Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Alles rund um Vor-Bilder, also Modelle in ganz groß

Moderator: baumschulbahner

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viereka z-Stellung
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Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo,
nachdem sich hoffentlich alle Mitreisenden auf der kleinen Scheidegg in 2061 m Höhe akklimatisiert haben, soll heute der letzte Teil der Auffahrt in Angriff genommen werden. Aber zuvor gibt es noch einen kurzen Blick auf die Betriebsanlagen der Jungfrauenbahn. Sie besitzt 2 Schuppen, wovon einer etwas unterhalb der Station liegt und nur über eine Spitzkehre erreicht werden kann. Vor dem oberen Schuppen warten entweder Triebfahrzeuge auf den nächsten Einsatz, oder sind entsprechende Dienstfahrzeuge zu finden. Diese dienen dem Transport aller Güter auf das Jungfrauenjoch und werden den Triebwagen vorangestellt. Auf der Rückfahrt konnte ich einen solchen kleinen Wagen sehen, der komlpett mit in Folie eingeschweißtem......Toilettenpapier beladen war. Schließlich wird dort oben alles benötigt :D
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Allerdings sollte man sich nicht zu lange umsehen, da der Anschlußzug schon wartete. Für mich erstaunlich war, dass sich das Zugpersonal darum kümmerte, dass möglichst jeder Fahrgast einen Sitzplatz bekam.
Aber eine Eisenbahnfreund sucht sich selbst das Passende und das war in diesem Fall ganz hinten neben dem Führerstand, so daß ich das im Foto sichtbare rechte Frontfenster für mich hatte.
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Da das Seitenfenster geöffnet werden konnte und "mein" Triebwagen als letzter den Bahnhof verließ, konnte ich natürlich die vorherlaufenden Garnituren schön beim "Klettern" beobachten. Im Bild ist ein Fahrzeug der 2. Generation zu sehen, welches aber bereits mit dem aktuellen Anstrich versehen wurde.
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Nach einigen Schleifen, Galerien und einem kurzen Tunnel wird die Station "Eigergletscher" erreicht.
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Hier befinden sich in 2320 m Höhe weitere Betriebswerkstätten, sowie ein Wohnhaus für die Mitarbeiter. Außerdem beginnt ein Wanderweg, der immer nahe der berühmt/berüchtigten Eigernordwand verläuft, die schon einigen Bergsteigern das Leben gekostet hat. Aber auch ein Abstecher an den Eigergletscher mit seinen Eismassen lohnt sich.
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Kurz nach der Station taucht der Zug in den 7122 m langen Tunnel ein, den er bis zum Ziel nicht mehr verlassen wird. Allerdings befindet sich in 2864 m Höhe eine Ausweichstation. Dort kann man den Zug verlassen um sich zu Fenstern begeben, die einen Blick aus der Eigernordwand auf Grindelwald ermöglichen. Das Licht dieser Station konnte ich am Abend vom Balkon sehen. Die Fenster sind so eingerichtet, dass Bergsteiger sich eventuell aus der Wand retten können. Weiter geht die Fahrt zur nächsten Ausweichstation während der Tunnel einen Bogen macht.
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Auch bei dieser Station, Eismeer, kann man den Zug verlassen und einen Blick auf den Grindelwald- und den Fieschergletscher werfen. Dann dauert es nicht mehr lange und der Bahnhof Jungfraujoch ist erreicht. Was kaum bekannt ist, er liegt bereits auf dem Gebiet des Kantones Walls. Mit 3454 m Höhe stellt er die höchstgelegen Bahnstation Europas dar.
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Auch in dieser Höhe gibt es Abstellgleise. So stand dort z.B. der Wasserwagen der Jungfrauenbahn. Dieser hat extra einen Führerstand bekommen und kann somit ohne Probleme einem Triebwagen vorangestellt werden. Er befördert das Wasser für die Einrichtungen des Jungfraujoches und für die Mönchsjochhütte, die noch ca. 45 Wegminuten in 3650 m Höhe liegt.
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Nach soviel Bahnfahrt mußte natürlich der Weg zur Hütte "angegangen" werden, obwohl eine dicke Nebelsuppe herrschte. Aber gerade das war richtig romantisch, da die ganze Touristenschaar lieber zurück blieb. Somit sah ich in der Nebelsuppe gerade mal immer nur den nächsten Wegmarkierungsstock und einen weiteren Wanderer. Der Rückweg fand in einem Schneetreiben statt. Etwas ungewöhnliches für den 20.7.2004 :D
Aber auch auf dem Jungfrauenjoch gibt es viel zu sehen. Nicht minder interessant war dann die Rückfahrt mit Jungfrauenbahn, Wengernalpbahn und Berner-Oberland-Bahn.
Weiter Fots von Bahndienstfahrzeugen und kleineren Elektrofahrzeugen habe ich noch unter fotos/showgallery.php?cat=613&password=abgelegt
cu
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viereka z-Stellung
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo,
im 2. Teil meines "Berichtes" wurde erwähnt, dass die Triebwagen der Jungfraubahn und der Gornergratbahn durch Gleichstrommotore angetrieben werden. Kennt jemand Gründe dafür, warum man dann eine Drehstromfahrhleitung aufgebaut hat, die ja weitaus komplizierter zu realisieren ist. :?: :?:
cu
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ottmar
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von ottmar »

