noch mal ein kleines Update zu meinen Figurentests. ModelU habe ich inzwischen aufgegeben, die Qualität scheint kaum über verwaschene Selbst-Scans hinauszugehen und ist für unseren Maßstab wohl ungeeignet. Schade, denn dort gibt es das einzige auf Modellbahner ausgerichtete Angebot.
Bei ReedOak habe ich angefragt, ob auch Drucke in 1:22,5 möglich seien und eine positive Antwort bekommen. Auf eine Rückmeldung bezüglich meiner konkreten Bestellung warte ich allerdings noch. Die Figuren sind teuer, aber ich bin mir inzwischen sicher, dass die Qualität sowohl der 3D-Modelle als auch der Drucke absolut tadellos ist. Wenn man selbst 3D-Scans erstellt, nacharbeitet und drucken lässt, muss man dahin erst einmal kommen. Außerdem gibt es viele originelle Figuren im Angebot, die wirklich gut in ein Modellbahn-Setting verschiedenster Epochen passen.
Von Hobby Design und Tori Factory habe ich einige Figuren aus China bestellt. In einigen Details sind die Vorlagen, naja, etwas eigen. Aber besonders für die Wagenbestückung könnten die trotzdem gut geeignet sein, denn die Gesichter scheinen recht fein detailliert.
Angekommen sind bereits einige 3D-gedruckte Figuren von MAiM und North Star Models sowie Spritzguss-Bausätze von Master Box. Vor allem am Preis-Leistungs-Verhältnis kann ich bei MAiM nichts meckern, viel billiger kann man eigene Dateien in der Qualität kaum selbst drucken lassen. Leider ist der günstige Preis wohl auch der Grund, warum dort kein Sonderdruck in 1:22,5 möglich ist.
Die beiden zwei Figuren von North Star Models haben eigentlich in diesem Forum nichts zu suchen habe, sie waren nämlich schon fertig gebaut und bemalt und damit auch dementsprechend teuer. Mich hat einfach interessiert, was man so kriegen kann, wenn sich wirklich nur auf Fertigprodukte beschränkt.
Hier mal einige der Figuren, die ich in den letzten Wochen noch bekommen habe, im Vergleich:

Die beiden Spritzguss-Figuren ganz links sind ja schon bekannt und nur zum Vergleich im Bild. Die Dame am Tisch und der Herr daneben im blauen Hemd sind die Fertigfiguren, der Herr mit den Rückenproblemen ein 3D-Druck von MAiM und der rauchende Mann in Grün ein Spritzguss-Bausatz von Master Box.
Und noch mal die beiden Fertigfiguren sowie die MAiM-Figur etwas größer:

Die MAiM-Figur ist ausdrucksstark modelliert, so dass sich vor allem die Hautbereiche mit Schattierungen plastisch bemalen lassen. Die beiden Fertigfiguren sind ebenfalls sehr gut, besonders die Kleidung tadellos bemalt und die Präzision der Details ausgezeichnet. Solch feine Punkte und Linien kriege ich selbst nicht annähernd hin und muss bei der Technik schummeln. Der Aufdruck auf dem T-Shirt hinten ist grandios. Ich sehe nur nicht ganz den Sinn, sowas per Hand zu malen, das kann man doch eigentlich ganz einfach mit Decals machen. Mehr geht bei der Bemalung natürlich immer, aber dazu braucht man schon recht fortgeschrittene Künste inklusive Airbrush. Hier mal ein Beispiel, was alles möglich ist. Die Figur ist so gut, da sieht die Botanik im Vergleich richtig armselig aus.
Mir persönlich sind die Fertigfiguren ihr Geld aber trotzdem nicht ganz wert. Zum einen reizt es mich nicht, solche handwerklichen Feinarbeiten an Profis auszulagern, ähnlich wie ich wenig Interesse daran habe, mir Handarbeits-Loks für viel Geld in China zusammenlöten zu lassen. Solange ich das selbst nicht kann, bleibe ich lieber bei schlechten Großserienmodellen, sonst kann ich genausogut teure Schweizer Uhren sammeln.
Zum anderen würde ich solche Figuren selbst nicht allzuviel schlechter, in einigen subjektiven Aspekten mit etwas mehr Übung vielleicht sogar besser hinbekommen. Hier mal das Gesicht eines selbst bemalten 7-Euro-Bausatzes im Vergleich mit dem 30-Euro-Fertig-Mann:

