Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Terrassenbahner a.D.
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Terrassenbahner a.D. »

Der Klassiker, kann man da nur sagen.

Ob nicht auch eine von unten ins Rohr eingeklebte/-geschraubte Messingschraube vom Eisenwarenhändler Deines Vertrauens geholfen hätte? Das wäre dann ja auf Schrauben ausgelegtes, stabileres Ms... oder gleich VA, analog dem anderen Ende?
Wenn Selbstbau, dann massstäblich. Aber nicht nur Selbstbau, und nicht nur masstäblich. Vor allem aber: mit Augenmass.
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Terrassenbahner!

Hmja, das mit dem Eisenwarenhändler meines Vertrauens wird etwas schwierig, denn den gibt's nicht mehr, und der nächste akzeptable Baumarkt - auch nicht wirklich um die Ecke - bedeutet Auto ausleihen oder einen halben Tag Verdienstausfall ;-) . M3 × 35 oder M3 × 40 ist auch da nicht unbedingt der gefragteste Artikel. Und das noch aus VA? Das Gegenstück (an der Kesselstütze) besteht im Übrigen aus 2mm-Messing.

Ich tröste mich damit, dass wir ja hier in einem Selbstbauforum sind.

Viele Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Terrassenbahner a.D. »

Mein aufrichtiges Beileid, Thomas.
theylmdl hat geschrieben:Hmja, das mit dem Eisenwarenhändler meines Vertrauens wird etwas schwierig, denn den gibt's nicht mehr,
Das ist bitter. Da bin ich wohl zu verwöhnt - ich habe einen Normteilehändler in Radfahrdistanz, da gehe ich hin (MO-SA 9-17h), sage "M2,5x5 Rundkopf Schlitz VA", der notiert sich aus dem Kopf eine kryptische Artikelnummer, fragt "Darfs sonst noch was sein, Gewindeschneider hamm'S?", und dann geht er in den Keller. Und ist dann noch um die Hälfte billiger als der billigste Baumarkt-Schrott.

Georg
Wenn Selbstbau, dann massstäblich. Aber nicht nur Selbstbau, und nicht nur masstäblich. Vor allem aber: mit Augenmass.
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Stoffel und ich sind in letzter Zeit der Perfektion von Synchronschwimmern schon recht nahe - findet der eine ein wenig Bastelzeit, hat sie der andere meist auch ;-) . Während der große "Drachen" aber schon gehäuslich wird <seufz>, lauert bei mir die Tücke noch im (Fahrwerks-)Detail.

Bremsanlage (Teil 1)

Nachdem der Kurzschluss am letzten Rad behoben und dieses wieder auf seinen Platz verwiesen war, konnten die erst mit den Rädern möglichen Arbeiten am Modellfahrwerk beginnen. Dazu gehört die Anfertigung der Bremsgehänge.

Im Original waren nur die hinteren Räder gebremst und die vorderen Hängeeisen wie so oft unten durch eine quer zur Fahrtrichtung liegende Stange miteinander verbunden. Das geht im Modell leider nicht, da ich ich trotz allen Grübelns auf keine Idee gekommen bin, wie ich diese Stange leicht entfernbar machen könnte. Bei einem Ausbau des Antriebsblocks wäre sie nämlich schwer hinderlich ;-) . Mit "leicht" meine ich: ohne Lupe, ohne Spezialwerkzeug, ohne Risiken oder Zerstörungen und wiederholbar.

Als Pragmatiker habe ich beschlossen, die vorderen Hängeeisen auch unten zu kröpfen, damit deren Zugstange zu den Umlenkhebelchen auf der Umlenkwelle der Wurfhebel-Handbremse (alles klar?) direkt hinter den Hinterrädern durchlaufen kann. Das war im Original auch so, aber nicht von den Hängeeisen aus, sondern von der Querstange.

Nicht klar? Ach so...

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Die vier Kröpfungen am Hängeeisen müssen recht genau sein, darum habe ich am Rand eines Ätznutzens Prüfschablonen dafür mit ätzen lassen (siehe Foto). Links ein gebogendes "Eisen" (Messing 0,8mm), rechts ein Rohling, in der Mitte eine Schablone und ganz rechts ein hinteres Hängeeisen.

Da so alte und kleine Loks keine Triebwerks-Beleuchtung benötigen :P , sollten die Bremsbeläge aus nicht leitendem, schwarzem Polystyrol sein (3mm, von Hilbert). Davon habe ich mir eine Scheibe ausgeschnitten und die - eingespannt in 3D-Scheiben auf einer M6-Gewindestange - erst einmal rund gedreht.

