Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weis was ?

Beitrag von Prellbock »

Hallo Stoffel,

danke für Dein Mitgefühl. Um aber den Schmerz, den Deine gut geölten Werkzeuge hinterlassen, zu betäuben, reicht die nach Schkeuditz mitgebrachte Menge ViaMontana sicher nicht aus. :cry: :cry: :cry:

Und seinen Zahnarzt, vorausgesetzt er ist so aufgeschlossen wie meiner, sollte man wegen der zahlreichen Informationen über Technologie-Innovationen nicht vor den Kopf schlagen.

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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weis was ?

Beitrag von Stoffel »

Mahlzeit,

in den Stoffelschen Geheimlabors sind zwischenzeitlich die ersten Testreihen zum Galvanoforming angelaufen. :smilingplanet: Wirklich zu berichten gibt es noch nicht viel. Zunächst wurde Grundlagenforschung betrieben, d.h. Stromstärke, Zuwachsraten, Stabilität des Aufbaus etc. :idea:

Der Versuchsaufbau ist gegenwärtig low budget, was aber ausreicht, um erste Erkenntnisse zu erhalten. Die erste Testreihe wurde mit verschiedenen belichteten Blechen durchgezogen, ...

Versuchsaufbau (Stoffel)
Bild

..... die mir freundlicherweise von den Bommelschen Bräunungsstudios 8) zur Verfügung gestellt wurden. Ich kann noch nicht genau sagen, was mit der Technik geht und ob wir wirklich Anwendungen finden werden. Aber zumindest geht irgendwas ...... :D


Prototyp Nr. 1 (Stoffel)
Bild

Weitere Testreihen folgen. :roll:


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weis was ?

Beitrag von Bommel »

Moin Stoffel,

ist das jetzt wieder eine weitere Folge Rateschmal?
"Was steht auf dem Schild von dem Außerirdischen?" - ich glaube, das hatten wir schon :gruebel:. Außerdem steht da auch nix. Und wenn da was stehen würde, wüßte ich das schon vorher :biggthumpup: . Ich weiß ja schließlich auch, was da stehen sollte :mrgreen: .
Stoffel hat geschrieben:Ich kann noch nicht genau sagen, was mit der Technik geht und ob wir wirklich Anwendungen finden werden. Aber zumindest geht irgendwas ......
Naja, auch wenn es morgen noch nicht gelingen wird, wie geplant die fertigen Loks und Wagen an einem Stück in der Brühe zu züchten :/ , für eine nette kleine Galvano-Party am Abend ist die Technik allemal tauglich :bia:. Bei entsprechenden Schichtdicken könnte es theoretisch auch schon wieder problemlos hell werden.

Schöne Grüße

BBildmmel
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weis was ?

Beitrag von Prellbock »

Hallo St :cry: ffel,

kann es sein, daß bei Dir der Strom in der falschen Richtung aus der Steckdose kam :?:

Oder war es der falsche Anbieter :?:

Nimm doch statt Yellow-Strom den Bunt- (Bahn-) Strom.
Der ist billiger zu haben. Und ein Buchstabe wird dann schon erhaben erscheinen. Fragt sich nur, welcher :lol: :lol:

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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weis was ?

Beitrag von Stoffel »

Hallo Gleisende,

das sieht man doch mal wieder, dass es am elektrotechnischem Grundlagenwissen klemmt: :<
Oder war es der falsche Anbieter :?: Nimm doch statt Yellow-Strom den Bunt- (Bahn-) Strom.
Schau doch mal genau auf´s Bildchen. Natürlich kommt gelber Strom bei mir gar nicht erst in die Dose. Galvanoforming ist ausschließlich mit Buntstrom machbar. Aufgrund des bläulichen Elektrolytes und des bräunlichen Metalls braucht man natürlich blauen und braunen Strom. Diese bunte Energie verbindet sich dann frei nach der Formel E = m*c² zu neuer Materie. Das weiß doch jeder, der Buntsteins Schriften studiert hat. :mrgreen:

Übrigens ist das die erste Modellbaumethode, die im Schlaf funktioniert :sleeping: Die erste Methode, das "Foto-Forming", habe ich mittlerweile kapiert. Doch während ich hier erzähle, hängt bereits das nächste Teilchen in der Brühe. Neue Methode ...... :roll:

Insgesamt möchte ich drei Methoden testen, die ich - falls es gelingt - hier im Vergleich vorstellen werde. Doch verraten wird noch nichts :stumm: , schließlich will ich ja den Spannungsbogen in diesem Thema, das wahrscheinlich nur eine schützenswerte Minderheit interessiert, oben halten. :wink:


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Beitrag von Stoffel »

