Hallo zusammen,
na dann los! Ich kann zwar nicht einschätzen, ob mein Anspruch überdurchschnittlich ist, oder ob mein Lok nachher glaubwürdig ist, aber zumindest wird sie dampfen

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Zur Geschichte der Lok:
Die Familie Rantzau hörte mit großem Interesse vom erfolgreichen Einsatz von Dampfloks auf der bis dahin mit Pferden betrieben Waldeisenbahn Muskauer Waldeisenbahn. Die eigenen 600mm Feldbahnschienen lagen schon lange und entschloß sich schließlich bei O&K einen kleinen B-Kuppler zu kaufen. So sollten auf den eigenen Gütern besser die verschiedenen Ton- und Sandgruben sowie die Wälder erschlossen werden können.
Der kleine B-Kuppler erfüllte die Erwartungen nur teilweise: Die Lok war mit nur 20PS deutlich zu schwach für die Züge auf den gräflichen Bahnen, ein den Steigungen konnte die Lok teilweise nur zwei beladene Loren schleppen.
Da die Lokomotivbetrieb an sich überzeugte, mußte eine leistungsfähigere Lok her. Aufgrund der leichten Schienen mußte es aber diesmal eine dreifach gekuppelte Lok sein.
Weiterhin sollte die neue Lok folgende Randbedingungen erfüllen:
1) Da es mit der ersten Lok häufig Probleme mit Waldbrand gegeben hatte, sollte die neue Lok über einen funktionierenden Funkenfänger verfügen.
2) Viele Bauern beschwerten sich, daß das wirbelnde Triebwerk die Pferde und Ochsen scheu machte, daher sollte die Lok ein verkleidetes Triebwerk bekommen.
3) Um beim Rangieren eine bessere Übersicht zu haben und besser vor dem norddeutschen Landregen geschützt zu sein, wünschte sich das Fahrpersonal eine Kastendampflok.
Die Auslieferung der Lok sollte noch im Sommer erfolgen um bei der nächsten Ernte schon voll einstzfähig zu sein.
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Soweit erstmal.
Dieser Thread zeigt den Baufortschritt mit Fotos aus dem Herstellerwerk
Zur "echten" Technik:
Ich habe bei eBay ein "Fragment" eines C-Kupplers von MDT ersteigert. Leider findet man über die Loks wenig im Netz, aber was man findet ist sehr positiv. Da der Preis unter meiner "Schmerzgrenze" für ein Experiment blieb, durfte ich mir die Lok ein paar Tage später in Hamm abholen.
Hier der wesentliche Teil der "Kaufmasse": (dazu noch ein paar Cu-Rohre, etwas Messing und eine 27Mhz Funke, die demnächst in einem Spielzeug für meinen Sohnemann landet.)
001_Kaufmasse (GNEUJR)
Laut Vorbesitzer lief die Lok nicht mehr als ein paar Sekunden, dann war "Ende", und der Kreuzkopf es linken Kolbenschiebers war auch hinüber:
002_Schieberkreuzkopf (GNEUJR)
Ich habe die Lok teilweise zerlegt, vermessen und nachgedacht. Die Steuerung war vollständig verstellt, die Kräfte der beiden Kolben haben sich weitgehend aufgehoben. Aber offenbar habe ich an meiner ersten Lok ausreichend gelernt: Nach einer knappen Stunde lief das nackte Triebwerk unter Druckluft ab 0,2bar wie eine kleine Nähmaschine. -Von dem Moment an war ich mir sicher, daß das Geld für das Fragment nicht zum Fenster hinaus geworfen war.
Das nächste "Problem" war der Kessel. Laut Vorbesitzer machte er fast keinen Dampf. Nach dem Zerlegen war mir auch klar warum: Es ist ein aussen-beheizter "Bot-Boiler", und der Spalt zwischen Innenkessel und äußerer Hülle war VOLLSTÄNDIG mit Ruß gefüllt. Da Ruß ein toller thermischer Isolator ist, kam da natürlich fast keine Wärme im Wasser an...
