nachdem ich meinen für gestern geplanten Bericht nicht geschafft habe, gibt es heute zum Wochenende mal etwas selbst fahrendes.
Allerdings sind wir dieses Mal nicht ganz so nah am Vorbild, aber die Forenregeln erlauben ja auch glaubhafte Fantasiemodelle.

Das Vorbild:
Die Lokomotiven der Baureihe E69 waren - abgesehen von den zwischenzeitlich als Rangierloks genutzten E69 02 und E69 03 - stets auf der Bahnstrecke Murnau - Oberammergau zu Hause.
Die ursprünglich von der LAG beschafften Lokomotiven waren eine wie keine - alle ein wenig unterschiedlich.
Die stärkste unter ihnen war die 1930 in Dienst gestellt und "Adolphine" getaufte LAG 5 - die spätere E69 05.
Heute ist die Lok beim Bayrischen Localbahnmuseum in Bayrisch Eisenstein im letzten Einsatzzustand der DB erhalten und wird gelegentlich für Sonderfahrten eingesetzt.
Bilder der ehemaligen LAG-Elektroloks der Ammergaubahn finden man auf der sehenswerten Seite Bundesbahnzeit
Das Modell:
2019 haben wir ein Modell der E69 05 für die Spur II entwickelt und Anfang 2020 mit der Auslieferung begonnen.
Nun sind wir ja privat eher bei der Deutschen Reichsbahn der Epoche IV zu Hause und das ist das Ammergau doch etwas weit her.
Wie kommen wir also überhaupt zu dieser Lok?
Manchmal fällt einem ja etwas aus der Kindheit in die Hände - Bilder, Kataloge, usw. .
Bereits zu DDR-Zeiten gab es von der Firma Piko ein H0-Modell der E69 05.
Für Startpackungen gab es die Lok auch in Blau sowie als ihres Stromabnehmers beraubte "Akkulok".
Der Antrieb der Radsätze erfolgte über Gummiriemen, die die Radsätze auch im Lokrahmen hielten.
Diese blaue "E69 05" war eine der ersten H0-Lokomotiven an die ich mich erinnern kann und auch meinem Vater war die kleine Lok noch in guter Erinnerung geblieben.
Für diejenigen, die das "Modell" nicht kennen hier ein Bild von der Seite DR-Modelle.de von Harald Johns - durch den fehlenden Batteriekasten wirkt die Lok recht hochbeinig.
Scrollt man ganz hinunter, findet man auch die besagte "Akkulok".

Nun aber zu "unserer" E69, oder wie sie bei der Reichsbahn eingeordnet worden wäre: 269.
Natürlich war bei uns der Wunsch nach einem Belegexemplar vorhanden.
Während des zweiten Weltkriegs verschlug es bekanntlich diverse Lokomotiven in Regionen weit ab ihrer angestammten Einsatzgebiete.
Was wäre also gewesen, wenn eine E69 das Kriegsende in der SBZ erlebt hätte?
Wäre eine Aufarbeitung dieses Einzelstücks zu abwegig gewesen?
Da die DR sogar die E21 wieder instand setzen ließ, hätte wohl auch eine E69 eine Chance gehabt und wäre wohl als Rangierlok und für Übergaben im mitteldeutschen Netz beheimatet worden.
An diese Überlegung knüpft unser Modell an.
Wie schon die zuletzt gezeigten Wagen entstanden Aufbau und Rahmen im 3D-Druck.
Unser Gehäuse stammt aus der Vorserie - die Nieten sind hier noch etwas... dominant ausgefallen.
Für die Serienloks haben wir die Größe entsprechend angepasst.
Der Rahmen ist durch zwei ja 4,0 mm starke Edelstahlplatten verstärkt, welche dem Modell ein respektables Gewicht und eine für die kleine Lok beeindruckende Zugkraft verleihen.
Im Rahmen des Rollout der Lok wurde von einem der neuen Besitzer der Begriff "Kraftzwerg" geprägt.
Die Lok besitzt zwei Einzelachsantriebe, welche aus einem Glockenankermotor mit Planetengetriebe und zwei Kegelrädern bestehen.
Die Motoren sitzen auf den Radsätzen und können mit diesen ein- und ausfedern - gegen den Rahmen sind sie lediglich auf Drehmoment abgestützt.
Die Griffstangen aus gerichtetem Schweißdraht sind mittels Augenschrauben aus Messing angesetzt.
Der Stromabnehmer stammt von der Modellmanufaktur Weber.
Die Kupplungen lieferten die Westsächsischen Feingusswerke, die Bremsschläuche stammen erneut von Wolfgang Frey.
Die Lampen und Lampenfüße stammen aus dem Sortiment von MESUMO, welches nach Übernahme der Formen durch uns inzwischen ebenfalls bei den Westsächsischen Feingusswerk wieder für nach Teilen suchende Modellbauer verfügbar ist.
Gleiches gilt für die Scheibenwischer.
Die Ätzschilder lieferte in bewährter Weise Beckert Modellbau.
Die übrigen Anschriften druckte mir wie auch bei den übrigen vorgestellten Fahrzeugen Tobias Koch nach meinen Vorlagen als Decal.
Abschließend erfolgte die Alterung analog der übrigen Fahrzeuge.



Auf dem letzten Bild möchte ich ein kleines Detail zeigen, auf das ich recht stolz bin - jedoch nicht wegen der E69.
Im Fenster ist die an zwei Drähten ausgehängte Scheibenheizung zu sehen.

Dieses Detail besteht aus einer mit dem Laser gravierten und ausgeschnittenen Vivak-Platte.
Für Rückwärtsfahrt sitzt es bei der E69 übrigens richtiger Weise auf der linken Seite, da der Fahrschalter auf dieser Seite angeordnet ist.
Das Teil fand auch bei Gunter Estel Anklang, so dass ich es für die E18 15 nochmals anfertigen und einen klitzekleinen Beitrag zu diesem grandiosen Modell leisten durfte.
Für Zahnstangenfreund sei an dieser Stelle auch auf Gunters aktuelles Projekt verweisen.
Dort wird nicht nur das (Zahn)Rad neu erfunden, sondern auch die Zahnstange!
Zum Abschluss möchte ich noch ein paar bewegte Bilder des Modells der E69 zeigen, auch wenn diese nicht von der 269 007 stammen.
Hier kann man dem in der werkelnden Zimo MX699KV, welcher mit dem Originalsound der Nr. 5 bespielt ist, bei der Arbeit zusehen und zuhören:
Grüße
Martin