bevor ich mit meinen Weihnachtsbasteleien


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Kurze Einleitung: Ich weiß nicht, ob ich hier im richtigen Unterforum gelandet bin, da es sich ja nicht um einen kompletten Selbstbau handelt - ich hatte aber kein passenderes gefunden. Deshalb an die Paten - falls notwendig, bitte verschieben

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Über Weihnachten habe ich Zeit gehabt, verschiedene liegen gebliebene Sachen aufzuarbeiten, darunter auch einen Kamerawagen mit einer Kurvensteuerung zusammenzubauen. Das Projekt schwirrte mir ja schon eine Weile durch den Kopf und in Schkeuditz hatte ich schon mal damit begonnen, allerdings war die Lösung bei weitem noch nicht das, was ich mir darunter vorstellte. Aus Erfahrungen lernt man ja bekanntlich und so begann ich erst mal sowas wie ein "Pflichtenheft" zu erstellen, um die Anforderungen an die Technik zu formulieren bzw. schon Hinweise darauf zu bekommen, wie es sich am besten lösen läßt.
1. Was möchte ich?
1.1. Videoaufnahmen machen, die in der Ebene der zu betrachtenden Technik liegen.
Wir als normal groß gebaute Menschen


1.2. Die Videoaufnahmen sollten mehr den Sehgewohnheiten entsprechen
Die Schkeuditzer Aufnahmen von 2004 offenbarten den Mangel, dass bei Kurvenfahrten die Kamera immer noch geradeaus gerichtet war und (für den Betrachter zumeist überraschend) dann in die Kurve eingefahren wurde, wobei aus Kamerasicht her nicht in die Kurve, sondern weiterhin geradeaus geschaut wurde. Die Sichtachse der Kamera bildete eine Tangente zum gefahrenen Kreis. Das entspricht aber nicht unseren Sehgewohnheiten. Wenn wir wissen, dass wir in eine Kurve fahren, richtet der Mensch instinktiv seinen Blick dorthin, wo er hingelangen möchte. Das ist dann nicht die Tangente des Kreise, sondern eine Sehne, es sei denn, er legt es darauf an, aus der Kurve rauszufliegen


1.3. Schnelle Umstellungsmöglichkeit bei wechselnden Aufnahmesituationen
Da ich nur mit Stativ filme, befindet sich an der Kamera ein Schnellspannschuh, womit die Kamera schnell auf den Stativkopf aufgesetzt werden kann. Diesen Schnellspannschuh möchte bei der zu ermittelnden Lösung berücksichtigt wissen. Mit anderen Worten, ich möchte nicht erst ewig bauen müssen, um von einer Kameraposition in eine andere zu kommen, denn ansonsten besteht die Gefahr, dass das zwischenzeitlich reizvolle Motiv dann weg ist.
1.4. Leichtgängigkeit(!!!)
Die Technik sollte leichtgängig bzw. leicht auszulösen sein, damit bei Kurvenfahrten sowie bei Weichenstraßen keine Entgleisungsgefahr besteht, denn die verwendete Kamera wiegt immerhin ca. 1 kg.
1.5. Es sollte vorhandene Technik genutzt werden.
Etwas Eigenständiges zu bauen, überfordert nicht zuletzt aufgrund der begrenzten körperlichen Gegebenheiten schnell mal meine Möglichkeiten

1.6. Die so gewonnenen Aufnahmen sollten dem übrigen Standard des Filmes entsprechen.
Ich hatte in den früheren Schkeuditz-Filmen auch schon Kameramitfahrten eingearbeitet, allerdings waren die bedingt durch die geringe Auflösung der kleinen Kameras schärfen- bzw. farbtechnisch nicht das Gelbe vom Ei. Das Optimum wäre also Aufnahmen mit der Kamera, mit der ich den übrigen Film erstelle. Dies hat zudem bei der Bearbeitung des Filmes den Vorteil, dass solche sensiblen Eingriffe wie Farbkorrektur oder Schärfen(nach)regulierung nicht notwendig werden, was zuweilen sehr zeitaufwendig ist und nicht immer vom gewünschten Erfolg gekrönt ist.
1.7. Last but not least:
Die verwendete Lösung sollte in das bestehende Lichtraummaß passen, denn irgendwann kommt ja auch mal ein Tunnel (habe ich mir zumindest sagen lassen

2. Lösung
Damit waren die Aufgaben formuliert und ich begab mich auf die Suche nach möglichen Lösungsansätzen. Kurvenlicht war auf jeden Fall ein Gedanke, die sinnvolle Anwendung der Hebelgesetze ein anderer. Da kam mir ein altes Kinderspielzeug in den Sinn, was sich für meine Begriffe zum Experimentieren hervorragend eignen müßte - der Stabilbaukasten


Mit dem Probieren ist dann folgende Lösung zustande gekommen:

Kurze Erklärung: Die Technik ist auf einem Rollwagen von Scheeba montiert, der aufgrund seiner Metallausführung die notwendige Masse mitbrachte. Die Kurveninformation kommt vom Drehgestell. Es erwies sich als die praktikabelste Lösung, zumal die Physik mit den Hebelgesetzen ein wenig mithilft




Der Drehsattel sitzt de facto "spitzengelagert" und läßt sich trotz des Gewichts der Kamera somit leicht bewegen. Eine leichte Neigung nach vorn garantiert den richtigen Bildausschnitt


Hier noch mal der Drehsattel ohne Kamera. Es ist zu sehen, wie die Kurveninformation weiter gegeben wird.
Anmerkung: Die Grundplatte stammt nicht aus dem Kasten, sondern ist aus dem Baumarkt aus der Abteilung Holzbau entlehnt. Glücklicherweise wies diese Platte aber das gleiche Rastermaß wie die übrigen Teile aus dem Kasten auf. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass, wenn mal nicht mehr gefilmt wird, die Arbeitsplatte bzw. Deichsel komplett abgenommen werden können und der Wagen wieder ganz normal als Rollwagen laufen kann

In Sinsheim (und natürlich hoffentlich auch woanders


sonnige Grüße aus Waldau
bahnrolli