003_Kessel01 (GNEUJR)
004_Kessel02 (GNEUJR)
Der Kessel hat ein großes Fenster, man kann also prima den Wasserstand sehen. (Davon gibt´s demnächst auch ein Video, das kochende Wasser sieht super aus!) Eine Druckprobe habe ich auch gemacht: 5bar über 24h ohne Verluste gehalten, alles bestens!
Soweit zur Ausgangssituation und Kaufmasse.
008_Fahrwerk_von_oben (GNEUJR)
009_Fahrwerk_Seite (GNEUJR)
010_Fahrwerk_unten (GNEUJR)
Ich habe lange nach einem passenden Vorbild für eine C-gekuppelte Feldbahnlok gesucht, aber zu der bekannten O&K Lok (die z.B. bei der WEM fährt) will das Triebwerk mit den Speichenrädern und der angetriebenen zweiten Achse so gar nicht passen. Außerdem ist die äußere Steuerung der Lok insgesamt sehr "rudimentär". Irgendwann bin ich über den "Kastendampflok" Thread hier im BBF gestolpert, und auch wenn ich keine Bilder von dreifach gekuppelten Kastendampfloks für 600mm Spurweite finden konnte, habe ich mich entschlossen eine solche zu bauen. Das Triebwerk wird hinter Klappen versteckt, und schon ist das alles nicht mehr so schlimm.
Und die Gesichte von oben ist nun wirklich SEHR glaubwürdig
Da das Fahrwerk an sich jetzt prima funktioniert ist gar nicht mehr so viel zu tun:
Einen neuen Gastank:
005_Bauteile_Gastank (GNEUJR)
011_Gastank_geloetet (GNEUJR)
Den Kessel und die äußere Hülle überarbeitet:
006_Bauteile_Kessel (GNEUJR)
007_Kessel_mit_Huelle (GNEUJR)
Alles zusammen auf das Fahrwerk:
012_Gastank_Kessel_Fahrwerk_montiert (GNEUJR)
013_Fahrwerk_von_unten_mit_Servo (GNEUJR)
einen Servo für das Umsteuerventil:
013_Fahrwerk_von_unten_mit_Servo (GNEUJR)
Und mit Druckluft läuft alles prima:
014_Test_mit_Druckluft (GNEUJR)
Und dann kam gestern ein riesiges Paket mit gigantischen Bohrern:
015_Bohrer (GNEUJR)
Zum Größenvergleich liegt eine M2 Schraube daneben: 0,2mm sind wirklich dünn! Ich habe mir erst viele Gedanken gemacht, wie man das Loch bohrt, ohne die sauteuren Bohrer sofort zu schrotten, aber zum Glück war das Bohren der Gasdüse mit einer Feinbohrhilfe so überhaupt gar kein Problem: Bohrer rein, Maschine an, ansetzen, anbohren, durchbohren, Maschine aus, fertig!
016_Gasdüse_bohren (GNEUJR)
Der Anschluß an den Gastank mußte dann schnell entstehen, uns so konnte ich das erste mal den Brenner zünden:
017_Brenner_brennt_01 (GNEUJR)
018_Brenner_brennt_02 (GNEUJR)
Der Brenner ist nahezu lautlos, nicht dieses furchtbare Kreischen des Brenners meiner "Roxel". Ich bin begeistert!! Leider fehlte der Flamme eine gehörige Portion Sauerstoff, das ganze rußte wie verrückt. Ich habe erst auf beiden Seiten der Feuerbüchse eine Reihe von 11 D3mm Löchern gebohrt, aber das brachte nichts. Ich habe dann versuchsweise vier 2,5mm Löcher in das Rohr zwischen Gasdüse und Brennerstock gebohrt, und siehe da: Die Flamme brennt nun rußfrei und offenbar wesentlich heißer, denn das Wasser kocht nach einem Bruchteil der Zeit.
Ja, soweit der Stand der Dinge bis heute.