anregung sein. :?

Ziel der Begierde ist wie gesagt ein RhB-Stangenpuffer, wie er z.B. an allen Dampflokomotiven der RhB zu finden ist. Beim Original ist die Pufferaufnahme vermutlich geschmiedet, :gruebel: im Modell bringt sie einen zur Verzweiflung. Kiss interpretiert den Puffer wie folgt ...... (leider auch nicht ganz richtig :evil: )

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(1) Ein kleines Stückchen Rundmaterial wird zunächst grob zu einem Hut gefräst. Die „Hutkrempe“ stellt später die Befestigungslaschen des Puffers zum Rahmen dar. Wichtig ist, dass ein Stück vom Rundmaterial verbleibt, um das Werkstück in die Drehmaschine nehmen zu können. Eine Zentrierbohrung ist sehr hilfreich. Der „Hut“ wird zu einem Kegel gedreht. Dabei ist das vorderste Stückchen der Pufferaufnahme zylindrisch, nach einigen Millimetern beginnt der Kegel, der sich bis zu den Befestigungslaschen aufweitet.

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(2) Die vier Seitenflächen werden plan gefräst. Da kann man entweder viel rechnen und sich die Winkel bestimmen, oder man arbeitet empirisch. :idea: Ich habe mich für letzteres entschieden, nachdem ich mir mit höherer Mathematik schon jede Menge Werkstücke versaute. :x

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(3) Nun wird der Keil zwischen den Hülsenblechen ausgefräst. Auch hier tastete ich mich langsam an das Endmaß heran. Die verbleibende Wanddicke ist nicht ganz maßstäblich, der Puffer wird dafür aber später schön stabil. :wink:

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(4) Der Puffer wird auf den Durchmesser der Pufferstange aufgebohrt. Mein Puffer soll später ein Urmodell für den Guss werden, insofern konnten in diesem Schritt auch bereits die Befestigungsschrauben eingesetzt werden. :wink: Wer seinen Puffer später richtig verschrauben will, lässt diese besser noch weg. :idea:

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(5) Die Pufferhülse kann jetzt von dem Rundmaterial gelöst werden. Ich habe das ganz primitiv mit der Modellbaukreissäge gemacht :twisted: und die Befestigungslaschen noch ein wenig befeilt. Mein Puffer soll später mittels Montagenasen befestigt werden, die in diesem Schritt gleich mit befestigt wurden.

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(6) Auch der Pufferteller sollte gedreht werden. So kann man die leichte Wölbung nachempfinden. Dabei bitte nicht vergessen, dass man auch die Rückseite entsprechend konkav ausdreht. :wink: Anschließend wird das Drehteil auf die richtige Form zugesägt oder gefräst und die Pufferstange eingelötet.

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(7) Jetzt fehlt nur noch ein kleines Teilchen, dass die Feder des Puffers darstellen soll. Der Einfachkeit halber, habe ich das Teilchen vorbildwidrig einfach gedreht :twisted: (man sieht eh nicht allzu viel davon 8) ). Irgendwo hier im Forum schreibt Max 25km/h aber was über richtig gewickelte Federn. Wer mag, kann ja mal recherchieren. :P

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Die Teile für den Puffer sind damit fertig. Zusammengesteckt sieht das dann so aus …..

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Zu Lösen bleibt noch die Frage der Federung. Mir schwebt da irgendwas mit einem Federstahldraht hinter der Pufferbohle vor, der gleichzeitig den Puffer auch am Verdrehen hindert. Eure Ideen dazu :?: :?: :?:

Noch ´ne Anmerkung: einen Puffer auf diese Weise konventionell herzustellen ist eine tagesfüllende Beschäftigung. :shock: Meiner dient ja als Urmodell, da kann man sich das schon mal gönnen. Dies nur als Warnung, falls nun jemand ganze Züge so ausrüsten will. :twisted: :)


Grüße vom St :clowm: ffel
Zuletzt geändert von Stoffel am Mi 13. Sep 2006, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
theylmdl
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von theylmdl »

Hallo Stoffel!

Vielen Dank für den - wie stets - hervorragend erklärten und bebilderten Beitrag.
Zu Lösen bleibt noch die Frage der Federung. Mir schwebt da irgendwas mit einem Federstahldraht hinter der Pufferbohle vor, der gleichzeitig den Puffer auch am Verdrehen hindert.
Da sprichst Du leider ein ganz übles Problem an. Ich habe bei vielen meiner Modelle mit einem Draht gearbeitet, der durch eine Querbohrung am Pufferschaft gesteckt wird und sich rechts und links in Aufnahmen innen bei den Rahmenlängsträgern abstützt.