Das Gesicht, besonders die Augenpartie, ist gut gezeichnet, aber halt ohne Schattierungen, ob Augenhöhlen, Stirnfalten oder Bartschatten. Auch das Haar, besonders der Haaransatz geht besser; ich finde, eine einfache Farbkante reicht da nicht. Nun verhält es sich mit Schattierungen von Gesichtern meiner Ansicht nach ein bisschen wie mit Alterungen von Rollmaterial. Beides ist notwendig für einen einigermaßen realistischen Eindruck, aber die Geschmäcker gehen auseinander und man kann schnell alles versauen. Bei den beiden Gesichtern oben ist das wohl noch eine Geschmacksfrage. Ich selbst mag aber Gesichter mit Schattierung lieber, auch wenn ich da noch ganz klar in der Übungsphase bin.
Bei der 50-Euro-Frauenfigur finde ich allerdings das Gesicht in der Nahaufnahme nicht mehr akzeptabel, gerade im Vergleich zu einem meiner früheren Versuche:

Das Gesicht wirkt sehr flach und puppenhaft. Auch an den Armen fehlen Schattierungen. Klar, den Preis bezahlt man hauptsächlich für den gimmickhaften T-Shirt-Aufdruck, aber das Gesicht sollte nicht so abfallen. Auch die Chucks-Schuhe sind bei der Fertigfigur zwar feiner bemalt als bei mir, aber so richtig fällt der Unterschied im Vergleich nicht auf.
Insgesamt sehen alle Figuren aber deutlich besser aus als alles, was man von den Bahn-Zubehör-Herstellern so bekommt. Zum Vergleich ein Gesicht einer aktuellen Preiser-Figur, sowas ertrage ich inzwischen nicht mehr:

Von MAiM habe ich auch noch ein paar Tierfiguren bestellt. Sowas kann man sicher auch selbst drucken lassen, aber die Sets waren unter 10 Euro und fein dedruckt. Besonders die Tauben ließen sich recht einfach bemalen:

So ein kleiner Schwarm passt eigentlich überall hin:

Dann bin ich beim Bemalen auf ein praktisches Problem gestoßen, vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen. Die von mir verwendeten wasserbasierten Farben scheinen sich durch die Wärme und Feuchtigkeit der Hand auch nach langem Durchtrocknen wieder anzulösen. Dadurch habe ich Schwierigkeiten besonders beim Bemalen der Details, weil ich die Figuren an bereits kolorierten Teilen nicht richtig festhalten kann.
Ich habe wasserbasierten Mattlack als Schutzschicht probiert, aber der macht ähnliche Probleme. Nur Lack aus der Sprühdose sorgt für eine wirklich stabile Fixierung, aber den kann ich nicht partiell oder gar immer wieder zwischendurch aufbringen. Die beste Lösung ist vermutlich einfach die Verwendung von Oldschool-Alkydharzlacken. Die neuen wasserbasierten Lacke sind halt so schön praktisch und bequem, außerdem relativ einfach wieder korrigierbar.
Eine anderer Aspekt ist, dass bei mir jeder Mattlack bei ausreichend robuster Schichtdicke doch wieder ein etwas seidenglänzendes Finish hinterlässt, was besonders bei T-Shirts und Ähnlichem den Gesamteindruck stört. Das Problem kennt man ja grundsätzlich vom Altern, aber eine richtige Lösung hab ich noch nicht gefunden.