IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Anlagen (aussen & innen), Dioramen, Gebäude, Figuren, Schienen, Autos, sonstiges Zubehör

Moderator: Marcel

theylmdl
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 5812
Registriert: Fr 14. Jan 2005, 01:01
Wohnort: Frankfurt a.M.
Kontaktdaten:

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von theylmdl »

2008-03-07 00:30 Uhr

Hallo!

Leider gab's heute nur ein halbes Stündchen Bastelzeit und zum Feierabend-Bier noch ein halbes für einen kurzen Bericht zur Bastel-Lage :-) . Ich habe die abzweigende, bei einer Linksweiche also rechte Weichenzunge im Rohbau fertig gestellt.

Zunächst wurde in die tiefgeätzte Nut der Gleitplatte der waagerechte Schenkel der Verbindung Gleitplatte-Profil eingelötet. Gerade diese Arbeit muss unbedingt auf einer ebenen Unterlage erfolgen. Leider habe ich seit jeher ein Problem mit zu hohen Abstraktions-Ebenen und -Hierarchien, darum tat ich mich bei der Konstruktion lange sehr schwer mit den Weichenzungen. Die müssen nämlich einen Knick haben, und zwar kurz vor dem Punkt, an dem sie an der Backenschiene auftreffen. Der ist hier im Bild mit einem roten Pfeil markiert.

Bild

Das Prinzip ist etwa dies: Vom Schienenprofil wird der Fuß so abgesägt (natürlich mit dem Juwelier-Sägebogen :-) ), dass nach dem Verfeilen 3,7 Millimeter von der Schienenoberkante bis zum unteren Stegende bleiben. Das passt dann genau in die Ecke zwischen dem aufgelöteten Schenkel und der Grundplatte. Mit dem senkrechten Schenkel wird das schwierig. Wenn ich ganz mutig bin, probiere ist da auch noch 'mal was.

So sieht's im noch rohen Zustand angelegt aus.

Bild

Und so, wenn die Zunge nicht anliegt - da ist hinten am Schienenkopf auch der "Knick" gut zu sehen.

Bild

Heute fand ich es doch gut, dass ich mir eine Feile mit Hieb 2 gegönnt habe, denn da gab's einiges "Fleisch" zu zerspanen.

Ein bisschen Kummer habe ich mit der senkrechten Führung der Zunge - sie neigt noch etwas zum Kippeln nach innen, was Murks ist. Aber das bekomme ich schon noch hin, nur heute nicht mehr.

Auf dem letzten Foto für heute ist gut zu sehen, dass die Nägel noch nicht gänzlich versenkt sind. Das mache ich erst bei der Feinst-Justierung. Der Einlauf der Weichenzunge wirkt hier brutal breit, aber das ist er nicht. Da laufen meine vier Testradsätze alle butterweich drüber (und ohne zu Klackern).

Bild

Gute Nacht,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
Benutzeravatar
Flachschieber
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 4253
Registriert: Mi 5. Mär 2003, 08:47

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Thomas,

da schaut man ein Paar Tage nicht rein und wird gleich überrascht. Spitze Deine Weiche. Ich muß mir auch noch meine 5 Weichen fertig bauen. Ebenfalls Code 200. Da ich aber nicht Ätzen kann fräs ich mir meine Stühlchen. Komm aber noch nicht dazu.

Beste Grüße nach FfM

Marco
theylmdl
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 5812
Registriert: Fr 14. Jan 2005, 01:01
Wohnort: Frankfurt a.M.
Kontaktdaten:

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Weichenbau (Teil 2)

Die abzweigende Weichenzunge war ja schon gebaut. Heute konnte ich so nebenbei die zweite Zunge basteln, was erwartungsgemäß flotter von der Hand ging. Dann ging's an die Gelenke.

Bei der Gelegenheit zerdrösele ich die Weichenbezeichnung "Va-60-1:6 Gz (H)" zum besseren Verständnis. Das "Va" steht für eine preußische Schienprofilform, die fast genau dem S33-Profil entspricht. "60" steht für 60m Radius, "1:6" für Neigung 1 zu 6, "Gz" für Gelenkzungen (immer gut für Modelleisenbahner wegen der Leichtgängigkeit im Vergleich zu Federzungen) und "(H)" für Holzschwellen (E wäre Eisenschwellen).

