Achsversatz beim Kurvenfahren

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

loko
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Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von loko »

Liebe Fachleute dieses Forums,

ich verfolge die Beiträge, insbesondere die Eigenbauten von Echtdampfloks mit großem Interesse, insbesondere, weil ich eine Echtdampflok für 45 mm Spurweite bauen will, welche an die HF110C, die in diesem Forum veröffentlicht wurde (ich glaube von Marco), angelehnt ist.

Bei der Konstruktion stosse ich nun auf das Problem, dass sich die Achsen bei einer 3-achsigen Lok (C-Kuppler nennt man das im Fachjargon, glaube ich) quer zur Fahrtrichtung versetzen müssen, wenn die Lok von der Geraden in eine Kurve einfährt. Konkret habe ich einen Achsabstand von 45 mm und würde gerne eine Lokomotive bauen, die auch in 600 mm Geisradien und Weichen sauber und ohne Entgleisungstendenz fährt. Wenn ich nur die mittlere Achse versetzen würde, so müsste ich diese ungefähr um 1,7 mm seitlich versetzen, d.h. den Rahmen um 3,4 mm schmaler bauen, um diesen Versatz (einmal nach rechts und einmal nach links) zuzulassen.
Wenn ich jedoch den Versatz auf alle 3 Achsen aufteile, so muss ich jede Achse nur um 0,85 mm versetzen, kann den Rahmen also 1,7 mm breiter bauen, als im vorigen Fall. Das Problem könnte hierbei jedoch werden, dass die Lok sich beim Geradeausfahren nicht für eine Seite entscheiden kann und schlingert oder pendelt oder falls sie sich doch für eine Seite entscheidet, dann fährt sie versetzt.....

Wie wird denn das in der Praxis zufriedenstellend gelöst, wenn man nicht den Spurkranz des mittleren Rades abdrehen will?

Viele Grüße,
L.
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GNEUJR
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von GNEUJR »

Moin,

normalerweise liegen 1. und 3. Achse fest im Rahmen, nur die mittlere ist seitenverschiebbar. Damit tritt das Problem nicht auf.
Man kann einen Spurkranz auch nur schwächen, nicht gleich ganz ohne.

Einen C-Kuppler mit insgesamt 90mm Radstand bekommst Du noch durch R1, aber Du wirst Dich wundern, wie wenig die Lok dann nur noch ziehen kann. Die Reibung schluckt da fast alles.

Viele Grüße

Gerd
loko
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von loko »

Hallo Gerd,

vielen Dank für Deine schnelle und kompetente Antwort. Also werde ich nur die mittlere Achse seitlich verscheibbar machen.
Dass die Reibung während der Kurvenfahrt sehr hoch wird, kann ich mir vorstellen. Autos haben für die Kurvenfahrt ein differentilal in der angetriebenen Achse. Gibt es im Lokomotivbau besondere Massnahmen, um die Reibung zu reduzieren, schliesslich gibt es ja auch 4- und 5-achsige Lokomotiven und die müssen auch um die Kurven kommen?
Welche Achsanordnung würdest Du empfehlen, um eine bestmögliche "Schienenlage" zu erreichen? Theoretisch wären da Zweiachser optimal.

Viele Grüße,
Lothar
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GNEUJR
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von GNEUJR »

Moin,

also beim Vorbild gibt es Spurkranz-Schmiereinrichtungen. Das verbietet sich im Modell aber nunmal.
Das "optimal" wurde beim Vorbild durch viele Faktoren bestimmt. Im wesentlichen: Maximaler Achsdruck, gewünschte Zugkraft, minimaler Radius. Dabei kommen dann B bis E Kuppler heraus.
Im Modell ist "optimal" in meinen Augen ein schönes Modell eines schönen Vorbildes, das nicht durch R1 gequält werden muss.

