Hallo!
@Larry: Danke! "Selbstbau" ist ja auch der Zweck des Forums.
@Alfred: Danke auch Dir für das erneute Lob! Das Niveau Deiner Arbeiten kann ich nicht bieten. Aber für meine Zwecke ist's okay

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@Helmut: Auch Dir vielen Dank für das Lob! Du zeigst ja selbst reichlich Engagement für die Arbeiten im Forum, da passt das prima und macht Laune.
Modellbaubegeisterte Väter mit beliebten Töchtern haben es zuweilen gut. So blieb heute wegen anderweitiger Beschäftigung von Chiara ein wenig Zeit, um etwas weit schwierigeres als den Wassereinfüllstutzen in Angriff zu nehmen. Dem Küchentisch im übertragenen Sinn sage ich dafür kurz Lebewohl, denn das geht nicht mehr gut ohne Maschine:
Der Rohbau des ersten Zylinders
Zunächst einmal habe ich eine ziemlich lange Zeit gegrübelt, wie ich mir die Zylinder bauen könne. Am liebsten wollte ich sie samt Deckeln aus einem Stück, aber leider gibt es da so ein paar Schwierigkeiten, beispielsweise den um 0,2mm eingezogenen Mantel zwischen den Deckeln und deren Haltern.
Da so ein Problem wahrscheinlich öfter in Selbstbaukreisen vorkommt, beschreibe ich meine Lösung etwas detaillierter. ISDN-Nutzer: Hier kommen 275kB, also schnell die <ESC>-Taste drücken!
Zunächst habe ich mir zwei Stück 15mm-Rundmaterial aus Messing auf etwa 45mm Länge gesägt. Nachfolgend beziehe ich mich nur noch auf den ersten Rohling.
Die eine Stirnseite wurde plan gedreht und mit einer etwa 16mm tiefen, zentrischen 2mm-Bohrung versehen. Die wird später das Kolbenstangenrohr aufnehmen. In die Stirnfläche habe ich dann eine Tasche von etwa 9,4mm Durchmesser und 0,5mm Tiefe eingedreht. Da sich das schlecht messen lässt, kann der Durchmesser mit einer vorher gedrehten 9,2mm-Scheibe geprüft werden. Passt die in die Tasche, wird nur noch nachgedreht und geputzt.
Dann habe ich den Außendurchmesser mit rund 24mm Länge auf 13,2mm abgedreht.
Im Teilapparat wurden acht Sacklöcher mit 0,8mm Durchmesser und etwa 2mm Tiefe angefertigt.
Nach dem Umsetzen des Futters auf das Drehherz habe ich dann mit einem Sägeblatt einen etwa 0,25mm breiten und 1,5mm tiefen Schlitz zwischen die Imitation des ersten Deckels und ersten Halters eingestochen. Auf dem
Vorbildfoto von Seite 1 des Threads ist gut zu erkennen, dass die Aufspannbolzen außen sichtbar waren. So soll's im Modell dann auch sein.
Achtung: Dieses Verfahren ist
gefährlich und nicht zur Nachahmung empfohlen! Dabei besteht eine erhebliche
Verletzungsgefahr!
Eine meiner größten Sorgen bei der Bauplanung war: Wie bekomme ich die Bolzen vorne und hinten an die gleichen Positionen? Spanne ich um, sehe ich die erste Runde ja nicht mehr. Hier kommt die von mir ertüftelte, relativ ungenaue Lösung. Für Küchentisch-Niveau langt's aber.
Zunächst wird der Rohling im Futter auf 22,5° zu den Bohrungen ausgerichtet. Das geht prima mit so einem Abstandshalter auf dem Support und zwei eingesteckten 0,8mm-Bohrerschäften.
Bei der Fühlerlehre - hier mit Absicht locker gelassen - werden so lange die Stärken erhöht, bis die Schäfte stramm, aber noch waagerecht sitzen.
Dann habe ich - vorsichtig, vorsichtig! - mit einer vorab zentrierten Drehstahl-Spitze außen einen kräftigen, waagerechten Ritz graviert. Dieser Ritz liegt nun genau in der Mitte zwischen der Höhe zweier Bohrungen.
Dann habe ich den Rohling ausgespannt, abgesägt und auf 21,6mm Länge gedreht. Die vorzentrierte Bohrung erfolgte diesmal mit 2,5mm bis zum 2mm-Sackloch (für das Kolbenstangenschutzrohr vorne).
Es folgte die zweite Tasche. Danach kam Farbe in meine Wangen, und so kommt nun auch Farbe in die Fotos. Das folgende Bild auf dem Teilapparat sieht nämlich dem zweiten sehr ähnlich, aber da gibt's einen gravierenden, unauffälligen Unterschied.
Zunächst einmal habe ich direkt beim Ritz mit der Spitze des Dreikantschabers eine winzige Körnung gesetzt. Dann habe ich mit einem Reißzirkel mit sehr spitzen Spitzen von da rechts und links knapp 2,2mm Abstand angerissen. An einer dieser Markierungen habe ich eine winzige Körnung angebohrt, dann den Teilapparat um 45° verstellt und das Ganze wiederholt. Dann habe ich mir Ritz, Körnungen und Spitzen unter der Lupe angesehen, ob die Abstände halbwegs gleich aussehen. Ist das nicht der Fall, muss der Support mit dem Teilapparat noch entsprechend verfahren werden. Sobald die Testspitzen "stimmen", können auch die zweiten acht Sacklöcher gebohrt werden.
Beim dem Foto unter der Lupe hat sich dussliger Weise ein Span direkt neben die mittlere Körnung geworfen. Achtet bitte eher auf den Längsritz zum Vergleich der Bohrungslage.
Meine zweite Sorge war: Würde es mir ohne Ansatz am Drehteil glücken, den Mantel innen auf 12,8mm abzudrehen?
Dazu habe ich mir zunächst möglichst zentrisch einen 2mm-Dorn in das Futter gespannt und den Zylinder über die Kugel-gelagerte Spitze im Reitstock aufgedrückt. Das klingt verwegen. Der unvermeidliche Schlag schadet jedoch wenig, weil die von Helmut aufopferungsvoll gefrästen Halter für die Gleitbahnen ja über die mittlere Zylinderbohrung angebracht werden. Es kann also allenfalls geschehen, dass es zwischen vorderem und hinterem Ende der Gleitbahnen einen Versatz von ein paar Hundertstel Millimeter gibt. Der ist aber wegen der gesamten Konstruktion ohnehin nicht zu vermeiden.
Wie schon befürchtet, ratterte sich ein kleiner Abstechstahl beim ersten Versuch auf (ich erwähnte ja schon, dass meine ausgenudelte Maschine mehr klappert als zufrieden brummt). Mit einem sehr scharfen Schruppstahl und einmaligem Wenden klappte es dann aber doch <schwitz>.
Im Bild ist rechts am Zylinder nur ganz schwach zu erkennen, dass ich mir dort mit dem Reißzirkel in 4,9mm Entfernung von der Stirnseite einen feinen Ring angerissen habe. Dieser Ring muss später genau auf der Außenkante des hinteren, oberen Zylinder-Halteblechs innen liegen und dient zur Längs-Ausrichtung.
Und
tataa! - dann war's soweit: Der erste Zylinder-Rohling konnte zur Probe in seinen gewässerten Halter eingelegt werden.
<seufz> - jetzt kommt das alles noch einmal

. Wie ich auf dem Foto sehe, sollte ich noch ein wenig 1.000er-Schleifpapier mit dem Mantel verabreden

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Beste Grüße und eine schöne Woche,