Realistische(re) Figuren

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Moderator: Marcel

teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo Stoffel und Peter,

danke für eure Komplimente.

Stoffel, ich glaube, du hast meine Herangehensweise schon gut getroffen, überwiegend dreist geklaut von den Leuten, die Comic-Figuren in 1:5 oder so bemalen. "Airbrush unter dem Mikroskop" passt irgendwie, klingt aber viel komplizierter, als es tatsächlich ist. Ich kriege meine Airbrush kaum je unter Kontrolle, mit meinem halb eingetrockneten Acryl-Farben ist die Düse eigentlich immer irgendwas zwischen ziemlich und ganz verstopft. Zum Glück kann man allein durch die Sprührichtung viel beeinflussen, und auch als Grobmotoriker bekommt man irgendwie brauchbare Ergebnisse.

Und Peter, so ganz verstehe ich die Herangehensweise in der Figurenmalszene manchmal nicht. Die Leute betreiben einen enormen Aufwand, mit oft herausragenden, nicht selten aber auch nicht ganz überzeugenden Ergebnissen.

Klar, viele Maler könnten sicherlich problemlos Fotorealismus erreichen, wenn sie denn wollten. Ich vermute einfach, dass sie sowas für künstlerisch völlig belanglos halten, wie es in den meisten Disziplinen der Bildenden Künste der Fall ist. Die Figuren sind kleine Kunstwerke, die für sich allein im Raum wirken sollen. Wenn man so eine Pinselkontrolle und Ausdrucksstärke besitzt, dann sind sichtbare Pinselstriche natürlich Teil der Kunst. Nichts von dem, was die malen, könnte ich in diesem Leben noch annähernd hinkriegen. Und neonleuchtende Alien-Monster-Zombie-Space-Marines sollen ja sowieso nicht realistisch aussehen.

Aber bei einigen anderen Figurenmaler ist mir nicht klar, warum sie so selten effizientere Mittel wie die Airbrush verwenden. Gerade die Militaria-Leute wollen ja schon eher einen realistischen Look, wenn auch mit übersteigerten Kontrasten. Und manche Orgien von Trockenbürsten, Washes, Blacklining, zig Schichten von gepinselten Schatten und Lichtern tun meiner Ansicht nach gerade Stofftexturen oft nicht besonders gut. Starke Kontraste zwischen Licht und Schatten entsprechen ja durchaus dem Vorbild, aber sie müssen halt dem Lichteinfall folgen. Washes und Drybrushing sind da nur mäßig geeignet und auch beim Pinseln muss man schon ein gutes Auge haben.

Ich kann dir nur empfehlen, dir den Ruck zu geben, dich an deine Figuren zu machen. Das Schöne ist ja, dass die Lernkurve steil ist und man zumindest alle Fertigfiguren qualitativ sehr schnell hinter sich lässt. Und versuche, möglichst viel mit der Airbrush zu machen, auch wenn das erstmal aufwendig erscheint. Letzten Endes spart man viel Zeit und Mühe bei besseren Ergebnissen, finde ich jedenfalls als jemand mit unzureichender Pinselkontrolle.

Und noch zwei halbfertige Figuren, mit ausstehender Nacharbeit in einigen Details. Damit reicht's auch erstmal mit Skinny Jeans, bei der rechten Figur sind's ja sogar schon eher Jeggins:

Bild

Ich habe übrigens versucht, die Augäpfel glänzend zu malen, um die typischen Lichtreflexionen zu replizieren. Das klappt nur so mäßig, die unkontrollierten Reflektionen an einer nicht exakt runden Oberfläche machen vor allem auf Bildern keinen guten Eindruck. Ich sollte also besser winzige Lichtreflektionen in die Augen zu malen. Da stoße ich aber leider an meine Grenzen, nicht nur maltechnisch; selbst mit Lupe kann ich solche Details beim Malen kaum erkennen.

Warum eigentlich so viele Frauenfiguren? Zum einen wollte ich mich etwas systematischer an weicheren Gesichtszügen, besonders noch mit Make-Up, versuchen, weil die oft als herausfordernd gelten.

Und dann musste ich leider lernen, dass in der Figurenszene der "Maßstab" oft nicht relativ, sondern absolut gemeint ist. Im Maßstab "75mm" sind alle Figuren also, naja, 75mm groß. Das passt bei vielen Frauen so einigermaßen in 1:22,5, aber je nach Körperbau sieht's im direkten Vergleich schon manchmal seltsam aus. Bei Männern geht's dann ganz schief, das ist dann offensichtlich ein kleinerer Maßstab.

Klar, das ist nur ein Problem, wenn man nicht selbst drucken oder wenigstens Druckvorlagen mit genauen Maßen an Dienstleister schicken kann. Aber zur Zeit bin ich noch auf Fertigfiguren angewiesen.
teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Zur Illustration vom "Glanzproblem" bei den Augen hab ich im obigen Bild noch mal in die Gesichter gezoomt:

Bild

Auf dem linken Foto ergeben sich kaum sichtbare Reflexionen, die Augen sehen relativ normal, wenn auch etwas stumpf aus. Auf der rechten Seite wird dagegen zur Kamera reflektiert, und die Figur hat auf einmal Echsenaugen, weil die hellen Lichter die Iris optisch verkleinern. Bei einer exakt runden Oberfläche wären die Reflexionen dagegen punktförmig und innerhalb der Iris, das erzeugt die "blitzenden Augen", die ich auch gern hätte. Aber die muss man wohl selbst malen.

Was wiederum ganz gut klappt, ist die leichte seidenmatte Mischung beim Lippenstift. Da erwartet das Auge auch keine punktförmige Reflektion.
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Peter_T1958
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Peter_T1958 »

Du übertriffst dich mit jedem Post von Neuem! Die beiden sind absolute Spitzklasse :!: Das mit der steilen Lernkurve (so hast du's mal beschrieben, glaube ich) wird hier eindrücklich vorgeführt...
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