ich wollte ein bisschen von meinen schon länger andauernden Landschaftsbauversuchen berichten. Alles lief reichlich planlos, hat aber trotzdem Spaß gemacht. Die Gleisführung meiner an einem Nachmittag aufgebauten Teppichbahn ist wenig plausibel, um es vorsichtig auszudrücken. Dementsprechend war es eigentlich nicht besonders sinnvoll, einfach zwischen den Gleisen auf dem Teppich mit der Ausschmückung anzufangen.
Gemacht habe ich es trotzdem, denn sonst hätte ich die "Anlage" erst ganz neu aufbauen müssen. Dann hätte mich mir Gedanken über einen sinnvollen Gleisplan gemacht, hätte festgestellt, dass eine Teppichbahn ohne Unterbau nicht besonders zukunftsfähig ist und dass mein altes Gleis- und Rollmaterial von LGB sowieso keine Modellanlage hergibt. Kurz, auf absehbare Zeit wäre gar nichts passiert. Mit der Spielbahn auf dem Teppich konnte ich stattdessen bei den Techniken im Geländebau einiges lernen, auch wenn natürlich keine stimmige Landschaft herauskommen kann.
Andererseits kann ich mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen, wie der Landschaftsbau bei einer echten Anlage mit Unterbau laufen könnte. Nach zwei Metern Landschaft lernt man so viel, dass man die Teile davor wieder abreißen muss, um ein homogenes Bild zu erhalten. Ich habe aus dem Grund auch immer wieder ältere Geländeteile verschlimmbessert. Vielleicht sind in unserem Maßstab deshalb durchgestaltete Innenanlagen so selten und stattdessen Module und Dioramas beliebt?
Als ich vor gut zwei Jahren mit der Ausschmückung angefangen habe, habe ich einfach wild Dinge wiederverwertet, die halt so rumlagen. Steinchen von der Straße auf die Gleise, angemalte Styroporverpackungen und Pappreste dazwischen. So sah es auch aus, aber als Anfänger freut man sich trotzdem, die Ansprüche steigen ja erst mit der Erfahrung, zum Glück. Irgendwann habe ich mir wenigstens einen Sack Gips gekauft, später ein paar Fertigformen, noch später sogar einen Greenkeeper zum Begrasen.
Rein technisch hat sich an dem Gestümper nichts geändert, Gleise und Landschaftsteile liegen einfach auf dem Teppich. Wenn mal Unterbau da ist, besteht er aus altem Gerümpel, das irgendwo verstaut werden muss:

Be der Oberflächengestaltung gab's schon eine Lernkurve. Eine Felsgestaltung nur durch Ritzen habe ich nicht hinbekommen, das Ergebnis sah immer wie eine schlecht verputzte Kellerwand aus. Vielleicht geht es mit viel Aufwand und sehr kleinen Felspartien, aber dazu habe ich zu viel Fläche und zu wenig Geduld. Mit Fertigformen ging es besser, aber die gegossenen Stücke haben sich nicht gut in die Landschaft eingefügt und alles sah sehr nach Flickwerk aus.
Zur Zeit baue ich die Felsen also aus einer Mischung von Gussteilen und selbst geritzten Partien. Dazu nehme ich Füllspachtel, dadurch habe ich etwas länger Zeit, bevor der Gips abbindet. Bei den selbst modellierten Teilen versuche ich, die Strukturen der gegossenen Felsen in etwa fortzusetzen und zu verbinden. Insgesamt bin ich auch dazu übergegangen, feine Muster horizontal, große Strukturen eher vertikal zu modellieren. Ob das bei der Art Gestein (Granit?) irgendwie realistisch ist, sei dahingestellt, aber ich will vermeiden, dass die Felsen wegen der Fertigformen völlig chaotisch und zusammengestückelt aussehen. Inzwischen klappt das so einigermaßen, anfangs gar nicht.
Das Gelände selbst baue ich vollständig aus Styropor(resten). Die Arbeit am Rohbau finde ich ziemlich zeitaufwändig und anstrengend, weil die Landschaft in viele tragbare Teile aufgeteilt werden und irgendwie zwischen die Spielbahngleise passen muss. Sich zwischen der Achterbahn etwas einigermaßen Stimmiges auszudenken, ist gar nicht so einfach. Außerdem muss ich mit dem Styropor schon sehr nah an die endgültige Struktur kommen muss, um später beim Spachteln Material zu sparen. Anderenfalls muss ich mit Gips nicht nur die Oberfläche, sondern auch Geländeformen modellieren. Dann werden die großen Module zu schwer, um sie auf einem kleinen Zeh balancierend in irgendwelche Anlagenecken einzupassen. Zudem ist alles schwimmend auf dem Teppich "verlegt", dadurch kann sich bei dem ständigen Auf- und Abbau alles verschieben.
Die Geländeteile nenne ich mal Module, auch wenn der Begriff eigentlich irgendeine Art von Systematik impliziert. Bei mir sind Größe und Form der Module völlig zufällig entstanden, je nachdem, was gerade für Styroporreste da waren oder daneben an Gerümpel stand.
Bei der Gestaltung habe ich anfangs unmotivierte Felsen, Spalten, unschöne Übergänge usw. toleriert, denn "da kommt ja sowieso noch Grünzeug drüber, dann wird das schon alles irgendwie kaschiert". Mag sein, aber schön wird's dann nicht mehr. Also versuche ich jetzt so zu arbeiten, dass ein Stück Landschaft auch in frühen Arbeitsgängen schon stimmig aussieht.
An den Stellen, wo ich nicht ritze, streue ich in verschiedene Größen gesiebtes Geröll aus Gipsresten direkt in den frischen Gips, damit spare ich mir die Befestigung und separate Bemalung. Auch Pfade kann ich mit verschieden großen Steinchen schon grob markieren. Schließlich siebe ich noch etwas Gipspulver über die frischen Flächen. Das Pulver bindet auf den feuchten Stellen ab und bildet eine rauhe Oberfläche, die glatte Wulste und andere verräterische Texturen kaschiert.
Jetz aber endlich mal ein Bild, wie einige der Module nach dem Rohbau aus Styropr und Gips aussehen:

