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Polystyrol-Modelle
Verfasst: Fr 8. Apr 2005, 17:11
von Eisenbahnfreak
Hallo,
im Moment befasse ich mich dem Eigenbau eines Klv 53, im wesentlichen aus PS und Messing.
Nun möchte ich mich ein wenig über das Lackieren schlau machen! Wie muß ich denn PS vorbehandeln, damit ein handelsüblicher Acryl-Lack vernünftig benetzt und hält? Oder sollte ich einen anderen Lack verwenden?
Bitte um Hilfe, möchte nicht durch das Lackieren meine ganze Arbeit zunichte machen.
Gruß Joachim
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Fr 8. Apr 2005, 18:37
von theylmdl
Hallo Joachim,
der beste Tipp ist, alle Oberflächen vorab anzuschleifen. Auf ungeschliffenen Polystyrol-Platten-Oberflächen hält kein Lack besonders gut. Mit Kunststoff-Haftgründen habe ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht.
Beste Grüße,
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Fr 8. Apr 2005, 22:55
von Erich
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Fr 8. Apr 2005, 23:50
von bimmelkutscher
Hallo Eisenbahnshopper,
bei meinem aktuellen Modell habe ich direkt auf die PS- Teile mit (Auto-) Akryllack gespritzt, übrigens zum ersten mal, bis jetzt hatte ich nur gepinselt. Ging super, siehe Foto.
Wichtig ist, wie schon erwähnt, alles vorher an Reststücken auszuprobieren.
Viel Glück wünscht...
Andreas
Nachtragen möchte ich noch, das ich ABS- Kunstoffplatten von Graupner verwendet habe.
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 17:46
von Otter1
Tach,
Thomas schreibt:
Auf ungeschliffenen Polystyrol-Platten-Oberflächen hält kein Lack besonders gut. Mit Kunststoff-Haftgründen habe ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht.
Da scheinen Millionen von Modellbauern andere Erfahrungen zu haben.
Sogar in diesem Forum werden Modelle eher selten tätowiert oder der Lack mit Hammerkopfschraben befestigt.
Meist wird Farbe oder auch der Lack per Pinsel, Sprühdose, Luftspritzgriffel aufgetragen und hält viele, viele Jahre lang. Schleifen wird als Technik selten empfohlen. Polystyrol ist ja schon von Haus aus glatt.
Gerne werden die Hinweise auf die Verarbeitung der jeweils verwendeten Farben auf der Verpackung oder im Datenblatt gelesen und manchmal sogar befolgt. Eines der Zauberwörter ist dort "fettfrei". Ein Blick auf das Thermometer kann zu manchen Jahreszeiten auch nicht schaden. Bei Minusgraden kann man manchmal sehr überraschende Oberflächengestaltungs-Effekte erzielen.
Viele Modellbauer verwenden auch immer wieder gerne geeignete Grundierungen oder einen sogenannten Haftgrund. Einerseits sieht man dann im Vorfeld eventuell noch Fehler in der Oberfläche, andererseits kann sich der folgende Farbauftrag dann irgendwo richtig festkrallen.
Haftgrund (Otter1)
Selber nehme ich gerne Zinkstaubgrau aus dem nächsten Baumarkt.Ich habe aber auch noch eine angebrochene Dose Buntbahn/Hamster Grundierung, die Stoffel mal besorgt hat. Da haftet auch jede Farbe drauf, mit der ich bisher gearbeitet habe.
Den halbwegs engagierten Buntbahner, z.B. mich, würde jetzt eventuell interessieren, welche Lacke nicht auf Polystyrol besonders gut haften, oder mit welchen Kunststoff-Haftgründen keine guten Erfahrungen gemacht worden sind. Vielleicht kann man Fehler vermeiden.
Zum Thema Grundierung zeigt die Suchfunktion dieses Forums übrigens mindestens 10 Seiten an. Lackierung habe ich nicht mehr ausprobiert.
Grüße
Otter 1
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 18:05
von Prellbock
Hallo Otter,
noch eine Ergänzung meinerseits. Staubfrei muss die Oberfläche natürlich auch sein. Abwischen nach dem Schleifen allein reicht nicht. Da muß man schon noch einmal waschen.
Man kann natürlich die Farbe auch so dick auftragen, dass der Staub allseitig gebunden wird. Aber das gehört dann bestimmt nicht mehr zum Thema Modellbau

.
Winfried
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 18:21
von sp1
Hallo allerseits.
Daß es so unterschiedliche Erfahrungen mit der Farbe auf Polystyrol gibt, liegt unter anderem auch daran daß es zig verschiede Sorten von PS gibt. "Polystyrol" ist nur ein Überbegriff für eine ganze Produktfamilie. Selbst das weisse, in Platten angebotene PS (über das wir hier wahrscheinlich reden) gibts mit den seltsamsten Eigenschaften. Ich hatte mal eine Sorte, die hatte eine sehr glatte, beinahe spiegelnde Oberfläche , die liess sich kaum kleben und es haftete ohne Grundierung auch kein Lack drauf. Die musste man Anschleifen - nicht um sie zu glätten, sondern um sie aufzurauhen.
Meine jetzige Sorte hat ein eher mattes Finish und kommt ganz ohne Grundierung aus. Ich grundiere dennoch in hellgrau, um die Stellen besser zu sehen, die gespachtelt oder nachgearbeitet werden müssen.
Lange Rede - kurzer Sinn. Man sollte Tests mit Abfallstücken machen. Nur so kann man sich sicher sein.
