Seite 1 von 6

Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 13:01
von Nick
Hallo,
heute habe ich mal ein paar Fragen an alle Ätzer.

:arrow: Wie macht er es mit dem ätzbedingten Auf- bzw. Untermaß bei den Außen- bzw. Innenkonturen. Nur bei Passungen, überall oder gar nicht?

:arrow: Wie macht ihr es, dass die Rückseite genau auf die Vorderseite passt? Die Details der Vorder- und Rückseite zeichnen und dann selektiv spiegeln und "schwärzen"?

:arrow: Knickkanten wie breit anätzen bei 0,5mm Messing? Auf- bzw. Untermaß beachten?

Das war´s erstmal. Für weiterführende Tipps wäre ich auch sehr dankbar.

Viele Grüße
Nick

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 16:51
von theylmdl
Hallo Nick!

Ich bin vielleicht zuweilen ätzend, aber kein Ätzer. Aber ich habe schon viele Vorlagen angefertigt und Sachen ätzen lassen. Hier meine Erfahrungen:
Wie macht er es mit dem ätzbedingten Auf- bzw. Untermaß bei den Außen- bzw. Innenkonturen. Nur bei Passungen, überall oder gar nicht?
Wenn das Blech nicht zu dick ist, gar nicht; ansonsten ist sowieso Handarbeit angesagt.
Wie macht ihr es, dass die Rückseite genau auf die Vorderseite passt? Die Details der Vorder- und Rückseite zeichnen und dann selektiv spiegeln und "schwärzen"?
Ich zeichne die Vorderseite, spiegele dann inklusive den äußeren Passerkreuzen, zeichne die Verbindungsstege ein und schwärze das Ganze.

Tipp: Größere freie Flächen sollten beidseitig massiv gefüllt werden (mit Abständen und Stegen), dann geht's beim Ätzen schneller und besser und ist weniger Sauerei.
Knickkanten wie breit anätzen bei 0,5mm Messing? Auf- bzw. Untermaß beachten?
Angenommen, Du willst einen rechten Winkel biegen. Dessen äußere Kante sei auf der Rückseite der Ätzung, klar. Bei 0,5mm Höhe des rechtwinkligen Dreiecks, dass Du brauchst, um die Eckfase zu bilden, sind oben rechts und links des Knicks eben auch 0,5mm, wenn die Kanten später spitz aufeinander stoßen sollten. Etwas weniger kann jedoch besser sein (also z.B. 0,8 statt 1,0mm), und dann die Kanten oben bei der Ätzung mit einer Vierkantfeile brechen.

Vorlagen sollte möglichst mit 600dpi angelegt werden. Bei 300dpi sind bei guten Ätzern noch die Treppchen zu erkennen, wenn es eine Rastergrafik ist.

Vor der Übersendung der Vorlage - das geht bei Colour Connection ( http://www.printweb.de , Tel. 069-94 43 70-0) auch online via ftp - solltest Du Dich erkundigen, ob Deine Vorlage für den Strichfilm seitenrichtig oder seitenverkehrt sein muss. Beim Film selbst, das ist klar, müssen beide Seiten gespiegelt sein.

Beste Grüße -

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 17:40
von Bommel
Moin,
theylmdl hat geschrieben:
Knickkanten wie breit anätzen bei 0,5mm Messing? Auf- bzw. Untermaß beachten?
Angenommen, Du willst einen rechten Winkel biegen. Dessen äußere Kante sei auf der Rückseite der Ätzung, klar. Bei 0,5mm Höhe des rechtwinkligen Dreiecks, dass Du brauchst, um die Eckfase zu bilden, sind oben rechts und links des Knicks eben auch 0,5mm, wenn die Kanten später spitz aufeinander stoßen sollten.
die Knickkanten werden auf 50% der Materialstärke heruntergeätzt. Demzufolge die Rechnung geteilt durch 2. Außen gibt's dann zwangsläufig immer einen kleinen Radius durch die verbleibende Materialstärke die umgebogen wird.
Den "Zuwachs" muß man dann u.U. auch noch berücksichtigen... :evil: :steinigung:

