Nach dem Dixi / BMW 3/15PS ( http://www.themt.de/mr-0951-49.html ) und dem Lanz Bulldog ( modellbau/viewtopic.php?t=3451 ) möchte ich Euch heute ein weiteres Vorkriegs-Kraftfahrzeug-Modell vorstellen.
Wie die meisten wissen, gibt es von Faller®/Pola G seit etwa 1993 ein Goliath-Dreirad. Das wurde 2005 im Aktionsprogramm mit einem geschlossenen Kastenaufbau ("Koffer") für bescheidene 24,95 Euro angeboten (Nr. 331955). Das Modell stellt einen Goliath GD 750 dar, wie er von 1949 bis 1955 gebaut wurde.
Wie der im Original aussieht, könnt Ihr auf einem Foto von NorbertL sehen ( fotos/showphoto.php?photo=19819&thecat=6844 ). Und ein Foto des Pola-Modells gibt es hier: fotos/showphoto.php?photo=21827&thecat=6910 .
Da meine Bahn aber Mitte der 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts angesiedelt sein soll, passt das nicht so ganz. Hast Du keinen, schnitz' Dir einen: Frei nach diesem Motto entstand aus dem GD750 ein F400.
Das Vorbild
Um 1936/37 war das aktuelle Modell ein F200 oder F400. Die Dreiräder hatten eine halbe Tonne Nutzlast und Gebläse-gekühlte Motörchen unter der Sitzbank, der F200 einen Einzylinder- und der F400 einen Zweizylinder-Ilo-Zweitaktmotor mit 395cm³ Hubraum und 12,5 PS. Das Vehikel mit unsynchronisiertem Viergang-Getriebe erreichte immerhin 50 km/h Geschwindigkeit.
1938 erschienen neue Modelle, FW200 und FW400. Das "W" stand dabei für Wasserkühlung, "F" nach wie vor für "Front". Frontgetrieben waren die David-kleinen Goliaths - im Gegensatz zu den Tempo-Dreirädern - allerdings nicht. Der vorher unter der Sitzbank gelegene Motor wanderte weiter nach vorne, nun gab es auch Kühlergrill und seitliche Lüftungsschlitze. Der GD750 mit 0,75t Nutzlast ist das Nachkriegs-Folgemodell des FW400.
Mit ein wenig Google-Recherche gelang es, die Besitzer eines ausgezeichnet restaurierten F400 ausfindig zu machen. Das Fahrzeug gehört Vater und Sohn Gnadl. Der Junior zeigte sich sehr hilfsbereit und gab am Telefon und per E-Mail geduldig Auskünfte. Dafür herzlichen Dank in den Süden!

Foto: Anton Gnadl jr.

Foto: Anton Gnadl jr.
In den nächsten Tagen werde ich auf unserer Website eine gewohnt ausführliche Baubeschreibung einstellen, also fasse ich mich hier kurz und quäle lieber ISDN-Nutzer mit zahllosen hoch aufgelösten Fotos

Kurz noch zum Verständnis: Eine Tiefpritsche liegt zwischen den Hinterrädern und ist dementsprechend niedrig und schmal, eine Hochpritsche wie beim GD750 darüber. Deren Breite ist dann nur durch die Straßenverkehrs- und Zulassungsordnung beschränkt (und ein wenig durch die Physik, speziell bei Dreirädchen).
Kurzbeschreibung des Baus
Problem Nr. 1 sind die Felgen. Die waren beim Vorbild fünf Mal durchbrochen und hatten keine schicken Wirtschaftswunder-Radkappen. Dafür wurden Drehbank und Säge bemüht.
Schwieriger wurde es schon bei der Haube. Die ist anders als bei den Nachfolgemodellen nicht klappbar und direkt vor dem Führerhaus angeschlagen. Den Übergang verkleidet eine Aluleiste. Außerdem sind die Türen hinten statt vorne angeschlagen, die Griffe sehen anders aus, der Spiegel und die Lage der Winker stimmt nicht, und der Windschutzscheibenrahmen ist viel größer und läuft unten spitz statt rund aus


Vergleich zwischen dem Bausatz-Windschutzscheiben-Rahmen und dem geplanten neuen Rahmen. Das Führerhaus wurde mit der Kleinbohrmaschine aufgefräst und mit einem Gravurstichel nachbearbeitet.

Die neue "Nase" - mit Bügelfalte, Spitze und stärkerer Ausrundung.
Da gab es also viel Bastelspaß für wenig Geld. Der Schönheits-Chirurg spendierte ein neues Nasen-Implantat aus zwei Stücken 2mm-Polystyrol. Das Emblem wurde aus Aluminium gefeilt. Auch Lenkrad und Sitzbank passten nicht so recht zum Original. Das Lenkrad ist größer, steht flacher bzw. die Lenksäule steiler, daher stimmt auch das Armaturenbrett nicht. Und die klappbare Sitzbank ist glatt und dünn gepolstert statt mit Sicken und dick. Vorne unter der Bank schaut aus dem Motor-Verkleidungskasten der Verteiler heraus. Dort liegt auch der Schaltknüppel.

Die Maße der Tiefpritsche waren dank des Koffers beim Bausatz leicht zu ermitteln - mit einer Ausnahme. Ihre Breite wird nämlich von dem lichten Maß zwischen den ebenfalls beiliegenden Kotflügeln bestimmt. Die Modellpritsche wurde aus Polystyrol gebaut und ist etwas länger als das Original, aber das stört mich herzlich wenig. Sehr gut ist, dass sich Koffer und Pritsche durch Auf- und Abclipsen jederzeit tauschen lassen.
Für Nachbau-Interessenten gibt's hier eine kleine Maßskizze.

Eine Pritsche mit starrer Heckklappe macht keinen Spaß. Da Stirnwand und Heckklappe aus U-Profilen bestehen, in die je drei Holzbretter eingefasst sind, wurde das auch im Modell so umgesetzt, und zwar mit Messing-Profilen 1,5 × 1mm. Lediglich die Scharniere und Riegel mussten ein wenig anders gebaut werden, aus Stabilitätsgründen.

Da Koffer und Pritsche auswechselbar sein sollten, konnte die Leuchtdiode für das (bis Oktober 1938 einzige) Rücklicht nicht gut verlötet werden. Die Lösung waren zwei Federkontakte und die dazu gehörigen Platten aus Messing.

Die Scheinwerfer vorne erhielten Mikro-Glühlampen von Conrad und passende Vorwiderstände. Tipp: Die Haltestege der Reflektoren sollten durch Messingdraht ersetzt werden. Mir sind beide prompt noch während des Baus mehrfach abgebrochen.
Auch im Innenraum stand noch allerlei Arbeit an.

Die umgebauten Türfüllungen.
Über die peinlichen Pannen bei Lackierung bzw. Trocknung wurde ja schon in der Hamsterklause berichtet, beispielweise über den geschmolzenen Koffer. Daher breitet der Chronist hier den gnädigen Mantel des Schweigens über das Drama.
Nach einem konspirativen Treffen etlicher Bunt- und anderer Bahner hier konnten dann gestern noch unter erheblichem

Hier folgen noch ein paar Fotos des aktuellen Stands:






Ein paar weitere Bilder gibt's in meiner Galerie unter "Kraftfahrzeuge" ( fotos/showgallery.php?cat=6918 ).
Beste Grüße,