Niet-Problem

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

Moderator: fido

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Regelspur
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Re: Niet-Problem

Beitrag von Regelspur »

Hallo Andreas und alle Mitleser,

ich habe mich geirrt :oops: . Es ist keine Kniehebel-Presse, sondern eine Handhebel-Zahnstangen-Presse. Die Dinger kosten heute ca. 700,-- EUR.

Was ich um- oder angebaut habe, ist auf dem Foto ja ersichtlich.

Das Wichtigste bei der Nieterei ist, daß Stempel und Matritze genau fluchten.

Deshalb mache ich, wenn ich neue Werkzeuge einsetze, immer erst Probe-Nieten auf ein Stück Messing gleicher Materialstärke und Qualität wie das zu erstellende Endprodukt. Wenn ich in geätzte Teile Nieten drücke, dann verwende ich ein Stück vom Rand zum Probe-Nieten.

Niete ich in dickeres Material, dann bohre ich es vorher auf der Fräse von der Rückseite an ( bei 1,0 mm ca 0,5 mm). Keinen Fräser verwenden, sondern einen Bohrer, dann habe ich gleich die Spitze und brauche keinen Anschlag mehr. Den Bohrer für die Fräse mache ich mir selbst.

Bei geätzten Blechen ätze ich das Nietbild gleich von der Rückseite mit an. Dazu muss man aber mit dem Ätzer sprechen, damit er nach ca. max. 0,2 mm die Nietlöcher auf der Rückseite abdeckt, sonst werden sie zu groß (ich weiß, alles eine Kostenfrage).

Wichtig ist der Tiefenanschlag, daher immer vorher probieren. Wenn der Stempel nicht spitz genug ist, ist man sofort durch, ist er zu spitz für das zu erstellende Teil, dann auch ( bei gefrästen Profilen >MS58<). Er darf aber auch nicht zu spitz sein, sonst bildet sich kein scharfer Übergang zum Blech.

Die Nietabstände (11 Nieten reichen bei gleichem Abstand) drucke ich auf ein Stück selbstklebendes Papier und klebe es auf den Alu-Winkel als Abstandsmass.
Die sechste Niete muss mit der Spitze des Stempels fluchten. Dann einfach darauf achten, daß die nächsten fünf Nieten mit den Nieten auf dem Papierstreifen fluchten. Siehe Wasserkasten.

Ich mache mir für verschiedene Anwendungen auch Form-Stempel, so wie auf dem Bild mit dem Rohrstück oder mit dem Leitungshalter zu sehen ist.

Wenn ich z.B. einen Rauchkammer-Mantel mit Nieten nachbilden will, dann brauche ich den Innen-Umfang und die Niet-Anzahl und schon kommt wieder mein bedrucktes Selbstklebepapier zum Einsatz.
Will ich einen Luftkessel mit genieteten Enddeckeln darstellen (z.B. Länderbahn BR94.5), dann brauche ich den Innen-Umfang des Deckelrandes und den Aussen-Umfang des Kessels und die Nietanzahl und selbstkebendes Papier oder alles anreißen. Danach muß man den Deckel nur noch mit den Nieten fluchtend einlöten ( Entlüftungsloch nicht vergessen).

Wenn Ihr Interesse an der Beschreibung der Niet-Presse 002-005-007 wie auf den Bildern in meiner Foto-Galerie habt, dann einfach anmailen über die PN-Funktion.

Gruß Alfred
Niet-Presse_002 (Regelspur)
Bild


Form-Stempel_R_ckseite_z_B_f_r_Rauchkammermantel_001 (Regelspur)
Bild


Zahnstangen-Presse_ (Regelspur)
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Zuletzt geändert von Regelspur am Mo 7. Mai 2007, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.
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fido
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Re: Niet-Problem

Beitrag von fido »

Hallo Alfred,

vielen Dank für die Tipps. Das liest sich echt gut.

Wer noch eine Presse sucht, kann sich mal nach einer Drehdornpresse umsehen. Die müsste für den Zweck ausreichen und ist eine Bereicherung für jede Werkstatt. Die Presse sind in mehreren Größen zu haben und ein größeres Modell sieht z.B. so aus:

Bild
(Bild von knuth.de)

Mehr unter
http://www.knuth.de/prod_deu/blechbearb ... esse5T.htm
:runningdog: Viele Grüße, fido
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anoether
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Re: Niet-Problem

Beitrag von anoether »

fido hat geschrieben:Wer noch eine Presse sucht, kann sich mal nach einer Drehdornpresse umsehen. Die müsste für den Zweck ausreichen und ist eine Bereicherung für jede Werkstatt.
Ganz sicher. Und ein Spitzentipp: 648,- € + Untergestell (moderate 299,- €) - fast schon ein Schnäppchen.

Wer´s preiswerter haben will, findet auch Alternativen:

Bild
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 7590562446

260,- € im Sofortkauf.

Gruß Andreas
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Regelspur
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Re: Niet-Problem

Beitrag von Regelspur »

:wink: Hallo Andreas,

die Presse ist bis auf die Nut fast identisch mit meiner Ausführung und völlig ausreichend. Für grössere Teile bei denen ich mehr Tiefe brauche, nehme ich die andere Vorrichtung, die man sich auch gut selbst bauen kann.

