Rechtsufrige Thunerseebahn

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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diema2054
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Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von diema2054 »

Erstmal ein herzliches Grüezi allerseits :wink:

Vor einiger Zeit hab ich einer kleinen Ueberland-Strassenbahn welche schon 1953 bzw. 1958 in den Tramhimmel fahren musste, ein irdisches Denkmal gesetzt. Es handelt sich um die Rechtsufrige Thunerseebahn welche einst von Steffisburg über Thun nach Interlaken fuhr. Für das Streckenstück von Beatenbucht nach Interlaken kam 1939 das aus, für die Seelinie Thun-Beatenbucht 1953 und für den nur 3,3km langen Seitenast Thun-Steffisburg 1958. Uebrigens kam das "J" in der später verwendeten Abkürzung "STJ" von der ursprünglich verwendeten Schreibweise von Jnterlaken. Das "J" der Abkürzung hielt sich aber bis zum Schluss als der Ort schon längst Interlaken geschrieben wurde.
Das Modell hab ich in Messingätztechnik gebaut, incl. dem Pantographen ist alles Eigenbau. Für alle Arbeitsschritte Löten/biegen etc. wurden Lehren gebaut. Der Bau zog sich etwas über 2 Jahre da ich alle Arbeitstechniken zuerst finden musste. Besonders das passgenaue Durchätzen war etwas trickreich da es entsprechend genaue Planfilme benötigte. Das Modell entstand noch ohne Hilfe eines PC. Zur Verfügung stand neben einem Fotolabor für Planfilme eine Emco Drehbank und Fräsmaschine.
Mittlerweile arbeite ich an Fahrzeugen mit noch schmalerer Originalspurweite (60cm) dafür aber im Masstab M1:1 :lol:
http://www.flickr.com/photos/23591987@N08/
Mit den besten Grüssen Heinz


STJ (diema2054)
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STJ Modell 1:87
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Thomas Z.
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von Thomas Z. »

Hallo Heinz,
das ist ein hübsches Modell eines schönen Triebwagens :respekt: .
Tschüss
:lol: Thomas
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kastenlokker
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von kastenlokker »

Hallo Heinz,

kannst du mal abgesehen von dem schönen Straba-Zug veilleicht noch mehr von der offensichtlich sehr interessanten Steilufer-Modelllandschaft zeigen?

Servus, Thomas
Dampfadi
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von Dampfadi »

Mich würde auch die ganze Anlage und fahrzeuge im Detail Interessieren! Könnte mann allenfals aus deinen Aetzunterlagen Modelle für 1:22,5 Bauen?

Gruss Adrian
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diema2054
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von diema2054 »

Oh - da gibt es ja gleich Thomas im Multipack :wink:
Danke erstmal für die Blumen. Möchte natürlich aber nicht unerwähnt lassen, dass der "Künstler" für die Originalvorlage der Ueberlandtriebwagen in Kassel und Berlin war - Credé und SSW :lol:
Für die Modelle hab ich ein Diorama gebastelt welches den hoch über dem Thunersee in steilen Felsen liegenden Abschnitt bei Beatenbucht zeigen soll. In dem Bereich führte die Bahn (und Strasse) auch durch mehrere Tunnels. Eigenes Trassee hatte die STJ nirgends.
Leider hab ich zuhause keinen Platz für eine echte Modellanlage sodass es mal bei dem Ausschnitt bleiben musste :(
Durch glückliche Umstände gab es aber anderseits nun im Masstab 1:1 eine ganze Anlage sodass der Schmerz zuhause verkraftbar ist :lol:
MfG Heinz

STJ Diorama (diema2054)
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STJ Be4/4 14 + 8
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diema2054
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von diema2054 »

