Hallo!
Danke für Eure freundlichen Kommentare. Durch die Planung und die Ätzteile ist es nicht so schwierig, so eine Weiche zu bauen. Ohne ein bisschen Nachdenken vorher wird es allerdings wahrscheinlich Probleme geben.
Antrieb und Elektrik (Teil 1)
Eine Weiche braucht eine Verbindung zwischen den Zungen. Da kam hier eigentlich nur eine einfache Stange mit Stellschloss in Frage (also eine Gewindehülse mit Kontermuttern an den Enden). Da die Weichenzungen den Pol der zugehörigen Backenschiene führen, muss die Verbindung isoliert sein - und das geht (passabel) über die Hülse. Die Polarität der Weichenzungen ergibt sich zwangsläufig über die Gleitplatten. Außerdem halte ich nichts von Weichenzungen, die mit dem Herzstück elektrisch verbunden sind - das ist bei Entgleisungen im Zungenbereich fast schon eine Garantie für Kurzschlüsse.
Die Hülse habe ich aus Rohr 2 × 0,45mm angefertigt (rund 13mm lang). An den Enden habe ich Sechskante als Imitation der Kontermuttern aufgefeilt. "Schrauber" Tomas hatte mir vor Jahren ein Fläschchen Loctite® 603 "Fügen Welle Nabe" geschenkt (
danke!). Damit habe ich Durchgangs-frei zwei Stummel 1mm-Messingdraht in die Hülse geklebt - und dann ab mit der Geschichte in den Heizschrank zwecks Aushärtung bei rund 50° Celsius.
Die anschließende Prüfung mit dem verschlissensten "Multimess" der Welt

ergab keinen Durchgang mehr (jedenfalls nicht im kiloOhm-Bereich).
Die Flansche für den Anschluss an die Weichenzungen hatte ich schon mit ätzen lassen. Also wurden die vorbereitet und dann bei fixierten Weichenzungen passend mit den Stangen verlötet. Zwei Stückchen Rohr - in Sechskantform gefeilt - ergeben dieses Mal die Mutter-Imitate. Leider gab's danach einen ganz schwachen Durchgang zwischen einem Hülsenende und der Stange. Also: Stange 'raus, beischleifen, neu einsetzen, warten, prüfen. Auf dem Foto nicht zu sehen: das Abstandsstück aus Polystyrol zwecks Profil-Sicherung zwischen der abliegenden Zunge und der Backenschiene am engsten Punkt.
Die Klebe-Übung durfte ich dann gleich noch einmal wiederholen, bis die Hülse endlich ganz Potenzial-frei war

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An der Hülse muss ein Anschlussflansch für die Stellstange vom Stellbock angebracht werden. Das kann
auch kritisch werden, weil bei der Lötarbeit das Loctite®-Mittel wieder weich wird - also heißt es noch einmal messen. Die Stifte der Zungenflansche sind Provisorien - denn die Zungen werden erst bei der Endmontage endgültig befestigt. Links seht Ihr an der Weichenzungenplatte, was ich hier für Pfusch betreibe

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Bei
Hegob hatte ich mit den Profilen auch zwei Stellböcke (ohne Laternen) bestellt. Die sind gut aus Neusilber gegossen. Ein bisschen verwundert mich, dass nicht nur die Aufspannplatte für die Weichenlaterne, sondern auch deren Boden mit angegossen ist. Der ist allerdings rundum 0,5mm kleiner als die Grundfläche einer Weichenlaterne. Zu diesem Thema kommen wir aber später, denn noch wird der Stellbock
nicht gebraucht. Sehr schön - und den meisten wahrscheinlich unbekannt: Es gibt verschieden lange Y-Stücke für unterschiedlich lange Stellwege (unten im Bild).
Nun zu den Antriebsfragen. Ich habe da einige Wünsche. Zum Beispiel soll eine Weiche wahlfrei über den Stellbock von Hand oder ferngesteuert über einen Antrieb stellbar sein. Und auch beim Antrieb bin ich eigen: Er soll leise sein, mit wenig Strom auskommen und möglichst ganz vom Handstellbetrieb unabhängig. Die EPL®-Antriebe sind zu laut, teuer und brauchen viel Strom. Die Antriebe von Hoffmann sind gut, aber nicht gut von Hand zu stellen. Kurz und schlecht, da musste eine eigene Lösung her.
Schlaflose Nächte hatte ich deswegen nicht, aber tatsächlich kam mir abends beim Einschlafen die meiner Meinung richtige Idee - einfach, preiswert und mit Berücksichtigung aller meiner unbescheidenen Wünsche. Hier folgt eine kleine Prinzipskizze.
Die Skizze zeigt die Antriebsidee von oben oder unten. Links ist die Weichenseite, rechts sie Antriebsseite. Am mit (1) bezeichneten Punkt ist der Drehpunkt eines Federstahldrahts (oder eines ähnlichen Gebildes). Links davon (2) werden die Weichenzungen angelenkt. Da die Gelenkverbindung Weichenzungen-Stange mehr oder minder starr ist, nimmt die Weiche beim Umstellen von Hand die Stange mit.
An der Stange ist (wie auch immer) ein Permanent-Magnet befestigt, der in beiden Endstellungen einen Schutzgasrohrkontakt (SRK, Reed-Relais) betätigt. Den Magneten habe ich in der Skizze mit einem blauen Kreis angedeutet. Der Magnet soll gleichzeitig für eine sanfte Endlagensicherung sorgen - aber bitte nicht zu dolle.
Nehmen wir nun an, dass die Stellstange am rechten Ende bis zum Punkt (3) verlängert wird. Solange der Stange nichts im Weg steht, kann die Weiche von Hand über den Stellbock umgestellt oder sogar aufgeschnitten werden. Das Reed-Relais sorgt dank einer nachgeschalteten Elektronik für die richtige Polarität des Herzstücks (dazu später noch
viel mehr - das ist eine Drohung

).
Stellt Euch nun das Rad rechts als ein großes Schneckenrad vor, angetrieben von einem Restposten-Glockenankermotor über eine Schnecke. An dem Rad ist ein einziger Stift, den ich in der Skizze in vier Stellungen eingezeichnet habe.
Das Rad dreht sich je nach Polarität des Motors im Uhrzeiger-Sinn oder entgegen gesetzt. Der Stift liegt in beiden Endlagen aber außerhalb der Stellstange (grün / gelb rechts). Das heißt, die Stange kann sich frei bewegen.
Trifft zum Beispiel bei einer Teilumdrehung entgegen dem Uhrzeigersinn der Stift (dann grün) von
außen auf den Punkt (3), wird die Mitnehmerstange in die gegenüber liegende Stellung bewegt. Kommt sie dort an oder sie dort schon (die Stange, Curry-farbene Linie unten in der Skizze), wird sie ein wenig ausgelenkt und der Stift wandert fröhlich daran vorbei (Freilauf). Dann erreicht der Stift die entgegen gesetzte Endstellung mit Endabschaltung (gelber Punkt).
Dadurch wird die Stellstange wieder frei für händische Betätigung. Damit sind meine mechanischen Bedingungen auch erfüllt.
Beste Grüße, bald mehr,