nachdem ich nun über den Bau des G4 berichtet hatte, möchte ich nun über die Braunschweiger Düwags berichten.
Da dies nicht der erste Düwag ist, den ich in 1:22,5 umsetze, kann ich die Vorbeschreibungen dazu etwas reduzieren. Ausführliche Beschreibungen zum Düwag gibt es hier: modellbau/viewtopic.php?t=7434&start=34
Der Düwag-Gelenkwagen wurde bis 1956 bei der Düsseldorfer Waggonfabrik entwickelt. Nach Regelspurwagen für Düsseldorf und Meterspurwagen für Bochum beschafften zahlreiche Städte in Deutschland und Westeuropa diesen Wagentyp.
Konstruktiv ist der Wagen nicht einmal etwas Neues. Das Jakobsdrehgestell wurde bereits 50 Jahre zuvor bei der Waggonfabrik Rastatt entwickelt, das Design ist an die amerikanischen PCC-Wagen angelehnt, die damals das modernste waren, was es auf dem Straßenbahnsektor gab.
Auch Braunschweig beschaffte 1962 diesen Erfolgstyp. Die Besonderheit war die Spurweite von 1.100 mm. Diese gibt es heute sonst nur noch in Rio und im Museum am Schönberger Strand. Sonst gab es diese Spurweite noch in Lübeck und Kiel, wo bis 1985 auch Düwag-Wagen zum Einsatz kamen.
Als Werner Rabe Braunschweig im Sommer 1965 besuchte, waren die Wagen erst wenige Jahre alt:






Was bei den Braunschweiger Wagen auffällt ist auch, dass sie die Widerstände wie üblich auf dem Dach tragen, sondern unter dem Wagenboden. Dies ist mir beim Düwag-Standardtyp sonst von keiner anderen Stradt bekannt.
Als Bonus möchte ich dieses schöne Bild des damals ebenfalls noch neuen Bahnhofes nicht vorenthalten:

Ab Ende der 1960er Jahre entwickelte die Düwag in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben Mannheim eine Weiterentwicklung des Düwag-Standardtyps, der deshalb als „Typ Mannheim“ bezeichnet wurde.
Auch Braunschweig beschaffte Fahrzeuge dieses Wagentyps, die dort bis heute als „Mannheimer“ bezeichnet werden.
Ein Kuriosum ist, dass eine Neuerung des Typ Mannheims, die Unterbringung der Widerstände unter dem Wagenboden, in Braunschweig bereits beim Standardtyp zum Einsatz kam. Beim Braunschweiger „Typ Mannheim“ kamen die Widerstände im Gegensatz zu allen anderen Wagen dieses Typs aufs Dach.
Als weiteres Alleinstellungsmerkmal unter den „Mannheimern“ hatten die Braunschweiger Wagen einen Liniennummernkasten auf dem Dach.

Auffällig war auch das Lackschema der Braunschweiger Wagen in türkis-inka. Leider konnte sich diese besondere Lackierung nicht besonders lange halten. Die zweite Serie kam schon wieder in einem eher klassischen Farbschema.
Ebenso wurde die zweite Serie nicht mehr von Düwag geliefert, sondern in Lizenz von LHB. Aber das lag wohl mehr an der protektionistischen Grundhaltung der damaligen niedersächsischen Landesregierung.
Historische Einsatzbilder der Mannheimer habe ich leider nicht, aber dafür sind noch heute einige Wagen im Liniendienst anzutreffen, zuletzt bin ich gerade vergangenen Donnerstag mitgefahren:




Ein Einzelstück blieb der umgebaute Wagen mit einem Niederflurmittelteil. Er wurde vor drei Jahren allerdings schon wieder ausgemustert.
Aber nun zu den Straßenbahnmodellen im Maßstab 1:22,5:

Die Teile aus Polystyrol werden nach unten hin abgerundet.

nebenbei wurden die verschiedenen MDF-Schichten aufeinander geklebt.


Anbringen der L-Leisten 20x20 mm aus dem Bauhaus, um die Wände mit dem Boden zu verbinden.




Die Fronten bestehen aus 0,5 mm starkem Messing. Sie werden gebogen und auf die Wagenkästen aufgeklebt. Die Form wird durch die Führerstandseinbauten vorgegeben.

Beim Heck erfolgt das auf eine ähnliche Weise


Zusammenbau der Sitze - in grün für den Standardwagen, in rot für den Mannheimer

Die oben zu sehenden Dächer wurden mittels einer Feile in Form gebracht. Durch die Stufenform der Schichten ist das einfacher als er scheint.
Zur Wiederholung der Vollständigkeit halber noch mal die Bilder vom G4-Baubericht, die das Behandeln mit Schnellschleifgrund und das Spritzspachteln zeigen:



Hier geht es an einen der schwierigsten Schritte des Baus, das Einpassen der Front. Da es nicht, zumindest mir nicht, möglich ist die Einfassung so exakt einzulöten, dass es exakt passt, wird die Aufnahme für die Scheibe mittels Schablone abmarkiert und mit dem Trennschleifer eingeschnitten.


Aufkleben der Dächer


Montage der für Braunschweig typischen Liniennummernkästen.

Die Dächer enden am Portal. Auf der anderen Seite des Wagenportals muss ein Passstück eingesetzt werden, das ein Einschwenken des Gelenkportals gestattet.
Die Oberseiten werden nach dem Verkleben verspachtelt. Hierfür nutzte ich hier erstmals Kunstharz, was sich als bedeutend widerstandsfähiger erwies.


Spritzspachteln der gesamten Wagenkästen.


Montage der Drehgestellblenden.
Herstellung der Dachaufbauten:




Lackieren der Mannheimer Wagenkästen in türkis

Die Standardwagen wurden in beige lackiert


Stellprobe des Standardwagens
Abmarkieren und Abkleben des Mannheimers:



Zum Abkleben benutze ich das Malerband aus Japanpapier von Tesa. Das ist benutzerfreundlicher als das Kreppband.

Stellprobe in türkis-inka


Vorbereitung der Drehgestelle für den Einbau

Die verschiedensten Düwag-Türen
Detail am Rande: Die Rückspiegel. Diese sind im Modellabahnbetrieb oft das, was als erstes weg ist, Daher mache ich diese einklappbar,
Dies passiert mit einer Messinghülse, in der der Draht gelagert wird.

Die Messinghülsen lassen sich einfach so zuschneiden, indem man das Rohrprofil mit Kreppband auf ein Stück Holz klebt und die Abstände abmarkiert. Dann kann man sie einfach mit dem Trennschleifer abschneiden.


Besonders aufwändig war das Lackieren der Standardwagen mit dem breiten Zierspitz, der bis auf die Tür reicht:







Einbau der Frontscheiben:



Für die Verglasung der Heckscheiben nutze ich Windowcolorfolie, die ca. 0,3 mm stark ist.


Einbau der Beleuchtung:



Für die Abblendungen nutze ich solche von Reichelt, die es für wenige cent zu kaufen gibt.




Die Fahrhebel entstanden aus einem Alurohrprofil und einem Stecknadelkopf




Für die Dachwiderstände hatte ich lange keine passende Lösung, bis mir die Idee kam diese nur anzudeuten, da Federn einen Durchmesser von ca. 1,5 mm haben müssten.

Hergestellt habe ich sie dann aus 1,5 mm starkem Acrylglas gelasert und dabei Kerben vorgesehen.




So, geschafft. Nun einige Bilder der fertigen Wagen