Die 1,5mm-Stifte als Bolzen der Gelenke sollen in Röhrchen 2,5mm gelagert werden, damit sie gut in den Untergrund (und überhaupt) geführt werden. Um der Lötstelle zwischen Messingstift und Zungenplatte genug Fläche zu bieten, sollte die Stelle mit einer Scheibe 0,6mm aufgedoppelt werden (die passt gerade noch so unter die 3,1mm hohen LGB®-Spurkränze).

Bei Ätzungen aus 0,6mm-Blech sind seitliche Anätzungen kaum zu vermeiden. Aber wie können die abgefeilt werden, ohne eine Drehbank anzuwerfen oder die piepskleinen Scheibchen (Außendurchmesser 3,6mm) zu verlieren? Hier ist die simple Lösung.

Bild

Das Scheibchen wird auf eine Echappement-Feile aufgedreht, bis es klemmt. Dann sichert der Daumen die gerade Lage, und mit dem (Hornhaut-bewehrten) Zeigefinger als Führung wird das äußere Ungemach mit wippenden Feilhieben entfernt. Vorsicht bei neuen und scharfen Feilen: Ich habe mir schon 'mal eine 1mm tiefe Kerbe in den Zeigefinger gefeilt, eher ich es gemerkt habe. Danach gab's dann eine Woche Bastelpause ;-) .

Wer keine Ständerbohrmaschine mit einem großen Tisch hat, muss sich mit der Kleinbohrmaschine behelfen (so wie ich). Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass eine Bohrung nicht so senkrecht ausfällt, wie gewünscht. Die Gelenke habe ich daher so gebaut:
  • Von oben bei richtiger Lage der Weichenzunge (anliegend) ein 1,5mm-Loch durch die Zungenplatte, die Zungengrundplatte und Trasse bohren.
  • Von unten die Bohrung auf 2,5mm aufbohren und seitlich rundum etwas "aufnudeln".
  • Die Weichenzunge auflegen und einen 1,5mm-Stift durch Zungenbohrung und Weichenzungengrundplatte stecken. Die Weichenzunge in der richtigen und senkrechten Lage fixieren.
  • Eine vorbereitete Hülse aus Rohr 2,5 × 0,45mm mit Fasen innen und außen von unten auf den Stift aufstecken.
  • Ein wenig Sekundenkleber auf die Hülse geben und sie (bei eingestecktem 1,5mm-Stift!) ganz von unten in die Trasse schieben.
  • Warten, bis der Sekundenkleber abgebunden ist, und dann die Enden der Hülse ein ganz klein wenig aufreiben.
  • Stift, Scheibe und Weichenzungen-Platte gut verlöten und versäubern.
In Folge bewegen sich die Zungen extrem leichtgängig in den Gelenken - es braucht weit weniger als ihr Gewicht, um sie zu bewegen. Ich bin dann zufrieden, wenn ich sie "umpusten" kann.

Wie geschrieben, führen die Stifte der Gelenke in den Untergrund. Dort wird bei der Endmontage je Zunge ein leicht bewegliches Kabel angelötet, denn von einer Stromübertragung über schleifende Kontakte halte ich rein gar nichts. Das habe ich bei meinen Feldbahn-Weichen schon einmal gezeigt. So sieht's da aus.

Bild

Der Bogen bei den 0,5mm²-Litzen sorgt dafür, dass die Weichenzungen absolut leichtgängig beweglich bleiben und die Lötstellen nicht belastet werden. Zurück zu IIm - also Meterspur.

Bild

Jetzt - und erst jetzt! - konnten die Weichengrundplatten "ausgekatzt" werden. Dazu wurde allerdings mangels echter Masse nicht fidos wunderbares Modell benutzt, sondern ein 300g-Hammer mit einem alten und stabilen Schraubendreher. Bei 45,1mm zwischen Zunge und gegenüberliegender Backenschiene war ich's dann zufrieden. Um diesen Zustand zu sichern, werde ich die Schienenfüße am Einlauf und die Weichenzungenplatten noch mit Stiften in der Trasse verlöten.

Natürlich folgten die Versuche mit meinen vier Testradsätzen. Da die alle prima laufen, konnte auch der Zungenstellweg festgelegt werden - fünf Millimeter reichen bequem.

Bild

Nun stehen die Stellstange, der Übergang in den Untergrund zwecks Antrieb und Elektrik sowie der Oberflur-Modellbau an - meist recht entspannende Aufgaben.