Wie Du richtig schreibst, können dadurch z.B. rechteckige, gefederte Pufferteller leidlich gerade gehalten werden. Die Sache hat aber auch einen Nachteil: Die Stangen schliessen innen liegende Balancier-Kupplungen aus.

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Über eine Querstange hinter der Pufferbohle gefederter Puffer.

Daher würde ich diese an sich einfache, billige und gute Lösung nur denjenigen empfehlen, die sich ganz sicher sind, nur z.B. Bügelkupplungen oder außen liegende Balanciers oder Lenz'sche Mittelkupplungen zu verwenden. Federstahldraht brauchst Du nicht unbedingt, wenn die Drahtlänge lang genug ist: Messingdraht mit 0,8 oder 1,0mm Durchmesser langt dafür angesichts der kurzen Federwege.

Ich habe auch schon Versuche angestellt mit einem Federbronze-Blech, das licht zwischen die Balancierstangen (nach deutschen Vorbildern, also mit 700mm Original-Abstand) passt, so einer Art Hundeknochen. Das war leider auch ganz großer Mist.

Insgesamt denke ich, dass eine außen liegende Feder - als Imitation in der Wickelfeder-Nachbildung oder echte Wickelfeder wie bei Max - die bessere Lösung ist. Die Federn von Max - leider nicht mehr zu haben - funktionieren großartig. Da ist allerdings der Pufferschaft ein Vierkant mit einer entsprechenden Öffnung in der Hülse - nicht ganz leicht zu basteln.

Beste Grüße -
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Stoffel
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von Stoffel »

Moin Thomas,

das von Dir eingestellte Bildchen erläutert die Federdraht-Konstruktion schon ganz gut. Allerdings habe ich natürlich genau das Problem des innenliegenden Balanciers. :evil:

Dennoch muss sich das doch nicht unbedingt ausschließen. Wer sagt den, dass der Draht waagerecht sein muss. :twisted: Sofern genügend Platz vorhanden ist (dürfte bei mir der Fall sein) und keine Längsrahmenteile o.ä stören, könnte man den Draht doch auch - sagen wir mal um 10° - kippen. :idea: Denkbar wäre vielleicht auch ein U-gebogener Federdraht der einseitig über und unter der Kupplung angeschlagen wird. Wäre natürlich auszuprobieren. Einen Versuch wäre auch ein kürzerer Draht wert, der zwischen die beiden Kupplungen passt. Mit der Drahtstärke könnte man ja ein wenig spielen. Naja, sind nur so ein paar Gedankengänge ......... :gruebel: :nixweiss:

Ich habe auch schon Versuche angestellt mit einem Federbronze-Blech, das licht zwischen die Balancierstangen (nach deutschen Vorbildern, also mit 700mm Original-Abstand) passt, so einer Art Hundeknochen. Das war leider auch ganz großer Mist.
Von der Theorie hört sich die Idee doch erstmal sehr gut an. Muss ja kein Hundeknochen sein, zwei Durchbrüche wären z.B. ja auch vorstellbar. Woran scheiterte es denn :?: :gruebel:
Insgesamt denke ich, dass eine außen liegende Feder - als Imitation in der Wickelfeder-Nachbildung oder echte Wickelfeder wie bei Max - die bessere Lösung ist.
Ganz bestimmt sogar ist es die vorbildgerechteste Lösung. Allerdings ist das Wickeln von Federn auch nicht so ganz lustig. Bestimmt muss man auch noch ein wenig Aufwand treiben: Puffer gerade zu halten, Sicherstellen, dass er nicht herausgezogen werden kann etc. So richtig einfach dürfte das auch nicht werden. :gruebel:


Grüße vom St :scherzkeks: ffel
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von theylmdl »

Hallo Stoffel!

Bei Max' von mir umgebauten Puffer tauchen die Probleme "verdrehen" und "sichern gegen heraus fallen" nicht auf.

Bild
Ein fertiger "Adapter" auf einem 2mm-Pufferschaft von Max 25Kmh.

Der Pufferschaft hat vorne an der Hülse ein Vierkantprofil (gegen verdrehen). Und durch das Festschrauben des Balancier-Halteadapters kann der Schaft samt Teller auch nicht mehr 'rausfallen. Außerdem ist der Balancier so - ganz Vorbild-gerecht - am Pufferschaft befestigt.

Bei so einer Konstruktion müsstest Du doch eigentlich eine waagerechte Druckfeder auf einem Dorn hinten am Adapter anbringen können, die sich mehr Richtung Wagenmitte am Fahrwerk abstützt.