Hallo Hans Jürgen,

ich versuche mich mal -für kleine Fehler in der Elektrotechnik möchte ich mich vorhinein entschuldigen...

Gleichstrom gab es schon recht früh - siehe die erste Bahn von Werner v. Siemens (mit Schienenstrom wie LGB), Gleichstrom ist nicht transformierbar und musste alle naselang eingespiesen werden. An Einphasen-Wechselstrom biss man sich lange Zeit erfolgreich die Zähne aus. So war dann Drehstrom das Mittel der Wahl um elektrisch Eisenbahn zu spielen.

Anfang des vorletzten Jahrhunderts war es so "in" geworden für Bergbahnen Drehstrom mit fixer Frequenz zu benutzen. So wurden die GGB, StEB Vorgänger der LSE), die Brunnen-Morschach Bahn und die JB damit betrieben, um einmal die Rückspeisung zu vereinfachen und auch die Bedienung der Fahrzeuge feste Frequenz = immer gleiche Geschwindigkeit bergauf wie bergab). Ein
Nachteil war die komplizierte Fahrleitung, das nahm man aber bewußt in Kauf, da die Bergbahnen (Triebfahrzeug immer talseitig) mit relativ wenig
Weichen auskommen. Und der andere Nachteil ist das unkomfortable und elektrisch komplizierte Anfahren. Nur durch Tricks erreicht man ein paar grobe Regelmöglichkeiten und meist dies auch nur kurzzeitig (Wirkungsgrad nein Danke - entsprechend war die thermische Belastung).

Bei der Konzeption des neuen GGB Triebwagen 1994 wollte man diesen Nachteil durch die verbesserte Elektronik ausgleichen. Dort wird der Drehstrom gleichgerichtet und mit diesem Gleichstrom werden normale Kollektormotore betrieben - ich vermute aus Kostengründen. Denn eigentlich hätte man ja diesen Gleichstrom (wie bei der RhB Ge 4/4 III) wieder in Drehstrom mit variabler Frequenz verwandeln können und damit die Drehstrommotore betreiben können. Aber so haben sie eben Gleichstrommotore...

Die Rückspeisung in die Fahrleitung bei Bergabfahrt wird automatisch von der Bordelektronik geregelt.

Gruß Ottmar

..der der immer noch platte Füße hat... ;-)
viereka z-Stellung
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo,
besten Dank für die Antwort. Aber so richtig kann ich die Entscheidung unserer Vorfahren immer noch nicht verstehen. Schließlich gab es ja zu der Zeit auch schon Gleichstrombahnen. Um die Funkenbildung an den Kommutatormotoren zu verringern einigte man sich ebenfalls auf die 16 2/3 Hz. Also wäre doch auch da Wechselspanungsversorgung gegangen.
Oder aber sofortige Gleichstromversorgung. Die hat meines Wissens die Berninabahn ja auch.
Allerdings kann ich mir vorstellen, dass eine allzugroße Geschwindigkeitsänderung nicht nötig war/ist, wenn ich an die Zuckelei der Schynige-Platte-Bahn denke....
cu
Hans-Jürgen :schaf:
ottmar
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von ottmar »

Hallo Hans-Jürgen,

..eigentlich schon, wenn man sich die Geschichte der elektrischen Eisenbahnen in der Schweiz ansieht, wird das Ganze schon nachvollziehbarer:

Nachdem W. v. Siemens 1873 seine ersten (öffentlichen) Runden mit seiner Gleichstrombahn auf der Weltausstellung zog, eröffnete 1888 die erste Tram von Montreux nach Chillon ihren Dienst (mit einer ganz heißen DOPPEL-Leiter Fahrleitung mit Luftweichen - ala O-Bus eben).