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Do 4. Jun 2009, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
Benutzeravatar
Marcel
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 2970
Registriert: Sa 1. Mär 2003, 17:44
Wohnort: Hägglingen / Schweiz
Kontaktdaten:

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von Marcel »

Hallo Thomas

Auch wenn ich ein paar Stufen simpler baue, macht es immer wieder viel Spass deine Bauberichte zu lesen.

Wie bei deinen anderen Projekten, wird diese Weiche auch wieder ein Superding und ich freue mich schon auf die Berichte der weiteren Fortschritte.
Benutzeravatar
Trambahner
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 834
Registriert: Mo 15. Nov 2004, 11:44
Wohnort: Schaffhausen/CH

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von Trambahner »

Hallo Thomas

Ich bin immer wieder beeindruckt von deinem Vorgehen, wie Du alle Aspekte möglichst vorher berücksichtigst und wie Du dann die Überlegungen perfekt umsetzt.

Ich freue mich schon heute, deine feine 99 012 auf diesem ebenso feinen Schienenweg fahren zu sehen. :lol: :lol: :lol:
Gruss
Michael

The man who never made a compromise never build a model railroad
theylmdl
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 5812
Registriert: Fr 14. Jan 2005, 01:01
Wohnort: Frankfurt a.M.
Kontaktdaten:

Re: IIm-Weiche Va-60-1:6 Gz (H), Code 200

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Danke für Eure freundlichen Kommentare. Durch die Planung und die Ätzteile ist es nicht so schwierig, so eine Weiche zu bauen. Ohne ein bisschen Nachdenken vorher wird es allerdings wahrscheinlich Probleme geben.

Antrieb und Elektrik (Teil 1)

Eine Weiche braucht eine Verbindung zwischen den Zungen. Da kam hier eigentlich nur eine einfache Stange mit Stellschloss in Frage (also eine Gewindehülse mit Kontermuttern an den Enden). Da die Weichenzungen den Pol der zugehörigen Backenschiene führen, muss die Verbindung isoliert sein - und das geht (passabel) über die Hülse. Die Polarität der Weichenzungen ergibt sich zwangsläufig über die Gleitplatten. Außerdem halte ich nichts von Weichenzungen, die mit dem Herzstück elektrisch verbunden sind - das ist bei Entgleisungen im Zungenbereich fast schon eine Garantie für Kurzschlüsse.

Die Hülse habe ich aus Rohr 2 × 0,45mm angefertigt (rund 13mm lang). An den Enden habe ich Sechskante als Imitation der Kontermuttern aufgefeilt. "Schrauber" Tomas hatte mir vor Jahren ein Fläschchen Loctite® 603 "Fügen Welle Nabe" geschenkt (danke!). Damit habe ich Durchgangs-frei zwei Stummel 1mm-Messingdraht in die Hülse geklebt - und dann ab mit der Geschichte in den Heizschrank zwecks Aushärtung bei rund 50° Celsius.

Die anschließende Prüfung mit dem verschlissensten "Multimess" der Welt ;-) ergab keinen Durchgang mehr (jedenfalls nicht im kiloOhm-Bereich).

Bild

Die Flansche für den Anschluss an die Weichenzungen hatte ich schon mit ätzen lassen. Also wurden die vorbereitet und dann bei fixierten Weichenzungen passend mit den Stangen verlötet. Zwei Stückchen Rohr - in Sechskantform gefeilt - ergeben dieses Mal die Mutter-Imitate. Leider gab's danach einen ganz schwachen Durchgang zwischen einem Hülsenende und der Stange. Also: Stange 'raus, beischleifen, neu einsetzen, warten, prüfen. Auf dem Foto nicht zu sehen: das Abstandsstück aus Polystyrol zwecks Profil-Sicherung zwischen der abliegenden Zunge und der Backenschiene am engsten Punkt.

Bild

Die Klebe-Übung durfte ich dann gleich noch einmal wiederholen, bis die Hülse endlich ganz Potenzial-frei war :-( .

An der Hülse muss ein Anschlussflansch für die Stellstange vom Stellbock angebracht werden. Das kann auch kritisch werden, weil bei der Lötarbeit das Loctite®-Mittel wieder weich wird - also heißt es noch einmal messen. Die Stifte der Zungenflansche sind Provisorien - denn die Zungen werden erst bei der Endmontage endgültig befestigt. Links seht Ihr an der Weichenzungenplatte, was ich hier für Pfusch betreibe :-( .