Salü Adrian
das geht leider nicht. Der Masstab beinflusst immer auch die Art der Konstruktion. Ob im M1:22,5 Aetztechnik noch sinnvoll ist mag ich bezweifeln. Bekanntlich beginnt beim Tiefätzen immer auch ein seitliches Unterätzen was zu unscharfen Konturen führt. Meine Bleche hatten eine Dicke von 0.3mm und mussten somit pro Seite "nur" 0.15mm eingeätzt werden. Im Gegensatz zu Printplatten war allerdings die Kunst schon mal das Aetzbad dazu zu bewegen Flächen schön gleichmässig runterzuätzen. Die Aetzvorlagen wurden 3mal vergrössert auf Transparentpapier mit unterlegtem Milimeterpapier gezeichnet. Zum Zeichnen wurden immer 2 Folien mit "Postit" Kleber zusammengehalten damit Vorder und Rückseite absolut passgenau zusammenstimmten. So ging es dann ins Fotolabor wo die Planfilme entstanden - zuerst beide Folien zusammen für die Planfilm-Rückseite und nach dem Auftrennen der Vorlagenfolien die Planfilm-Vorderseite. Aber heute kann da mit einem CAD Programm wohl einfacher gearbeitet werden.
Nun danach habe ich für jeden Bauschritt Lehren gemacht, insgesamt weit über 100. Ein paar davon hab ich aufs Bild gebracht. Aus Messing in der Regel für Bohren, Biegen und Abformen (Mutterstück) , aus Alu zum Löten. Giesslinge wie Federpakete und Dachvorderteile sind aus 2K-Kleber in einem Art Schleuderguss hergestellt. Für Vorstudien hab ich das Modell erstmal mit Halbkarton gebaut um das Zusammenspiel der Teile zu studieren, eine Methode die ich nur empfehlen kann - trotz heutigen 3D-CAD. Als Pläne standen mir die Skizzen im Buch "Elektrische Traktion am rechten Thunerseeufer" vom Prellbock Verlag zur Verfügung. Ein wahres Geschenk des Himmels waren auch die dort abgedruckten Farbaufnahmen vom letzten Betriebsjahr. (die einzig bis dato bekannten) Vorgängig hatte ich allerdings auch noch einen Lokaltermin am hinterstellten Trolleybus der bis auf Untergestell und Dach den selben Anstrich hatte. In der Tat war das STJ-gelb sehr speziell und nicht nach RAL. Beim grau-grünen Untergestell waren sich die Zeitzeugen welche ich noch im Pensionsalter kennenlernen konnte schon nicht mehr sicher. Da waren natürlich die Farbaufnahmen wahre Juwelen.
Uebrigens das "komische" Gebilde oben rechts auf dem Dach wurde auch als rote Zugschlussleuchte gebraucht. Im Modell wird es fahrtrichtungsabhängig rot geschaltet. Die ganze Elektronik dazu ist im Dach versteckt. Der Motor beginnt erst zu laufen wenn die Beleuchtung die volle Spannung hat. Die Stromabnahme kann auch auf Pantograph umgeschaltet werden, als Variante lässt sich auch nur die Beleuchtung über die Oberleitung speisen. Zu meiner Zeit gab es eben digitale Steuerungen noch nicht.
MfG Heinz



STJ Lehren (diema2054)
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Auswahl Herstelllehren

STJ Vorlage (diema2054)
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Aetzvorlage 3:1
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von theylmdl »

Hallo Heinz!

Mit Deinen Vorlagen für die Ätzfilme weckst Du bei mir nostalgische Erinnerungen. Einiger solcher Tuschezeichnungen aus der Zeit vor etwa 20 Jahren fliegen hier noch irgendwo herum ;-) . Diese Vermutung von Dir ist falsch:
Ob im M1:22,5 Aetztechnik noch sinnvoll ist mag ich bezweifeln.
Es gibt hier im Forum genug Beweise, dass das sehr wohl geht. Ich gebe Dir Recht, dass Ätzen in Stärken oberhalb 0,4 mm Materialstärke problematisch werden kann. Bei 0,6 mm spätestens würde ich bei egal welchem Zweck einen Schlussstrich ziehen. Bei 0,6 mm ist es mehr eine Frage der Konstruktion und geht doch.