Schöne Grüße

BBildmmel

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 19:09
von Nick
Hallo,
danke euch beiden.
Ich sehe schon, gar nicht so einfach. :roll:

Viele Grüße
Nick

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 22:53
von Stoffel
Hi Nick,

hier noch in dürren Worten meine bescheidenen Erfahrungswerte ...
Wie macht er es mit dem ätzbedingten Auf- bzw. Untermaß bei den Außen- bzw. Innenkonturen. Nur bei Passungen, überall oder gar nicht?
Um das Thema Auf- und Untermaß kümmere ich mich gar nicht. Das Thema Hinterätzung ist nicht halb so spektakulär, wie oftmals berichtet wird. Insofern einfach malen, als wär´s Papier. :wink: Eine gewisse Ungenauigkeit bekommst eh´ dadurch rein, dass zwischen Vorder- und Rückseite immer ein kleiner Versatz ist und wenn´s nur ein halbes Zehntel ist. :?
Wie macht ihr es, dass die Rückseite genau auf die Vorderseite passt? Die Details der Vorder- und Rückseite zeichnen und dann selektiv spiegeln und "schwärzen"?
Thomas hat´s schon beschrieben: Vorderseite zeichnen - spiegeln - schwärzen - Stege einmalen. Dabei bitte nicht die Fadenkreuze vergessen, sonst wird´s beinahe unmöglich eine exakte Filmtasche zu kleben. :evil:

Knickkanten wie breit anätzen bei 0,5mm Messing? Auf- bzw. Untermaß beachten?
Bommel ist auf der richtigen Spur. Nach meinen Erfahrungswerten ätzt man für einen rechten Winkel rückseitig einfach an der Biegekante einen Streifen in Blechstärke aus. Im Zweifel einen Zehntel zugeben, denn es ist leichter einen Winkel wieder leicht aufzubiegen, als in weiter zu biegen, wenn die rückseitigen Kanten bereits zusammen stoßen. :wink: Aufpassen: die Schenkel des gebogenen Bleches werden ca. halbe Blechstärke länger als auf der Zeichnung (aufgrund des Radiuses !!)


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 23:53
von theylmdl
Hallo Stoffel!
Aufpassen: die Schenkel des gebogenen Bleches werden ca. halbe Blechstärke länger als auf der Zeichnung (aufgrund des Radiuses !!)
Das habe ich ja in meinem ersten Beitrag zu erklären versucht. Deswegen auch mein pythagoräischer Ansatz, dass die Tiefätzung auf der Vorderseite 2 × Blechstärke betragen sollte. Bruchgefahr besteht nicht, da die Tiefätzung in der Regel nach wie vor nur 1/2 Materialstärke tief ist.

Aber bei der Methode gibt es die Möglichkeit, die Fuge eben mit der Vierkantfeile zu vertiefen, bis die Teile fast auseinanderfallen. Dann wird gebogen und mit einem Richtklötzchen als Hilfe die Ecke verlötet. Schwupps, bekommst Du in 0,5mm Biegeradien von <= 0,3mm. Das heißt, Du musst die Teile nur um etwa 0,15mm (jeweils!) schmaler konzipieren, als Du sie brauchst.

Noch ein Nachtrag zu den Materialstärken. Die dünnsten möglichen freistehenden Teile entsprechen in etwa der Materialstärke, wenn beidseitig durchgeätzt wird (ohne Tiefätzung), und etwa 1,2 bis 1,3 × der Blechstärke, wenn von vorne tief- und hinten durchgeätzt wird.
Das liegt daran, dass das einfache Durchätzen schneller geht als das Tief- und Durchätzen. Beim Ätzen kommt es auch den Strahldruck an, wenn's nicht daheim gemacht wird. Der kann beim nur-Durchätzen etwas höher ausfallen.