Das Hangteil mit steilem Wanderweg etwas näher betrachtet:

Bei der Kolorierung mache ich es mir einfach und schütte einfach einen Eimer stark verdünnte graue Wandfarbe über das gesamte Modul. An ein paar Stellen tupfe ich noch nass in braunen Tönen nach, ansonsten sorgt der Gips von allein für eine plastische Struktur. So dauert die Bemalung von einem Quadratmeter Landschaft keine zehn Minuten:

Nachteil der Methode ist die nur indirekte Kontrolle über die Farbgebung, der Gips hellt beim Trocknen noch über Tage nach. Außerdem muss man enorm aufpassen, für Gussfelsen und geritzte Partien die gleiche Gipskonsistenz zu verwenden, also auf keinen Fall schön flüssig zum Gießen und schön fest zum Spachteln. Sonst absorbieren die Teile die Farbe unterschiedlich und die Übergänge werden sehr hässlich sichtbar. Ganz angeglichen bekommen habe ich das Absorptionsverhalten von gespachtelten und gegossenen Partien aber nicht, habt ihr da Tipps oder Erfahrungen?
Zum Nacharbeiten nutze ich noch manchmal etwas halbtransparenten Lack in Braun und Grau aus der Sprühdose, damit lassen sich Partien noch nachträglich optisch vereinheitlichen oder etwas lebhafter gestalten.
Im nächsten Schritt streue ich gesiebte Erde und Fine Turf über das Modul. An so einem Hang kann ruhig Felsuntergrund durchscheinen, auf flacheren Geländeteilen streue ich mehr Erde auf. Geröll und Felsen fege ich mit einem Pinsel frei und fixiere das Ganze mit gesprühtem Leimwasser:

Danach folgt die erste Begrasung:

Eine zweite Schicht Gräser fehlt noch, aber mein Greenkeeper schwächelt schon wieder, obwohl er bereits einmal repariert wurde. Auch ein paar Bodendecker und Blumen sollen noch dazukommen. Eventuell gibt's noch ein paar kleine Büsche und oben rechts ist auch eine Halterung für eine optionale Fichte eingebaut.
Hier noch die beiden anderen Module nach den gleichen Arbeitsschritten:

In den Modulen sind sieben Holzklötze mit Bohrung als Halterung für Bäume verbaut sind. Außer Erde und Fine Turf habe ich deshalb um die Baumlöcher auch zerkleinertes Laub aufgestreut, damit potentielle Bäume später nicht völlig unmotiviert in der Graslandschaft stehen
Und so sehen zwei der Module in der Anlage aus der Wanderer-Perspektive aus:

Und aus der Märklin-Perspektive, insgesamt sind auf dem Bild acht Module zu sehen:

Ich überlege, wie viel Details ich in dem Abschnitt noch nacharbeite. Auf der einen Seite ist das bisher eigentlich nur die Basisgestaltung, auf der anderen Seite kommt ein Betrachter da kaum auf drei Meter heran.
Acht weitere Module sind noch im Rohbau, aber seit dem Kälteeinbruch Anfang Dezember ist für's erste Baustopp, da bei den Temperaturen auf dem Dachboden nichts mehr trocknet.
Euch allen einen guten Rutsch!