Bild

Bei Hegob hatte ich mit den Profilen auch zwei Stellböcke (ohne Laternen) bestellt. Die sind gut aus Neusilber gegossen. Ein bisschen verwundert mich, dass nicht nur die Aufspannplatte für die Weichenlaterne, sondern auch deren Boden mit angegossen ist. Der ist allerdings rundum 0,5mm kleiner als die Grundfläche einer Weichenlaterne. Zu diesem Thema kommen wir aber später, denn noch wird der Stellbock nicht gebraucht. Sehr schön - und den meisten wahrscheinlich unbekannt: Es gibt verschieden lange Y-Stücke für unterschiedlich lange Stellwege (unten im Bild).

Bild

Nun zu den Antriebsfragen. Ich habe da einige Wünsche. Zum Beispiel soll eine Weiche wahlfrei über den Stellbock von Hand oder ferngesteuert über einen Antrieb stellbar sein. Und auch beim Antrieb bin ich eigen: Er soll leise sein, mit wenig Strom auskommen und möglichst ganz vom Handstellbetrieb unabhängig. Die EPL®-Antriebe sind zu laut, teuer und brauchen viel Strom. Die Antriebe von Hoffmann sind gut, aber nicht gut von Hand zu stellen. Kurz und schlecht, da musste eine eigene Lösung her.

Schlaflose Nächte hatte ich deswegen nicht, aber tatsächlich kam mir abends beim Einschlafen die meiner Meinung richtige Idee - einfach, preiswert und mit Berücksichtigung aller meiner unbescheidenen Wünsche. Hier folgt eine kleine Prinzipskizze.

Bild

Die Skizze zeigt die Antriebsidee von oben oder unten. Links ist die Weichenseite, rechts sie Antriebsseite. Am mit (1) bezeichneten Punkt ist der Drehpunkt eines Federstahldrahts (oder eines ähnlichen Gebildes). Links davon (2) werden die Weichenzungen angelenkt. Da die Gelenkverbindung Weichenzungen-Stange mehr oder minder starr ist, nimmt die Weiche beim Umstellen von Hand die Stange mit.

An der Stange ist (wie auch immer) ein Permanent-Magnet befestigt, der in beiden Endstellungen einen Schutzgasrohrkontakt (SRK, Reed-Relais) betätigt. Den Magneten habe ich in der Skizze mit einem blauen Kreis angedeutet. Der Magnet soll gleichzeitig für eine sanfte Endlagensicherung sorgen - aber bitte nicht zu dolle.

Nehmen wir nun an, dass die Stellstange am rechten Ende bis zum Punkt (3) verlängert wird. Solange der Stange nichts im Weg steht, kann die Weiche von Hand über den Stellbock umgestellt oder sogar aufgeschnitten werden. Das Reed-Relais sorgt dank einer nachgeschalteten Elektronik für die richtige Polarität des Herzstücks (dazu später noch viel mehr - das ist eine Drohung ;-) ).

Stellt Euch nun das Rad rechts als ein großes Schneckenrad vor, angetrieben von einem Restposten-Glockenankermotor über eine Schnecke. An dem Rad ist ein einziger Stift, den ich in der Skizze in vier Stellungen eingezeichnet habe.

Das Rad dreht sich je nach Polarität des Motors im Uhrzeiger-Sinn oder entgegen gesetzt. Der Stift liegt in beiden Endlagen aber außerhalb der Stellstange (grün / gelb rechts). Das heißt, die Stange kann sich frei bewegen.

Trifft zum Beispiel bei einer Teilumdrehung entgegen dem Uhrzeigersinn der Stift (dann grün) von außen auf den Punkt (3), wird die Mitnehmerstange in die gegenüber liegende Stellung bewegt. Kommt sie dort an oder sie dort schon (die Stange, Curry-farbene Linie unten in der Skizze), wird sie ein wenig ausgelenkt und der Stift wandert fröhlich daran vorbei (Freilauf). Dann erreicht der Stift die entgegen gesetzte Endstellung mit Endabschaltung (gelber Punkt).

Dadurch wird die Stellstange wieder frei für händische Betätigung. Damit sind meine mechanischen Bedingungen auch erfüllt.

Beste Grüße, bald mehr,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
Antworten