Hallo, Feldbahn-Freunde!
Das Muster des Muldenkippers habe ich ja nun mit Dummies für die Achslager, "Schlemper" und Kuppelbolzen zusammen gefummelt bekommen. Nun hatte ich aber versprochen, zu Neujahr einen
fertigen Muldenkipper zu zeigen.
"Fertig" kann natürlich so oder so verstanden werden. So fertig, dass er nicht mehr benutzbar ist, sollte er nicht sein. Aber ein typischer Muldenkipper ist wohl rostig, außen mehr, innen wegen des Schüttguts wohl weniger. Und mit einer passablen farblichen Behandlung kommen natürlich auch die Details besser zur Geltung als im Messing-Hochglanz.
Viele von Euch werden ja eher an Alltags-Fahrzeugen als Museumsbahnen interessiert sein, also habe ich mal in den sauren Apfel gebissen und versucht, mit meinen bescheidenen Mitteln der Rost-Profi-Garde ein wenig nachzueifern. Aber an fidos oder Marcels Ergebnisse kommt das natürlich nicht heran

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Als Vorbild dienten mir Fotos von Muldenkippern aus dem Frankfurter Feldbahn-Museum.
Im ersten Schritt wurden alle exponierten und mechanisch belasteten Stellen mit Pariser Oxyd brüniert. Das ist besonders im oberen Innenbereich der Muldenböcke und beim Muldenriegel ("Schlemper") wichtig.
Dummer Weise habe ich dabei die Rahmenecken vergessen - das sollte sich später bitter rächen! Deren dünne Kanten sind nämlich besonders abriebgefährdet. Auf dem Foto seht Ihr sie schon widerlich glänzen. Anschließend folgten - nach der obligatorischen Entfettung - zwei dünne Farbaufträge mit einem Gemisch aus 2/3 Revell® matt 85 und 1/3 Revell® matt 84, aufgetragen mit der Airbrush-Pistole.
24 Stunden später begann - in mehreren Stufen - ein Borstenpinsel sein pietätloses Werk, das ihn allerdings, wenn nicht das Leben, so doch die Schönheit gekostet hat. Hier ist schon etwas davon zu ahnen, beispielweise an der Mulde rechts innen:
Richtig heftig wurde es aber erst in den nächsten zwei Sitzungen, als auch noch die Revell®-Farben 37, 83 und ein ganz klein bißchen 88 zum Einsatz kamen, teils vermischt mit rötlicher Brikettasche aus längst vergangenen Zeiten. Denn die, gehörig beigemengt und aufgestupft, verleiht dem Rost die gewünschte Plastizität (dreidimensionale Wirkung).
Durch die Lösungsmittel in der "neuen" Farbe und die harten Borsten können winzige Vertiefungen in darunter liegenden Farbschichten entstehen (Rostfraß). Und durch die Aschepartikel entstehen ebenso winzige Erhebungen (Rostblüten). Durch fleissiges Mischen der Farbanteile entstehen die nur schwach unterschiedlich gefärbten Rostflächen.
Im Bereich der Achslagerdeckel und der Schlemperlager wurde ein wenig Fettglanz (Revell® Nr. 9, anthrazit) aufgetragen, verdünnt mit Klarlack.
Vor dem abschliessenden Überzug mit mattem Klarlack (Griffschutz!) sollte eine Funktionsprüfung erfolgen. Es kann nämlich durchaus sein, dass es durch Farbe und "Rost" beim Kippen und Zurückschwenken der Mulde ein wenig klemmt. Das ist aber nicht so erwünscht! Im Zweifelsfall hilft ein beherzter Griff zur Flachzange, um ein wenig Luft zu schaffen. Erst in der höchsten Not sollte zur Feile gegriffen und nachbrüniert werden.
Die Laufflächen der Räder wurden mit einer rotierenden Messingbürste in der Kleinbohrmaschine von Farbe befreit. Wird diese leicht schräg gehalten und das Rad leicht mit dem Finger "gebremst", klappt das hüsch gleichmäßig. Dadurch glänzen die Schlingel jedoch ganz gegen Wunsch. Aber wofür gibt's Brüniermittel... Die hellen Flächen auf den Laufflächen entstanden durch Reaktion mit der Farbe.
Der "matte" Klarlack hat einen klitzekleinen Nachteil. Er ist nämlich nicht richtig matt. Wo genug Brikettasche im Spiel war, fällt das wegen der rauen Oberfläche nicht auf, wohl aber an allen anderen Stellen. Was tun? Anschleifen wäre ja wohl ein bißchen kontraproduktiv

. Eventuell könnte ein wenig einstauben helfen, aber damit warte ich lieber noch ein bißchen.
Hier noch zwei hübsche Fotos zum Abschluss, ein paar mehr gibt's noch in der Fotogalerie (
fotos/showgallery.php?cat=6928&page=5&sort=7 ). Die Kuppelketten entstanden aus 1mm-Draht mit Hilfe einer Biege- und Justierhilfe.
Achtung: Die Achslager, Muldenriegel und Kuppelbolzen sind nur schnell geschusterte Handmuster, nicht die Serienteile von Holger.
Beste Grüße und guten Rutsch!