Marcel hatte mich gebeten, einmal den Bau meiner Lampen zu beschreiben. Auf geht's!
Hier ein Beispiel dafür:

Was Ihr braucht:
- Ein wenig dünnes Blech, lötbar, z.B. 0,3mm-Messing.
- Eine Lampenfassung E 5,5 mit Lötanschlüssen oder eine LGB®-Lampenfassung E 5,5 mit Kabeln.
- Eine Glühlampe mit E 5,5-Fassung in der gewünschten Spannung - bei mir sind das für Beleuchtungs-Artikel 12 Volt, aber unterdes sind Lampen mit 16 oder 19 Volt Nennspannung leichter zu erhalten.
- Je nach Ausführung 1,5mm- und 0,8- oder 1,0mm-Messingdraht sowie Rohr (siehe Text).
- Kupferlackdraht und Litze.
- Je nach Bauform ein wenig weiteres Blech.
- Bohrer, Lötkolben und Zinn, Farbe, ... Rest siehe Text.
Die Abwicklung dieses Lampenschirms müsst Ihr berechnen. Das ist mit Pythagoras' Hilfe nicht allzu schwer. Nehmen wir an, der Kegel soll später einen Durchmesser von 16mm haben (2 × r), also einen Radius von 8mm. Seine Höhe h soll etwa 4mm betragen.

Berechnet zunächst den "abgewickelten" Radius rges. Nach dem Lehrsatz a² + b² = c² entspricht er (im Schnitt gesehen) der Quadratwurzel aus 4² + 8² = 16 + 64 = 80, also 8,94 oder rund 9mm. Da wollen wir 'mal nicht pästlicher sein als der Papst

Körnt Euch im Schirm-Blech einen Punkt an und zieht mit einem Reißzirkel einen Kreis mit dem gewünschten Radius auf.

Reißzirkel.
Teilt nun r durch rges. Hier im Beispiel: 8 ÷ 9 = 0,89. Multipliziert mit dem Ergebnis 360 alte Grad (360). Das macht 0,89 × 360 = 320°. Das ist der Winkel des abgewickelten Lampenschirms.
Kommen wir zur nächsten "praktischen" Ungenauigkeit: Wie soll man bitte 320° anzeichnen? Da es nicht so arg genau sein muss, teilt Ihr 360° durch (360 - 320 = 40°) und erhaltet 9. Berechnet den Umfang des abgewickelten Kreises: d (2 × rges) × Pi (angenähert 3,1416). Das macht hier 56,5mm. Teilt das Ergebnis durch 9. 56,5 ÷ 9 = 6,3mm, Diese 6,3mm tragt Ihr auf dem angezeichneten Kreis mit dem Reißzirkel ab und zieht von dort Linien zum Mittelpunkt, der ja zunächst angekörnt wurde. Fertig ist die Laube.
Konzentrisch zu diesem Mittelpunkt fertigt Ihr ein Loch mit knapp 6mm Durchmesser an. Es möge bitte keiner auf die Idee kommen, mit einem 6mm-Bohrer 0,3mm-Blech aufzubohren. Materialverschwendung oder schlimmer noch arge Verletzungen sind die sichere Folge. Also bitte anzeichnen, dünn aufbohren und mit einem feinen Sägeblatt aussägen

Sägt nun zunächst den Umfang des Kegels aus und feilt die Sägekanten schön glatt. Dann folgt ein Schnitt, bei dem die überschüssigen 40° entfernt werden.
Nun wird das Blech ausgeglüht und dann über einer Rundspitzzange in Form gebracht, bis sich die Schnittkanten Richtung Mitte genau berühren - und das in beiden Ebenen, also radial und in der Schräge. Kleine Dellen in der Schräge außerhalb lassen sich später noch beheben. Bei ausgeglühtem Blech geht das auch leicht mit den Fingern.
Verlötet nun die Trennstelle am Kegel mit reichlich Lot und verfeilt die äußere Kante, bis sie so glatt ist wie ein Kinderpopo. Feilt dann die innere Öffnung so lange auf, bis sich die Fassung saugschmatzend eindrehen lässt. Setzt sie ein und lötet sie - in der Senkrechten! - mit dem Schirm zusammen.
Glühlampen haben wie alle elektrischen Verbraucher die für uns unangenehme Eigenschaft, dass sich nur bei zwei angeschlossenen Polen ein Stromkreis bildet

Mit dem isolierten Pol der Fassung ist's noch recht leicht - das ist einfach das Stromkabel, so es eine elektrisch betriebene Funzel ist. Bei einer Petroleum-Lampe, die zumindest an Masten stets einen Aufzug hat (siehe auch Formsignale), könnte dieser Pol als Imitation des Halteseils nachgebildet werden.