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Dann habe ich rechts und links die Absätze zur Nase zwischen den geätzten Aufspannplatten abgedreht (so Pi mal Daumen). Im dritten Schritt wurde der Ring dann innen abgestochen.

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Von den acht Aufspannplatten-Ätzteilen ist mir beim Putzen natürlich eines weggeklingelt - ich such's morgen ;-) . Ein 0,5mm- und ein 1mm-Messingdraht sorgen beim Aufkleben der zweiten Hälfte jeweils für die gerade Ausrichtung.

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Ein wenig mehr Sorge machte mir die Nachbildung der Zugfeder oben. Dazu folgende Vorbild-Info. Bei Trommel- oder Außenbackenbremsen wie hier wird dafür gesorgt, dass stets eine von zwei Backen bzw. einer von zwei Klötzen an der Auflaufseite (entgegen der Drehrichtung) zuerst anliegen. Darum zieht bei Eisenbahnfahrzeugen oft eine Druckwickelfeder oben den Belag vom Rad weg. Am äußeren Ende von deren Führungsstange ist wahlweise eine Mutter (evtl. mit Kontermutter) oder eine Knebelmutter. Da ich letztere besonders nett finde, wollte ich das hier auch so haben.

Die Führung am Hängeeisen habe ich von Hand ausgeschnitzt und dann (bei eingelegtem Draht!) eingelötet. Der 0,5mm-Draht hat innen bzw. hinten eine aus 0,3mm-Draht gewickelte und aufgelötete Abschlussscheibe. Die Feder selbst habe ich auf 0,5mm-Draht aus 0,2mm-Ms-Draht gewickelt und "progressiv", d.h. unter Biereinfluss, gedehnt. Die Nachbildung der Knebelmutter ist wieder aus 0,3mm-Ms-Draht. Die Feder ist natürlich zu kräftig, um funktional zu sein.

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Das Richtklötzchen im Foto ist nötig, weil Klotz und Hängeeisen durch ihr Eigengewicht von Rad abfallen, so lange das Gestänge nicht angebracht ist - beide sind leichtgängig beweglich. Eigentlich fehlt auch noch der Splint am Bolzen der Klotzkonstruktion. Wenn ich mich 'mal ganz mutig und ruhig fühle, bringe ich den auch noch an. Dabei ist mir ein Trost, dass Günter Weimann das schon mal bei einem 0,3mm-Draht mit einer 0,12mm-Bohrung und einem 0,1mm-Splint in H0 bei seinem sensationellen Klappdeckelwagen vorgeturnt hat. Da kann's ja bei 1mm sooo schwierig nun nicht sein :D .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Stoffel
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Stoffel »

Hi Thomas,

tja, das Gefummel mit den Bremsen ist eben der Fluch einer Innenrahmen-Maschine. Da hatte ich beim "großen Drachen" dank Außenrahmen überhaupt keine Mühe mit - man sieht eh keinen Deut von der Bremse. Da konnte ich das ganze Zeugs auch gleich weglassen. :)

Andererseits: freu´ Dich über die ganzen Details. Davon lebt ein Modell. Alleine das kleine Hebelchen mit der Spannfeder (????) ist doch schon ein Gedicht. Es ist doch spannend, wenn man ein Modell 15 Minuten lange studiert und immer wieder neue Details entdeckt.

Also: nicht müde werden :!: :!: :!:




Grüße vom St :frog: ffel
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Stoffel,

ich freu' mich ja :-) !

Zur Spannfeder: Ich habe ein Weilchen gebraucht, bis ich die Funktion begriffen hatte. Das Stängelchen mit der Feder ist am Bremsklotz drehbar gelagert. In dem Teilchen am Hängeeisen wird es lose geführt.

An diesem Teilchen und an der Knebelmutter stützt sich eine Druckfeder ab. Sie sorgt dafür, dass der obere Teil des Bremsklotzes über das Stängelchen vom Rad weg gezogen wird. Leider habe ich meine alten H0-Pufferfedern aus 0,1mm-Niro nicht mehr gefunden. Die wären perfekt gewesen.

Schönes Rest-Wochenende -
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Regelspur
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Regelspur »

Hallo Thomas,
theylmdl hat geschrieben:damit deren Zugstange zu den Umlenkhebelchen auf der Umlenkwelle der Wurfhebel-Handbremse (alles klar?) direkt hinter den Hinterrädern durchlaufen kann. Das war im Original auch so, aber nicht von den Hängeeisen aus, sondern von der Querstange.

