Hallo,
ich hab noch ein kleines Update zur Hautbemalung. Gesichter habe ich zwar wenigstens sporadisch einigermaßen hinbekommen, aber vor größeren Flächen wie nackten Armen und Beinen hatte ich immer noch Respekt. Ich habe zwar eine kleine Abneigung entwickelt gegen sexy Altherren-Figuren, wie sie Preiser, Prehm und Co anbieten, aber nackte Haut ist ja im Sommer auch an echten Menschen zu sehen. Nur sehen nackte Beine, die uniform mit sogenannter Hautfarbe dick eingekleckst werden, immer ganz furchtbar aus.
Zur Anregung habe ich also ein wenig in verschiedene Communitys geschaut, die sich mit der Darstellung von Haut beschäftigen. Ich finde es faszinierend, wie in jeder Community jeweils elaborierte Produkte und Techniken zu Standards werden, denen dann jeder folgt. Aus dem jeweiligen Ökosystem mit Youtubern usw. bricht dann auch kaum jemand aus, was ich für ein Hobby ziemlich langweilig finde. Dagegen finde ich den Modellbahnbereich recht offen, jeder versucht eher sein eigenes Ding. Nur sind besonders bei Figuren die Ansprüche oft so gering bzw. nicht existent, dass ich da nicht nach Techniken zu schauen brauche.
Also gibt es die Tabletop-Miniaturen-Maler, von der eine ganze Industrie mit spezialisierten Acrylfarben lebt. Vieles ist interessant, wenn auch recht eingefahren, und alles soll vor allem grell aussehen. Dann die Comic-Statuen-Maler in 1:6 oder größer, die besonders mit der Airbrush interessante Techniken zeigen, die sich auch in unserem Maßstab nutzen lassen. Gleichzeitig haben die aber irgendwie Angst vor allem, was nicht speziell für Miniaturenmaler entwickelte wasserbasierte Acrylfarben sind. Manche Dinge wie etwa Haare sind da auch völlig stilisiert, weswegen man sich da nur selektiv Anregungen holen kann.
Und natürlich gibt's die Militaria-Maler, die zwar auch hauptsächlich speziell auf sie zugeschnittene (und entsprechend bepreiste) Produkte nutzen, sich da aber auch an Alkydharz- und Ölfarben trauen. Nur gibt's da wiederum eine Abneigung gegen die Airbrush bei der Feinarbeit zugunsten von mit enormem Aufwand handgemalten Konstrasten, die auf mich ziemlich unnatürlich wirken. So richtig überzeugt haben mich die Figuren deswegen selten. Die Comicmaler finde ich bei der Haut realistischer, obwohl sie nicht mit realen Vorbildern arbeiten. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache, das Niveau im Militariabereich ist unbestreitbar hoch und die meisten Anregungen habe mir bisher auch von dort geholt.
Idealerweise sollte ich mich auch mit Portraitmalerei in 2D beschäftigen, da ist ganz sicher mit Abstand die größte Expertise vorhanden. Dazu fühle ich mich aber zu wenig künstlerisch bewandert und müsste dann auch noch alles in 3D übertragen.
Also bleibt nur Herumexperimentieren mit Anregungen aus allen Bereichen. Schon vor längerem habe ich gelernt, dass es keine Hautfarbe(n) gibt, sondern der Eindruck von Haut durch Schattierungen in sehr unterschiedlichen Farben entsteht, die einzeln nicht unbedingt an Hauttöne denken lassen.
Wie das funktionieren kann, zeige ich an den recht dünnen Beinen einer Figur in 1:24. Generell bringe ich Farbe in sehr vielen transparenten Schichten auf, durch die zuvor aufgetragende Farben noch durchscheinen. Das sieht zwischendurch sehr abenteuerlich aus, man sollte aber keine Angst vor starken, kontrastierenden Farben haben. Angefangen habe ich mit der Vorschattierung in Schwarz-Weiß, dann halbdeckend Violett. Also wirklich Violett, wie man hier sieht:
Danach folgt ein transparenter Auftrag in Knallrot, danach sieht alles noch viel greller aus. Dann folgen diverse sehr dünne Schichten in Hellbraun, fast weißem Pink und blassem Orange. Man kann immer weitere Schichten auftragen, bis man den Eindruck hat, es passt. Ich habe leider sonst keine Bilder von den Zwischenschritten gemacht, weil ich alle Farbschichten direkt ineinander auftrage. Zum Schluss sehen die Beine so aus:
Insgesamt bin ich mit der Technik sehr zufrieden, zum ersten Mal habe ich den Eindruck von echter Haut. Allerdings muss ich noch viel Erfahrungswerte sammeln, um Sättigung und Kontrast zu kalibrieren. Besonders bei Gesichtern finde ich es schwierig, das zu beurteilen, solange der Rest der Figur nicht bemalt ist. Da werde ich sicher oft über's Ziel hinausschießen. Andererseits ist alles auch eine Sache des Stils, und da bin noch wild am Experimentieren. Es hilft sicherlich, wenn man weiß, dass die Figur in einer bestimmten Umgebung stehen soll, so dass man sich an der Atmosphäre zum Beispiel eines Dioramas orientieren kann.