Hallo zusammen,

nachdem ich in Kürze mit den Ergebnissen meiner „Grundlagenforschung“ aufwarten kann, möchte ich vorab schon mal beschreiben, was ich so angestellt habe. Soviel vorab: nur ein kleiner Teil meiner Experimente führte zu brauchbaren Erfolgen, :( aber gelernt habe ich dabei eine Menge und vielleicht führt das eine oder andere wirklich zu einer praktischen Anwendung. :wink:

Das Prinzip:
Im Grunde ist die Sache ganz einfach. Man bastelt sich ein kleines Galvanobad. Die Grundmaterialien gibt´s im Laborbedarf oder bei Conrad. Meine Versuche basieren auf saurem Kupferelektrolyt (siehe unten). Als Anode (+) verwendet man irgendwelche Kupferreste. Das Werkstück bildet die Kathode (-). Durch Beaufschlagung mit Gleichstrom zersetzt sich die Anode. Die Cu++ Ionen wandern zum Werkstück und setzen sich dort wieder ab. :idea:

Das Elektrolyt:
Gut geeignet und recht billig ist saures Kupferelektrolyt. Das ist nichts anderes als metallisches Kupfer in Schwefelsäure gelöst. Wichtig ist allerdings, dass mit der richtigen Stromdichte (Gleichstrom) gearbeitet wird. Anhaltswerte gebe ich Euch bei den Ergebnisbeschreibungen.

Die Methoden:
Ich habe drei Mehtoden untersucht, Photo-Forming, Positiv- und Negativ-Forming. Hört sich wissenschaftlich an, ist aber ganz primitiv. :) Zum Vergleich habe ich versucht, mit allen drei Mehtoden gleiche Werkstücke herzustellen.
:arrow: Beim Positiv- und Negativ-Forming baut man sich jeweils ein Form, auf die das Werkstück aufgalvanisert wird. Dazu wird ein Original gebastelt, das mit Silikon abgegossen wird. Die Dabei entstehende Form bildet bereits das Negativ. Möchte man mit einer Positiv-Form arbeiten, giesst man diese mit Wachs aus. Teelichter sind dafür gut geeignet und auch recht billig. D.h. während man beim Negativ-Forming mit einer „recyclebaren“ Form arbeitet, geschieht dies beim Positiv-Forming mit einer verlorenen.

Bild

Die Formen sind zunächst nicht elektrisch leitend und müssen deshalb weiter vorbereitet werden. Dies geschieht am einfachsten mit Grafit aus der Sprühdose. Ein wenig Leitlack hier und da kann auch nicht schaden

Bild

:arrow: Photoforming ist noch viel einfacher. Hier wird mit belichteten Blechen gearbeitet, ähnlich dem Ätzen. Jedoch werden hier die Teile nicht weggeätzt sondern aufgalvanisiert. Da die Bleche bereits metallisch sind (in meinem Fall Messing) ist keine weitere Vorbehandlung notwendig.

Bild


Die Ergebnisse
folgen in Kürze - momentan hängt noch ein Teilchen im Galvanobad, ein weiteres will noch rein. :D


Stoffel :scherzkeks:
Zuletzt geändert von Stoffel am Sa 17. Sep 2005, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Beitrag von Stoffel »

So, nun gibt´s mehrmals das gleiche Teilchen auf die Augen, einen Kistendeckel, jedoch mit unterschiedlichen Verfahren hergestellt. 8) Beginnen wir mal mit den Misserfolgen . :oops: ....


Positiv-Forming

Hier habe ich zwei Versuche gestartet. Beim oberen Teilchen (links) wurde direkt auf das Original (Kunststoff) galvanisiert, beim unteren auf ein Wachspositiv. Zum Vergleich gibt´s ein Weissmetall-Teilchen, das aus der gleichen Form entspringt, rechts im Bild.

Positiv-Forming, Erster Versuch, zweifelhafter Erfolg (Stoffel)
Bild


Positiv-Forming, beide Versuche im Vergleich zum Weissmetall-Guss (Stoffel)
Bild


Ergebnisse:
* deleted *



Der metallische Aufbau ist sehr stabil, ähnlich einer harten Kupferlegierung. Man kann bedenkenlos mit Säge, Feile etc. darauf herumschrabben. :!: Allerdings sind die Konturen recht unscharf. Die Teilchen sind nicht wirklich zu gebrauchen, es sei denn, jemand will „Gammelteilchen“ herstellen. :evil:


Fazit:
Diese Methode geht in den Mülleimer. :bgdev: Zum Glück waren andere Methoden erfolgreicher ....



Stoffel :scherzkeks:
PS: Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von Stoffel am Sa 17. Sep 2005, 23:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Beitrag von Stoffel »

.... gehen wir mal zu der zweiten getesteten Methode über, dem


Negativ-Forming

Hier war ich schon deutlich erfolgreicher. :D Der erste Versuch war gleich ein Treffer. Links im Bild ist das Galvano-Teilchen, rechts wieder zum Vergleich das gleiche Werkstück aus Weissmetall (das braune Ding in der Mitte ist Hermann :lol: ).