Mein bisher "feinstes" Ergebnis: Fenstergitter für einen bayerischen PPostL nach Blatt 605 der K.Bay.Sts.B. (H0) in 0,15mm Neusilber - mit 0,15mm breiten Stegen. Auf einem 100er-Nutzen gab's keinen Ausschuß. Neusilber ist bei sehr filigranen Teilen wegen der höheren Stabilität besser geeignet. Und es hat natürlich den Vorteil, dass es nicht Messingfarben glänzt.

Näheres zum Thema Ätzen und Probleme bzw. Lösungen dabei hier http://www.themt.de/mt-0170-etch-49.html und hier http://www.aetzen.de .

Beste Grüße -

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Fr 12. Aug 2005, 10:42
von Bommel
Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben:...Das habe ich ja in meinem ersten Beitrag zu erklären versucht. Deswegen auch mein pythagoräischer Ansatz, dass die Tiefätzung auf der Vorderseite 2 × Blechstärke betragen sollte. Bruchgefahr besteht nicht, da die Tiefätzung in der Regel nach wie vor nur 1/2 Materialstärke tief ist.

Aber bei der Methode gibt es die Möglichkeit, die Fuge eben mit der Vierkantfeile zu vertiefen, bis die Teile fast auseinanderfallen. Dann wird gebogen ...
Hast Du das so schon mal gemacht? - Ich halte das für nicht praktikabel :!: :schlaumeier: (Habe auch noch nicht gehört, daß das so schon mal gemacht wurde.)
In der Praxis führt eine zu breite Fuge zu einer ausgeprägteren Rundung an der Außenkante. Wenn Stoffel empfiehlt, aus Sicherheit eher ein Zehntel breiter zu ätzen, ist das durchaus ok. Aber doppelte Materialstärke.... :gruebel: :nein:

Schöne Grüße

BBildmmel

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Fr 12. Aug 2005, 11:50
von theylmdl
Hallo Bommel,
Hast Du das so schon mal gemacht?
Ja, sonst hätte ich's gar nicht erst vorgeschlagen. Aber vielleicht ist das ein bißchen extrem, weil es noch aus meiner H0-Zeit stammt. Da war ein kleiner Biegeradius eben schon relativ viel, zurück gerechnet auf's Vorbild.
Aber doppelte Materialstärke
Schon gut, schon gut :wink: . Ich habe das mit der Breite und dem Vierkant-Feilen-Trick gerade eben bei den Zettelhaltern von Torsten gehabt. Seite Fugen sind etwa 0,5mm breit bei 0,5mm starkem Blech. Das war fast zuwenig.

Beste Grüße -

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Fr 12. Aug 2005, 11:53
von anoether
Hm.

Schönes Thema :top: .
theylmdl hat geschrieben:und dann die Kanten oben bei der Ätzung mit einer Vierkantfeile brechen.
Mal zur Praxis:

Bild

Ausgehend von dieser (stark vereinfachten) Skizze frage ich mich, was ich mit der Feile machen soll. Bei dem Beispiel wird (um es rechnerisch unkompliziert zu machen) von einem zu ätzenden Blech mit 1mm Stärke ausgegangen. Die Breite der Ätzung für den 90°-Winkel beträgt (wie die Tiefe) 0,5mm.
Was hätte ich wo feilen sollen, um irgendetwas zu verbessern?

Oder habe ich da etwas völlig falsch verstanden? Die Ätzung sollte doch auf der Rückseite sein, oder?

Gruß Andreas

Re: Ätzvorlagen erstellen

Verfasst: Fr 12. Aug 2005, 12:00
von Karl-Heinz
Hi Andreas,

versuch's doch mal "anders rum" :!: :twisted:

Grüße nach Bärlin von

Karl-Heinz :tach: :tach: