
Es es gibt jede Menge Drehscheiben, Drehplatten und Käsedrehteller am Markt. Wieso sollte man damit immer nur Fernseher drehen, Bonsai-Pflanzen schneiden und den Honig ranholen? Als Buntbahner hat man auch noch eine andere Verwendung dafür...
Als für unser Vorhaben besonders geeignet hat sich die Drehplatte "Rulla" von Ikea erwiesen: http://www.ikea.com/webapp/wcs/stores/s ... ctId=32484
Der Durchmesser ist für mittelgroße Loks brauchbar und das Teil ist niedrig. Das "Drehlager" ist aus Plastik, aber dennoch locker ausreichend. Die Pressplatte ist nicht gerade ein Edelholz (kann man bei dem Preis von 7,50€ auch kaum erwarten) aber es lässt sich immerhin nageln. Für unser einfaches Bauvorhaben ist das Ding es bestens geeignet. Wenn jemand eine größere Einbautiefe (bzw. Auffahrhöhe) bei kürzerer Gleislänge zugunsten eines Metallkugellagers und "richtigem Holz" wünscht, kann er auch auf einen Käsedrehteller zurückgreifen. Dabei ist jedoch besonders darauf zu achten, dass der Drehpunkt des Tellers auch genau in der Mitte ist (offenbar ist das nicht immer der Fall


Die Befestigung der Gleisprofile sowie die Kontakte zur Stromversorgung des Drehscheibengleises. Das im Mitleidenschaft gezogene MDF wird im Endresultat nicht sichtbar sein.
Die Gleisprofile wurden mit Nägeln an der Scheibe befestigt. Alternativ könnte man sie auch festkleben. Der Abstand zwischen den Gleisprofilen sollte größer als 45 mm und kleiner als 46,5 mm sein. Für die Stromkontakte werden an jeder Seite des Gleises zwei Bohrungen benötigt, wodurch ein paar Wicklungen Messingdraht angebracht werden. Ich habe die Kontakte zwischen Drähten und Gleisprofilen ebenfalls mit Nägeln hergestellt, da das Neusilber nicht gut lötbar war.
Da die Ikea-Drehplatte aus MDF besteht, splittert das Material weg, wenn man es wie in diesem Fall mit ner Schraube statt ner Bohrmaschine durchbohrt (oder die Drehzahl nicht hoch genug ist). Im Endresultat ist dies jedoch sowieso nicht zu sehen, da noch eine Abdeckung erfolgt. Auch die gewöhnlichen Nägel zur Gleisbefestigung sind im Endresultat nicht mehr sichtbar.

"Drehlager" Marke Ikea: Die Platte läuft auf Kunststoffrollen. Diese sollte man für einen ruhigeren Lauf noch etwas zurechtfeilen, da sie an den Bruchstellen (wo sie nach der Fertigung von dem Plastik mit den anderen Rollen abgebrochen werden, wei bei einem Kunststoff-Bausatz) hubbelig sind. Das Plastikkreuz mit den Rollen steht bei Benutzung in Ruheposition auf dem Boden. Die Grundplatte benötigt ein Loch in der Größe dieses Drehkreuz-Gebildes, wenn wir die Scheibe nachher auf dem Fußboden aufbauen und keine zusätzlichen Höhenunterschiede überwinden möchten.

Die Grundplatte mit den Stromkontakten
Als Grundplatte wurde eine dünne Spanplatte (ehemalige Schrankrückwand) gewählt. In der Mitte befindet sich ein Ausschnitt, in den das Fundament der Drehplatte exakt hineinpasst. Die Stromkontakte auf der Platte müssen natürlich so positioniert werden, daß die Scheibe in Auffahrposition mit Strom versorgt wird.

Kontakt auf der Grundplatte
Die Kontakte auf der Grundplatte befinden sich aus Pappstreifen, welche mit Messingdraht umwickelt sind. Alternativ kann man auch weichen Kunststoff verwenden. Die Wicklung ist um 45° zu jener an der Scheibe gedreht. Die Kontakte werden nach Oben gewölbt mit Teppichklebeband befestigt. Man kann für die Stromkontakte auch Märklin-Schienenschleifer verwenden (habe ich noch nicht erprobt, ist eventuell die bessere Variante).
Eine weitere, noch einfachere Möglichkeit, das Drehscheibengleis unter Strom zu setzten, ist die Verwendung von abgesägten Schienenverbindern.

Die alternative Lösung der Stromzufuhr, hier bei einer offenen Drehscheibe
Hierzu muß man (bei dieser Ausführung einer Drehscheibe) den nach unten angewinkelten (üblicherweise zur Arretierung in die Plastikschwelle ragenden) Teil des Verbinders "platthauen", damit das Profil flach auf das Drehbrett gelegt werden kann. Man könnte die Arretier-Winkel ganz abschneiden bzw. absägen. Desweiteren sind die Schienenverbinder zurechtzusägen, vom Teil zur Verbindung mit dem benachbarten Gleis darf nur noch die Unterseite bleiben. Man kann die Verbinder etwas kürzen. Abschliessend sind die Seiten des Teils, der mit dem Auffahrgleis in Kontakt kommt, herab zu biegen, während das Ende des Kontaktes hochgebogen wird. So kommt es zu einer sicheren elektrischen Verbindung, ohne daß das Teil hakt. Bei dieser Methode wird die Drehscheibe ausserdem sehr gut in Position gehalten.
Damit es nachher hübsch aussieht, wird noch eine Abdeckung benötigt.

eine der beiden seitlichen PVC-Abdeckungen
Bei diesem Exemplar verwenden wir PVC, welches im Baumarkt als "Bastler-Hartschaum" verkauft wird. Es lässt sich sehr leicht schneiden, wenn man die Platte als "rundes Lineal" verwendet (mit der Schraubzwinge festspannen, Achtung: PVC zerkratzt recht leicht) Ist die PVC-Platte erstmal eingeritzt, dann reicht die Ritze als Führung (wenn man behutsam schneidet).

Die langen unteren Kanten des PVC-Mittelteils werden vorsichtig weggeschnitten, damit´s besser passt...

Die Abdeckung kann mit Teppichklebebband befestigt werden. Die Bärenbande legt sie erstmal lose auf, damit endlich testgefahren werden kann.

Hier wird die Stromversorgung der Bodenkontakte geprüft. Auf richtige Polung achten!

Also die Lok ist erstens nicht ganz maßstabsgerecht und außerdem ist doch jetzt Strom am Gleis der Drehscheibe, da muß man nicht von Pfote schieben! Teddybären...

Geht doch

Man kann natürlich auch andere Oberflächenmateriealien wie z.B. Holz verwenden.

Aus Holzprofilen kann man sehr schön eine Balken-Abdeckung basteln.
Wenn man einen Käseteller aus Edelholz verwendet bzw. wetterfesten Holzlack nimmt, dann wird so ein Teil bestimmt auch draussen verwendbar sein (Achtung: auf rostfreies Lager achten).
Wenn man ein Spielzeug bauen möchte, welches die Optik einer offenen Drehscheibe hat, dann kann man auch eine Drehbrücke auf dem Drehteller installieren. Die Grube dreht dann mit, das ist beim einst aus Nürnberg angebotenen Modell genauso.
Also viel Spass beim Umbauen von Käsetellern und Monitordrehdingern. Und frohes drehen!