Gruß Alfred
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Re: Niet-Problem

Beitrag von anoether »

Hallo Alfred,
Regelspur hat geschrieben:die Presse ist bis auf die Nut fast identisch mit meiner Ausführung und völlig ausreichend.
das habe ich mir schon gedacht ... ;-) und deshalb habe ich ja mal bei ebay gesucht (und gefunden :-)).

Den Formstempel für das Rohr finde ich übrigens genial.

Gruß Andreas
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fido
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Re: Niet-Problem

Beitrag von fido »

Hallo Andreas,

diejenigen, die meine Seite auf Knuth gelesen haben, haben sicher auch die Preise ab 55,- gesehen. Ich habe das 2-kleinste Modell "2 T" zuhause.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Niet-Problem

Beitrag von anoether »

Hallo Fido,

dann lass es uns doch richtig machen ;-):

Bild

Gruß Andreas
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Re: Niet-Problem

Beitrag von Regelspur »

Hallo Andreas und andere Nietinteressierte,

das war nur ein Beispiel, zum Nieten drehe ich das Rohr innen bis auf eine Wandstärke von 0,5 mm aus. Da der Stempel ja geschwächt ist, könnte er sich sonst bei 1,0 mm Materialstärke verbiegen.

Die Nieten in den Wasserkasten habe ich mit einem Form-Stempel (ähnlich wie auf dem Foto in der Galerie) mit einem kleinen Hof oder Absatz gedrückt. Dadurch wird das Material um die Niete schön gerade und es entsteht ein scharfer Übergang zum Blech.

Auch bei der Matritze lässt man einen Absatz stehen, aber nicht grösser als der Zwischenraum zur nächsten Niete, da sonst die zuletzt gedrückte Niete beschädigt wird. Der Absatz-Durchmesser sollte gut 1-2/10 kleiner sein als der Abstand zwischen drei Nieten.

Ganz spitze Stempel verwende ich bei kleinen Niet-Durchmessern und von der Rückseite angeätzten oder angebohrten Niet-Löchern. Man bekommt es aber nach ein paar Niet-Versuchen auf einem Musterblech heraus.
Ich hatte ja schon geschrieben, daß ich bei geätzten Teilen den Rand der Platine dazu verwende, da ich in den Rand Musterlöcher anätzen lasse.

Ich habe auch schon eine Nut ins Blech > ab 1,0 mm Materialstärke < (Rahmensetenwange und Obergurt am Rahmen) gefräst, dann muß man aber die Niet-Punkte anreissen und ich verwende wieder einen Stempel mit Absatz.
Oder wie ich es mache, drucken und aufkleben, entweder auf das Teil oder den Anschlag (Alu-Winkel).

Zu der Nietvorrichtung wie auf den Bildern 002 bis 007 gibt es eine Beschreibung zum selbstbauen, die ich aber aus bestimmten gründen nur per Mail versende.

Sollte jemand daran interessiert sein, kann er mich gerne anmailen.

Gruß Alfred
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Re: Niet-Problem

Beitrag von Regelspur »

Hallo Fido,

ich habe auch eine Drehdorn-Presse, sie hat aber den Nachteil, daß man eine Vorrichtung (Koordinaten-Vorrichtung?) braucht um die Matritze genau unter dem Stempel zu justieren.

Oder wie hast Du es gelöst?

Gruß Alfred
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Re: Niet-Problem

Beitrag von anoether »

Moin Niet-Fetischisten ;-),

1000 Zugriffe auf dieses Thema in den letzten 6 Tagen sprechen doch eine deutliche Sprache ... - für mich jedenfalls ein Beweis dafür, dass MAßSTÄBLICHER MODELLBAU weiterhin großes Interesse findet und hier im BBF gut aufgehoben ist. Ich gebe auch gern zu, dass das eigentlich genau das ist, wonach ich hier immer suche ;-).

Von der doppelseitigen Darstellung der Niete sind wir zwar etwas abgedriftet aber das tut aus meiner Sicht in diesem Fall nicht weh.
Um das Thema vielleicht mal etwas abzurunden und auch den Küchentischbastlern schmackhaft zu machen, mal ein ganz anderer Aspekt:

Bild

Dieses Bild war gestern im BBF bereits in der Halberstädter Bockwurst-Version zu sehen.
Der Kessel ist OHNE Zuhilfenahme von High-Tech-Werkzeugen am Schreibtisch entstanden.
Ich erkläre mal kurz (hoffentlich kein Langweiler), wie´s geht:

1. weiches (kalt formbares) 0.5er Messingblech auf entsprechendes Maß ausschneiden (notfalls reicht dafür sogar ´ne große Papierschere)
2. 3 Kesselringe (2mm Messing) mit dem gewünschten Kesselinnenmaß aussägen (Laubsäge)
3. die nächstbeste Schlosserei belästigen und das unter 1. beschriebene Blech durch die Rolle jagen
4. das gerollte Blech mit Schlauchbändern (2,- € im Baumarkt) um die unter 2. entstandenen Ringe spannen
5. den ganzen Kram längs zusammenlöten

Die Rauchkammer ist auch so entstanden und danach auf den Langkessel geschoben. Die Nietabstände wurden dann mit der von Alfred beschriebenen Papiermethode festgelegt.
Löcher bohren, Niete reinstecken, von unten verlöten und fertig :-).

Wer wird da noch an Kesselkauf denken???

Gruß Andreas
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