1899 wurde der erste richtige elektrische Vollbahnbetrieb mit Drehstrom auf der Burdorf Thun Bahn eröffnet

Vorher nahm die GGB am 20.08.1898 ihren Dienst auf und die Projektierung der JB war kurz danach am 17.12.1898 abgeschlossen - auch mit Drehstrom..

Der Einphasen- Wechselstrom wurde auf private Initiative von Oerlikon erst 1904 auf der Strecke Seebach-Wettingen gegen den Widerstand der damaligen Eisenbah-Oberen getestet (nach meinen Quellen kam dazu eine Testlok von Siemens erst 1907 dazu - also erst wesentlich später).

Erst da versuchte man mit Hilfe der 16 2/3 Hz das Kommutator-Problem zu lösen.

Die damals noch junge RhB setzte dann 1913 auch auf diese Stromart...


So gesehen war bei der Gründung der JB nur Drehstrom oder Gleichstrom verfügbar - Gleichstrom war damals entweder nur direkt (was bei der damaligen Isolationstechnik schon eine heiße Sache war, meist also nur mit entsprechend niedrigen Spannungen von deutlich unter 1000V, ich durfte mal auf der MOB eine entsprechende Anlage besichtigen) oder mittels rotierender Umformer zu generieren. So schien der Drehstrom erste Wahl für Bergbahnen zu sein...

Gruß Ottmar
seppsenn
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von seppsenn »

Guten Tag
wenn Sie das nächste mal in die Jungfrauregion kommen dürfen Sie schon bei mir vorbeikommen und einige Runden auf meiner Bahn drehen.
Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz.
Andi Engi
www.aengi.com www.aengi.com
Einen schönen Gruss aus der Schweiz an Alle Gartenbahnfreunde in der ganzen Welt.
A beautiful regards from the Switzerland to all garden train friends in the whole world.
viereka z-Stellung
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo
und herzlichen Dank für die Einladung. Nachdem ich mir die Fotos der Bahn angeschaut habe, stelle ich fest, dass ich ein Highlight verpaßt habe. Eine schöne Gartenbahn mit einer noch schöneren Bahngesellschaft und einem besonders gut gelungenen Hintergrund :D :D
Ein erneuter Besuch der Jungfrauregion wird garantiert anstehen und da muß ich dann ja auch noch die Strecke kleine Scheidegg-Lauterbrunnen "abfahren". Da werde ich gerantiert einen Zwischenstopp in Wengen einlegen. :D
cu
Hans-Jürgen :schaf:
viereka z-Stellung
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von viereka z-Stellung »

Hallo,
eine Ergänzung zu den Fahrzeugen. Im Verkehrshaus von Luzern kann man ein Fahrzeug aus der ersten Generation der Jungfraubahn besichtigen.
Bild

Es handelt sich um die nach dem Konstrukteur benannte Bauart Rowan. Dabei ist der erste Wagen mit seinem Rahmen direkt mit der Lokomotive verbunden und verbessert durch sein Gewicht das Fahrverhalten der Antriebseinheit. Diese Konstruktion ist auf dem Bild ganz gut ersichtlich.
cu
Hans-Jürgen :schaf:
Chris
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Re: Reise zum Jungfraujoch 3454 m Teil 3

Beitrag von Chris »

Hallo hans Juergen
ausgeaeichneter Reisebericht und natuerlich super Bilder.Tut mir nur leid das Du an meinem Geburtstag(20-07)im Schnee rumgestapft bist.Ich hoffe das Du einen entsprechenden "AUFWAERMER"nach der Wanderung bekommen hast.
Beste Gruesse
Chris :hallo: :wein: :bia: :wein: :kaffe: :jump: :jump: :hallo: :hallo: :tach:
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