Wenn ich beispielsweise an mein geätztes Zubehör aus 0,2 mm Neusilber, die Buntbahner-Loren aus (vorwiegend) 0,3 mm-Blech oder meine kleine Lok 99 021 denke, bei der die meisten Teile geätzt sind (0,2 bis 0,5 mm), sehe ich, dass es ausgezeichnet klappt.

In H0 hatte ich früher ganz anderen Kummer, beispielsweise maßstäbliche Fenstergitter mit 0,15 × 0,1 mm sauber auf eine DIN A3-Größe geätzt zu bekommen (ja, noch mit Tusche gezeichnet).

P.S.: Die Lehren sehen klasse aus, ebenso das Modell. Hut ab! Die analoge Beleuchtungstechnik wende ich (noch) auch an.

Scharfkantige Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Marcel
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von Marcel »

Heinz, ein herzliches Willkommen hier im Forum aus dem oberen Wynental!

Sowohl deine Aktivitäten mit dem STJ Modell, als auch deine Arbeiten an der Bözenegg Bahn sind sehr bemerkenswert. Habe die Bahn der ZZ- Ziegeleien noch im Betrieb gesehen und auch den späteren Verfall nach der Einstellung miterlebt. Schön, dass du die Bahn wieder auferstehen lässt!

Feldbahn im Mst. 1:22,5 kommt übrigens auch mit sehr wenig Platz aus .... :wink:
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Re: Rechtsufrige Thunerseebahn

Beitrag von diema2054 »

@theylmdl
Salü Thomas - der Dritte :lol:
ja da geb ich Dir schon recht, die Formulierung bezüglich dem Tiefätzen war etwas unglücklich - nur weil man selbst Probleme sieht, heisst es natürlich noch lange nicht, dass es deswegen nicht geht :oops:
So Hut ab vor allen die das im Griff haben. Es war einfach meine Erfahrung, dass je tiefer rein je grösser die Probleme mit schönen geraden Flächen, mal ein paar Luftbläschen die hängen bleiben oder etwas angestauter Schlamm - und schon ist die Fläche nicht mehr eben - Versuche mit senkrechter oder waagrechter Aetzung mit zwischenzeitlichem Abspülen und vieles mehr wurden gemacht. Tiefe Nuten waren nie ein Problem - Flächen aber schon. Aber wie gesagt alle Achtung vor den Kollegen die sowas sauber hinkriegen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es irgendwo eine Grenze gibt wo Fräsen oder eine Sandwich-Technik mit zusammengelöteten Schichten oder aufgelöteten Leisten vielleicht einfacher ist. Aber genau das ist ja das "Knoffhoff" jedes Modellbauers oder eben die Erfahrung die nur mit Fleiss/Hartnäckigkeit und auch ein paar Tränen zu erlangen sind :wink:
Nun hab noch ein Bildchen angehängt mit dem ersten Karton-Entwurf, gelöteten Probeteile aus Ausschuss-Aetzteilen und ein paar sonstigen Reserveteilen. Dazu ein Planfilm für die Seitenwände als Muster. Ich führte ein Arbeitsheft wo ich den Gebrauch der Lehren jeweils beschrieben habe - nicht mit 3D CAD dafür aber ab und zu mit 3D Skizzen :wink:
Beim Schema musste auch die Kabelführung gut überlegt werden, sollten möglichst wenig Kabel in dünnen Röhrchen vom Dach zum Untergestell laufen, da es eine Inneneinrichtung gibt. Auch deren Verbindung bei der Montage war eine knifflige Sache.
Aber ich bin sicher das ich hier da ja nichts neues erzähle, ich habe hier schon sehr viele tolle Arbeiten gesehen da könnt ich die Gratulationen auch gleich im Rundumschlag verteilen :lol:
Uebrigens ist die erste Entwurfsskizze mit 1994 datiert, die Inbetriebnahme fand dann 1997 statt - Gut Ding will Weile haben - heute allerdings schon fast eine philosophische Aussage :lol:
Mit den besten Grüssen und einfach allseits viel Erfolg und Freude beim Hobby
Heinz

STJ Teile (diema2054)
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Einzelteile und Arbeitsunterlagen
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