Negativ-Forming, erster Versuch (Stoffel)
Bild

Die Vorgehensweise ist recht simpel. :D Die Silikonform wird dick mit Graphit besprüht, Anschlüsse ins Silikon gesteckt und mit Leitlack eine Verbindung zum Graphit hergestellt. Nachdem man das Bad mit Strom beaufschlagt, bildet sich binnen einer halben Stunde (zumindest bei dieser Werkstückgröße von ca. 45mm x 25mm) eine durchgängige kupferne Schicht. Dann braucht man nur noch Geduld... :sleeping:

Der metallische Aufbau ist wiederum sehr stabil. Das Teilchen habe ich auf der Modellkreissäge zurechtgesagt (nachdem ich vergessen hatte, das Graphit am Rande der Form wieder zu entfernen :oops: ). Die Konturen sind zum Teil ehrlicher und schärfer als beim Guss-Teilchen. Bänder und Nieten sind sehr exakt nachgebildet. Zu meiner Überraschung ist auch der Ring in der Mitte vorhanden. Die Flecken auf dem Werkstück kommen daher, dass ich mit dem Leitlack ein wenig in der Form herumgesaut habe. :oops:

Ergebnisse:
*deleted*


Fazit:
Voller Erfolg. Eine echte Alternative zum Weissmetall-Guss, vor allem dann, wenn man dünne Teile (Bleche) haben will. Nachteilig ist lediglich, dass man doch Geduld mitbringen muss. Bestimmt kann man die Geschichte aber noch verbessern. :gruebel:

Anwendungen:
Diese Methode könnte man eigentlich immer dann anwenden, wenn man Blech mit konventionellen Methoden nicht in die richtige Form bekommt, z.B. Endstücke von Lokomotivdächern, aber auch Gehäuseteile, Dachaufbaufbauten etc. :idea: Lohnt sich natürlich nur wirklich, wenn man mehr als ein, aber nicht gleich ´zig Teilchen braucht. :(

Aber einen habe ich noch .........


Stoffel
PS: Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von Stoffel am Sa 17. Sep 2005, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Beitrag von Stoffel »

.... aller guten Dinge sind drei .....


Foto-Forming

Diese Methode ist am einfachsten und erbringt die besten Erfolge. :yau: Eigentlich ist es so was wie ein „invertiertes Ätzverfahren“. Ähnlich dem Ätzen werden beschichtete Bleche belichtet, um die metallische Oberfläche freizulegen. Jedoch wird dann das Material nicht ab- sondern aufgetragen. Hier wieder der schon bekannte Kistendeckel. Der metallische Aufbau ist nur durch grobe Gewalt vom Blech zu entfernen. Die Konturen sind klar, die aufgalvanisierten Details sehr exakt und sauber.


Foto-Forming (Stoffel)
Bild

Ergebnisse:
* deleted *


Fazit:
Ebenfalls ein voller Erfolg. Eine echte Alternative zum Ätzen – in manchen Fällen sogar vorteilhafter, weil nicht unendlich viel umgebendes Material abgetragen werden muss, um ein paar Details herauszuholen. Auch ist es kinderleicht, jeder Schuss ein Treffer. Nachteilig ist natürlich, dass man die entsprechende Einrichtung braucht, um die Bleche belichten zu können.

Anwendungen:
M.E. ist das die ideale Methode um erhabene Details wie Leisten und Nieten nachzubilden. Gerade die Nieten sind m.E. phantastisch und einfacher geht´s kaum. :D In Kombination mit Ätztechnik könnte man sich eine „weitere Dimension“ erschließen, z.B. Nieten auf Leisten !! Auch die Anfertigung von Lok- und Typenschildern ist so möglich.


Stoffel :scherzkeks:
PS: Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von Stoffel am Sa 17. Sep 2005, 23:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blöde Frage: Galvanoformung, wer weiss was ?

Beitrag von Stoffel »

zu guter letzt gibt es natürlich noch eine kleine Aufmerksamkeit für den edlen Spender der beschichteten Bleche ......

Bild

Meine "angewandte Grundlagenforschung" ist hiermit vorerst abgeschlossen. Nun hoffe ich aber doch zumindest die Ehrendoktorwürde der Buntbahnervereinigung zu erhalten, mindestens aber den Buntbahnorden am Buntband. :twisted: :D :twisted:

Jedenfalls bin ich ´mal sehr gespannt, ob einer von Euch sich dieses Themas annimmt und die Technik noch ein wenig verfeinert oder zumindest einmal anwendet. :lupe:


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:
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