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 18:58
von theylmdl
Hallo Otter!
Ich baue meine Polystyrol-Modelle mit Platten und Profilen, die ich im Architektur-Modellbau kaufe, oder aus den Teilen eines Bausatzes, beispielsweise von Revell®.
Bei Ersteren habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Trotz sorgfältigen Entfettens und Entstaubens hält ein direkter Lackauftrag zuweilen nicht gut, er wird vor allem oft nicht wirklich Griff- und Kratzer-fest.
Bei letzteren (Fertigbausätze) ist es mir schon mit und ohne für Polystyrol geeigneten Haftgrund (aber ohne Anschleifen der Oberflächen) passiert, dass die Lacke, die im Fall 1 gut halten, einfach in Folien mit der Pinzette abzuziehen waren (Beispiel: Revell Dixi, MG TC).
Ich habe nicht sagen wollen, dass Lacke auf ungeschliffenen Polystyrol-Oberflächen grundsätzlich nicht gut haften - kurzum, da habe ich mich unglücklich ausgedrückt.
Richtig muss es heißen: Wer den Drachen tötet, erhält die halbe Hand der Prinzessin und das ganze Königreich, ääh, die Haftung auf angeschliffenen Oberflächen ist grundsätzlich besser (zumindest meiner Erfahrung nach).
Editiert: Noch ein Nachtrag: Ich schleife die Oberflächen - auch von Profilen - nicht an, weil sie nicht glatt sind, sondern weil sie zu glatt sind.
Nichts für ungut!
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 19:38
von Otter1
Tach,
Lange Rede - kurzer Sinn. Man sollte Tests mit Abfallstücken machen. Nur so kann man sich sicher sein.
Tests sind nie verkehrt, aber manchmal zeigt sich erst nach Monaten oder Jahren ein Fehler in der Untergrund/Farbkombination.
Hier hätte ich ein typisches Beispiel mit Felgenschwarz auf Revell-Dixie:
Farbstudie (Otter1)
Das hielt monatelang ausgezeichnet, blättert jetzt aber ab. Wie man sieht, ist keine Grundierung vorhanden. Wollte mal wieder schlauer als meine eigene Erfahrung sein. Abgesehen davon habe ich erst jetzt die Gebrauchsanleitung auf der Dose gelesen. Jetzt weiß ich, ein Plastikmodell ist keine Auto-Felge.
Polystyrol wird in der Regel durch die enthaltenen Lösungsmittel in Farben, oft noch Nitro oder Terpentinersatz, angelöst. Dadurch verbindet sich die Farbe meist mit dem Untergrund. Diese Farben verschwinden aber nach und nach klammheimlich vom Markt.
Bei Sprühdosen oder Airbrush trifft die Farbe allerdings fast trocken auf die Oberflächen. Die Lösungsmittel können ihre Arbeit nicht mehr tun. Das spricht für die Verwendung eines "saugfähigen" Untergrundes, wie z.B. Haftgründe diverser Hersteller.
Deshalb auch meine konkrete Frage, mit welchen Grundierungen auf welchen Untergründen schlechte Erfahrungen gemacht worden sind. Und warum. Die Antwort steht noch aus. Das sollte im Interesse einer lebendigen Diskussionskultur vielleicht nicht unter den Tisch fallen.
Zum Thema Staub. Auf einem jungfräulichen Modell wird das oft störend. Kommt natürlich drauf an, ob man eine moderne Blechstrassenbahn oder einen 50 Jahre alten Holzwagen darstellen möchte. In letzterem Fall wird man jede Möglichkeit nutzen, monotone Farbfläche aufzubrechen. Auch Staub, der in der Farbe dem Anstrich einen gewissen 3 D Effekt gibt. Als überzeugter "Nicht-Airbrush-Benutzer" arbeite ich häufig Pigmente, Staub, Sand oder feingemalene Eisenteile in meine Farben mit ein, um dem Modell mehr optische Tiefe zu geben. Bei Figuren sogar Saucenbinder oder Körperpuder um eine Textur zu erreichen.
Aber zur Eigangsfrage. Entfetten und Grundieren. Danach hält fast alles auf dem Modell. Sogar Binderfarbe. Wie lange wird man sehen. Aber wen interessiert schon die Ewigkeit?
Grüße
Otter 1
Re: Polystyrol-Modelle
Verfasst: Sa 9. Apr 2005, 21:03
von Prellbock
@ Otter,
kaum das Du wieder hier bist (oder gerade deswegen), bin ich wieder streitlustig.
Sicher kann der Staub auch ein Gestaltungselement sein, dort wo es angebracht ist. Aber der Staub, den ich meine, ist eher eine Ursache für schlechtes Haften. Obwohl Du ja, wie schon mehrfach bewiesen, abblätternde oder sich kräuselnde Farbschichten geschickt in die Gestaltung einbeziehst.
Ich mag allerdings erst einmal eine haltbare Grundfarbe, der ich dann Effekte aufzwinge.
@ Thomas
Du schreibst hier auch von Bausätzen. Bei diesen handelt es sich, ähnlich wie bei einigen PS-Profilen, um Spritzgusserzeugnisse. Die Spritzgußformen benötigen das Aufbringen eines Trennmitttels zur Entformung. Früher silikonhaltig und damit nur schwer farblich zu behandeln.
Aber auch die silikonfreien bedürfen zumindest des Abwaschens in warmer Seifenlauge.
Winfried