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Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 16:40
von Tobi
Hallo zusammen,

Thomas Heyl hat mich gefragt, ob ich ihm den Schlot für seine 99 021 drehen könnte. In Verbindung mit viel jugendlichem Leichtsinn habe ich natürlich sofort zugesagt. :roll:

Der Schlot der 99 021 verjüngt sich auf der Innen- und Außenseite. Logisch, denn der Original-Schlot wurde aus Blech hergestellt.

Bild
Bild von Thomas Heyl
Damit der Schlot nun nicht einen unschönen Knick auf der Innenseite oder eine übertrieben starke Materialstärke an der Krempe hat, sollte auch der Modell-Schlot innen und außen konisch sein. Eine Ätzabwicklung ist möglich, aber sehr schwierig zu biegen. Aus dem Vollen drehen ist da bedeutend einfacher, wenn man weiß, wie. Vorteilhaft ist es, wenn der Schlot in CAD gezeichnet wurde. Denn zum Drehen muss der Winkel des Konus bekannt sein, in diesem Fall 1,9°. :wink:

Ein passendes Stück Rundmaterial wird auf den Außendurchmesser der Krempe abgedreht:

Bild

Anschließend wird die Krempe mit einem Rechtsdrehstahl herausgearbeitet:

Bild

Zum Anfertigen des Konus muss der Support gedreht werden. Das sollte eigentlich jede Drehmaschine können. Dadurch verläuft die x-Achse nicht mehr parallel zur Drehbank, sondern im gewünschten Winkel schräg zum Werkstück. Der Support kann nach Öffnen der rot markierten Schraube gedreht werden:

Bild
Bild aus dem www ausgeliehen, da ich gerade kein Bild meines Support zur Hand habe.
Aufgrund der Krempe wird auch der Konus mit einem Rechtsdrehstahl gedreht, um bündig an der Krempe beginnen zu können. 1,9° stellt selbst das beste Augenmaß nicht ein. Daher muss man sich langsam an den Winkel herantasten. Der Winkel wird so lange erhöht, bis der Außendurchmesser am Übergang zum Flansch das gewünschte Maß erreicht:

Bild

Wichtig ist es nun, den Winkel des Support keinesfalls zu verstellen!
Der Schlot wird etwa auf den Innendurchmesser aufgebohrt. Man sollte entsprechend vorsichtig vorgehen, denn am dünnen Ende des Konus ist nach dem Bohren nicht mehr viel Material. Beim Schlot der 99 021 beträgt der Innendurchmesser am Übergang zum Flansch 9,2mm. Ich habe mit 8,8mm gebohrt:

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In den Stahlhalter wird ein passend zurechtgefeilter Innendrehstahl eingespannt, der gerade so in die Bohrung passt:

Bild

Mit dem schon eingestellten Winkel von 1,9° kann nun der Innendurchmesser konisch ausgedreht werden, bis das passende Maß an der Krempe erreicht wird.
Vor dem Abstechen das Polieren nicht vergessen, dann ist der Schlot fertig. Die beiden Schlote rechts im Bild sind 31,4mm lang, die Materialstärke beträgt 0,9mm:

Bild

Und wenn es schon mal läuft, sollte man keinesfalls aufhören. :wink:

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 17:34
von theylmdl
Hallo Tobi!

Meinen ganz herzlichen Dank für a) den Einsatz und b) den guten Bericht mit prima Fotos!
<freu> <freu> <freu>

Noch zwei kleine Nachträge:

Das Vorbild-Foto stammt von Carl Bellingrodt, dem Altmeister. Der Abzug ist bei Malte Werning entliehen ( http://www.inselbahn.de ).

Der Schlot muss möglichst dünn sein und auch innen konisch, um einen Rauchgenerator / Dampferzeuger / Dampfentwickler aufzunehmen, oder wie auch immer man das nennen mag. In diesem Fall Seuthe Nr. 5 oder den LGB®-Generator für (offiziell) 5 Volt. Ist die Schlotwandung zu dick, passt der Generator auch umgebaut nicht 'rein und saugt zu viel Wärme ab - da bildet sich nicht einmal ein dünnes Fähnchen oder erst nach einiger Zeit wegen der Kühlwirkung.

Dein Einsatz ist ein schönes Beispiel für die Hilfsbereitschaft im Forum, die ich so schätze!