Das mit dem Federbronze-Streifen hat nicht so gut geklappt, weil es ein bisschen knifflig zu lagern war und die resultierende Federkraft zu groß. Vielleicht probierst Du's ja nochmal?

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von Waldbahner a.D. »

Hallo Stoffel,

dein Stangenpuffer schaut wirklich gelungen aus. :respekt:
Vorallem die CNC-lose Fertigung finde ich gut. Ich selbst bin ja im Moment durch den Ausfall meiner Fräse auch wieder auf den analogen Modellbau angewiesen und komme damit bei Einzelstücken oder geringen Stückzahlen ganz gut zurecht.
Doch manchmal ist es eben einfach einfacher und bei größeren Stückzahlen, womöglich noch funktionsgebundener Bauteile, genauer.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, eine Kleinserie dieverser Anbauteile aufzulegen. Du mußt diese ja nicht selber giesen. Evnetuell findest sich auch ein günstiger Gieser in der Nähe.
Vielleicht ließe sich aber auch mit Rainer Schäfer was arrangieren. Schließlich gibt es aus deinen Bau-Projekten sehr viele Komponenten, welche als Gußteile bei manchen Eigenbauten verwendung finden könnten (Puffer, Kupplunge, Lampen, und so weiter)

Gruß, Gerd
Wald- und Wiesenbahner aus Leidenschaft zum Wahnsinn :drool:
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von theylmdl »

Hallo Stoffel!

Ich habe nochmal gegrübelt. Was spricht denn dageben, Federbronze-Streifen und Federdraht hinter dem Balancier zu lagern? Etwa so:

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oder so:

Bild

Jeweils natürlich mit genug Luft nach hinten, damit die Balancier-Waagen auch brav ausschwenken können.

Beste Grüße,
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von Stoffel »

Moin zusammen,

@Gerd:
Ganz bestimmt hast Du Recht, die CNC-Technik hat absolut ihre Daseinsberechtigung. Mir ging es hier darum zu zeigen, dass auch mal wieder einfach gebastelt werden darf. :)
Meine paar Teile kriege ich aber schon noch selbst gegossen. Gewerblich vertreiben - nöö, darauf habe ich keine Lust. Das ist ja Arbeit und es hängen zuviele andere Dinge daran. Mal ein paar Abgüsse mehr gegen Kostenerstattung ist doch kein Thema. :wink:


@Thomas:
Yepp, das ist doch schon mal ein richtig guter Gedanke :!: Das funktioniert bestimmt.


Grüße vom St :) ffel
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von Stoffel »

Noch was Gerd,

ein Urmodell kommt natürlich selten allein. :wink:
Nebenbei sind noch ein paar Kleinigkeiten entstanden. Alles wieder relativ einfach .....

.... z.B. ein Satz Schienenräumer ....

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.... und ein paar Klamotten fürs Achslager ...

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.... und noch ein bisschen Federungsgedöns :)

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Für das Federpaket habe ich noch nicht mal einen feinen Fräser verwendet. Ein richtig fetter (aber scharfer) Fräser tut´s auch, wenn man den Fräskopf einfach aus der vertikalen schwenkt. :idea: Wird natürlich wieder alles per Weissmetall vervielfältigt und der Nachwelt hinterlasen. :wink:

Das nur als Motivation an diejenigen, die wie ich nur über recht einfache Werkzeuge und Maschinchen verfügen. Was wird nun aus dem ganzen Kram :?: Auch darüber wird irgendwann noch berichtet ...... :P


Grüße vom St :) ffel
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von theylmdl »

Hallo Stoffel!
Was wird nun aus dem ganzen Kram :?: Auch darüber wird irgendwann noch berichtet ...... :P
Na, ich würde 'mal sagen, ein Triebfahrzeug mit mindestens zwei Drehgestellen, deren Achsstände relativ kurz sind (das verrät mir die Ausgleichswaage). Und so 'rein geraten: Schweizer Vorbild und Meterspur. Für alpine Regionen sprechen die kräftigen Schienenräumer. Der sehr kurze Achsstand könnte eventuell auf eine C'C'-Maschine hindeuten oder auf etwas sehr Kleines und Kurzes als B'B' bzw. Bo'Bo'. Ein Zweikuppler wird's wohl eher nicht sein :D .

Beste Grüße,
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Re: Stangenpuffer basteln ohne CNC !

Beitrag von rau.mi »

Nun, das wird wohl - den Achslagerführungen nach - eine der Mallets der RhB.
@ Stoffel: Toll! Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht, auf Deine Lösungen. Bauen ohne CNC hat nämlich etwas sehr sportliches - da sind die Hirnwindunge mehr gefordert.

Schöne Grüße

rau.mi
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