Viele Grüße

Gerd
Davaaser
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von Davaaser »

Hallo Gerd und Lothar,

schön gesagt: das nicht durch R1 gequält werden muss
ich baue ja auch einen C-Kuppler, und habe mir auch Gedanken dazu gemacht,
nur schon R2 sieht ziemlich bescheuert aus, habe deshalb für mich R3 als
Mindest-Radius festgelegt, das Modell soll doch einigermassen hübsch aussehen, es
geht nicht nur um Kurvengängigkeit, es geht auch darum, wieviel die Front und das Heck
ausschwenkt und ob dadurch die Wagen gleich ausgehebelt werden.
IMHO, wer auf R1 besteht, soll max. B-Kuppler fahren, hart aber fair :biggrin: :biggrin:

Gruss,
Ernst
Die erste Dampflok ist misslungen, versuche deshalb die zweite zu bauen...
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GNEUJR
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von GNEUJR »

Moin,

genau, oder A-Kuppler :D :D
philipphiebinger
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von philipphiebinger »

Guten Abend zusammen,

ich weiß jetzt nicht genau ob es bei Dampfloks auch so war,
aber bei aktuellen Bahnfahrzeugen ist es allerdings so, dass die Radflächen konisch sind, das heißt ganz außen hat das Rad einen kleineren Durchmesser der dann ansteigt.
In Kurfenfahrten wandert das Rad dann vom Gleismittelpunkt aus gesehen leicht nach außen und somit liegt auf der inneren Schiene der Kurfe ein kleinerer Umfang und auf der äußeren Schiene ein größerer. Somit legen beite Räder immer den gleichen Weg zurück.
Dies stellt sich automatisch ein da die Achsen immer den Weg des geringsten Wiederstandes suchen.
Darurch wird ein Differenzial eingespart da ja immer beide Räder auf einer Achse verbunden sind.
ich hoffe ich hab mich verständlich genug ausgedrückt...

Gruß

Philipp
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wurmtöter
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von wurmtöter »

Philipp,
da hast schon recht, und das ist auch schon zu Dampflokzeiten so gewesen. Nur hilft es in engen Kurven herzerfrischend wenig: Da schabt nämlich der Spurkranz massiv an der Schiene, sozusagen an der Tangente. Denn die Radsätze können sich nicht radial einstellen (es sei denn, man baut Klien-Lindner-Hohlachsen, Luttermöller-Zahnräder oder ähnlich wilde Konstruktionen ein). Und dadurch hat die Lok den fatalen Drang, das Gleis tangential zu verlassen. Schafft sie es nicht, dann will sie es trotzdem schaffen, und du hast dadurch einen enormen Rollwiderstand (der mit der Länge des Achsstands immer heftiger wird).

@loko: Wie du es auch machst, um auf R1 zu fahren: Die Lok wird in der Geraden "schwänzeln" (wegen der seitenverschieblichen Radsätze) und in der Kurve zumindest "bürzeln", d.h. stark überhängen. Das muss man mögen :roll:
Wenns denn unbedingt R1 und ein Dreikuppler sein muss: Bau doch nicht seitenverschiebbar, und lass den mittleren Spurkranz weg.
Gab es beim Vorbild öfters, brauchst bloss den mittleren Radsatz der HSB-Fünfkuppler anschauen, der blieb trotz massiver Seitenverschieblichkeit der anderen Radsätze ohne Spurkranz. Und auch Feldbahn-Loks gabs ohne mittleren Spurkranz, das Beispiel im Anhang ist eine englische Heereslok aus dem 1.WK, sozusagen das Gegenmodell zu den deutschen HF-Zwillingen. Du erkennst auch am Nachbau den fehlenden Spurkranz und den gedrängten Achsstand. Denn auch die Engländer hatten mitunter R1 in 1:1........
Hudswell-Hudson der Neuhauser Feldbahn (wurmtöter)
Bild

Und noch ein Tipp: Bei spurkranzlosen Rädern breitere Radreifen verwenden, sonst macht die Achse in der Kurve plumps, falls sie gefedert gelagert ist.

Grüsse von Toni

Tante Edith hat zwei Rechtschreubfuhler entfernt.....
Zuletzt geändert von wurmtöter am Do 24. Nov 2011, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
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GNEUJR
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von GNEUJR »

Hallo Toni,

ein bißchen Off-Topic: Tolles Modell. Ist das für 5" ??

Viele Grüße

gerd
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wurmtöter
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Re: Achsversatz beim Kurvenfahren

Beitrag von wurmtöter »

Gerd,
danke für die Blumen :D
Ja, die ist in 5 Zoll, Masstab ist in 1:5, also eine 600mm Maschine. Ist grösser als eine Zimmermann 99, aber nicht annähernd so kräftig. Allerdings habe ich sie nicht selber gebaut, nur etwas zusammengebastelt. Aaaber Kopien der Originalpläne aus der Hudswell-Fabrik habe ich auch. Denn der eigentliche Erbauer war dort früher tätig.

Grüsse von Toni
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