Beste Grüße,

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 18:23
von eXact Modellbau
Tobi hat geschrieben: ...In den Stahlhalter wird ein passend zurechtgefeilter Innendrehstahl eingespannt, der gerade so in die Bohrung passt...
Hallo Tobi

Wie meinst Du das mit dem zurechtgefeilten Innendrehstahl? Ist der Stahl so weich, dass Du ihn feilen kannst, oder war das nur umgangssprachlich gemeint? :nixweiss:

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 18:30
von Tobi
Hallo Thomas,

besten Dank für die Blumen!

@Larry:
Ich habe den Stahl natürlich am Schleifbock bearbeitet. Im Schwabenländle wird eben mehr gefeilt als geschliffen. :wink:

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 19:01
von theylmdl
Hallo!

Das Thema ist so spannend, dass ich gleich noch etwas zu quaken habe ;-) .

Erst einmal zwei Schnittzeichnungen als Bildschirmfoto und die ungefähren Maße des Schlot-Oberteils. Der Rauchentwickler ist innen dunkelgelb eingezeichnet.

Bild

Außendurchmesser an der dicksten Stelle am Ende vor der Abschluss-Sicke 13,2mm, unten kleinster Außendurchmesser 11mm, Wandstärke 0,9mm oder weniger, innen unten also 9,2mm, Länge wie geschrieben 31,4mm, Außendurchmesser der Sicke oben gut 15mm.
Tobi hat geschrieben:Ich habe mit 8,8mm gebohrt
Bei den letzten Schloten, die ich so ähnlich hin gefrickelt habe (wenn auch bei weitem nicht so schön!), habe ich mit mehreren Bohrern Stufen in die Drehteile gebohrt, also oben z.B. 10mm bis unten 8mm. Dass hat den Vorteil, dass der nötige, sehr lange Schaft des Ausdrehstahls gegen Ende hin immer dicker werden darf.

Das geht natürlich auch, wenn immer erst ein Stück der Länge innen ausgedreht wird und dann nach Zustellung das nächste - was aber schwer viel Gerechne und Zustellerei bedeutet.

Ferner könnte es durchaus sinnvoll sein, diese Stückchen erst nach und nach aufzubohren, weil das Drehteil so schön stabil bleibt - ich habe halt nur ein ganz ausgeschlabbertes Drehbänkchen und darum auch um Hilfe gebeten. Bei der dünnen Rest-Wandstärke unten hätte ich da schwerste Bedenken :-) . Du hast das Entstück unten wahrscheinlich erst nach dem Ausdrehen innen außen abgedreht, oder sehe ich das falsch?

Beste Grüße,

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Do 10. Apr 2008, 20:30
von Tobi
Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben:Du hast das Endstück unten wahrscheinlich erst nach dem Ausdrehen innen außen abgedreht, oder sehe ich das falsch?
das siehst du falsch. :wink:
Ich habe den Konus außen etwa 10mm länger gedreht als benötigt. Dann darf man allerdings keinesfalls zu tief bohren, sonst wird die Wandstärke ziemlich dünn.
Beim Ausdrehen beträgt die Wandstärke des Schlots an der dünnsten Stelle anfangs etwa 1,5mm. Das hält ein maßvolles Zustellen aus. :wink:

Der Innendrehstahl muss aber sehr scharf sein, da ich erheblich über der Mittelachse ansetzen muss.

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Fr 11. Apr 2008, 01:19
von bab
Hallo :hallo: in die rund, da hier solche dehtalente sind , hier mal eine bescheiden frage :?: . wer hat sich schon mal an getriebeschnecken gewagt und wenn ja ist es gelungen sie zu drehen oder zu fräsen brauche solche als ersatz für die motoren der loks da meine doch langsam verschleissen. oder kann mann solche irgend wo kaufen. wäre für tips :help: sehr dankbar

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Fr 11. Apr 2008, 09:04
von Tobi
Hallo bab,

es gibt Spezialisten, die sich selbst ihre Zahn- und Schneckenräder selbst fertigen. Ich greife allerdings gerne auf Standard-Ware zurück, denn das Rad muss nicht jedes Mal neu erfunden werden. :wink:
Zahnräder, Schneckenräder und sonstige Getriebe- und Normteile gibt es unter anderem bei Mädler.

Re: Drehen eines konischen Schlotes

Verfasst: Fr 11. Apr 2008, 12:56
von bab
Hallo danke schon mal habe mit der frima schon mal kontakt aufgenohmen mal sehen ob die das passende haben mus erst mal messen :D