"wenn der Prophet nicht zum Berge geht, kommt der Berg halt zum Propheten"
Das klappt bei der Gestaltung von Gartenbahnanlagen leider nie. Zu wenige Propheten haben Zeit für Gartenbahnen.
Für einen, der gerade 12 Tonnen Bauschutt entsorgt hat, gewissermassen einen Mords-Berg, ist Steinestapeln vielleicht nicht der richtige Tipp. Man kann an den Bergbau aber auch wie ein Bildhauer drangehen.
Wenn Michelangelo z.B. die Skulptur eines Löwen herstellen wollte, nahm er sich einen Marmorblock plus Hammer und Meißel zur Hand und entfernte alles von dem Stein, was nicht nach Löwe aussah. Die Ergebnisse dieser verblüffend einfachen Technik kann man heute noch in vielen Museen der Welt bewundern.
Eine Variante dieser traditionellen Technik eignet sich für den heimischen Garten. Ich nehme mal an, zusätzlich zum Berg soll auch eine Eisenbahn den Garten zieren oder verschandeln. (Je nachdem)
Deshalb wird zunächst eine Trasse über dem Gartenniveau auf Palisaden (angespitzten Pflöcken) verlegt. Die gibt es fertig imprägniert im nächsten Baumarkt. Trassen kann man leicht per Stichsäge oder Brotmesser aus 2 oder 3 cm dickem Styrodur schneiden. Unter die Trassen wird Styropor, diese weiße Verpackungszeug gestapelt. Wenn man nicht genug im Haus hat, klaubt man sich das aus den Riesencontainern, die vor den Elch-Möbelhäusern (Ikea) stehen.
Danach kommt der Knochenbrecherteil der Angelegenheit. Die Trassen werden mit Erde belegt, bis kein Styropor mehr zu sehen ist. Aber woher die Erde nehmen, wenn nicht stehlen? Ganz einfach, man buddelt irgendwo unter der geplanten Trasse ein großes Loch, weil man ja sowieso die eine oder andere Brücke einbauen will. Mit dem Aushub bedeckt man die Trassenberge.
Erstaunlicherweise hat man dann mit einem Arbeitsgang einen Berg aufgehäuft und gleichzeitig dem Boden ein Stück Berg abgerungen. Das ist die Michelangelo Bildhauer-Technik, völlig ohne Kunststudium.
Für die ewigen Zweiflern unter den Lesern stelle ich dann auch gleich mal ein Beispielbild ein.
Trestlebrücke (Otter1)

Gewissermassen ein Tal und ein Berg in einem Aufwasch im Bau illustriert. Die arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Zwischen Talsohle und Schienenoberkante sind es in diesem Beispiel schon mal 60 cm Höhendifferenz, obwohl nur ein 30 cm Loch gebuddelt wurde.
Der Rest ist reiner Gartenbau und Deko. Damit die Erdschichten nicht vom Berg oder der Trasse gewaschen werden, müssen sie natürlich befestigt werden. Da eignen sich schnellwachsende Pflanzen mit dichtem Wurzelwerk. Selber nehme ich gerne Senf. Innerhalb weniger Wochen wird die Erde durch ein dichtes Wurzelgeflecht zusammengehalten, wenn man das Bewässern nicht vergisst. Das eine oder ander Kilo Steine vom nächsten 1 : 1 Bahndamm erzeugen dann schon Mittelgebirgscharakter. Der nächste Steinmetz stellt auch gerne den Abfallcontainer zur freien Bedienung zur Verfügung.
Solche Berge mit Kunststoffkern halten wenig Feuchtigkeit und Nährstoffe. Ideal für eine spätere Bepflanzung mit Steingartenpflanzen, wenn genug Licht drauf fällt. Mauerpfeffer und Moos wächst im Schatten recht üppig. Bäume und Büsche wachsen langsam.
Über kurz oder lang ziehen auch Feldmäuse in die gut isolierten Berge. Meine sind possierliche Tiere, die munter über die Gleise toben. Ab und zu fahre ich in den Abndstunden mal einen Waggon voll Erdnüsse vorbei. Den entladen die binnen weniger Stunden. Bergschäden konnte ich in ein paar Jahren noch nicht beobachten.
Der Vorteil der "Berg-und Tal-Michelangelo-Methode" liegt auf der Hand.Sollten meine Erben oder ich eines Tages beschließen, die alte Ordnung im Garten wieder herzustellen, ist das in wenigen Stunden erledigt. Berge in die Löcher geschippt, glattgeharkt und fertig ist der Bauplatz für die Laube. Die Gleise sollte man vorher in Sicherheit bringen.
Der Berg ruft !!
Otter 1