Hallo Leute
Hier ist nochmal Charly
Ich freue mich über das Interresse an unseren Loks. Ich erzähle euch am besten, wie es dazu kam.(Ich hab noch ein paar Bilder hochgeladen vom bau in der Galerie unter "Bilder der Buntbahner"
Die Entstehung unserer Lokomotiven
Von Karl (Charly) Spenger
Eine Saison geht zu Ende.
Es war im Herbst 2001. Die Segelsaison ist zu Ende und das Schiff liegt hoch und trocken im Winterlager. Man müsste mal wieder etwas bauen, dachte ich und mir gingen verschiedene Dinge durch den Kopf. Was hatte ich früher so alles Gebaut. Schiffsmodelle, Flugzeuge und ja natürlich Eisenbahn. Ich hatte als Kind eine HO Anlage und später eine N Spur. Dafür ist aber jetzt kein Platz mehr und eine Z Anlage in einem Schubladen bauen will ich auch nicht. Da war doch mal jemand in meinem Bekanntenkreis, der eine kleine Lok (Köf) in größerem Maßstab baute, aus Messing, verlötet für Spur LGB oder so. Keine Ahnung wo der jetzt, ist aber Informationen kriegt man ja jetzt im Internet. Also mal auf die suche machen.
Ein Plan
Nach einigem stöbern kam ich auf neue Worte und die hießen Livesteam und 5 Zoll, Das war was das mich interessierte. Ich kam auf die Seite
www.Dampf-Modell-Bahn.de sie ist die beste die ich kenne. Aber kann ich so was bauen? Und die Preise für einen Bausatz. Man müsste mal einen Plan sehen, wie so was gebaut wird. Also Plan bestellen und warten was da kommt. Ich hab mir natürlich den Plan von der schönsten Lok bestellt die ich fand, eine Amerikanische Pacific. Er kam und ich war fertig mit der Welt. 26 A1 Pläne und so kompliziert, ab in die Ecke damit und nicht mehr dran denken.
Ein erster Lichtblick
Mein bester Freund Steven mit Frau kam zum Kaffeetrinken am Sonntag zu uns und ich erzählte ihm von dem Plan. Er meinte nur zeig mal her. Als Maschinenbauer hat er natürlich Ahnung von der Materie. Den Plan studierte er lange und ausgiebig, dann meinte er nur: „so was hab ich auch noch nicht gebaut, aber möglich ist es schon“. Das eine oder andre Teil kann er mir ja gelegentlich drehen oder fräßen, meinte er, aber wenn, will er auch eine, dann bauen wir eben zwei. Bis zur Fertigstellung wird es wohl 5 bis 6 Jahre dauern. Der Weg ist das Ziel sagte ich, ich hab es nicht eilig.
Der Anfang
Eine schwierige Aufgabe ist schon mal die Anfertigung der Treibräder mit den Speichen und Ausgleichsgewichten. Als Rohmaterial hatte Steven Abfälle, die aus großen Platten herausgefräst wurden, in sehr guter Qualität (ST52). Aber um die Räder zu fräsen braucht man auch eine Fräse und ein Programm. „Ein Kollege von mir hat eine Fräse zuhause und ist ein As im programmieren“ sagte Steven, „Ich rede mal mit Ihm“. Eine Woche später kam er an und sagte „wir haben zwei Tage programmiert und ca. 2500 Sätze geschrieben, aber das Programm steht jetzt, ach ja, Toni macht voll mit wir bauen jetzt drei Loks“. Toni ist wirklich ein As im programmieren (Mathematik ist sein Hobby) er macht alle Fräsarbeiten und Steven alles was auf seiner Drehbank zu machen ist. Aber was mach eigentlich ich? Steven meint „keine Angst es bleibt genug zu tun übrig“.
Die ersten Teile
Februar 2002 Ein Rad braucht fünfeinhalb Stunden auf der Fräse, das macht bei drei Loks mit je sechs Antriebsrädern, also achtzehn Rädern, fast hundert Stunden! Toni und Steven teilten sich die Arbeit an der Fräse. Dazu kam dann pro Rad eineinhalb Stunden auf der Drehbank und eineinhalb Tage Handarbeit mit Feile und Schmirgelpapier. Solche Prachtstücke dürfen keinesfalls rosten, also auch noch vernickeln. Wir sind uns einig, der „Point of no Return“ ist damit schon überschritten. Für das erste Jahr hatten wir uns die Hauptrahmen mit den Treibachsen vorgenommen, aber das hatten wir schon im Sommer. Nach einem Jahr standen die Loks auf allen Rädern und wir konnten mit einem Fahrgestell zum 7.Echtdampf-Hallentreffen nach Sinsheim fahren. (Mein Segelschiff verkommt ein bisschen)
Gussteile
Für den hinteren Rahmen, den Hinterachsrahmen und die Zylinder wurden Gussformen angefertigt und in eine Gießerei gebracht. Die Rohlinge wurden dann auf der Fräse weiter bearbeitet. In jeden Zylinder kamen 144 Bohrungen, die meisten mit Gewinde. Nur die Kolbenringe wurden zugekauft. Die Schieberkastenführungen sehen auf dem Plan anders aus als auf Fotos vom Original. Das gefiel Steven nicht und er konstruierte das Teil neu nach dem Foto, was einen ganzen Rattenschwans an Änderungen nach sich zog. Immer mehr Details wurden geändert. Wenn am Original Kronenmuttern zu sehen sind, dann müssen da natürlich Kronenmuttern hin und Steven vertigte ca.70 M2 Kronenmuttern (gibt es nicht zu kaufen). Wir wurden richtige Nietenzähler.
Erste Bewegung
Ende April 2003 kam Bewegung in die Fahrgestelle. Sie liefen mit Pressluft alleine, was ein Grund für ein kleines Werkstattgrillfest war. Toni und Steven arbeiten fast jeden Tag an der Lok und schaukeln sich gegenseitig in der Detailverliebtheit hoch. Jede Bremsbacke hat 2 Beläge jeder Belag hat 4 Schrauben. Und erst die Lampen, so was gibt es nirgends zu kaufen. Für die Rauchkammer wurden genau die Nieten und Schrauben auf den Fotos gezählt. Sie ist aus V4A und es ist äußerst schwierig in sie Gewinde zu schneiden. Der Sommer 2003 ist vorbei und die Rauchkammer hat noch kein Innenleben aber einen Kamin und eine Tür mit Lampe und Nummer wie auf den Fotos vom Original. Wir bauen eigentlich alles nur noch nach Fotos. Aber vieles muss jetzt wieder zerlegt werden, um es zu Vernickeln und zu Lackieren. Ach ja, zum segeln gehe ich nicht mehr so oft und hab deshalb die hälfte meiner Yacht verkauft.