Bei dieser Lampe ist die Isolierung die Umlenkrolle für den Aufzug: Sie ist aus Polystyrol oder Hartgummi gedreht.
Bei Wandlampen ist es ebenfalls leicht (siehe erstes Bild): Die Litze wandert einfach zur Verteiler- oder Anschlussdose. Diese war früher aus schwarz-braunem Bakelit ( http://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit ) und noch davor aus Porzellan mit Messing-Schraubklemmen). Hier ein Beispiel-Foto, Baujahr 1900 mit "modernen" Erweiterungen riskanter Art...

So eine Verteilerdose (Vorbild-Durchmesser etwa 47mm) könnt Ihr im Modell übrigens oberhalb der Lampe erkennen. Aber nun zurück zum Thema.
Schwieriger ist es schon mit der Masse der Fassung. Bei Wandlampen ist das leicht: Der zweite Pol kommt über die Halterung und wird durch die Wand geführt.
Bei den großen "outdoor"-Lampen habe ich mir mit Blitzableitern und Kupferlackdraht beholfen. Wer sich daran stört, kann den hölzernen Lampenmast mittels Cutter mit einem Schlitz versehen und diesen Schlitz nach Einlegen des Kabels mit Schleifspänen auffüllen und verkleben (ein alter RCMBBT: "RC-Modell-Boot-Bauer-Trick" zur Kaschierung der Empfangsantenne im Mast). Nach dem Verkleben und Trocknen werden die Späne geschliffen. Achtung: Bei Bedarf alles vorher beizen!
Was noch fehlt, sind die Halter. Die habe ich aus 1,3- oder 1,5mm-Messingdraht gebogen. Dann habe ich die Enden ausgeglüht und mit einem 50 Gramm-Hammer auf der Fläche eines Schraubstocks abgeflacht. Die Enden werden dadurch recht breit und meist leicht Trapez-förmig - pfui bäh. Also heisst es, diese erst einmal manierlich in Rechteck-Profile zu feilen. Ist das geschehen, werden vorsichtig Löcher für die Halteschrauben in die abgeflachten Teile gebohrt (bitte vorkörnen!). Bei der Version mit einem Halte-Flacheisen werden die Stangen nur auf das Flacheisen gelötet.
Die Halteschrauben mit Sechskant-Köpfen entstehen nach der auf unserer Website beschriebenen Methode aus Draht und Rohr.
Wie kommen nun Lampenschirm und Halter zusammen? Das ist ein besonders kniffliger Punkt, der sich leider nicht perfekt lösen lässt. Auf der Lampe im ersten Bild habe ich einfach einen Blechbügel über die Außenseite der Fassung gelötet. Bei der zweiten habe ich mich für eine Art Drahtkorb entschieden, der die Lampe in aufgezogenem Zustand fixiert.
Beide Lösungen sind nicht ganz befriedigend, aber aus der Entfernung fällt das kaum noch auf:

Das ist mit etwa 28 Zentimetern (6,3m) noch ein ganz kleines Lampen-Exemplar.
Wenn Ihr Eure Lampe verlötet habt, steht zunächst die Funktionsprüfung an. Glühlampe eindrehen, testen - alles klar? Gut! Dann geht es an den Modellbau-Teil. Nehmt die Glühlampe erst wieder heraus.
Zunächst nehmt Ihr den Halter, haltet ihn an Wand oder Pfosten und bohrt geführt durch die Löcher in den Haltern die Bohrungen für die Halteschrauben vor. Bei Lampen wie der ersten mit einem Blech-Flach-"Eisen" müsst Ihr die Bohrungen auch erst einmal dahin übertragen und den Streifen vorher oder nachher passend aussägen.
Entfettet die Bastelei und lackiert die Lampe zunächst schwarz - am besten mit Sprühpistole oder -dose. Das Innere des Lampenschirms wird nach der Trocknung mit seidenmattem Weiß lackiert. Drei dünne Schichten und viel Geduld bringen eher einen Emaille-Effekt als zu viel Farbe auf einmal.
Den Rest müsst Ihr Euch je nach Euren Wünschen dazu denken. Aber einen kleinen Tipp habe ich doch noch.
So eine Hochlampe kann wirklich mächtig hoch sein - so hoch, dass sie bei transportablen Segmenten oder Moduln stört. Daher solltet Ihr sie besser Plug'n'Play-fähig, also steckbar, ausführen. Hier seht Ihr z.B. den Fuß der Lampe aus dem letzten Foto:

Und zupf! - da ist sie heraus genommen:

Die brünierten Kontaktfahnen (links im zweiten Bild) sorgen für die Stromübertragung, die Holzleistchen dafür, dass sich die Lampe - so eingesteckt - nicht mehr verdreht.

Nachtrag 2009-08-01: Es gibt nun bei uns eine ausführlichere Anleitung für den Lampen-Selbstbau mit weiteren Bildern.
Leuchtende Grüße,