Preiser bietet um moderates Geld einen Bausatz für je ein Herren- und Damenrad in 1:22,5 an (Artikelnummer 45213). Das ist sehr erfreulich, denn Ende der 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts (also in der Zeit, zu der meine kleine Eisenbahn "spielen" soll) gab es in Deutschland rund 12 Millionen Fahrräder. Die Wahrscheinlichkeit, kein Fahrrad zu sehen, egal wohin man schaute, war daher verschwindend gering

Die Preiser-Bausätze sind ganz hervorragend gemacht und sehr klug durchdacht. Ihr wisst, dass ich einige Ansprüche habe. Die Teile sind klasse gemacht und über nahezu jede Kritik erhaben. Dazu müsst Ihr bedenken, was in Kunststoffspritzguss überhaupt machbar ist - und bezahlbar. Also: Hut ab!
Nun will es der Zufall aber so, dass ich Fahrräder aus den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts benötige, und da sah manches noch ein wenig anders aus, etwa so:

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Das ist zwar ein Nachkriegsmodell, entspricht aber der "alten" Bauart.
Ein paar andere Details überzeugen anspruchsvolle Modellbauer auch nicht so recht, beispielsweise die nur 20 Speichen in mehr oder minder einer Ebene. Also habe ich Thomas Engel und seinen Galvanotechniker zwei Mal gequält, bis sie freiwillig die Teile hierfür ausgespuckt haben. Und das sind viele, beispielsweise viele Bleche und Halter, der Kettenschutz aus zwei Teilen, die Speichen und Felgen, die Teile für die Klotzbremse vorne, und so weiter.

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Links: 36 Speichen aus 0,2mm Neusilber in zwei Ebenen, rechts: 20 Speichen aus Kunststoff. Die Räder ohne "Schlappen" bestehen aus fünf Teilen: den Speichenkränzen für rechts und links, der Nabe aus Rohr, der 1mm-Achse und dem gerollten und aufgelöteten Felgenhorn.
Der Unterzug des Rahmens war bei den Damenrädern früher geschwungen und über zwei Traversen mit dem Oberzug verbunden (vergleiche Vorbild-Bild). Dafür musste ich mir erst einmal 1,5mm-Polystyrol-Rundmaterial auf 1,2mm dünn schleifen.

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Die Kette wurde aus drei Lagen Ätzblechen zusammen gesetzt: Bleche links, Bleche rechts und Rollen in der Mitte. Leider schlug auch im zweiten Anlauf der Plan fehl, 0,2mm-Löcher einzuätzen, um Kupferdraht-Bolzen einzulöten. Als Max und fido von diesem Plan hörten, haben sie sich schepp gelacht und mich seitdem schwer verulkt. Hätte ich bloss den Mund gehalten...

Na ja, es ging auch ohne die Bolzen. Der Halter für die Rücktrittbremse war auch keine ganz leichte Herausforderung... Hier sind die Hauptteile prophylaktisch schon schwarz gespritzt, anders geht's nicht.

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"Modellbau" und "Masochismus" fangen beide mit "M" an. Ob das wohl eine tiefere Bedeutung hat? Bei der Montage des Gepäckträger-Rahmens aus zwei Halbschalen, drei Querstreben und der Klappe aus 0,3mm-Draht, der Anfertigung der Feder aus 0,1mm-Draht und der Anbringung samt den Streben war ich sehr geneigt, das zu glauben. Der Spaß hat gut und gerne drei Stunden gedauert, und es ist war günstig, dass meine Tochter Chiara wegen Abwesenheit meine lauten Flüche nicht hören konnte.

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Auch der "Umbau" des Sattels auf die früher übliche Federungsform mit Druck- und Zugfedern hinten sowie einer Wickelfeder vorne barg manche Herausforderung. Hier ein Blick durch die Lupe.

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Aus normaler Betrachtungsentfernung sieht das Radel ganz gut aus. Bevor ich's nun mit Farbe versaue, präsentiere ich Euch noch den derzeitigen Bauzustand (die Kabel für die Lampen vom Dynamo fehlen noch - die kommen erst bei der Endmontage, wenn überhaupt). Zum Größenvergleich habe ich eine meiner Lieblings-Preiser-Figuren dazu gestellt.
Achtung ISDN- und Analog-Modem-Nutzer, jetzt kommen doch noch 'mal 90 kiloByte - schnell die <Esc>-Taste oben links drücken...

Wenn Chiara morgen pooft - aber das kann dauern - fange ich an mit dem Farbauftrag. Der Griff der Luftpumpe passt auch noch nicht zur Epoche, er muss aus Holz sein.
Demnächst mehr in diesem Theater, und beste Grüße,