Nicht klar? Ach so...
wegen der Platzverhältnisse, hatte man auch Flacheisen als Zugstange und zur seitlichen Sicherung Stellringe verwendet.

fotos/showphoto.php?photo=47781&size=bi ... hecat=7354

Da habe ich es etwas einfacher, denn bei meiner Lok sind die Räder nur von vorne gebremst.

Gruß Alfred
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Bremsanlage (Teil 2)

Nach ein bisschen Fleissarbeit waren alle vier Hängeeisen samt Klötzen und deren Haltern montiert. Von der kleinen Panne mit dem einen abgefallenen Halter am Fahrwerk erzähle ich jetzt nichts - der "sitzt" inzwischen wieder. Gut, dass es jetzt passiert ist und nicht nach der Lackierung oder gar Endmontage.

Bild

Bei den beiden hinteren Gehängen (im Bild vorne) ist im Vergleich gut zu erkennen, dass die Klötze und deren Halter noch beweglich sind. Die Beläge habe ich mit einer Schlüsselfeile innen konisch gearbeitet, damit sie sich dichter an die Radreifen schmiegen.

Im nächsten Schritt wurde die Haupt-Umlenkwelle für die Wurfhebelbremse hinten am Fahrwerk montiert bzw. angebracht. Sie sollte so leichtgängig wie möglich sein. Die Stange ist aus 1,5mm-Messing. Da mir die eigens geätzten Scheiben nicht so recht gefielen (da habe ich mich etwas verhauen), habe ich welche aus Rohr-Scheibchen angefertigt, plan geschliffen und mit aufgelötet.

Bild

Hier ist der Bauzustand noch einmal höhenrichtig abgebildet. Der Schnappschuss lässt erkennen, welches Auge zu welchem gehört.

Bild

Letzten Montag schrieb ich noch fröhlich und unbedarft:
Bei einem Ausbau des Antriebsblocks wäre sie nämlich schwer hinderlich ;-) .
Gemeint war die Querstange zwischen den vorderen Bremsgehängen. Eieiei... wieder 'mal nicht richtig nachgedacht. Die Zugstangen müssen natürlich in jedem Fall aushängbar sein, weil die Hinterachse bzw. der gesamte Antriebsblock sonst nicht nach unten heraus kann. Das heißt, die Querstange kann genau so gut ebenfalls vorgesehen werden.

Hmmm... Wie lässt sich das ohne echte Splinte lösen? Solche zu öffnen, einzufädeln oder neu zu biegen macht in Notsituationen bei Veranstaltungen oder fern des heimischen Basteltischs (eigentlich überhaupt nie) richtig Spaß.

Die Aufgabe klingt zunächst nicht so schwer. Aber das ist ein Irrtum. Denn die Stange muss im angebrachten Zustand die Klötze auf Zug und Druck in der richtigen Seitenlage halten (und sie soll nicht ungewollt herunter fallen). Eine kleine Mutter außen erscheint mir auch nicht sooo prickelnd. Ferner ist ja meine Vorgabe, dass die Lok mit einer Pinzette, einem Schlitzschraubendreher und einer kleinen Flachspitz-Zange zerlegbar sein soll.

Nach langem Grübeln kam mir dann die rettende Idee für eine unauffällige Lösung. Aber das ist eine andere Geschichte und wird ein anderes Mal erzählt.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Versehentlich zwei Mal gepostet - sorry! Der richtige Beitrag ist der davor.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Max 25 Kmh
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Thomas,

ich habe sträflich versäumt, diese Woche hier weiterzulesen, und sehe jetzt erst: Bremsen! Für mich ein Buch mit sieben Siegeln, wenn ich sie nicht selbst konstruiert habe! Zum Beispiel wundere ich mich immer wieder, dass das funktioniert, mit so dünnen Stängelchen auf Druck belastet zu arbeiten. Ich habe nur Zug vorgesehen. Und Deine Bremsbacken .... viel zu kompliziert, kein Wunder, dass da keine Fahrwerksbeleuchtung zustande kommt :twisted: . Jetzt, wo das Rad wieder isoliert ist. Brauchst Du übrigens nicht vielleicht, angesichts des Hebelverhältnisses Wurfhebel - Hängeeisen, eine sehr feine Einstellung der Bremsen (Bremsklötze dicht am Rad)? Sonst wirkt das nicht. Und dann musst Du auch das hintere Hängeeisen entnehmbar machen.

Übrigens Entnehmbarkeit: ist es möglich, die obere Aufhängung der Hängeeisen mit einer entnehmbaren Stange zu gestalten? Dann könntest Du die ganze Baugruppe nach unten abnehmen.

Viel Spaß weiterhin....
Max 25 Kmh.
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